Einladungswettbewerb | 09/2020
Bonifatiushaus in Karlsruhe
©baurmann.dürrarchitekten
Lageplan
3. Preis
Preisgeld: 10.000 EUR
Erläuterungstext
Die Schillerstraße im Karlsruher Westen ist eine der Straßen, die auch heute noch nahezu gänzlich durch den ernsten Duktus der klassischen, gründerzeitlichen Blockrandbebauung der Stadterweiterungen aus dem Ende des 19. Jahrhunderts gekennzeichnet sind. Einzig die mächtige Bonifatiuskirche südlich des Landgrabens gibt dem südlichen Teil der Straße ein etwas aufgelockertes, freundlicheres Gepräge, zu dem auch das nur hier Platz findende Straßengrün beiträgt. Durch die relative Enge der Straße und die Tatsache, dass sich der Autoverkehr die Fahrbahn mit der Straßenbahn teilen muss, erschien uns die Frage nach der Wahl des Zugangs zum neuen Gemeindehaus als besonders bedeutsam.
Die beiden Grundfunktionen des Gebäudes – Gemeindehaus mit Verwaltung und Saal auf der einen, Kindergarten und Tagesstätte mit zugehörigem Freiraum auf der anderen Seite - sollten außerdem nicht dazu führen, einen Gebäudetypus mit zwei Gesichtern zu entwerfen. In dem großstädtisch-bürgerlichen Umfeld bedarf es, will man aus der städtebaulichen Tradition heraus agieren, vielmehr eines kräftigen Stadtbausteins, dessen Funktionen nicht auf den ersten Blick von außen abzulesen sind. Auch eine wie auch immer geartete Vermittlung zwischen Kirche als Sonderbau und angrenzender Wohnbebauung scheidet unter Berücksichtigung der historischen Vorbilder von vorneherein aus.
Der Entwurf muss also Antworten geben auf folgende Fragen: wie ist eine funktionale Verknüpfung von Kindergarten und Gemeindehaus bei äußerst begrenzter Grundfläche möglich, ohne dass es zu gravierenden Störungen im laufenden Betrieb kommt? Wie ist ein gefahrloses Ankommen und Abholen der Kinder in einer Blockrandstruktur möglich, ohne sicherheitstechnische Belange zu gefährden? Und wie kann trotz des räumlich überwiegenden Kinderbereichs der Aspekt der Adressbildung für die Gemeinde in den Vordergrund geschoben werden.
Alle aufgeworfenen Fragen tragen die Antwort bereits in sich: der Eingang zum Gebäude muss in die Tiefe des Grundstücks entwickelt werden, um eine entsprechende Vorzone zu generieren; der Kindergartenbereich muss im straßenabgewandten Teil des Gebäudes über mehrere Geschosse gezogen werden, und der Sekretariats- und Gemeindebereich mit dem großen Saal muss zur Stadt, also zur Straße hin, orientiert und entsprechend gut auffindbar sein. In den Abendstunden, wenn der Kindergarten seinen Betrieb eingestellt hat, leuchten die gemeindlichen Aktivitäten in den Straßenraum hinein, während morgens das Licht aus dem gemeinsamen Foyer den Zugang zum Kindergarten erhellt.
Die beiden Grundfunktionen des Gebäudes – Gemeindehaus mit Verwaltung und Saal auf der einen, Kindergarten und Tagesstätte mit zugehörigem Freiraum auf der anderen Seite - sollten außerdem nicht dazu führen, einen Gebäudetypus mit zwei Gesichtern zu entwerfen. In dem großstädtisch-bürgerlichen Umfeld bedarf es, will man aus der städtebaulichen Tradition heraus agieren, vielmehr eines kräftigen Stadtbausteins, dessen Funktionen nicht auf den ersten Blick von außen abzulesen sind. Auch eine wie auch immer geartete Vermittlung zwischen Kirche als Sonderbau und angrenzender Wohnbebauung scheidet unter Berücksichtigung der historischen Vorbilder von vorneherein aus.
Der Entwurf muss also Antworten geben auf folgende Fragen: wie ist eine funktionale Verknüpfung von Kindergarten und Gemeindehaus bei äußerst begrenzter Grundfläche möglich, ohne dass es zu gravierenden Störungen im laufenden Betrieb kommt? Wie ist ein gefahrloses Ankommen und Abholen der Kinder in einer Blockrandstruktur möglich, ohne sicherheitstechnische Belange zu gefährden? Und wie kann trotz des räumlich überwiegenden Kinderbereichs der Aspekt der Adressbildung für die Gemeinde in den Vordergrund geschoben werden.
Alle aufgeworfenen Fragen tragen die Antwort bereits in sich: der Eingang zum Gebäude muss in die Tiefe des Grundstücks entwickelt werden, um eine entsprechende Vorzone zu generieren; der Kindergartenbereich muss im straßenabgewandten Teil des Gebäudes über mehrere Geschosse gezogen werden, und der Sekretariats- und Gemeindebereich mit dem großen Saal muss zur Stadt, also zur Straße hin, orientiert und entsprechend gut auffindbar sein. In den Abendstunden, wenn der Kindergarten seinen Betrieb eingestellt hat, leuchten die gemeindlichen Aktivitäten in den Straßenraum hinein, während morgens das Licht aus dem gemeinsamen Foyer den Zugang zum Kindergarten erhellt.
Beurteilung durch das Preisgericht
In der spannungsreichen Silhouette der historischen Bebauung mit einer dominanten Bonifatiuskirche und dem südlichen Eckturmgebäude nimmt sich das dreigeschossige Bonifatiushaus wohltuend und vermittelnd zurück. Durch den überraschenden Entwurfsansatz eines tiefergesetzten Gartengeschosses gelingt den Verfassern eine niedrigere Staffelung der beiden Gebäudevolumen als im Rahmenplan vorgesehen. Damit gelingt eine sehr selbstverständliche Einbettung des Gebäudevolumens in den schwierigen gesamtstädtischen Grundriss. Die Qualität eines Tiefhofs für den Krippenbereich wird im Preisgericht allerdings zunächst kontrovers diskutiert. Die Ausarbeitung der Stützmauer und die Blickbezüge sind den Wettbewerbsplänen noch nicht zu entnehmen. Ohne Zweifel eröffnet die Tiefenstaffelung aber eine besondere und räumlich spannende Verzahnung mit dem Freibereich. Durch die Terrassierung gilt dann ein besonderes Augenmerk aber der barrierefreien Zugänglichkeit als ein Grundsatz guter Inklusion. Eine einladende Sockelzone der insgesamt fein herausgearbeiteten Fassade begrüßt den Besucher des Gemeindezentrums und die Kinder und leitet sehr selbstverständlich zum gemeinsamen Haupteingang auf der Nordseite. Der Apsis der Bonifatiuskirche gegenüber. Die historische Sockelmauer auf der einen und die Glasfassade auf der anderen Seite bilden einen spannungsreichen Rahmen dieses gut dimensionierten Zugangs. Das Rückgrat des gemeinschaftlich genutzten Bonifatiushaus bildet das in Ost-West Richtung verlaufende tageslichtgeflutete einladende Atrium. Die Längsrichtung und die gute Belichtung der Erschließung der Kirche gegenüber erlaubt eine geschickte Anbindung der beiden Nutzungen Kindergarten und Verwaltung. Die Begegnungsbereiche der beiden Teilbereiche funktionieren gut. Dennoch ist eine getrennte Nutzung jederzeit uneingeschränkt machbar. Im Kindergartenbereich wird die räumliche Qualität der zentralen Erschließungsachse kontrovers besprochen, da über eine Flurnutzung hinaus, keine weitere pädagogische Programmierung erkennbar ist und die Gruppenräume nur einseitig angeordnet sind. Diese Gruppenraumcluster sind in sich schlüssig und räumlich gut entwickelt. Die Anordnung des Bewegungsraums und des kleinen Saals im Haus ist räumlich richtig. Der unterproportionierte Fensteranteil des Bewegungsraums wird allerdings kritisch hinterfragt. Der skizzenhafte Ausarbeitungsgrad der Freianlagen lässt eine Beurteilung der freiräumlichen Qualitäten kaum zu. Kritisiert werden der Rückbau des historischen Hoftors und die unklare Haltung der Gemeindenutzung Der Fußabdruck des Entwurfs überschreitet den Rahmen der Bauvoranfrage. Ob der Nachweis des geforderten Durchgrünungsanteils dennoch gelingen kann ist nicht ersichtlich und müsste nachgewiesen werden. Insgesamt liefert die Arbeit einen städtebaulich und architektonisch gut ausgearbeiteten Beitrag mit einigen funktionalen und räumlichen Einschränkungen. Ein wertvoller Vorschlag für die komplexe Aufgabenstellung.
Sockelgeschoss
Erdgeschoss
1. Obergeschoss
2. Obergeschoss
Schnitt A-A
Schnitt B-B
Ansicht Nord
Ansicht Ost
Ansicht Süd
Ansicht West