Nichtoffener Wettbewerb | 10/2013
Berlin TXL, The Urban Tech Republic, Städtebauliche Vorqualifikation
©nps tchoban voss
Vogelperspektive
2. Preis
Architektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Landschaftsarchitektur
Erläuterungstext
Der auf dem Masterplankonzept der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt basierende Entwurf für das 461 ha große Gelände des derzeitigen Flughafens Berlin Tegel sieht für die zwei Wettbewerbsbereiche sich ergänzende Gestaltungsansätze vor, die das Spannungsfeld zwischen urbanen Stadtstrukturen und offenen Landschaftsräumen thematisieren und auf die jeweils speziellen Anforderungen der Nutzungsbereiche reagieren.
Da sich die sukzessive Entwicklung des gesamten Areals über einen längeren Zeitraum erstrecken wird, basieren beide Konzepte auf dem (städtischen) Block als flexiblem Grundmodul für die in mehreren Phasen geplante Entwicklung des Gesamtgebiets.
Die im Masterplan durch Straßen und übergeordnete Grünräume abgegrenzten, großteiligen Baufelder werden in einem ersten Schritt durch ein sekundäres Freiraumsystem ergänzt, welches die phasenweise Entwicklung unterstützt und kleinteiligere Einzelbaufelder definiert.
Teilbereich Terminals
Der südliche Zugang zum Planungsgebiet und zum zukünftigen Beuth-Campus wird durch die bestehenden bleibenden Flughafenstrukturen geprägt werden.
Das Terminalgebäude, der High-Flyer und insbesondere der Tower des Flughafens sind bereits bei der Überquerung des Berlin-Spandauer Schifffahrtskanals sichtbare Identifikationspunkte für das gesamte Areal.
Eine zusätzliche Betonung erfährt dieser südliche Quartierseingang, abweichend von der im Masterplan vorgeschlagenen Variante mit zwei Hochpunkten, durch die Definition eines komplementären Hochpunkts zum bestehenden Tower auf der westlichen Seite der Hauptzufahrtstraße. (Ein weiterer Hochpunkt auf der östlichen Seite stünde in Konkurrenz zum Flughafen-Tower und seiner identitätsstiftenden Funktion.)
Die östlich und westlich der markanten Terminalgebäude und des zentralen Grünraums gelegenen Baufelder werden, parallel zu den Haupterschließungsstraßen und entlang der Grenze der Bauphasen, durch lineare Landschaftsachsen geteilt.
Diese halböffentlichen, durch lokaltypische Vegetation und Artefakte des Flughafens geprägten Binnenräume sollen den zukünftigen Nutzern der Instituts-, Büro-, Verwaltungs- und Gewerbebauten als identitätsstiftende Erholungsbereiche dienen und den Campuscharakter des zentralen Planungsbereichs unterstreichen.
Die entlang dieser Landschaftsräume befindlichen Baufelder werden als Blöcke definiert, die bestimmten Regeln unterworfen sind.
Die Bebauung der Baufeldecken und die Ausbildung einer geschlossenen Straßenkante mit den im Masterplan ausgewiesenen maximalen Höhen von 23m beziehungsweise 15m entlang der Hauptstraßen und der übergeordneten Grünräume ist zwingend vorzunehmen.
Die Baufeldgrenze entlang der blockinternen Landschaftsachse kann dagegen flexibel gestaltet werden. Es besteht die Möglichkeit, den Block vollständig zu schließen, die Grenze unbebaut zu lassen und einen U-förmigen Hof auszubilden oder den gesamten Innenbereich eingeschossig zu überbauen.
Die in der Planung dargestellten Strukturen sind somit für die einzelnen Felder nur beispielhaft und können auch eine andere Aufteilungsmöglichkeit bieten.
Im künftigen Bebauungsplan sollten hier nur Baufelder mit Baugrenzen ausgewiesen werden, um eine größere Flexibilität für Investoren und Nutzer zu gewährleisten.
Teilbereich östlicher Quartierseingang
Der Zugang von Osten erfolgt nördlich der Cité Pasteur und wird analog zur Eingangssituation im Süden durch eine einzelne Höhendominante an der Spitze der Konfluenz zwischen der A 111 und der Verlängerung des Kurt-Schumacher-Damms markiert.
Während die südlichen Baufelder nach Norden durch die hinter eine Vorgartenzone zurückgesetzte Bauflucht der urbanen Blöcke des Gewerbebandes und des Campusareals markiert werden, sind die nördlichen Baufelder des Industrieparks auf dem derzeitigen Rollfeld in einer Übergangszone durch eine Bebauung mit solitären Verwaltungsbauten bestimmt.
Diese Gebäude markieren die Zugänge zu den dahinter liegenden Blöcken des Industrieparks mit seinen großflächigen Hallenbauten.
Die Bebauung dieser Baufelder erfolgt entlang eines orthogonalen Rasters und bildet nach außen klare Blockkanten, in die großzügige rechteckige Grünflächen eingeschnitten werden.
Diese Freiflächen öffnen sich zu übergeordneten linearen Grünachsen in Nord-Süd-Richtung sowie zum offenen Landschaftsraum des Flugfeldes und der Tegeler Heide. Der spannungsvolle Kontrast zwischen Naturraum und den großmaßstäblichen Volumen der Hallenbauten wird durch den weitestgehenden Erhalt der identitätsstiftenden Flughafeninfrastruktur betont und bestimmt den spröden Charakter des Areals.
Landschaftskonzept
Das landschaftliche Konzept wird durch drei Komponenten definiert. Die historisch gewachsene Landschaft der Tegeler Heide wird als Landschaftsbild mit starkem Charakter neu interpretiert und in das Planungsgebiet, mittels Vegetations- und Gehölzwahl, integriert. Die authentischen Spuren der Flughafennutzung sind sehr identitätsstiftend und werden in großen Teilen im Entwurf ablesbar und erlebbar gestaltet. Auf diese Weise fungieren die großen Landebahnen als Vermittler zwischen den Industrieneubauten und der Heide- und Wiesenlandschaft, dem Tegeler Erholungsraum.
Die städtebauliche Figur des neuen Stadtquartiers ist maßgebend für die urbanen Grün- und Freiräume. Es werden Grünzüge unterschiedlicher Hierarchie entwickelt, die das neue Quartier an die Umgebung anbinden und als öffentliche Grünräume eine hohe Vernetzung- und Aufenthaltsqualität aufweisen. Die wichtigste Grünachse verbindet die südlichen Haupteingänge mit dem großzügigen Landschaftsraum im Norden und weitet sich am Tower zur zentralen TXL Plaza. Bepflanzte Gemeinschaftshöfe und Vorgärten ergänzen das Freiraumcluster zu einem offenen und grünen Stadtquartier.
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Einzelbaufelder werden in eine Vielzahl von unterschiedlichen Blockstrukturen gegliedert. Diese vielfältigen Strukturen scheinen in ihrer Ausbildung zu kleinmaßstäblich und auch nicht ausreichend flexibel für die zukünftigen Nutzungen. Positiv bewertet wird, dass das Terminalgebäude mit High-Flyer und Tower als identitätsstiftende Elemente ablesbar gemacht und auf unterschiedliche Weise inszeniert werden. Dieses wird im Besonderen bei dem Tower deutlich, der eine starke Orientierungskraft aus den unterschiedlichen Perspektiven
entwickelt.
Die Arbeit zeigt einen sensiblen Umgang mit den landschaftlichen Bezügen zu der Tegeler Stadtheide.
©Atelier LOIDL Landschaftsarchitekten
©nps tchoban voss
Perspektive am südlichen Quartierseingang
©Atelier LOIDL Landschaftsarchitekten
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Perspektive der öffentlichen Grünachse nach Westen
©Atelier LOIDL Landschaftsarchitekten
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Perspektive der internen Grünachse im Campus nach Westen
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Perspektive der internen Grünachse im Gewerbeband
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Perspektive am östlichen Quartierseingang
©Atelier Loidl
Perspektive auf der Landebahn
©Atelier Loidl
Perspektive am Platz
©nps tchoban voss, Atelier Loidl
Lageplan des gestalterischen Gesamtkonzepts
©nps tchoban voss, Atelier Loidl
Lageplanauschnitt des östlichen Quartierseingangs
Isometrie des östlichen Quartierseingangs
©nps tchoban voss, Atelier Loidl
Lageplanausschnitt des Terminalbereichs
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Isometrie des Terminalbereichs
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Volumenstudien
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Ansichten 1 und 2 der Campusbauten (oben) sowie des Industrieparks
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Schwarzplan und Freiflächenplan