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Planungsworkshop / Kooperatives Werkstattverfahren | 08/2005

Bodelschwinghplatz

Lageplan

Lageplan

1. Preis

scape Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

3D Architekten und Stadtplaner

Architektur

Erläuterungstext

Im Stadtteil Wehringhausen hat sich ein signifikanter Wandel vollzogen. Bis zu Beginn des 20. Jhds. war der Bodelschwinghplatz die zentrale und repräsentative Mitte der Unterstadt Wehringhausens. Heute haben sich die Anzahl und Zusammensetzung der Bevölkerung sowie die Ansprüche an den öffentlichen Freiraum gewandelt. Der Bodelschwinghplatz muß seiner zentralen Rolle im Stadtgefüge aufs Neue gerecht werden.

Gesamtstädtisches Gefüge
Die Innenstadt von Hagen wird neben Ennepe und Volme insbesondere durch eine, dem Ennepetal folgenden Bahnkörper geprägt. Er zerschneidet das Ennepetal und bildet zwei ungleiche Stadthälften in Hagen aus. Nur an wenigen Stellen verbinden Straßen diese Stadthälften unter dem Bahnkörper hindurch. Nur hier ist die Gesamtstadt und damit auch die umgebenden Grünstruktur der Hänge erlebbar. Der Bodelschwinghplatz stellt einen dieser Übergangsbereiche dar. Er ist daher nicht nur für das unmittelbare Quartier sondern auch in Form eines wichtigen Trittsteines für die Gesamtstadt von besonderer Bedeutung. Entlang der Querung reihen sich die unterschiedlichen öffentliche Räume perlenschnurartig auf und inszenieren damit den verbindenden Weg zwischen den Stadtteilen. Der Bodelschwinghplatz sollte daher entsprechend seiner Bedeutung und Funktion als Trittstein gestaltet werden.

Funktion und Nutzung des Platzes
Die vom Bahnkörper zerschnittenen Stadthälften übernehmen unterschiedliche Funktionen im städtischen Gefüge. Die größere südliche Stadthälfte wird durch die bürgerliche Stadt und deren Wohn- sowie Geschäftsquartiere bestimmt. Die nördliche Stadthälfte wird überwiegend von gewerblichen Strukturen bestimmt. Der Stadtteil zeigt sich daher stärker fragmentiert und ist im Ganzen weniger „bewohnt“. Entsprechend formulieren sich die Nutzungsansprüche an den öffentlichen Raum.

Die bürgerliche Stadt im Süden braucht und fordert den belebten Stadtraum und damit eine Bühne für den Flaneur. Die nördliche Stadthälfte dagegen sucht den öffentlichen Raum sowohl als Treff- und Kommunikationspunkt als auch als Ersatz für die fehlenden privaten Freiflächen. Mittler der Kommunikation ist dabei weniger das Treiben der Geschäftsleute und Gastronomen als vielmehr das Ausweiten des Familienlebens in den öffentlichen Raum. Kinderspielen und nachbarschaftlicher Plausch sind daher wichtige Nutzungen im öffentlichen Raum. Eine Neugestaltung des Bodelschwinghplatzes sollte daher der inneren Verfassung der unterschiedlichen Stadthälften entsprechen.

Die Verfasser interpretieren daher den Bodelschwinghplatz als „dualen“, d.h. gleichzeitig grünem und steinernen Stadtraum. Entgegen dem Wilhelmplatz in der südlichen Stadthälfte soll der öffentliche Raum hier freie Bühne und Garten zugleich sein. Gesamtstädtisch bilden sich somit abwechslungsreiche Trittsteine mit jeweils unterschiedlichen Qualitäten und Nutzungen aus.

Das Konzept für die Neugestaltung des Bodelschwinghplatzes zitiert bewusst die historische Gestalt des Bodelschwinghplatzes. Die ehemalige historistische Platzgestaltung soll dabei modern und zeitgemäß interpretiert werden. Das historische Monument des Drei-Kaiser-Brunnens wird in seinen ursprünglichen Kontext zurückversetzt. Wichtiges Element der historischen Platzgestaltung war die Grenze zwischen Stadtraum und Grünraum. Im historischen Vorbild wurde diese Grenze mit Zäunen definiert. Auch im zeitgemässen Äquivalent ist die Grenze zwischen öffentlichem Stadtraum und quartiersbezogenem Grünraum von besonderer Bedeutung. Ihre Ausführung sollte jedoch mehr als „Schwelle“ denn als richtige Grenze wirken.

Der bauliche Bestand
Der heutige Bodelschwinghplatz wirkt unübersichtlich und fragmentiert und ist das Ergebnis unterschiedlicher Nutzungsüberlagerungen. Die prägende Hauptnutzung ist dabei der ruhende und fießende Verkehr. Die verbleibende Restfläche schottet sich gegenüber dem Verkehr ab und ist in seiner Grünstruktur ungepflegt und wenig nutzbar. Die Nutzung dieser Flächen als attraktiver „grüner“ Wohnraum ist damit nicht gegeben. Die Anbindung und Bahnunterführung zur südlichen Stadthälfte kann aufgrund mangelhafter Blickbeziehungen und einer vernachlässigten Gestaltung der wichtigen gesamtstädtischen Verbindungsfunktion nicht gerecht werden.

Eine Neugestaltung des Bodelschwinghplatzes befreit ihn von der Dominanz des fließenden als auch ruhenden Verkehrs. Durch den geplanten Umbau der Wehringhausener Straße wird die Platzfläche vom Durchgangsverkehr befreit. Auch der ruhende Verkehr soll langfristig ausschließlich hier seinen Platz finden. In der Übergangszeit wird jedoch auch im Platzraum in reduzierter Form Parkraum angeboten.

Die Unterführung zum südlichen Stadtteil wird erweitert und durch eine Verlagerung des S-Bahnhaltepunktes aufgewertet.

Entwurfkonzept
Zentrale Entwurfsidee ist die Schaffung einer neuen Mitte für den Stadtteil Wehringhausen, die den Ansprüchen der Bürgerschaft an einen intensiv und vielfältig nutzbaren Ort im Herzen der Unterstadt gerecht wird. Ausgehend von der vorgefundenen topographischen Situation und dem signifikanten, historischen Drei-Kaiser-Brunnen wird ein dualer Platz entwickelt: Er ist steinern und grün zugleich.

Ein grünes Rasenplateau wird zur einladenden Mitte einer steinerne Platzfläche. Wie selbstverständlich entwickelt es sich aus der bestehenden geneigten Höhensituation heraus und wird zum adäquaten Rahmen des ehrwürdigen Drei-Kaiser-Brunnens. Der Brunnen wird unter Wahrung seiner ursprünglichen Funktion als zentrale und raumbestimmende Skulptur des Bodelschwingplatzes in einen neuen, zeitgemäßen Kontext gestellt. Bänke umstellen den Brunnen wie zur Entstehungszeit.

Auf dem Rasenplateau kann gespielt, gesessen, auf der Wiese gelagert und gelaufen werden. Das Rasenplateau lädt von allen Seiten zum Betrachten und Begehen ein und wird für jedermann zur zwanglos nutzbaren Mitte des Stadtteillebens. Die prägenden Bestandsbäume in der grünen Mitte des Platzes werden erhalten und durch kreisförmige Baumscheiben gefaßt.

Der steinerne Rand ist Wegraum und Aufenthaltsraum zugleich, und übernimmt klassische Platzfunktionen wie z.B. Cafénutzungen, Bewohnerfeste, Bewegungsaktivitäten, Flohmärkte und das Parken. An der höchsten Stelle, am östliche Platzrand wird der steinerne Rahmen zur Aussichtsterrasse mit Blick über den Platz. Unter lockerkronigen, mehrstämmigen Zierkirschen sind hochlehnige Bänke angeordnet, die zum Verweilen einladen. In unmittelbarer Nähe kann am Wassertisch oder im Sandbereich gespielt werden. Drei großzügige Holzstufen vermitteln zwischen Terrasse und Rasenplateau und können frei bespielt werden.

In Anlehnung an den historischen Zustand werden die Platzflächen in Kleinsteinpflaster im Passéverband ausgeführt. Der steinerne Rahmen wird durch ein schmales, eingelegtes Pflasterband z.B. aus polierten Steinen akzentuiert, das zugleich die Laufflächen von möglichen Stell- oder Cafeflächen abgrenzt. Zwei sich höhenmäßig verschneidende Granitbänder fassen die Rasenfläche ein, und erzeugen einen für die Vorübergehenden sich stetig wandelnden, spannenden Betrachtungswinkel auf das Rasenplateau.

Das Lichtkonzept unterstreicht das Konzept des dualen Platzes und erzeugt eine helle Rahmung der grünen Mitte. Der Drei-Kaiser-Brunnen wird durch Lichtlinien nachgezeichnet und wird nachts zur zentralen Lichtskulptur des Platzes.

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Lageplan

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Gestaltungskonzept

Gestaltungskonzept

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Längsschnitt

Längsschnitt

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