Award / Auszeichnung | 09/2021
BDA-Preis Rheinland-Pfalz 2021
©Hans-Georg Merkel
Altes Forsthaus
Anerkennung
Haack Lauerbach Architekten BDA
Architektur
Projektdaten
-
Gebäudetyp:
Kultur-, Veranstaltungsgebäude
-
Projektgröße:
keine Angabe
-
Status:
Realisiert
-
Termine:
Fertigstellung: 01/2019
Projektbeschreibung
Im Auftrag der Ortsgemeinde wurden im Rahmen der Dorfmoderation Kriterien des zukünftigen Projekts durch Bürgerbeteiligungen gesammelt, die anschließend im Wettbewerbsverfahren die Anforderungen definierten. Die Ortsgemeinde Hördt erwarb 2013 das historische Anwesen „Altes Forsthaus“ aus Gebäudebestand und naturnahem Areal. Zu Beginn fand 2013 ein Architektenwettbewerb mit dem Ziel statt, aus dem ebenfalls zu entwickelnden Nutzungskonzept ein für die Öffentlichkeit mit vielfaltigen Funktionsmöglichkeiten zu belegendem Projekt zu etablieren. Die intensive Auseinandersetzung vieler Bürgerinnen und Bürger forderte die Identifikation mit den Themen rund um das Projekt und führte zum „Bürgerzentrum Altes Forsthaus“ in Hördt. Aus der Nutzung und dem städtebaulich-landschaftlich einzigartigen Standort wurden die Maßnahmen für eine Sanierung mit Umbau und Erweiterung des ca. 120 Jahre alten Gebäudes in den Folgejahren entwickelt. Die Umsetzung der Baumaßnahme an den Gebäuden erfolgte ab 2019 und fand in den Freianlagen in 2020 einen Abschluss. Das Gesamtkonzept stellt ein Ergebnis gezielt eingesetzter, öffentlicher Investitionen zur zukunftsorientierten, nachhaltigen Sicherung historischer Bausubstanz dar. Das zusätzliche Raumangebot bietet einen generationsübergreifenden Treffpunkt für Senioren, Teenager, Familien, Vereinstätigkeiten, für den öffentlichen und privaten Gebrauch. Das „Alte Forsthaus“ stellt Raume für Vereine, einen Bürgersaal und die vom Land Rheinland-Pfalz eingerichtete Ausstellungsflache „Wasser, Aue, Wandel“ bereit. Mit dieser Ausstellung zu Klimawandel, Waldökologie und dem ortsbezogenen Hochwasserschutz Hördter Rheinaue wurde neben der Sicherstellung einer nachhaltigen Nutzung dem Standort auch ein übergeordneter Bezug zu den aktuellen gesellschaftlichen Themen hergestellt. Somit kann das Projekt „Bürgerzentrum Altes Forsthaus“ für die wechselseitigen Abhängigkeiten und einen sensiblen Umgang mit der Vielfalt der Thematik „Ressource“, über die Wahrnehmung von Ort und seiner näheren Umgebung, bis hin zu den gesamtheitlichen Aspekten der Umwelt stehen.
Beurteilung durch das Preisgericht
Das „Alte Forsthaus“ steht an einem arkadischen Ort am Rand im südpfälzischen Hördt, unweit des Klingbachs, inmitten der Landschaft. Fern von jedem Objektnarzissmus haben die Gemeinde als Bauherrin und das Architektenpaar Heike Haack Lauerbach und Mathias Haack das rund 120 Jahre alte Gebäude ins Zentrum des 2700-Einwohner-Dorfs gerückt. Sensibel und achtsam, werthaltig en detail. Bauen als Herzensangelegenheit, schon gleich nach Erwerb des Gebäudes wurde die Dorfgemeinschaft bei einer Dorfmoderation in die Planung einbezogen und auch über den Architekturwettbewerb 2013 hinaus beteiligt. Ein identifikatorischer Prozess, bestimmt in Teilen anstrengend, aber rentabel. Entstanden ist ein multifunktionales Bürgerzentrum, unter anderem mit einem sacht angebauten Veranstaltungssaal, überdacht von einer imposanten Holzkonstruktion. Im Dachgeschoss des Bestandsbaus ist die Dauerausstellung „Wasser, Aue, Wandel“ zum Klimawandel, zur Waldökologie und zum Hochwasserschutz in der Hördter Rheinaue eingerichtet. Der Ortsbürgermeister hat im Erdgeschoss temporär seinen Sitz. Dabei wurde bei der Sanierung und dem Umbau so viel es geht an Funktionalität und Substanz erhalten, der Charme des Gebäudes behutsam freigelegt und alles dann nachhaltig fortgebaut. Das Bürgerzentrum „Alte Forsthaus“ verströmt so gewachsene Zeitgenossenschaft. Eine vorbildliche Vorlage für die weitere Dorfentwicklung, die als nächstes jetzt ein Erlebnispfad am nahen Klingbach vorsieht. Ganz groß im Kleinen. Ein Anlass über Gemeinsinn und Zukunft abseits der prekär gewordenen Metropolen nachzudenken.
©Hans-Georg Merkel
©Hans-Georg Merkel