Nichtoffener Wettbewerb | 12/2019
Blaugrüner Ring – Vision für eine Kulturlandschaft in Düsseldorf
Der goldene Ring
FLOW – Ideas never stop
1. Preis
Preisgeld: 130.000 EUR
raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH
Stadtplanung / Städtebau
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Landschaftsarchitektur
Visualisierung
INKEK - Institut für Klima- und Energiekonzepte
Stadtforschung
Erläuterungstext
FLOW
KEIN RING, SIE ZU KNECHTEN
Die Globalisierung hat dazu geführt, dass Städte sich in einen internationalen Wettkampf um die besten Voraussetzungen für die Ansiedlung von Unternehmen, damit um die besten Talente und damit um die besten Lebensbedingungen gezwungen sehen. Dem Stadtmarketing kommt daher eine größere Bedeutung zu als je zuvor. Metropolen, die nicht wie Marken agieren, geraten unweigerlich ins Hintertreffen. Wie jede Marke brauchen sie daher zuallererst eine klare Positionierung, ein unverwechselbares Markenbild, ein relevantes Versprechen. Hier können architektonische und kulturelle Highlights als Initialzündungen helfen, zu einer Neuausrichtung oder Schärfung des Profils zu kommen. Gleichzeitig aber wurden Großprojekte noch nie so kritisch hinterfragt und auf ihre Sinnhaftigkeit, ihren Bürgernutzen, ihre Finanzierbarkeit und ihre Nachhaltigkeit hin abgeklopft. Mit dem „Blaugrünen-Ring“ gilt es deshalb nicht nur, eine städtebauliche Aufwertung eines unter seinen Möglichkeiten bleibenden Areals durchzuführen. Vielmehr muss es Ziel sein, durch Zusammenführung und Bündelung der vorhandenen Einrichtungen – die jede für sich bereits auf höchstem Niveau angesiedelt sind – ein Gesamt-Ensemble von Weltgeltung zu schaffen, dessen Strahlkraft sich mit anderen internationalen Metropolen messen kann. Dabei wollen wir den Institutionen nichts überstülpen, das ihre Identität verändert. Wir wünschen uns ein Konzept, das Beteiligung und gemeinsame Entwicklung genauso herausfordert, wie es zu einer gemeinsamen Nutzung einlädt und Identifikation stiftet.
DIE IDEE
Wir feiern in Düsseldorf nicht nur die Kunst (wie in Bilbao), nicht nur die Musik (wie in Hamburg oder Sydney), nicht nur die Gartengestaltung (wie in Versailles oder Potsdam) und nicht hauptsächlich technische Höchst-Leistungen (wie in Dubai). Jede Betonung eines dieser Inhalte würde den anderen Einrichtungen innerhalb des Planungsgebietes Aufmerksamkeit stehlen oder inhaltliche Zwänge auferlegen. Was wir in Düsseldorf feiern ist vielmehr die allen kulturellen und Fortschritt fördernden Innovationen zugrundeliegende Triebkraft: Die Kreativität.
Das lässt jeder vorhandenen Institution ihren Platz und lädt sie zur Öffnung, zur Zusammenarbeit und zur kontinuierlichen Weiterentwicklung ihrer jeweils eigenen Identität ein.
Das passt hervorragend zur Geschichte der Stadt als Keimzelle großer Kunst genauso wie medial-popkultureller Ausdrucksformen von Musik über Mode bis Werbung und Medien.
Das passt aber auch zur Innovationskraft der in Düsseldorf ansässigen Unternehmen, der Bildungseinrichtungen, der Politik und der Zukunftsorientierung der Stadt insgesamt bis hin zur Integration neuer digitaler Möglichkeiten und urbaner Lebens-Modelle. Diesen Gedanken haben wir in einer Formel kondensiert. Sie lautet: Ideas never stop.
DER CLAIM ALS URBANES ERLEBNIS
Auf der inhaltlichen Grundidee der immerwährenden Vorwärtsbewegung ist das städtebauliche Konzept aufgebaut: In ihm lösen wir den statischen Charakter des Areals auf, sprengen den in sich geschlossenen und nach außen abweisenden, festen „Ring“ und schaffen einen kontinuierlichen und mit seiner Umgebung vernetzten Fluss immer neuer Eindrücke und Inspirationen, in den die Kulturinstitutionen wie „Trittsteine“ eingebettet sind: „Blaugrüner-Ring“ wird „Flow“.
Der Begriff transportiert im übertragenen Sinne das mühelose Hervorsprudeln von Ideen. Im wörtlichen Sinne liefert er uns zusätzlich die perfekte Metapher für unser städtebauliches Konzept: Ein Zirkel aus Wasser verbindet die vorhandenen und neuen Orte miteinander. Düssel und Rhein werden wieder zu fühlbaren Lebensadern der Stadtlandschaft gemacht und treten als die historischen Wurzeln der Stadt und ihrer Geschichte sichtbar und bewusst gestaltet zutage. Lokale Identität und Verbindung hinaus in die Welt werden durch sie gleichermaßen symbolisiert. Der Rhein als mythologischer Strom Europas fließt nicht länger „an der Stadt vorbei“, sondern „durchströmt sie“. Wasser und das Spiel mit ihm wird Themengeber und Medium der künstlerischen Inszenierung, aber auch Quell von Lebensqualität. Der physische Flow im Gelände wird erlebbar als Strom der Ideen, der einzelne kreative Stätten und Highlights miteinander verbindet und gegenseitig befruchtet. „Immer im Fluss“ soll auch die Bespielung des gesamten Areals sein, das sich auch unter Einbeziehung der Bürger ständig kollektiv weiterentwickelt und mit sich wandelnden, zeitbezogenen Attraktionen zur dauerhaften Bühne für künstlerische Auseinandersetzungen wird. So entsteht nicht „der“ Bau oder „die“ Anlage, sondern ein Experimentierfeld für immer neue Strömungen und urbane Lebensformen.
URBAN FLOW
Die Geschichte der europäischen Stadt ist eng verknüpft mit der Geschichte des öffentlichen Raums. Sie ist geprägt durch einen stetigen Wandlungsprozess. Für Düsseldorf ist nun die Zeit für eine neue Entwicklungsstufe erreicht. Es gibt übergeordnete gesellschaftliche Trends, einen Rückzug der Menschen aus dem öffentlichen Raum, eine fehlende Begegnung und Orientierung, einen unzureichenden gesellschaftlichen Diskurs, eine „Erstarrung“. Es ist an der Zeit, den öffentlichen Raum wieder neu zu denken.
DAS WASSER: DÜSSELDORFS LEBENSADER
Der Wandlungsprozess der Stadt ist motiviert durch den Rhein und die Düssel. Dort, wo Wasser ist, entsteht neues Grün, wird Ufer – Blau und Grün bedingen sich gegenseitig. Kunst wird hier eingeführt als Katalysator für Stadtentwicklungsprozesse: Das Freilegen der vergessenen Flussläufe und das Sichtbarmachen des „Flows“ sind künstlerisch inspirierte Interventionen im Sinne eines kuratierten Gesamtkunstwerkes: Stadtplanung, Architektur, Landschaftsarchitektur, Gewässerökologie, Verkehrsplanung und bildende Kunst arbeiten Hand in Hand: Die kuratorische Aufgabe wird geleitet von der Frage, welche Orte einer Akzentuierung bedürfen, einer Belebung, einer Erinnerung, einer Umwidmung durch Kunst und Architektur, wo will man das Potential der Kulturinstitutionen und mögliche Kooperationen untereinander im Außenraum durch temporäre Ereignisse, wo hingegen durch dauerhafte Installationen stärken? Bei der Ausdeutung der neuralgischen Punkte werden die geäußerten Wünsche der einzelnen Kulturinstitutionen sehr ernst genommen. Kunst kann leiten, bringt Orte miteinander in Verbindung, eröffnet neue Sichtweisen und Erfahrungen. Ziel des Wandlungsprozesses ist die Schaffung gelungener Aufenthalts- und Begegnungsorte durch Freilegung vorhandener Ressourcen, die reale Verknüpfung und Verbindung von Orten sowie Menschen und Institutionen. Die Düsseldorfer Kunsttradition ist die starke Ressource vor Ort. Kunst ist ‚responsive‘ im ureigentlichen Sinne, sie entsteht für gewisse Orte im Auftrag der Stadtgesellschaft. Dieser Ansatz geht von einer tatsächlichen Untersuchung der Stadt und den Bedürfnissen ihrer Bewohner aus. Der Analyse folgt ein sensibler Umgang mit dem Vorhandenen, um dann Zusammenhänge herzustellen.
Stadtkurator: „Im Blaugrünen Ring fällt Kunst im öffentlichen Raum in eins mit Stadtentwicklung: Der Stadtdurchschreitende kann sich auf einen fließenden Rundgang durch die Stadt begeben und erlebt dabei, wie sich der Mensch mit dem Stadtraum über Kunst, Kultur, Architektur und Landschaftserfahrung verbindet. Erst so entsteht ein FLOW OF IDEAS. Aus einer Kulturstadt wird eine städtische Kulturlandschaft.“
Architekt: „Es ist ebenfalls Zeit die Europäische Stadt als Organismus zu begreifen, der im besonderen Maße dazu geeignet ist die anstehenden Herausforderungen und Dynamiken zu integrieren, der die traditionelle Trennung zwischen gebauter Stadt und sich wandelndem Naturraum zugunsten eines integralen und attraktiven Lebensraums für Mensch und Natur aufhebt.“
Bisher war das Bild der Europäischen Stadt geprägt durch eine Dualität; der Trennung von Natur und Stadt. Dieses wird ersetzt durch das Bild eines städtischen Organismus, aufbauend auf einem robusten Grundgerüst mit einer hohen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an zukünftige Entwicklungen und Wandlungsprozesse. Schlüssel für diesen Wandlungsprozess ist dabei die qualitative Aufwertung der öffentlichen Freiräume. Entgegen dem bisherigen Trend – dem Verschwinden echter öffentlicher Räume – werden städtische Freiräume mit hoher Anziehungskraft für die Stadtgesellschaft als Ganzes benötigt. Sie stärken als Begegnungsräume den Zusammenhalt der Gemeinschaft. Zugleich entsteht die besondere Anziehung des Freiraums durch das Erlebnis der Einheit von Natur und Mensch. Klimatologische Anforderungen (Belüftung, Retention) sowie Aspekte der Artenvielfalt und Biodiversität werden dafür in Architektur, Stadtplanung und Kunstkonzept integriert. FLOW stellt zum einen ein integrales solides Grundgerüst für den Blaugrünen-Ring als Ganzes zur Verfügung, zum anderen eine Fülle spannender Einzelideen. Wann und wie sie umgesetzt werden ist Ergebnis eines kontinuierlichen Aushandlungsprozesses, der sich zukünftig im realen öffentlichen Raum des Blaugrünen Rings verankern soll. Das Konzept differenziert zwischen sechs bereits heute vorhandenen unterschiedlichen Atmosphärräumen, die hierbei in ihrer Identität weiter ausgebaut und gestärkt werden sollen: das „Ufer“ (Rheinufer), die „Agora“ (Kulturensemble aus Ehrenhof, Tonhalle, Kunstakademie und Fotomuseum), der „Garten“ (Hofgarten), die „Gasse“ (Mühlenstraße, Altstadt und Kulturinstitutionen K20, Kunsthalle Düsseldorf sowie die Oper am Rhein), die „Allee“ (Königsallee) sowie die „Bastion“ (neuer zusammenhängender Parkraum im Bereich der südlichen Bastionsanlagen um den Schwanenspiegel)
DAS UFER
Der Rundgang beginnt bei einer neu entstehenden und begehbaren Ikone, die sich am Ufer vor dem NRW-Forum über dem Wasser erhebt: Der goldene Ring am Rhein. Eine großartige Brücke und Freitreppe, die dem Spiel des Wassers jeden Lauf lässt, um als Gezeiten-Spektakel, Freilichtbühne, oder einfach Plateau zu dienen und gleichzeitig in seiner ikonischen Form als neues Wahrzeichen und Sinnbild des Flows für Düsseldorf Kraft zu entfalten. Der Ort steht in einer antiken Tradition des Versammlungsortes einer Stadtgesellschaft, der demokratischen Prozessen dient, der Diskussion, der Kunst, der politischen Verhandlung, der Kunsttradition, der Versammlung der Zivilgesellschaft und der Begegnung mit dem offenen Naturraum unter freiem Himmel als Inbegriff der Freiheit. Die Verlängerung des unterirdischen PKW-Tunnels setzt Flächen frei für den Ring und ermöglicht somit die Fortführung des Ufers nach Norden sowie den Anschluss des Ehrenhofs an das Rheinufer. Besonders spannungsvoll erscheint hierbei der Ort des bestehenden Fortuna Büdchens, an dem die Stadtgesellschaft zusammenkommt. Der goldene Ring überragt zwar die Ufermauer und greift somit in die Wasserstraße ein, ist jedoch in seiner Dimensionierung nicht größer als die umliegenden Anlegestellen am Rheinufer und behindert nicht die Fahrrinne. Der vorgeschlagene Umbau der Oberkasseler Brücke zur Umweltbrücke verbindet die Uferpromenade mit dem gegenüberliegenden Rheinufer. Weitere Maßnahmen entlang des Ufers beinhalten die Stärkung und Inszenierung der drei Mündungspunkte der Düssel in den Rhein. Hier wird im Bereich des alten Hafens eine bessere Querungsmöglichkeit unter der Promenade sowie Gastronomieflächen geschaffen. Ein Badeschiff erhöht außerdem die Sichtbarkeit dieses wichtigen Einmündungspunktes.
DIE AGORA
Der Ehrenhof wird einem sanften ‚Relaunch‘ unterzogen und darf ein Ort für die Inszenierung weiterer, dauerhafter Skulpturen namhafter Düsseldorfer Künstler werden, um der Bedeutung der Düsseldorfer Kunsthochschule auch im Außenraum noch mehr zu huldigen und sie öffentlich sichtbar zu machen. Die Reduktion des Querschnitts der Oberkasseler Brücke ermöglicht den Anschluss des Ehrenhofs über die Tonhalle hinweg mit dem Areal der Kunstakademie: ein großer, bedeutsamer öffentlicher Campus in Verbindung mit dem Hofgarten wird geschaffen. Das geplante Fotoinstitut ergänzt das neu geformte Quartier hochkarätiger Kultureinrichtungen, das sich durch eine großzügige Freitreppe und zwei breite Durchquerungen zum Hofgarten hin öffnet und Blickachsen in den Park schafft. Ein neuer Platz erwächst, eine Agora, ein Kunstquartier, das von allen umliegenden Kulturinstitutionen, auch im Dialog untereinander und mit Nachbarschaftsprojekten für temporäre Kulturveranstaltungen genutzt werden kann. Die vorgeschlagenen Maßnahmen verbinden die Kunstakademie nicht nur mit den gegenüberliegenden Institutionen, sondern richten das Bauwerk erstmals mit einem großen Platz zu seiner Schauseite hin nach Nordosten aus. Hierbei wird der entstehende Platz gerahmt durch die Kulturkantine „Fette Ecke“ sowie das Gebäude des Fotoinstituts – ein markanter und weithin sichtbarer Hochpunkt. Das gegenüber der Akademie vorgeschlagene Werkstattgebäude wird als Freilichttribüne ausgebildet und kann so als temporäre Freiluftoper genutzt werden oder mit Überdachung auch als Interimsmaßnahme für den Umbau der Oper dienen.
DER GARTEN
Der Rundweg durch den Hofgarten wird durch bestehende und neue Wasserläufe geleitet und bietet die Begegnung mit vorhandenen Kunstwerken und dem historischen Landschaftsgarten. Das Wasser fließt nun in einem wiederbelebten Strom der Düssel durch den Hofgarten. Es entsteht ein neues Gewässer, welches sich von Osten bis in den nordwestlichen Teil des Hofgartens zieht und über einen inszenierten Wasservorhang an der Promenade im Rhein mündet. Das Gewässer ist mäandrierend angelegt, so dass Retentionsflächen entstehen, die einerseits Wasser aufnehmen und andererseits Verdunstungskälte abgeben. Der innerstädtische Biotopraum sorgt für eine Zunahme an Artenvielfalt sowohl bei Pflanzen als auch bei Tieren und hat darüber hinaus einen positiven stadtklimatischen Effekt. Durch die Verlängerung des Rheinufertunnels ist der Hofgarten wieder an das Rheinufer angebunden, der Entfall der Brückenauffahrten führen diesen ebenfalls nach Süden bis zum Gebäude der Kunstakademie fort. Der Rückbau der Verkehrsinfrastruktur stellt östlich der Tonhalle neue Parkflächen zu Verfügung. Der Betriebshof bleibt am jetzigen Standort erhalten und ist ein wichtiger Versorgungspunkt für den Hofgarten. Er wird funktional neu zugeschnitten und stärker mit dem Park verwoben. Zum einen entsteht ein eingezäunter Bereich für Gerätelagerung und Aufstellmöglichkeiten für Container, zum anderen ein offen gehaltener Bereich für die eigentlichen Betriebsgebäude, die als freistehende Baukörper in den Park integriert sind mit dem Ziel, die Wegeführung des Parks nicht zu unterbrechen und an das NRW Forum anzuschließen.
DIE GASSE
Die heutige Oper befindet sich in direkter Nachbarschaft zum Grabbeplatz und Hofgarten und somit an einem bedeutsamen städtebaulichen Schnittpunkt des Blaugrünen Rings. Leider nutzt das derzeitige Opernhaus die Lagegunst des Standortes nicht aus: es verschließt sich zum Stadtraum. Durch einen Umbau ist diese Fehlstellung nicht zu heilen, weshalb ein Abriss und Neubau an gleicher Stelle empfohlen wird. Das neue großzügige Foyer ist Schaufenster zum Hofgarten und räumliche Fortführung der Gasse und des Grabbeplatz. Der Opernsaal ist als Holz verschaltes, eingestelltes Volumen vom durchgrünten Foyer aus erlebbar. Das Opernhaus zeigt zum Wasserlauf und gibt damit seinem Namen „deutsche Oper am Rhein“ alle Ehre. Das halböffentliche durchgrünte Foyer stiftet vielfache inhaltliche und räumliche Zusammenhänge, die durch dauerhafte Kunstwerke an dieser Stelle erlebbar werden und gleichermaßen auf die unmittelbaren angrenzenden Kunstinstitutionen K20 und Kunsthalle Düsseldorf verweisen. Lineare Wasserobjekte, die aus der Freilegung der verrohrten Düssel entstehen, ziehen sich von der Oper über den Grabbeplatz bis zum Einmündungspunkt der Düssel in den Rhein. Die Wasserobjekte tragen gerade in diesem steinernen Teil der Altstadt zur Aufnahme von überschüssigem Regenwasser bei und schützen so vor Überflutungen. Der Gestaltung dieser Objekte und Orte kommt dabei eine besondere Rolle zu, da sie die Ablesbarkeit und Sichtbarmachung des Düssel-Laufs vom Hofgarten durch die Mühlenstraße hindurch zum Burgplatz stärken und somit eine gestaltete fühlbare Lebensader und Orientierungshilfe innerhalb der Stadtlandschaft kreiert. Ein weiterer Zirkel aus Wasser, der vorhandene und neue Orte miteinander verbindet, entsteht.
DIE ALLEE
Die Königsallee mit ihrem charakteristischen Stadtgraben und eindrucksvollem Baumbestand gilt als wichtiges Kulturdenkmal und Wahrzeichen Düsseldorfs und ist international als eine der führenden Einkaufsstraßen in Europa bekannt. Das Flow Konzept integriert die Flaniermeile und erweitert sie darüber hinaus zum Naturraum, der durch gezielte Maßnahmen auch die Nord-Süd Achse des Blaugrünen Rings stärkt. Die Düssel fließt hier parallel zum Rhein und ist zum jetzigen Zeitpunkt durch eine drei Meter tiefe Böschung und einen Zaun für den Stadtdurchschreitenden nicht erlebbar. Durch den Entfall der seitlichen Parkplätze und die Reduktion der Fahrbahnbreiten kann sich die Allee zum echten Boulevard entlang des Fließgewässers entwickeln. Es ergibt sich eine neue Zonierung des Straßenraumes und neue Aufenthaltsbereiche am Wasser entstehen. Vorgeschlagen werden Mulden-Rigolen, Versickerungssysteme und Tiefbeete, die das Oberflächenwasser abführen, zurückhalten, um es dann zeitverzögert in die Kanalisation wieder abzugeben. Neben der Versickerung weisen diese Systeme durch Bepflanzung auch gestalterische und identitätsstiftende Qualitäten auf. Treppenelemente führen an das Ufer und Stege auf der Düssel machen das Ökosystem Königsallee gezielt und punktuell zugänglich.
Die Neugestaltung des Graf-Adolf-Platzes ist für das FLOW Kontinuum von besonderer Bedeutung. Als Gelenk zwischen den zwei Atmosphär-Räumen „Allee“ (Flanieren und Konsum) und „Bastion“ (Kunst- und Kulturgenuss sowie Aufenthalt am Wasser) ist der Platz als ‚Durchgang’ und Ort des ständigen Transits von Fußgängern, Fahrrädern und Autos definiert. Um die Ablesbarkeit des Platzes und die Orientierung vor Ort zu stärken, wird der südliche Abschluss der KÖ mit einem neuen Wasserplatz markiert. Dieser kann in trockenen Zeiten als urbane Interaktionsfläche dienen, bei Regenereignissen wird das Oberflächenwasser in ihm zurückgehalten. Der Raum und seine Nutzbarkeit als Sammelbecken oder Wasserspender verändert sich in Abhängigkeit der jeweiligen Wetterverhältnisse. Der Aspekt der Passage wird am Standort Graf-Adolf-Platz auch durch den Flusslauf deutlich: Das Wasser und die darin befindliche Tierwelt bahnt sich hier unterirdisch ihren Weg von der KÖ in den Schwanenspiegel. Sinnvoll erscheint an dieser Stelle diesen Aspekt der Passage durch eine künstlerische Intervention aufzugreifen. Insbesondere das Medium „Sound“ hat sich im offenen Stadtraum über verschiedene dauerhafte und temporäre Interventionen an Transitstellen bewährt, um diesen Orten eine Neuausrichtung und Umwidmung zu ermöglichen. Als Ideengeber und Akteuer ist neben den Kunstmuseen vor Ort auch die Oper am Rhein denkbar.
DIE BASTION
Versteckt und fragmentiert liegen die Freiräume Schwanenspiegel und Spee‘schergraben bisher im Stadtraum. Durch die neue Verkehrsführung der westlichen Haroldstraße und die Reduktion der bisherigen Trasse zur Straßenbahnlinie können nun endlich diese beiden Seenflächen oberirdisch miteinander verbunden werden. Die zusammenhängenden Wasserflächen sind sowohl für temporäre als auch dauerhafte künstlerische Interventionen spannend und bilden zusammen mit den angrenzenden Kulturinstitutionen im Blaugrünen Ring einen wichtigen Anzugsort der Kunst. Als neuralgischer Punkt wird ebenso der Vorplatz des Ministeriums für Wirtschaft, Innnovation, Digitalisierung und Energie des Landes NRW angesehen, der nicht nur den Anschluss an die beliebte Apollowiese herstellt, sondern auch eine Verortung und Sichtbarmachung des kontinuierlichen Ideenflusses als Innovationsquelle in Düsseldorf ermöglicht. Es wird zudem eine Erweiterung des „Bastionsparks“ nach Westen zum Rheinufer und nach Süden in das neu entstehende Stadtquartier Schwanencarée vorgeschlagen. Hier verbindet sich das Nutzungsdurchmischte Wohnquartier und der Blaugrüne Ring. Es entstehen markante Hochpunkte, die sich durch innovative und nachhaltige Bauweise in Holz-Beton-Hybrid Systemen auszeichnen und aufgrund ihrer Lage einen Wasser- und Grünraumbezug aufweisen. Das ehemalige Gelände des Polizeipräsidiums erfährt somit eine nachhaltige Aufwertung und wird in das städtische Gesamtkonzept integriert.
DIGITAL FLOW
Experte für digitale öffentliche Räume: „Das Engagement vieler engagierter kritischer Bürger bietet gerade hier in Deutschland die einzigartige Möglichkeit, ethische Digitalisierungskonzepte zu entwickeln, die den Bürgern dienen, statt sie zu
gläsernen Datenlieferanten zu machen, die das menschliche Wohlbefinden auch im digitalen Raum voranstellen und dies durch lokale Verankerung im Hier und Jetzt des analogen Raums ermöglichen.“
DIGITALE WELT ANALOGE TRÄUME
Ziel einer Gestaltung des öffentlichen Raums sollte sein, Menschen dabei zu unterstützen, ihre Umgebung wieder direkt zu erleben. Weg vom Display, hin zu tatsächlichen Orten. Zunächst, damit sie sich geschützt fühlen, zudem, um sie auf die Bedeutung der Anwesenheit anderer aufmerksam zu machen. Die Lösung liegt in einer stabilen Verankerung der Menschen in ihrer lokalen Community. Dort sind Informationen und Entwicklungen dadurch besser nachvollziehbar, dass sich analoge und digitale Möglichkeiten überlappen. Ideen zu teilen und zu diskutieren. Wenn es bei der Neugestaltung des blaugrünen Rings gelingt, eine solche Überlappung zu entwickeln, die Menschen mehr in ihrer lokalen Gegenwart verankert und dort ihre konkreten Möglichkeiten erleben lässt, ermöglicht dies die Rückkehr zu sich im Sinne eines Flow-Erlebens, dass für das menschliche Wohlbefinden von existentieller Bedeutung ist. „Das Engagement vieler engagierter kritischer Bürger bietet in Deutschland die einzigartige Möglichkeit, ethische Digitalisierungskonzepte zu entwickeln, die den Bürgern dienen, statt sie zu gläsernen Datenlieferanten zu machen.“
FLOW OF MOBILITY
Verkehrsplaner: „FLOW OF MOBILITY bedeutet: Blau-Grün mobil auf Straßen für Menschen; Emissionsarm und nachhaltig mobil; Stärkung der Nahmobilität durch Nutzungsmischung; alles Fußläufig.“
ÄUSSERE ERSCHLIESSUNG
Der Kfz-Verkehr soll weitestgehend aus dem „Blaugrünen Ring“ herausgehalten werden. Von Norden gelangt der Zielverkehr über den Kennedydamm zum (verlängerten) Rheinufertunnel oder über die Fischer Straße, Kaiser Straße, zur Berliner Allee. Von Süden und Westen über den Rheinufertunnel, oder die Rheinkniebrücke zur Haroldstraße, zum Graf Adolfplatz und weiter zur Berliner Allee. Alle wesentlichen Parkierungsanlagen für Beschäftigte, Kunden und Besucher sind entlang dieses Ringes angelegt und „von außen“ erschlossen. Kasernenstraße und Breitestraße übernehmen als Einbahnstraßen-Paar eine zusätzliche Verteilfunktion zwischen Elberfelder Straße und Graf-Adolf-Platz und dienen der Erschließung der Grundstücke und der Quartiersgaragen für die Bewohner. Innerhalb des „Blaugrünen Ring“ gilt: „Emissionsarm Mobil“. Der Rheinufertunnel wird nach Norden um ca. 1,5km bis zum Kennedydamm verlängert. Die heutigen Verkehrsflächen der Rheinuferstraße, von Oederallee und Fritz-Roeber-Straße werden damit entbehrlich und stehen zukünftig als Grün- und Freiflächen und z.T. auch für eine ergänzende Bebauung zur Verfügung. Anstelle der entfallenden Parkplätze im Bereich Tonhalle sind Tiefgaragen unter den heutigen Verkehrsflächen von Oederallee und Fritz-Roeber-Straße, mit direkter Anbindung an den verlängerten Rheinufertunnel, geplant. Zusätzlich ist ein „Parkhaus-Schiff“ nördlich von der Tonhalle im Rhein verankert denkbar, auch dies kann vom Kennedydamm über den Rheinufertunnel erschlossen werden.
Die Oberkasseler Brücke wird in ihrer Verkehrsfunktion neu positioniert, sie wird zur „Umweltbrücke“ mit großzügigen Flächen für Fußgänger und Aufenthalt an der Südseite mit Blick auf die Altstadt, einem besonderen Radweg, der Stadtbahntrasse in Mittellage und einer Umweltspur für Elektromobile Kfz, Bus und Fahrgemeinschaften mit nur noch je einem Richtungsfahrstreifen. Das Gleisbett der Stadtbahntrasse wird begrünt, die Trennung der Verkehrsarten mittels gegliederten Heckenpaketen flankiert und die Geh- und Verweilflächen mittels grüner Intarsien gestaltet.
RADVERKEHR
Die neue „Schnelle“-Radachse über die Oberkasseler Brücke findet ihre Fortsetzung in der Heinrich-Heine-Allee und führt auf Radfahrstreifen – auch als Protected-Bike-Lane denkbar – weiter über Kasernenstraße und Breitestraße in die südlichen Stadtteile. In allen übrigen Straßen innerhalb des Blaugrünen Rings wird der Radverkehr in der Tempo-30-Zone gemeinsam mit dem Kfz-Verkehr geführt; alle Einbahnstraßen darf er auch in Gegenrichtung nutzen. Entlang der südlich und östlich tangierenden Hauptverkehrsstraße sollte das Netz der Radfahrstreifen ergänzt werden. Ein differenziertes Angebot an Fahrradabstell-Möglichkeiten, in unmittelbarer Nähe zu Wohnung, Arbeits- und Ausbildungsstätte sowie an allen wesentlichen Zielen, unterstützt seine Nutzung im Alltagsverkehr. Dezentral verfügbare differenziert Miet-/ Leihangebote (Fahrräder und Pedelecs unterschiedlicher Bauformen, Roller, ...) unterstützen das erklärte Ziel der Stärkung einer emissionsfreien Nahmobilität.
MOBILITÄTSHUBS
Alle privaten und öffentlichen Parkierungsanlagen werden, je nach Lage und ÖPNV-Anbindung differenziert, als „Mobilitätshubs“ mit einem ganzheitlichen Mobilitäts-, Informations- und Service-Angebot ausgestattet. Hier kann das eigene Fahrzeug sicher abgestellt werden, das Verkehrsmittel gewechselt, Service-Angebote genutzt und alle Informationen rund um das Thema Mobilität erhalten werden. Von hier aus erfolgt auch die Feinverteilung der KEP-Dienste nur noch mittels Lasten-Pedelecs o.ä. Eine APP „Düsseldorf-Mobil“ bündelt alle Angebote. Im Nahbereich, in den Nachbarschaften ergänzen die kleineren „Mobilitäts-Punkte“ das Angebot als Übergabe- und Anlaufpunkte für die Bewohner.
ÖFFENTLICHER PERSONENNAHVERKEHR
Das bereits gut ausgebaute Stadtbahnnetz bedarf einer Ergänzung um zusätzliche Elektro-Angebote. Neben dem normalen, elektrisch betriebenen Linienbus wird die Feinverteilung mittelfristig von autonom und bedarfsorientiert fahrenden Elektro-Shuttle („BlauGrün-Mobil“) übernommen. Ergänzend, vor allem mit Blick auf Besucher sind auch elektrisch betriebene Wassertaxis auf dem Rhein denkbar
STRASSEN UND PLATZRÄUME
Die Straßen und Platzräume innerhalb des Blaugrünen Rings werden konsequent nach dem Grundsatz „Straßen für Menschen“ umgestaltet indem die Flächen neu aufgeteilt werden. Der ruhende Kfz-Verkehr wird konsequent herausgenommen, auf dem Grundstück und in z.T. neu zu bauenden Quartiersgaragen untergebracht. Parkstände im öffentlichen Raum sollte nur noch für Mobilitäts-Eingeschränkte Personen, Sharing Angebote sowie Liefer- und Ladezonen vorgesehen werden. Die damit verfügbar werdenden Flächen stehen für Straßenbäume (Schattenspender), Begrünung und Gestaltung der Stadträume, Fahrradabstellanlage, Geh- und Aufenthaltsflächen sowie Kunst und Kultur zur Verfügung.
HAROLDSTRASSE / GRAF-ADOLF-PLATZ
Die Verkehrsführung zwischen Haroldstraße und Neusser Straße wird zugunsten einer städtebaulichen Neuordnung und der Stärkung des Blaugrünen Rings verändert und die Anzahl der Fahrstreifen reduziert. Die Verbindung zwischen Königsallee und dem südlichen Graf-Adolf-Platz wird mit gestalterischen Mitteln gestärkt. Hier und an anderen Stellen im Netz an denen zukünftig stärkere Fußgänger-Beziehungen zu erwarten sind, werden LSA-Steuerungen mit „Rundumgrün-Schaltung für Fußgänger“ geplant.
FLOW OF NATURE
GEWÄSSERRENATURIERUNG UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN
Weltweite Herausforderungen, wie die zunehmende Urbanisierung, der Klimawandel und der demografische Wandel erfordern eine Stadtentwicklung und Landschaftsarchitektur, die die Wohlfahrtswirkung natürlicher Lebensraumstrukturen integriert und fördert. Neben den Grünflächen kommt den Wasserläufen, Seen und Teichen dabei eine besondere Bedeutung zu. Gewässer sind die Lebensadern der Landschaft, prägen das Bild von Städten und bieten zahlreiche Ökosystemleistungen für den Menschen: Versorgungsleistungen (Wasser, Nahrung, Rohstoffe, genetische Ressourcen, Biodiversität), Regulierungsleistungen (Selbstreinigung der Fließgewässer, Bodenbildung, Photosynthese, Nährstoffumsatz, Hochwasserrückhaltung, Klimaregulierung), kulturelle Leistungen (Gesundheit, Freizeit und Erholung, Sport, Kunst, Umwelt-Bildung).
Durch den Einbau gewässertypischer Strukturen, der Förderung typgerechter Ufervegetation sowie der Gestaltung naturnaher Ufer wird die ökologische Wirksamkeit im Blaugrünen Ring verbessert. Letztere erleichtert außerdem den Zugang an das Wasser und begünstigt so die Freizeitnutzung.
Fließgewässer besitzen ein enormes Potential als Erholungs- und Erlebnisraum, wenn man ihnen ausreichend Platz lässt. Entsprechend sollen Düssel und Rhein für die Menschen sichtbar, erlebbar und zugänglich sein. FLOW ermöglicht dies durch die Schaffung flacher Uferbereiche, Treppen oder Sitzstufen, die einen Zugang zum Wasser ermöglichen. Gerade für Kinder und Jugendliche stellen Gewässer einen wichtigen Erlebnis- und Bildungsort in der Stadt dar, da sie immer seltener mit der Natur in Berührung kommen.
Gewässerökologe: In den großen Städten sind die urbanen Fließgewässer häufig die ersten Berührungspunkte mit Natur. Als erlebbare und erlernbare Natur – Grünes Klassenzimmer – sind sie daher in der städtebaulichen und wasserwirtschaftlichen Planung berücksichtigt. Düssel und Rhein werden wieder zu fühlbaren Lebensadern der Stadtlandschaft und treten als die historischen Wurzeln der Stadt und ihrer Geschichte sichtbar und bewusst gestaltet zutage.
IN DER TRADITION VON MAXIMILIAN FRIEDRICH WEYHE
Die städtebauliche Entwicklung der Stadt Düsseldorf ist nach der Schleifung der Befestigungsanlagen maßgeblich durch das Wirken von Maximilian Friedrich Weyhe geprägt worden. Heute ist diese Grundstruktur immer noch prägender Teil der Stadtmorphologie und des übergeordneten Grünsystems der Stadt. Dieses verfolgt zwei Ziele. Zum einen die Grüne Achse vom Rhein zum Rhein und der Grüne Kranz um die Altstadt. Während die erste Achse vom Hofgarten über den Südpark (Bundesgartenschau 1987) bis zur Universität und dem Botanischen Garten im Süden gezeichnet wurde, ist der Grüne Kranz Anfang der 80er Jahre mit hohem Aufwand hergestellt worden. Die Heinrich-Heine-Allee wurde mit Platanen bepflanzt und nach dem Bau der U-Bahn komplett saniert, die prächtige Kastanienallee wurde wiederhergestellt. Schon in den Planungen Weyhes konnte man unterschiedliche Freiraumthemen ablesen wie z.B. den Hofgarten, der die vorhandene Parkanlage Hofgarten mit Reitallee von Pigage (Ende des 18. Jahr) im Stil des englischen Landschaftsgartens weiterführt und bis an den geplanten Stadthafen (Bereich der heutigen Brückenrampe/ Tonhalle) heranführt. Die strengen Alleen entlang des Düsselkanals (Königsallee) führen in Richtung Süden und enden am Schwanenspiegel, der den Ring im Süden, in Analogie zum Hafenbecken im Norden, an den Rhein heranführt und so den heutigen Ring um die Innenstadt ausbildet.
Landschaftsplaner: „Das Kontinuum an hochwertigen Freiräumen bietet die Grundlage für eine lebenswerte Stadt, die ihren Menschen ein Wohnumfeld bietet, indem sie sich treffen und verabreden können, indem sie Orte für Bewegung und Sport aber auch Inspiration, Ruhe und Rückzug finden können.“
Das freiraumplanerische Konzept basiert daher auf drei unterschiedlichen Schwerpunkten. Im Wandlungsprozess kommt der kontinuierlichen Information der Öffentlichkeit eine entscheidende Rolle zu, wobei auch die Inszenierung des FLOWS über Kunst und Kultur einen wichtigen Beitrag leistet, denn die Kunst stiftet Sinnzusammenhänge, liefert Gesprächsthemen und Inhalte. Das schafft Akzeptanz und bringt den Bürgern das städtebauliche Konzept näher: Ein Zirkel aus Wasser, der vorhandene und neue Orte miteinander verbindet.
FREIRAUMPLANERISCHES KONZEPT
1) CITY OF BLUE-GREENS: Schaffung eines durchgehenden Grünen Rings um die Altstadt, der das gartenkünstlerische Grundgerüst Weyhes saniert und wieder offenlegt, wo es verlorengegangen ist. Zusätzlich sollen die Grünflächen und der öffentliche Raum mit dem Thema ‚Wasser’ weiterentwickelt werden, um neue Nutzungsmöglichkeiten und Aufenthaltsbereiche für die Stadtbewohner zu schaffen.
2) DIE STADT ALS KEIMZELLE FÜR ARTENVIELFALT: Die stärkere Durchdringung versiegelter Plätze und steinerner Straßenschluchten mit Vegetation soll die Biodiversität stärken, dem Artensterben entgegenwirken und Ökosysteme besser miteinander vernetzen. Die Freiflächen der Stadt sind außerdem für das Stadtklima von wichtiger Bedeutung, da sie Aufenthaltsqualität stiften und einen Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel leisten.
3) SPONGE CITY – ENTSIEGELUNG UND MODELLIERUNG: Starkregenereignisse als Folge des Klimawandels führen heute in unseren Städten zu immer größeren Problemen. Flüsse im urbanen Raum müssen so gestaltet werden, dass das Wasser im Hochwasserfall schadlos abfließen kann. Wird ihnen ausreichend Platz gegeben um Retention zu schaffen und ein naturnaher Lauf ermöglicht, können beträchtliche Synergien zwischen Ökologie und Hochwasserschutz erzielt werden. Die Gestaltung des öffentlichen Raumes wird daher im Sinne der Sponge City weiterentwickelt. Bereiche werden geschaffen, in denen Niederschläge vorgehalten werden können, was die Kanalsysteme entlastet. Durch Verdunstung entsteht Kälte und der natürliche Wasserkreislauf bleibt erhalten. Zudem können auch größere Versickerungsmulden verschmutzte Wässer über belebte Bodenschichten reinigen und dem Grundwasser zugeführt werden.
ÖKOLOGISCHE VERNETZUNG VON RHEIN UND DÜSSEL
Auch urbane, regulierte Fließgewässer sind Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Trotz beengter Platzverhältnisse können durch eine gezielte Gestaltung innerhalb des Querprofils – Öffnung von Sohlabpflasterungen und Randbereichen – und durch Bereitstellung besiedlungsrelevanter Strukturen wichtige Trittsteinhabitate und Elemente zur Förderung der Ökosystemvernetzung geschaffen werden. In Abhängigkeit der lokalen Gegebenheiten können diese mehr oder weniger stark baulich/technisch, eigendynamisch entfaltbar und/oder gestalterisch ausfallen. Generell hängen die Dauer einer Wiederbesiedlung und der ökologische Erfolg einer Renaturierung stark von der Verfügbarkeit und Entfernung „funktionierender“ Habitate und deren besiedelnden Populationen ab. Die Düssel im Projektgebiet (OFWK 275132_0; 275134_0;) und weiter flussauf ist geprägt durch Urbanisierung – strukturell verarmt, begradigt, befestigt, eingefasst, fehlende Beschattung durch Ufervegetation, unter die Erde verlegt, stoffliche Belastung. Entsprechend ist sie als „erheblich verändertes Gewässer“ mit ökologisch „schlechtem Zustand“ eingestuft (Stand: 2013). Im Gegensatz dazu ist die Düssel flussauf von Erkrath als „natürliches Gewässer“ im „mäßigen Zustand“ beurteilt worden. Die ökologische Zustandsbewertung auf Basis des Makrozoobenthos (Wirbellosenfauna) wurde hier als „gut“ bemessen. Das ist für eine Wiederbesiedlung innerhalb des Projektgebiets von Vorteil, da somit eine Spenderpopulation vorliegt. Die Naturschutzflächen im Düsseltal und dem Neandertal zwischen Haan und Erkrath sind als Fauna-Flora-Habitat gemäß der Richtlinie 92/43/EWG innerhalb des Verbundnetzes Natura 2000 ausgewiesen. Eine Verbesserung der ökologischen Funktionen durch Offenlegung und Strukturierung der Düssel stellen somit im Projektgebiet eine wichtige Trittstein-Funktion zwischen der Rheinmündung und dem relativ naturnahen Oberlauf dar. Dort wo genügend Platz zur Verfügung steht (Hofgarten), wird ein Fokus auf die Uferbereiche gelegt, da Uferrandstreifen (Fläche zur eigendynamischen Entwicklung) als besonders effiziente Maßnahmen gelten. Flache, naturnahe Ufer erfüllen ökologisch wichtige Funktionen für Arten, die einen Land-Wasser-Übergang im Laufe ihres Lebenszyklus benötigen, wie die meisten im Gewässer vorkommenden Insekten. Da eine eigendynamische Entwicklung im Projektgebiet größtenteils nicht realisierbar ist, wird durch Öffnung und Strukturierungen der Bachsohle eine Verbesserung i.S. der Ökologie erreicht, auf Grund der Variabilität des Fließmusters. Diese wirkt sich nicht nur auf die Ökologie aus, sondern kann auch gestalterisch eingesetzt werden. Mündungsbereiche stellen aus ökologischer Sicht besondere Bereiche dar, da sie unterschiedliche Ökosysteme und deren Populationen vernetzen. Somit erfüllen sie wichtige Funktionen, unter anderem als Refugialhabitat und Wanderkorridor. Daher wird eine naturnahe Gestaltung der Düsselmündung zumindest in einzelnen Bereichen empfohlen um eine ökologische Vernetzung zwischen Rhein und Düssel zu ermöglichen. Die Vielzahl an Wehren stellt insbesondere ein Problem für die Besiedlung durch Fische aus Nebenarmen und Rhein dar. Eine Herstellung des Längskontinuums zwischen Rhein und Oberlauf ist daher aus ökologischer Sicht dringend umzusetzen. Sollten Wanderhindernisse im Projektgebiet vorhanden sein, wäre es zu erwägen, ob ein Fischaufstieg nicht auch gestalterisch/künstlerisch und trotzdem ökologisch funktionstüchtig umgesetzt werden könnte. Verrohrte Abschnitte könnten gezielt unterirdisch begehbar gemacht werden (begehbarer Schacht), sodass der Unterschied zw. natürlichen/naturnahen und künstlichen/unterirdischen Abschnitten „sichtbar“ gemacht wird
DAS STADTKLIMA
Auf der Grundlage einer Klimabewertungskarte für Düsseldorf werden für das Plangebiet die stadtklimatischen Gegebenheiten räumlich ausgewertet: die Planungen sind so aufgebaut, dass sie zum einen die beiden Luftleitbahnen Oberkasseler-Brücke und Rhein-Knie-Brücke aufnehmen und durch Entsiegelungsmaßnahmen verstärken. Durch eine geeignete Vegetationsausstattung kann der ‚Wärmeinsel’ Stadt entgegengewirkt werden, um in Verbindung von Belüftung und Strahlung den thermischen Aspekt zu berücksichtigen. Eine Belüftungsverbindung zwischen Rhein und östlichen Räumen wird durch die ausreichende Perforierung der Belüftungsachse sowohl nördlich als auch südlich der Tonhalle hergestellt. Der dahintergelegene öffentliche Raum ist so gestaltet, dass er eine ausreichende nächtliche Abkühlung garantiert, tagsüber spenden Bäume Schatten. Das neue Fotoinstitut wird südlich umströmt und die Verbindung zur übergeordneten Luftleitbahn ist vorhanden. Im gesamten Plangebiet wird das H/W Verhältnis als Maß der Bebauungsdichte für eine Durch- und Umströmung eingehalten.
Stadtklimaforscher: „FLOW schafft ein immissionsarmes und thermisch behagliches Stadtklima durch Klimaanpassung aufgrund der Freiraumgestaltung und des Städtebaus, durch Stärkung der vorhandenen kleinräumigen Belüftungsverhältnisse sowie durch Erhöhung nächtlicher Abkühlungspotentiale mittels Begrünung.“
CREDITS:
Stadtplaner
raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH, Frankfurt am Main (DE)
Künstler/ Stadtkuration
SEEHOF – Kunst im urbanen Raum, Frankfurt am Main (DE)
Landschaftsarchitekten
club L94, Köln (DE)
Verkehrsplaner
BSV Büro für Stadt- und Verkehrsplanung Dr.-Ing. Reinhold Baier GmbH, Aachen (DE)
Visualisierer
rendertaxi architecture.visualisation, Aachen (DE), Barcelona (ES)
Stadtklimaforscher
INKEK - Institut für Klima- und Energiekonzepte, Lohfelden (DE)
Gewässerökologie
Dr. Lisa Schülting und Simon Führer, BOKU Wien (AUT)
Creative Direction & Design
faktory, Frankfurt am Main (DE) in Zusammenarbeit mit Studio 069, Frankfurt am Main (DE)
Markenexperte
Ries Creative. Consultant. Frankfurt am Main (DE)
Sonstige:
Dr. Jan Kalbitzer
KEIN RING, SIE ZU KNECHTEN
Die Globalisierung hat dazu geführt, dass Städte sich in einen internationalen Wettkampf um die besten Voraussetzungen für die Ansiedlung von Unternehmen, damit um die besten Talente und damit um die besten Lebensbedingungen gezwungen sehen. Dem Stadtmarketing kommt daher eine größere Bedeutung zu als je zuvor. Metropolen, die nicht wie Marken agieren, geraten unweigerlich ins Hintertreffen. Wie jede Marke brauchen sie daher zuallererst eine klare Positionierung, ein unverwechselbares Markenbild, ein relevantes Versprechen. Hier können architektonische und kulturelle Highlights als Initialzündungen helfen, zu einer Neuausrichtung oder Schärfung des Profils zu kommen. Gleichzeitig aber wurden Großprojekte noch nie so kritisch hinterfragt und auf ihre Sinnhaftigkeit, ihren Bürgernutzen, ihre Finanzierbarkeit und ihre Nachhaltigkeit hin abgeklopft. Mit dem „Blaugrünen-Ring“ gilt es deshalb nicht nur, eine städtebauliche Aufwertung eines unter seinen Möglichkeiten bleibenden Areals durchzuführen. Vielmehr muss es Ziel sein, durch Zusammenführung und Bündelung der vorhandenen Einrichtungen – die jede für sich bereits auf höchstem Niveau angesiedelt sind – ein Gesamt-Ensemble von Weltgeltung zu schaffen, dessen Strahlkraft sich mit anderen internationalen Metropolen messen kann. Dabei wollen wir den Institutionen nichts überstülpen, das ihre Identität verändert. Wir wünschen uns ein Konzept, das Beteiligung und gemeinsame Entwicklung genauso herausfordert, wie es zu einer gemeinsamen Nutzung einlädt und Identifikation stiftet.
DIE IDEE
Wir feiern in Düsseldorf nicht nur die Kunst (wie in Bilbao), nicht nur die Musik (wie in Hamburg oder Sydney), nicht nur die Gartengestaltung (wie in Versailles oder Potsdam) und nicht hauptsächlich technische Höchst-Leistungen (wie in Dubai). Jede Betonung eines dieser Inhalte würde den anderen Einrichtungen innerhalb des Planungsgebietes Aufmerksamkeit stehlen oder inhaltliche Zwänge auferlegen. Was wir in Düsseldorf feiern ist vielmehr die allen kulturellen und Fortschritt fördernden Innovationen zugrundeliegende Triebkraft: Die Kreativität.
Das lässt jeder vorhandenen Institution ihren Platz und lädt sie zur Öffnung, zur Zusammenarbeit und zur kontinuierlichen Weiterentwicklung ihrer jeweils eigenen Identität ein.
Das passt hervorragend zur Geschichte der Stadt als Keimzelle großer Kunst genauso wie medial-popkultureller Ausdrucksformen von Musik über Mode bis Werbung und Medien.
Das passt aber auch zur Innovationskraft der in Düsseldorf ansässigen Unternehmen, der Bildungseinrichtungen, der Politik und der Zukunftsorientierung der Stadt insgesamt bis hin zur Integration neuer digitaler Möglichkeiten und urbaner Lebens-Modelle. Diesen Gedanken haben wir in einer Formel kondensiert. Sie lautet: Ideas never stop.
DER CLAIM ALS URBANES ERLEBNIS
Auf der inhaltlichen Grundidee der immerwährenden Vorwärtsbewegung ist das städtebauliche Konzept aufgebaut: In ihm lösen wir den statischen Charakter des Areals auf, sprengen den in sich geschlossenen und nach außen abweisenden, festen „Ring“ und schaffen einen kontinuierlichen und mit seiner Umgebung vernetzten Fluss immer neuer Eindrücke und Inspirationen, in den die Kulturinstitutionen wie „Trittsteine“ eingebettet sind: „Blaugrüner-Ring“ wird „Flow“.
Der Begriff transportiert im übertragenen Sinne das mühelose Hervorsprudeln von Ideen. Im wörtlichen Sinne liefert er uns zusätzlich die perfekte Metapher für unser städtebauliches Konzept: Ein Zirkel aus Wasser verbindet die vorhandenen und neuen Orte miteinander. Düssel und Rhein werden wieder zu fühlbaren Lebensadern der Stadtlandschaft gemacht und treten als die historischen Wurzeln der Stadt und ihrer Geschichte sichtbar und bewusst gestaltet zutage. Lokale Identität und Verbindung hinaus in die Welt werden durch sie gleichermaßen symbolisiert. Der Rhein als mythologischer Strom Europas fließt nicht länger „an der Stadt vorbei“, sondern „durchströmt sie“. Wasser und das Spiel mit ihm wird Themengeber und Medium der künstlerischen Inszenierung, aber auch Quell von Lebensqualität. Der physische Flow im Gelände wird erlebbar als Strom der Ideen, der einzelne kreative Stätten und Highlights miteinander verbindet und gegenseitig befruchtet. „Immer im Fluss“ soll auch die Bespielung des gesamten Areals sein, das sich auch unter Einbeziehung der Bürger ständig kollektiv weiterentwickelt und mit sich wandelnden, zeitbezogenen Attraktionen zur dauerhaften Bühne für künstlerische Auseinandersetzungen wird. So entsteht nicht „der“ Bau oder „die“ Anlage, sondern ein Experimentierfeld für immer neue Strömungen und urbane Lebensformen.
URBAN FLOW
Die Geschichte der europäischen Stadt ist eng verknüpft mit der Geschichte des öffentlichen Raums. Sie ist geprägt durch einen stetigen Wandlungsprozess. Für Düsseldorf ist nun die Zeit für eine neue Entwicklungsstufe erreicht. Es gibt übergeordnete gesellschaftliche Trends, einen Rückzug der Menschen aus dem öffentlichen Raum, eine fehlende Begegnung und Orientierung, einen unzureichenden gesellschaftlichen Diskurs, eine „Erstarrung“. Es ist an der Zeit, den öffentlichen Raum wieder neu zu denken.
DAS WASSER: DÜSSELDORFS LEBENSADER
Der Wandlungsprozess der Stadt ist motiviert durch den Rhein und die Düssel. Dort, wo Wasser ist, entsteht neues Grün, wird Ufer – Blau und Grün bedingen sich gegenseitig. Kunst wird hier eingeführt als Katalysator für Stadtentwicklungsprozesse: Das Freilegen der vergessenen Flussläufe und das Sichtbarmachen des „Flows“ sind künstlerisch inspirierte Interventionen im Sinne eines kuratierten Gesamtkunstwerkes: Stadtplanung, Architektur, Landschaftsarchitektur, Gewässerökologie, Verkehrsplanung und bildende Kunst arbeiten Hand in Hand: Die kuratorische Aufgabe wird geleitet von der Frage, welche Orte einer Akzentuierung bedürfen, einer Belebung, einer Erinnerung, einer Umwidmung durch Kunst und Architektur, wo will man das Potential der Kulturinstitutionen und mögliche Kooperationen untereinander im Außenraum durch temporäre Ereignisse, wo hingegen durch dauerhafte Installationen stärken? Bei der Ausdeutung der neuralgischen Punkte werden die geäußerten Wünsche der einzelnen Kulturinstitutionen sehr ernst genommen. Kunst kann leiten, bringt Orte miteinander in Verbindung, eröffnet neue Sichtweisen und Erfahrungen. Ziel des Wandlungsprozesses ist die Schaffung gelungener Aufenthalts- und Begegnungsorte durch Freilegung vorhandener Ressourcen, die reale Verknüpfung und Verbindung von Orten sowie Menschen und Institutionen. Die Düsseldorfer Kunsttradition ist die starke Ressource vor Ort. Kunst ist ‚responsive‘ im ureigentlichen Sinne, sie entsteht für gewisse Orte im Auftrag der Stadtgesellschaft. Dieser Ansatz geht von einer tatsächlichen Untersuchung der Stadt und den Bedürfnissen ihrer Bewohner aus. Der Analyse folgt ein sensibler Umgang mit dem Vorhandenen, um dann Zusammenhänge herzustellen.
Stadtkurator: „Im Blaugrünen Ring fällt Kunst im öffentlichen Raum in eins mit Stadtentwicklung: Der Stadtdurchschreitende kann sich auf einen fließenden Rundgang durch die Stadt begeben und erlebt dabei, wie sich der Mensch mit dem Stadtraum über Kunst, Kultur, Architektur und Landschaftserfahrung verbindet. Erst so entsteht ein FLOW OF IDEAS. Aus einer Kulturstadt wird eine städtische Kulturlandschaft.“
Architekt: „Es ist ebenfalls Zeit die Europäische Stadt als Organismus zu begreifen, der im besonderen Maße dazu geeignet ist die anstehenden Herausforderungen und Dynamiken zu integrieren, der die traditionelle Trennung zwischen gebauter Stadt und sich wandelndem Naturraum zugunsten eines integralen und attraktiven Lebensraums für Mensch und Natur aufhebt.“
Bisher war das Bild der Europäischen Stadt geprägt durch eine Dualität; der Trennung von Natur und Stadt. Dieses wird ersetzt durch das Bild eines städtischen Organismus, aufbauend auf einem robusten Grundgerüst mit einer hohen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an zukünftige Entwicklungen und Wandlungsprozesse. Schlüssel für diesen Wandlungsprozess ist dabei die qualitative Aufwertung der öffentlichen Freiräume. Entgegen dem bisherigen Trend – dem Verschwinden echter öffentlicher Räume – werden städtische Freiräume mit hoher Anziehungskraft für die Stadtgesellschaft als Ganzes benötigt. Sie stärken als Begegnungsräume den Zusammenhalt der Gemeinschaft. Zugleich entsteht die besondere Anziehung des Freiraums durch das Erlebnis der Einheit von Natur und Mensch. Klimatologische Anforderungen (Belüftung, Retention) sowie Aspekte der Artenvielfalt und Biodiversität werden dafür in Architektur, Stadtplanung und Kunstkonzept integriert. FLOW stellt zum einen ein integrales solides Grundgerüst für den Blaugrünen-Ring als Ganzes zur Verfügung, zum anderen eine Fülle spannender Einzelideen. Wann und wie sie umgesetzt werden ist Ergebnis eines kontinuierlichen Aushandlungsprozesses, der sich zukünftig im realen öffentlichen Raum des Blaugrünen Rings verankern soll. Das Konzept differenziert zwischen sechs bereits heute vorhandenen unterschiedlichen Atmosphärräumen, die hierbei in ihrer Identität weiter ausgebaut und gestärkt werden sollen: das „Ufer“ (Rheinufer), die „Agora“ (Kulturensemble aus Ehrenhof, Tonhalle, Kunstakademie und Fotomuseum), der „Garten“ (Hofgarten), die „Gasse“ (Mühlenstraße, Altstadt und Kulturinstitutionen K20, Kunsthalle Düsseldorf sowie die Oper am Rhein), die „Allee“ (Königsallee) sowie die „Bastion“ (neuer zusammenhängender Parkraum im Bereich der südlichen Bastionsanlagen um den Schwanenspiegel)
DAS UFER
Der Rundgang beginnt bei einer neu entstehenden und begehbaren Ikone, die sich am Ufer vor dem NRW-Forum über dem Wasser erhebt: Der goldene Ring am Rhein. Eine großartige Brücke und Freitreppe, die dem Spiel des Wassers jeden Lauf lässt, um als Gezeiten-Spektakel, Freilichtbühne, oder einfach Plateau zu dienen und gleichzeitig in seiner ikonischen Form als neues Wahrzeichen und Sinnbild des Flows für Düsseldorf Kraft zu entfalten. Der Ort steht in einer antiken Tradition des Versammlungsortes einer Stadtgesellschaft, der demokratischen Prozessen dient, der Diskussion, der Kunst, der politischen Verhandlung, der Kunsttradition, der Versammlung der Zivilgesellschaft und der Begegnung mit dem offenen Naturraum unter freiem Himmel als Inbegriff der Freiheit. Die Verlängerung des unterirdischen PKW-Tunnels setzt Flächen frei für den Ring und ermöglicht somit die Fortführung des Ufers nach Norden sowie den Anschluss des Ehrenhofs an das Rheinufer. Besonders spannungsvoll erscheint hierbei der Ort des bestehenden Fortuna Büdchens, an dem die Stadtgesellschaft zusammenkommt. Der goldene Ring überragt zwar die Ufermauer und greift somit in die Wasserstraße ein, ist jedoch in seiner Dimensionierung nicht größer als die umliegenden Anlegestellen am Rheinufer und behindert nicht die Fahrrinne. Der vorgeschlagene Umbau der Oberkasseler Brücke zur Umweltbrücke verbindet die Uferpromenade mit dem gegenüberliegenden Rheinufer. Weitere Maßnahmen entlang des Ufers beinhalten die Stärkung und Inszenierung der drei Mündungspunkte der Düssel in den Rhein. Hier wird im Bereich des alten Hafens eine bessere Querungsmöglichkeit unter der Promenade sowie Gastronomieflächen geschaffen. Ein Badeschiff erhöht außerdem die Sichtbarkeit dieses wichtigen Einmündungspunktes.
DIE AGORA
Der Ehrenhof wird einem sanften ‚Relaunch‘ unterzogen und darf ein Ort für die Inszenierung weiterer, dauerhafter Skulpturen namhafter Düsseldorfer Künstler werden, um der Bedeutung der Düsseldorfer Kunsthochschule auch im Außenraum noch mehr zu huldigen und sie öffentlich sichtbar zu machen. Die Reduktion des Querschnitts der Oberkasseler Brücke ermöglicht den Anschluss des Ehrenhofs über die Tonhalle hinweg mit dem Areal der Kunstakademie: ein großer, bedeutsamer öffentlicher Campus in Verbindung mit dem Hofgarten wird geschaffen. Das geplante Fotoinstitut ergänzt das neu geformte Quartier hochkarätiger Kultureinrichtungen, das sich durch eine großzügige Freitreppe und zwei breite Durchquerungen zum Hofgarten hin öffnet und Blickachsen in den Park schafft. Ein neuer Platz erwächst, eine Agora, ein Kunstquartier, das von allen umliegenden Kulturinstitutionen, auch im Dialog untereinander und mit Nachbarschaftsprojekten für temporäre Kulturveranstaltungen genutzt werden kann. Die vorgeschlagenen Maßnahmen verbinden die Kunstakademie nicht nur mit den gegenüberliegenden Institutionen, sondern richten das Bauwerk erstmals mit einem großen Platz zu seiner Schauseite hin nach Nordosten aus. Hierbei wird der entstehende Platz gerahmt durch die Kulturkantine „Fette Ecke“ sowie das Gebäude des Fotoinstituts – ein markanter und weithin sichtbarer Hochpunkt. Das gegenüber der Akademie vorgeschlagene Werkstattgebäude wird als Freilichttribüne ausgebildet und kann so als temporäre Freiluftoper genutzt werden oder mit Überdachung auch als Interimsmaßnahme für den Umbau der Oper dienen.
DER GARTEN
Der Rundweg durch den Hofgarten wird durch bestehende und neue Wasserläufe geleitet und bietet die Begegnung mit vorhandenen Kunstwerken und dem historischen Landschaftsgarten. Das Wasser fließt nun in einem wiederbelebten Strom der Düssel durch den Hofgarten. Es entsteht ein neues Gewässer, welches sich von Osten bis in den nordwestlichen Teil des Hofgartens zieht und über einen inszenierten Wasservorhang an der Promenade im Rhein mündet. Das Gewässer ist mäandrierend angelegt, so dass Retentionsflächen entstehen, die einerseits Wasser aufnehmen und andererseits Verdunstungskälte abgeben. Der innerstädtische Biotopraum sorgt für eine Zunahme an Artenvielfalt sowohl bei Pflanzen als auch bei Tieren und hat darüber hinaus einen positiven stadtklimatischen Effekt. Durch die Verlängerung des Rheinufertunnels ist der Hofgarten wieder an das Rheinufer angebunden, der Entfall der Brückenauffahrten führen diesen ebenfalls nach Süden bis zum Gebäude der Kunstakademie fort. Der Rückbau der Verkehrsinfrastruktur stellt östlich der Tonhalle neue Parkflächen zu Verfügung. Der Betriebshof bleibt am jetzigen Standort erhalten und ist ein wichtiger Versorgungspunkt für den Hofgarten. Er wird funktional neu zugeschnitten und stärker mit dem Park verwoben. Zum einen entsteht ein eingezäunter Bereich für Gerätelagerung und Aufstellmöglichkeiten für Container, zum anderen ein offen gehaltener Bereich für die eigentlichen Betriebsgebäude, die als freistehende Baukörper in den Park integriert sind mit dem Ziel, die Wegeführung des Parks nicht zu unterbrechen und an das NRW Forum anzuschließen.
DIE GASSE
Die heutige Oper befindet sich in direkter Nachbarschaft zum Grabbeplatz und Hofgarten und somit an einem bedeutsamen städtebaulichen Schnittpunkt des Blaugrünen Rings. Leider nutzt das derzeitige Opernhaus die Lagegunst des Standortes nicht aus: es verschließt sich zum Stadtraum. Durch einen Umbau ist diese Fehlstellung nicht zu heilen, weshalb ein Abriss und Neubau an gleicher Stelle empfohlen wird. Das neue großzügige Foyer ist Schaufenster zum Hofgarten und räumliche Fortführung der Gasse und des Grabbeplatz. Der Opernsaal ist als Holz verschaltes, eingestelltes Volumen vom durchgrünten Foyer aus erlebbar. Das Opernhaus zeigt zum Wasserlauf und gibt damit seinem Namen „deutsche Oper am Rhein“ alle Ehre. Das halböffentliche durchgrünte Foyer stiftet vielfache inhaltliche und räumliche Zusammenhänge, die durch dauerhafte Kunstwerke an dieser Stelle erlebbar werden und gleichermaßen auf die unmittelbaren angrenzenden Kunstinstitutionen K20 und Kunsthalle Düsseldorf verweisen. Lineare Wasserobjekte, die aus der Freilegung der verrohrten Düssel entstehen, ziehen sich von der Oper über den Grabbeplatz bis zum Einmündungspunkt der Düssel in den Rhein. Die Wasserobjekte tragen gerade in diesem steinernen Teil der Altstadt zur Aufnahme von überschüssigem Regenwasser bei und schützen so vor Überflutungen. Der Gestaltung dieser Objekte und Orte kommt dabei eine besondere Rolle zu, da sie die Ablesbarkeit und Sichtbarmachung des Düssel-Laufs vom Hofgarten durch die Mühlenstraße hindurch zum Burgplatz stärken und somit eine gestaltete fühlbare Lebensader und Orientierungshilfe innerhalb der Stadtlandschaft kreiert. Ein weiterer Zirkel aus Wasser, der vorhandene und neue Orte miteinander verbindet, entsteht.
DIE ALLEE
Die Königsallee mit ihrem charakteristischen Stadtgraben und eindrucksvollem Baumbestand gilt als wichtiges Kulturdenkmal und Wahrzeichen Düsseldorfs und ist international als eine der führenden Einkaufsstraßen in Europa bekannt. Das Flow Konzept integriert die Flaniermeile und erweitert sie darüber hinaus zum Naturraum, der durch gezielte Maßnahmen auch die Nord-Süd Achse des Blaugrünen Rings stärkt. Die Düssel fließt hier parallel zum Rhein und ist zum jetzigen Zeitpunkt durch eine drei Meter tiefe Böschung und einen Zaun für den Stadtdurchschreitenden nicht erlebbar. Durch den Entfall der seitlichen Parkplätze und die Reduktion der Fahrbahnbreiten kann sich die Allee zum echten Boulevard entlang des Fließgewässers entwickeln. Es ergibt sich eine neue Zonierung des Straßenraumes und neue Aufenthaltsbereiche am Wasser entstehen. Vorgeschlagen werden Mulden-Rigolen, Versickerungssysteme und Tiefbeete, die das Oberflächenwasser abführen, zurückhalten, um es dann zeitverzögert in die Kanalisation wieder abzugeben. Neben der Versickerung weisen diese Systeme durch Bepflanzung auch gestalterische und identitätsstiftende Qualitäten auf. Treppenelemente führen an das Ufer und Stege auf der Düssel machen das Ökosystem Königsallee gezielt und punktuell zugänglich.
Die Neugestaltung des Graf-Adolf-Platzes ist für das FLOW Kontinuum von besonderer Bedeutung. Als Gelenk zwischen den zwei Atmosphär-Räumen „Allee“ (Flanieren und Konsum) und „Bastion“ (Kunst- und Kulturgenuss sowie Aufenthalt am Wasser) ist der Platz als ‚Durchgang’ und Ort des ständigen Transits von Fußgängern, Fahrrädern und Autos definiert. Um die Ablesbarkeit des Platzes und die Orientierung vor Ort zu stärken, wird der südliche Abschluss der KÖ mit einem neuen Wasserplatz markiert. Dieser kann in trockenen Zeiten als urbane Interaktionsfläche dienen, bei Regenereignissen wird das Oberflächenwasser in ihm zurückgehalten. Der Raum und seine Nutzbarkeit als Sammelbecken oder Wasserspender verändert sich in Abhängigkeit der jeweiligen Wetterverhältnisse. Der Aspekt der Passage wird am Standort Graf-Adolf-Platz auch durch den Flusslauf deutlich: Das Wasser und die darin befindliche Tierwelt bahnt sich hier unterirdisch ihren Weg von der KÖ in den Schwanenspiegel. Sinnvoll erscheint an dieser Stelle diesen Aspekt der Passage durch eine künstlerische Intervention aufzugreifen. Insbesondere das Medium „Sound“ hat sich im offenen Stadtraum über verschiedene dauerhafte und temporäre Interventionen an Transitstellen bewährt, um diesen Orten eine Neuausrichtung und Umwidmung zu ermöglichen. Als Ideengeber und Akteuer ist neben den Kunstmuseen vor Ort auch die Oper am Rhein denkbar.
DIE BASTION
Versteckt und fragmentiert liegen die Freiräume Schwanenspiegel und Spee‘schergraben bisher im Stadtraum. Durch die neue Verkehrsführung der westlichen Haroldstraße und die Reduktion der bisherigen Trasse zur Straßenbahnlinie können nun endlich diese beiden Seenflächen oberirdisch miteinander verbunden werden. Die zusammenhängenden Wasserflächen sind sowohl für temporäre als auch dauerhafte künstlerische Interventionen spannend und bilden zusammen mit den angrenzenden Kulturinstitutionen im Blaugrünen Ring einen wichtigen Anzugsort der Kunst. Als neuralgischer Punkt wird ebenso der Vorplatz des Ministeriums für Wirtschaft, Innnovation, Digitalisierung und Energie des Landes NRW angesehen, der nicht nur den Anschluss an die beliebte Apollowiese herstellt, sondern auch eine Verortung und Sichtbarmachung des kontinuierlichen Ideenflusses als Innovationsquelle in Düsseldorf ermöglicht. Es wird zudem eine Erweiterung des „Bastionsparks“ nach Westen zum Rheinufer und nach Süden in das neu entstehende Stadtquartier Schwanencarée vorgeschlagen. Hier verbindet sich das Nutzungsdurchmischte Wohnquartier und der Blaugrüne Ring. Es entstehen markante Hochpunkte, die sich durch innovative und nachhaltige Bauweise in Holz-Beton-Hybrid Systemen auszeichnen und aufgrund ihrer Lage einen Wasser- und Grünraumbezug aufweisen. Das ehemalige Gelände des Polizeipräsidiums erfährt somit eine nachhaltige Aufwertung und wird in das städtische Gesamtkonzept integriert.
DIGITAL FLOW
Experte für digitale öffentliche Räume: „Das Engagement vieler engagierter kritischer Bürger bietet gerade hier in Deutschland die einzigartige Möglichkeit, ethische Digitalisierungskonzepte zu entwickeln, die den Bürgern dienen, statt sie zu
gläsernen Datenlieferanten zu machen, die das menschliche Wohlbefinden auch im digitalen Raum voranstellen und dies durch lokale Verankerung im Hier und Jetzt des analogen Raums ermöglichen.“
DIGITALE WELT ANALOGE TRÄUME
Ziel einer Gestaltung des öffentlichen Raums sollte sein, Menschen dabei zu unterstützen, ihre Umgebung wieder direkt zu erleben. Weg vom Display, hin zu tatsächlichen Orten. Zunächst, damit sie sich geschützt fühlen, zudem, um sie auf die Bedeutung der Anwesenheit anderer aufmerksam zu machen. Die Lösung liegt in einer stabilen Verankerung der Menschen in ihrer lokalen Community. Dort sind Informationen und Entwicklungen dadurch besser nachvollziehbar, dass sich analoge und digitale Möglichkeiten überlappen. Ideen zu teilen und zu diskutieren. Wenn es bei der Neugestaltung des blaugrünen Rings gelingt, eine solche Überlappung zu entwickeln, die Menschen mehr in ihrer lokalen Gegenwart verankert und dort ihre konkreten Möglichkeiten erleben lässt, ermöglicht dies die Rückkehr zu sich im Sinne eines Flow-Erlebens, dass für das menschliche Wohlbefinden von existentieller Bedeutung ist. „Das Engagement vieler engagierter kritischer Bürger bietet in Deutschland die einzigartige Möglichkeit, ethische Digitalisierungskonzepte zu entwickeln, die den Bürgern dienen, statt sie zu gläsernen Datenlieferanten zu machen.“
FLOW OF MOBILITY
Verkehrsplaner: „FLOW OF MOBILITY bedeutet: Blau-Grün mobil auf Straßen für Menschen; Emissionsarm und nachhaltig mobil; Stärkung der Nahmobilität durch Nutzungsmischung; alles Fußläufig.“
ÄUSSERE ERSCHLIESSUNG
Der Kfz-Verkehr soll weitestgehend aus dem „Blaugrünen Ring“ herausgehalten werden. Von Norden gelangt der Zielverkehr über den Kennedydamm zum (verlängerten) Rheinufertunnel oder über die Fischer Straße, Kaiser Straße, zur Berliner Allee. Von Süden und Westen über den Rheinufertunnel, oder die Rheinkniebrücke zur Haroldstraße, zum Graf Adolfplatz und weiter zur Berliner Allee. Alle wesentlichen Parkierungsanlagen für Beschäftigte, Kunden und Besucher sind entlang dieses Ringes angelegt und „von außen“ erschlossen. Kasernenstraße und Breitestraße übernehmen als Einbahnstraßen-Paar eine zusätzliche Verteilfunktion zwischen Elberfelder Straße und Graf-Adolf-Platz und dienen der Erschließung der Grundstücke und der Quartiersgaragen für die Bewohner. Innerhalb des „Blaugrünen Ring“ gilt: „Emissionsarm Mobil“. Der Rheinufertunnel wird nach Norden um ca. 1,5km bis zum Kennedydamm verlängert. Die heutigen Verkehrsflächen der Rheinuferstraße, von Oederallee und Fritz-Roeber-Straße werden damit entbehrlich und stehen zukünftig als Grün- und Freiflächen und z.T. auch für eine ergänzende Bebauung zur Verfügung. Anstelle der entfallenden Parkplätze im Bereich Tonhalle sind Tiefgaragen unter den heutigen Verkehrsflächen von Oederallee und Fritz-Roeber-Straße, mit direkter Anbindung an den verlängerten Rheinufertunnel, geplant. Zusätzlich ist ein „Parkhaus-Schiff“ nördlich von der Tonhalle im Rhein verankert denkbar, auch dies kann vom Kennedydamm über den Rheinufertunnel erschlossen werden.
Die Oberkasseler Brücke wird in ihrer Verkehrsfunktion neu positioniert, sie wird zur „Umweltbrücke“ mit großzügigen Flächen für Fußgänger und Aufenthalt an der Südseite mit Blick auf die Altstadt, einem besonderen Radweg, der Stadtbahntrasse in Mittellage und einer Umweltspur für Elektromobile Kfz, Bus und Fahrgemeinschaften mit nur noch je einem Richtungsfahrstreifen. Das Gleisbett der Stadtbahntrasse wird begrünt, die Trennung der Verkehrsarten mittels gegliederten Heckenpaketen flankiert und die Geh- und Verweilflächen mittels grüner Intarsien gestaltet.
RADVERKEHR
Die neue „Schnelle“-Radachse über die Oberkasseler Brücke findet ihre Fortsetzung in der Heinrich-Heine-Allee und führt auf Radfahrstreifen – auch als Protected-Bike-Lane denkbar – weiter über Kasernenstraße und Breitestraße in die südlichen Stadtteile. In allen übrigen Straßen innerhalb des Blaugrünen Rings wird der Radverkehr in der Tempo-30-Zone gemeinsam mit dem Kfz-Verkehr geführt; alle Einbahnstraßen darf er auch in Gegenrichtung nutzen. Entlang der südlich und östlich tangierenden Hauptverkehrsstraße sollte das Netz der Radfahrstreifen ergänzt werden. Ein differenziertes Angebot an Fahrradabstell-Möglichkeiten, in unmittelbarer Nähe zu Wohnung, Arbeits- und Ausbildungsstätte sowie an allen wesentlichen Zielen, unterstützt seine Nutzung im Alltagsverkehr. Dezentral verfügbare differenziert Miet-/ Leihangebote (Fahrräder und Pedelecs unterschiedlicher Bauformen, Roller, ...) unterstützen das erklärte Ziel der Stärkung einer emissionsfreien Nahmobilität.
MOBILITÄTSHUBS
Alle privaten und öffentlichen Parkierungsanlagen werden, je nach Lage und ÖPNV-Anbindung differenziert, als „Mobilitätshubs“ mit einem ganzheitlichen Mobilitäts-, Informations- und Service-Angebot ausgestattet. Hier kann das eigene Fahrzeug sicher abgestellt werden, das Verkehrsmittel gewechselt, Service-Angebote genutzt und alle Informationen rund um das Thema Mobilität erhalten werden. Von hier aus erfolgt auch die Feinverteilung der KEP-Dienste nur noch mittels Lasten-Pedelecs o.ä. Eine APP „Düsseldorf-Mobil“ bündelt alle Angebote. Im Nahbereich, in den Nachbarschaften ergänzen die kleineren „Mobilitäts-Punkte“ das Angebot als Übergabe- und Anlaufpunkte für die Bewohner.
ÖFFENTLICHER PERSONENNAHVERKEHR
Das bereits gut ausgebaute Stadtbahnnetz bedarf einer Ergänzung um zusätzliche Elektro-Angebote. Neben dem normalen, elektrisch betriebenen Linienbus wird die Feinverteilung mittelfristig von autonom und bedarfsorientiert fahrenden Elektro-Shuttle („BlauGrün-Mobil“) übernommen. Ergänzend, vor allem mit Blick auf Besucher sind auch elektrisch betriebene Wassertaxis auf dem Rhein denkbar
STRASSEN UND PLATZRÄUME
Die Straßen und Platzräume innerhalb des Blaugrünen Rings werden konsequent nach dem Grundsatz „Straßen für Menschen“ umgestaltet indem die Flächen neu aufgeteilt werden. Der ruhende Kfz-Verkehr wird konsequent herausgenommen, auf dem Grundstück und in z.T. neu zu bauenden Quartiersgaragen untergebracht. Parkstände im öffentlichen Raum sollte nur noch für Mobilitäts-Eingeschränkte Personen, Sharing Angebote sowie Liefer- und Ladezonen vorgesehen werden. Die damit verfügbar werdenden Flächen stehen für Straßenbäume (Schattenspender), Begrünung und Gestaltung der Stadträume, Fahrradabstellanlage, Geh- und Aufenthaltsflächen sowie Kunst und Kultur zur Verfügung.
HAROLDSTRASSE / GRAF-ADOLF-PLATZ
Die Verkehrsführung zwischen Haroldstraße und Neusser Straße wird zugunsten einer städtebaulichen Neuordnung und der Stärkung des Blaugrünen Rings verändert und die Anzahl der Fahrstreifen reduziert. Die Verbindung zwischen Königsallee und dem südlichen Graf-Adolf-Platz wird mit gestalterischen Mitteln gestärkt. Hier und an anderen Stellen im Netz an denen zukünftig stärkere Fußgänger-Beziehungen zu erwarten sind, werden LSA-Steuerungen mit „Rundumgrün-Schaltung für Fußgänger“ geplant.
FLOW OF NATURE
GEWÄSSERRENATURIERUNG UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN
Weltweite Herausforderungen, wie die zunehmende Urbanisierung, der Klimawandel und der demografische Wandel erfordern eine Stadtentwicklung und Landschaftsarchitektur, die die Wohlfahrtswirkung natürlicher Lebensraumstrukturen integriert und fördert. Neben den Grünflächen kommt den Wasserläufen, Seen und Teichen dabei eine besondere Bedeutung zu. Gewässer sind die Lebensadern der Landschaft, prägen das Bild von Städten und bieten zahlreiche Ökosystemleistungen für den Menschen: Versorgungsleistungen (Wasser, Nahrung, Rohstoffe, genetische Ressourcen, Biodiversität), Regulierungsleistungen (Selbstreinigung der Fließgewässer, Bodenbildung, Photosynthese, Nährstoffumsatz, Hochwasserrückhaltung, Klimaregulierung), kulturelle Leistungen (Gesundheit, Freizeit und Erholung, Sport, Kunst, Umwelt-Bildung).
Durch den Einbau gewässertypischer Strukturen, der Förderung typgerechter Ufervegetation sowie der Gestaltung naturnaher Ufer wird die ökologische Wirksamkeit im Blaugrünen Ring verbessert. Letztere erleichtert außerdem den Zugang an das Wasser und begünstigt so die Freizeitnutzung.
Fließgewässer besitzen ein enormes Potential als Erholungs- und Erlebnisraum, wenn man ihnen ausreichend Platz lässt. Entsprechend sollen Düssel und Rhein für die Menschen sichtbar, erlebbar und zugänglich sein. FLOW ermöglicht dies durch die Schaffung flacher Uferbereiche, Treppen oder Sitzstufen, die einen Zugang zum Wasser ermöglichen. Gerade für Kinder und Jugendliche stellen Gewässer einen wichtigen Erlebnis- und Bildungsort in der Stadt dar, da sie immer seltener mit der Natur in Berührung kommen.
Gewässerökologe: In den großen Städten sind die urbanen Fließgewässer häufig die ersten Berührungspunkte mit Natur. Als erlebbare und erlernbare Natur – Grünes Klassenzimmer – sind sie daher in der städtebaulichen und wasserwirtschaftlichen Planung berücksichtigt. Düssel und Rhein werden wieder zu fühlbaren Lebensadern der Stadtlandschaft und treten als die historischen Wurzeln der Stadt und ihrer Geschichte sichtbar und bewusst gestaltet zutage.
IN DER TRADITION VON MAXIMILIAN FRIEDRICH WEYHE
Die städtebauliche Entwicklung der Stadt Düsseldorf ist nach der Schleifung der Befestigungsanlagen maßgeblich durch das Wirken von Maximilian Friedrich Weyhe geprägt worden. Heute ist diese Grundstruktur immer noch prägender Teil der Stadtmorphologie und des übergeordneten Grünsystems der Stadt. Dieses verfolgt zwei Ziele. Zum einen die Grüne Achse vom Rhein zum Rhein und der Grüne Kranz um die Altstadt. Während die erste Achse vom Hofgarten über den Südpark (Bundesgartenschau 1987) bis zur Universität und dem Botanischen Garten im Süden gezeichnet wurde, ist der Grüne Kranz Anfang der 80er Jahre mit hohem Aufwand hergestellt worden. Die Heinrich-Heine-Allee wurde mit Platanen bepflanzt und nach dem Bau der U-Bahn komplett saniert, die prächtige Kastanienallee wurde wiederhergestellt. Schon in den Planungen Weyhes konnte man unterschiedliche Freiraumthemen ablesen wie z.B. den Hofgarten, der die vorhandene Parkanlage Hofgarten mit Reitallee von Pigage (Ende des 18. Jahr) im Stil des englischen Landschaftsgartens weiterführt und bis an den geplanten Stadthafen (Bereich der heutigen Brückenrampe/ Tonhalle) heranführt. Die strengen Alleen entlang des Düsselkanals (Königsallee) führen in Richtung Süden und enden am Schwanenspiegel, der den Ring im Süden, in Analogie zum Hafenbecken im Norden, an den Rhein heranführt und so den heutigen Ring um die Innenstadt ausbildet.
Landschaftsplaner: „Das Kontinuum an hochwertigen Freiräumen bietet die Grundlage für eine lebenswerte Stadt, die ihren Menschen ein Wohnumfeld bietet, indem sie sich treffen und verabreden können, indem sie Orte für Bewegung und Sport aber auch Inspiration, Ruhe und Rückzug finden können.“
Das freiraumplanerische Konzept basiert daher auf drei unterschiedlichen Schwerpunkten. Im Wandlungsprozess kommt der kontinuierlichen Information der Öffentlichkeit eine entscheidende Rolle zu, wobei auch die Inszenierung des FLOWS über Kunst und Kultur einen wichtigen Beitrag leistet, denn die Kunst stiftet Sinnzusammenhänge, liefert Gesprächsthemen und Inhalte. Das schafft Akzeptanz und bringt den Bürgern das städtebauliche Konzept näher: Ein Zirkel aus Wasser, der vorhandene und neue Orte miteinander verbindet.
FREIRAUMPLANERISCHES KONZEPT
1) CITY OF BLUE-GREENS: Schaffung eines durchgehenden Grünen Rings um die Altstadt, der das gartenkünstlerische Grundgerüst Weyhes saniert und wieder offenlegt, wo es verlorengegangen ist. Zusätzlich sollen die Grünflächen und der öffentliche Raum mit dem Thema ‚Wasser’ weiterentwickelt werden, um neue Nutzungsmöglichkeiten und Aufenthaltsbereiche für die Stadtbewohner zu schaffen.
2) DIE STADT ALS KEIMZELLE FÜR ARTENVIELFALT: Die stärkere Durchdringung versiegelter Plätze und steinerner Straßenschluchten mit Vegetation soll die Biodiversität stärken, dem Artensterben entgegenwirken und Ökosysteme besser miteinander vernetzen. Die Freiflächen der Stadt sind außerdem für das Stadtklima von wichtiger Bedeutung, da sie Aufenthaltsqualität stiften und einen Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel leisten.
3) SPONGE CITY – ENTSIEGELUNG UND MODELLIERUNG: Starkregenereignisse als Folge des Klimawandels führen heute in unseren Städten zu immer größeren Problemen. Flüsse im urbanen Raum müssen so gestaltet werden, dass das Wasser im Hochwasserfall schadlos abfließen kann. Wird ihnen ausreichend Platz gegeben um Retention zu schaffen und ein naturnaher Lauf ermöglicht, können beträchtliche Synergien zwischen Ökologie und Hochwasserschutz erzielt werden. Die Gestaltung des öffentlichen Raumes wird daher im Sinne der Sponge City weiterentwickelt. Bereiche werden geschaffen, in denen Niederschläge vorgehalten werden können, was die Kanalsysteme entlastet. Durch Verdunstung entsteht Kälte und der natürliche Wasserkreislauf bleibt erhalten. Zudem können auch größere Versickerungsmulden verschmutzte Wässer über belebte Bodenschichten reinigen und dem Grundwasser zugeführt werden.
ÖKOLOGISCHE VERNETZUNG VON RHEIN UND DÜSSEL
Auch urbane, regulierte Fließgewässer sind Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Trotz beengter Platzverhältnisse können durch eine gezielte Gestaltung innerhalb des Querprofils – Öffnung von Sohlabpflasterungen und Randbereichen – und durch Bereitstellung besiedlungsrelevanter Strukturen wichtige Trittsteinhabitate und Elemente zur Förderung der Ökosystemvernetzung geschaffen werden. In Abhängigkeit der lokalen Gegebenheiten können diese mehr oder weniger stark baulich/technisch, eigendynamisch entfaltbar und/oder gestalterisch ausfallen. Generell hängen die Dauer einer Wiederbesiedlung und der ökologische Erfolg einer Renaturierung stark von der Verfügbarkeit und Entfernung „funktionierender“ Habitate und deren besiedelnden Populationen ab. Die Düssel im Projektgebiet (OFWK 275132_0; 275134_0;) und weiter flussauf ist geprägt durch Urbanisierung – strukturell verarmt, begradigt, befestigt, eingefasst, fehlende Beschattung durch Ufervegetation, unter die Erde verlegt, stoffliche Belastung. Entsprechend ist sie als „erheblich verändertes Gewässer“ mit ökologisch „schlechtem Zustand“ eingestuft (Stand: 2013). Im Gegensatz dazu ist die Düssel flussauf von Erkrath als „natürliches Gewässer“ im „mäßigen Zustand“ beurteilt worden. Die ökologische Zustandsbewertung auf Basis des Makrozoobenthos (Wirbellosenfauna) wurde hier als „gut“ bemessen. Das ist für eine Wiederbesiedlung innerhalb des Projektgebiets von Vorteil, da somit eine Spenderpopulation vorliegt. Die Naturschutzflächen im Düsseltal und dem Neandertal zwischen Haan und Erkrath sind als Fauna-Flora-Habitat gemäß der Richtlinie 92/43/EWG innerhalb des Verbundnetzes Natura 2000 ausgewiesen. Eine Verbesserung der ökologischen Funktionen durch Offenlegung und Strukturierung der Düssel stellen somit im Projektgebiet eine wichtige Trittstein-Funktion zwischen der Rheinmündung und dem relativ naturnahen Oberlauf dar. Dort wo genügend Platz zur Verfügung steht (Hofgarten), wird ein Fokus auf die Uferbereiche gelegt, da Uferrandstreifen (Fläche zur eigendynamischen Entwicklung) als besonders effiziente Maßnahmen gelten. Flache, naturnahe Ufer erfüllen ökologisch wichtige Funktionen für Arten, die einen Land-Wasser-Übergang im Laufe ihres Lebenszyklus benötigen, wie die meisten im Gewässer vorkommenden Insekten. Da eine eigendynamische Entwicklung im Projektgebiet größtenteils nicht realisierbar ist, wird durch Öffnung und Strukturierungen der Bachsohle eine Verbesserung i.S. der Ökologie erreicht, auf Grund der Variabilität des Fließmusters. Diese wirkt sich nicht nur auf die Ökologie aus, sondern kann auch gestalterisch eingesetzt werden. Mündungsbereiche stellen aus ökologischer Sicht besondere Bereiche dar, da sie unterschiedliche Ökosysteme und deren Populationen vernetzen. Somit erfüllen sie wichtige Funktionen, unter anderem als Refugialhabitat und Wanderkorridor. Daher wird eine naturnahe Gestaltung der Düsselmündung zumindest in einzelnen Bereichen empfohlen um eine ökologische Vernetzung zwischen Rhein und Düssel zu ermöglichen. Die Vielzahl an Wehren stellt insbesondere ein Problem für die Besiedlung durch Fische aus Nebenarmen und Rhein dar. Eine Herstellung des Längskontinuums zwischen Rhein und Oberlauf ist daher aus ökologischer Sicht dringend umzusetzen. Sollten Wanderhindernisse im Projektgebiet vorhanden sein, wäre es zu erwägen, ob ein Fischaufstieg nicht auch gestalterisch/künstlerisch und trotzdem ökologisch funktionstüchtig umgesetzt werden könnte. Verrohrte Abschnitte könnten gezielt unterirdisch begehbar gemacht werden (begehbarer Schacht), sodass der Unterschied zw. natürlichen/naturnahen und künstlichen/unterirdischen Abschnitten „sichtbar“ gemacht wird
DAS STADTKLIMA
Auf der Grundlage einer Klimabewertungskarte für Düsseldorf werden für das Plangebiet die stadtklimatischen Gegebenheiten räumlich ausgewertet: die Planungen sind so aufgebaut, dass sie zum einen die beiden Luftleitbahnen Oberkasseler-Brücke und Rhein-Knie-Brücke aufnehmen und durch Entsiegelungsmaßnahmen verstärken. Durch eine geeignete Vegetationsausstattung kann der ‚Wärmeinsel’ Stadt entgegengewirkt werden, um in Verbindung von Belüftung und Strahlung den thermischen Aspekt zu berücksichtigen. Eine Belüftungsverbindung zwischen Rhein und östlichen Räumen wird durch die ausreichende Perforierung der Belüftungsachse sowohl nördlich als auch südlich der Tonhalle hergestellt. Der dahintergelegene öffentliche Raum ist so gestaltet, dass er eine ausreichende nächtliche Abkühlung garantiert, tagsüber spenden Bäume Schatten. Das neue Fotoinstitut wird südlich umströmt und die Verbindung zur übergeordneten Luftleitbahn ist vorhanden. Im gesamten Plangebiet wird das H/W Verhältnis als Maß der Bebauungsdichte für eine Durch- und Umströmung eingehalten.
Stadtklimaforscher: „FLOW schafft ein immissionsarmes und thermisch behagliches Stadtklima durch Klimaanpassung aufgrund der Freiraumgestaltung und des Städtebaus, durch Stärkung der vorhandenen kleinräumigen Belüftungsverhältnisse sowie durch Erhöhung nächtlicher Abkühlungspotentiale mittels Begrünung.“
CREDITS:
Stadtplaner
raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH, Frankfurt am Main (DE)
Künstler/ Stadtkuration
SEEHOF – Kunst im urbanen Raum, Frankfurt am Main (DE)
Landschaftsarchitekten
club L94, Köln (DE)
Verkehrsplaner
BSV Büro für Stadt- und Verkehrsplanung Dr.-Ing. Reinhold Baier GmbH, Aachen (DE)
Visualisierer
rendertaxi architecture.visualisation, Aachen (DE), Barcelona (ES)
Stadtklimaforscher
INKEK - Institut für Klima- und Energiekonzepte, Lohfelden (DE)
Gewässerökologie
Dr. Lisa Schülting und Simon Führer, BOKU Wien (AUT)
Creative Direction & Design
faktory, Frankfurt am Main (DE) in Zusammenarbeit mit Studio 069, Frankfurt am Main (DE)
Markenexperte
Ries Creative. Consultant. Frankfurt am Main (DE)
Sonstige:
Dr. Jan Kalbitzer
Beurteilung durch das Preisgericht
Der Entwurf „Flow“ basiert auf der Grundidee, mit dem Thema Wasser die unterschiedlichen Teilräume und insbesondere den Rhein miteinander zu vernetzen und den räumlichen und gestalterischen Zusammenhang erlebbar zu machen. Zugleich werden Atmosphärenräume identifiziert, deren spezifische Qualitäten herausgestellt, verstärkt und durch eine gestalterische Intervention aufgewertet werden. Die Teilräume „Ufer“, „Agora“, „Garten“, „Gasse“, „Allee“ und „Bastion“ werden über das Freiraum- und Wasserkonzept in den Zusammenhang gestellt und zugleich eigenständig profiliert.
Die Uferzone wird bewusst stärker begrünt und mit einzelnen Bausteinen wie dem goldenen Ring oder dem Badeschiff inszeniert. Diese Bespielung des Ufers und der Eingriff in den Fluss kollidiert mit dem Hochwasserschutz. Die vorgeschlagenen Düsselmündungen stärken die Sichtbarkeit des Blaugrünen Rings im Übergang zum Rhein, werfen aber zugleich Fragen der technischen Umsetzbarkeit auf.
Strahlkraft erzielt das Konzept durch die konsequente Verschränkung von Wasser und Freiraum und die gestalterische Aufwertung der Uferzone und der kulturellen „Trittsteine“.
Das Wasserkonzept im Hofgarten wird nachvollziehbar dargestellt und nimmt Bezug auf den historischen Festungsgraben, steht jedoch in der konkreten Ausformulierung im Widerspruch zu den historischen Weyhe- Plänen. Die Umgestaltung des Kö-Grabens zeigt neue Raumqualitäten, kollidiert jedoch partiell mit den denkmalpflegerischen Belangen (Kö-Gärtchen, Uferkante); insbesondere die Brücken werden kritisch diskutiert. Im Bereich der bestehenden Oper ist ein Neubau vorgesehen, dessen konkrete Ausformulierung Fragen aufwirft.
Im Süden des Plangebiets, im Bereich der Haroldstraße, werden Speescher Graben und Schwanenspiegel zu einem zusammenhängenden Biotop verbunden und schaffen auch an diesem Ort eine neue Erlebbarkeit der Wasserlandschaft. Durch die Herausnahme des Individualverkehrs aus der Haroldstraße werden große Chancen für eine neue Quartiersentwicklung eröffnet.
Die bauliche Konzeption für das sog. „Schwanencarree“ wird als interessanter Beitrag für diesen Standort angesehen.
Die Verfasser gehen vorsichtig und zugleich entschieden mit der Neubebauung um. Vorhandene Qualitäten und Bauten werden berücksichtigt und neu in Wert gesetzt. Die Agora, gedacht als Kunstcampus, bindet räumlich sehr geschickt die Kunstakademie, die Tonhalle und das Fotoinstitut zu einem Ensemble zusammen und öffnet dieses zum Hofgarten. Unverständlich bleibt, warum die direkte Verbindung im Bereich der Eiskellerstraße nicht thematisiert wird.
Das Mobilitätskonzept sieht vor, dass der KFZ-Verkehr weitestgehend aus dem Blaugrünen Ring herausgehalten wird. Im Einzelnen bedeutet dies, dass die Oberkasseler Brücke zur Umweltbrücke wird.
Die Kö ist als Boulevard gedacht und wird zugunsten einer höheren Aufenthaltsqualität zu einem Flanierraum. Der Radverkehr wird konsequent, insbesondere in Nord-Süd-Richtung geführt. Mit dem Grundsatz „Straßen für Menschen“ steht der Anspruch an Aufenthaltsqualität an erster Stelle. Der Entwurf wird im Hinblick auf die Erschließungsqualitäten der unterschiedlichen Verkehrsarten als zukunftsfähig eingeschätzt, weil er die richtigen Weichenstellungen für den öffentlichen Personennahverkehr vornimmt und den FußgängerInnen und RadfahrerInnen Vorrang einräumt. Das Klimakonzept setzt sich mit Überlegungen zu Frischluftschneisen und Freihaltezonen mit der Gewährleistung von langfristiger Lebensqualität auseinander.
Insgesamt bietet der Entwurf eine äußerst robuste Grundstruktur, die den Rahmen für eine langfristige qualitätsvolle Entwicklung schafft und eine schrittweise Realisierung ermöglicht.
Aus dem Bestand heraus ermöglicht das Konzept eine behutsame Weiterentwicklung vorhandener Qualitäten und hat zugleich das Potenzial einer Vision mit Bodenhaftung. In der aufgerufenen Komplexität wird das Konzept den Anforderungen an die Aufgabenstellung gerecht und zeigt konkrete Lösungen für die einzelnen Standorte mit höchster Gestaltqualität auf.
Die Uferzone wird bewusst stärker begrünt und mit einzelnen Bausteinen wie dem goldenen Ring oder dem Badeschiff inszeniert. Diese Bespielung des Ufers und der Eingriff in den Fluss kollidiert mit dem Hochwasserschutz. Die vorgeschlagenen Düsselmündungen stärken die Sichtbarkeit des Blaugrünen Rings im Übergang zum Rhein, werfen aber zugleich Fragen der technischen Umsetzbarkeit auf.
Strahlkraft erzielt das Konzept durch die konsequente Verschränkung von Wasser und Freiraum und die gestalterische Aufwertung der Uferzone und der kulturellen „Trittsteine“.
Das Wasserkonzept im Hofgarten wird nachvollziehbar dargestellt und nimmt Bezug auf den historischen Festungsgraben, steht jedoch in der konkreten Ausformulierung im Widerspruch zu den historischen Weyhe- Plänen. Die Umgestaltung des Kö-Grabens zeigt neue Raumqualitäten, kollidiert jedoch partiell mit den denkmalpflegerischen Belangen (Kö-Gärtchen, Uferkante); insbesondere die Brücken werden kritisch diskutiert. Im Bereich der bestehenden Oper ist ein Neubau vorgesehen, dessen konkrete Ausformulierung Fragen aufwirft.
Im Süden des Plangebiets, im Bereich der Haroldstraße, werden Speescher Graben und Schwanenspiegel zu einem zusammenhängenden Biotop verbunden und schaffen auch an diesem Ort eine neue Erlebbarkeit der Wasserlandschaft. Durch die Herausnahme des Individualverkehrs aus der Haroldstraße werden große Chancen für eine neue Quartiersentwicklung eröffnet.
Die bauliche Konzeption für das sog. „Schwanencarree“ wird als interessanter Beitrag für diesen Standort angesehen.
Die Verfasser gehen vorsichtig und zugleich entschieden mit der Neubebauung um. Vorhandene Qualitäten und Bauten werden berücksichtigt und neu in Wert gesetzt. Die Agora, gedacht als Kunstcampus, bindet räumlich sehr geschickt die Kunstakademie, die Tonhalle und das Fotoinstitut zu einem Ensemble zusammen und öffnet dieses zum Hofgarten. Unverständlich bleibt, warum die direkte Verbindung im Bereich der Eiskellerstraße nicht thematisiert wird.
Das Mobilitätskonzept sieht vor, dass der KFZ-Verkehr weitestgehend aus dem Blaugrünen Ring herausgehalten wird. Im Einzelnen bedeutet dies, dass die Oberkasseler Brücke zur Umweltbrücke wird.
Die Kö ist als Boulevard gedacht und wird zugunsten einer höheren Aufenthaltsqualität zu einem Flanierraum. Der Radverkehr wird konsequent, insbesondere in Nord-Süd-Richtung geführt. Mit dem Grundsatz „Straßen für Menschen“ steht der Anspruch an Aufenthaltsqualität an erster Stelle. Der Entwurf wird im Hinblick auf die Erschließungsqualitäten der unterschiedlichen Verkehrsarten als zukunftsfähig eingeschätzt, weil er die richtigen Weichenstellungen für den öffentlichen Personennahverkehr vornimmt und den FußgängerInnen und RadfahrerInnen Vorrang einräumt. Das Klimakonzept setzt sich mit Überlegungen zu Frischluftschneisen und Freihaltezonen mit der Gewährleistung von langfristiger Lebensqualität auseinander.
Insgesamt bietet der Entwurf eine äußerst robuste Grundstruktur, die den Rahmen für eine langfristige qualitätsvolle Entwicklung schafft und eine schrittweise Realisierung ermöglicht.
Aus dem Bestand heraus ermöglicht das Konzept eine behutsame Weiterentwicklung vorhandener Qualitäten und hat zugleich das Potenzial einer Vision mit Bodenhaftung. In der aufgerufenen Komplexität wird das Konzept den Anforderungen an die Aufgabenstellung gerecht und zeigt konkrete Lösungen für die einzelnen Standorte mit höchster Gestaltqualität auf.
Schnittperspektive Hofgarten
Schnittperspektive Königsallee
Schnittperspektive Neue Oper am Rhein
Schnittperspektive Alter Hafen
Schnittperspektive Spee’scher Graben
Schrägluft Kunstakademie/Hofgarten