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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2019

Besucherzentrum und städtebauliche Entwicklung Mathildenhöhe in Darmstadt

Anerkennung

Preisgeld: 15.000 EUR

Bruno Fioretti Marquez

Architektur

Atelier Loidl

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Der prismatische Baukörper ist losgelöst von der umgebenden Bebauung positioniert. Seine äußere Form ist nicht zufällig gewählt, sondern Ergebnis der Auseinandersetzung mit der unmittelbaren Umgebung. Die präzise gesetzten Gebäudefluchten stärken den Auftakt des Olbrichwegs, schaffen (in erster Bauetappe) eine sanfte Einmündung des Parkbereichs in Richtung Werkstattgebäude und lassen direkte Sichtbeziehungen von Westen zum Ateliergarten entstehen, der durch die Setzung des Neubaus keinesfalls eingeengt wird. Im Gegenteil entstehen am Übergangsbereich zur Hochschule sich öffnende, hochwertige Außenräume.
Die vorgeschlagenen weiteren Baukörper des Ideenteils (Baufelder 2 und 4) werden sehr kritisch beurteilt, da der ost-west-verlaufende Ergänzungsbau den Park vom öffentlichen Raum am Olbrichweg abschneidet. Diese Trennung ist aus städtebaulicher Sicht nicht nachvollziehbar. Es wird ein städtischer Platzraum geschaffen, der in seiner Größe dem Ort nicht angemessen ist. Das große, nur leicht geneigte Plateau fügt sich wenig in den Hang ein. Durch die Setzung der Gebäude werden zwar nur wenige schützenswerte Bäume weichen müssen, der Grünzug wird aber unterbrochen.
Das Besucherzentrum hat städtebaulich und von seiner äußeren Erscheinung einen selbstbewussten Auftritt und möchte sich als eigenständiges Mitglied in das zerstreute Ensemble der Mathildenhöhe einreihen. Diese Haltung wird kontrovers diskutiert und beurteilt.
Die Konstruktionsweise, besonders in Bezug auf die Setzung der Fensteröffnungen, wird kritisch diskutiert, wenngleich in Proportion und Rhythmus Analogien zur unmittelbaren baulichen Umgebung deutlich werden.
Innenräumlich ist das Besucherzentrum als Split Level organisiert, wodurch der Baukörper sich wie selbstverständlich und ohne große Geländeveränderungen in den Hang einbetten lässt. Die Orientierung innerhalb des Hauses ist selbsterklärend. Die beiden großzügigen Treppen lassen auf selbstverständliche Art und Weise einen zusammenhängend durch das Gebäude fließenden Raum entstehen. Dieser ist unter dem prägnanten Dach als Einraum erlebbar. Die Belichtung über die zentrale Dachlaterne verstärkt diese Wirkung. Die Zonierung innerhalb des Hauses entsteht durch Nischen, raumbildende Einrichtung und bedachtsam geführte Bewegungsachsen. Die überdimensional starke Außenhülle birgt einerseits Nebenbereiche wie Toiletten und Fluchtwege und ermöglicht anderseits Einschnitte, die mit gezielter Außenanbindung und spannender Lichtführung überzeugen können.
Die Poesie und das Erlebnis dieses Raumes enden leider im rückwärtigen Bereich der unteren Ebene. Die dort situierten Räume wirken abgehängt und sind schlecht belichtet. Eine Verbesserung dieser Situation wäre jedoch ohne grobe Eingriffe in den Entwurf erzielbar.
Aus denkmalpflegerischer Sicht entfaltet der selbstbezügliche Bau in seiner Großvolumigkeit, in seiner architektonischen Ausgestaltung und der fehlenden städtebaulichen Beziehung eine enorme Störwirkung auf das Ensemble Mathildenhöhe.
Die BGF-Kenndaten liegen im unterdurchschnittlichen, die BRI-Kennwerte im durchschnittlichen Bereich.
Das Besucherzentrum überzeugt durch seine innere Logik und das Innenraumangebot. Der architektonische Auftritt wird im Preisgericht kontrovers diskutiert und wird im Besonderen von denkmalpflegerischen Seite kritisch bewertet.
Atelier LOIDL Landschaftsarchitekten Berlin GmbH/ Bruno Fioretti Marquez Architekten

Atelier LOIDL Landschaftsarchitekten Berlin GmbH/ Bruno Fioretti Marquez Architekten