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Einladungswettbewerb | 06/2020

Büroneubau GIZ Campus in Eschborn

Ansicht-Ludwig-Erhard-Straße

Ansicht-Ludwig-Erhard-Straße

2. Preis

Preisgeld: 20.000 EUR

schneider+schumacher

Architektur

Bollinger+Grohmann

Tragwerksplanung

Transsolar Energietechnik GmbH

TGA-Fachplanung

GTL Landschaftsarchitektur Triebswetter, Mauer, Bruns Partner mbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Vision der GIZ: Wir arbeiten weltweit für eine lebenswerte Zukunft!
Um das zu erreichen, geht es uns darum gleichzeitig ein ansprechendes Umfeld und eine attraktive bauliche Anlage zu schaffen, welche die Identifikation mit diesen ermöglichen und dem globalen Auftrag der GIZ entsprechen. Den Mitarbeitenden und Gästen soll unmittelbar der Eindruck von kreativem, verantwortungsvollem und innovativem Denken und Handeln vermittelt werden.
Die Orientierung auf dem neuen gizcampus ESCHBORN ist intuitiv erfahrbar, die funktionalen Abläufe sind fließend, praktisch und zukunftsweisend organisiert. Die erzeugte Atmosphäre inspiriert und regt zum informellen Austausch an.
Für die GIZ wichtige Themen wie soziale Verantwortung, Berücksichtigung des ökologischen Gleichgewichts kombiniert mit wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit spiegeln sich in dem neuen Campus wider.
Nachhaltigkeit bedeutet für uns: nachhaltig = dauerhaft + schön.
Städtebau und Landschaft
Mit dem Neubau eröffnet sich die Chance eine neue Adresse auszubilden.
Dieser neue Auftritt entfaltet sich an der Südwestecke des gizcampus ESCHBORN an der Ludwig-Erhard-Straße. Der Komplex öffnet sich dazu mit einem großzügigen Vorfahrtsbereich und kombiniert in den Außenanlagen lokale Bezüge zu Eschborn, dem „Brunnen an der Esche“ mit der globalen Tätigkeit der GIZ durch die Fahnen der rund 120 Länder, in denen die GIZ arbeitet.
Die fußläufige Nähe zum S-Bahnhof, wahlweise über den westlichen oder östlichen Eingang von der Bahn, die Anbindung an wesentliche Radwegeverbindungen, eine Bushaltestelle direkt vor dem Westeingang, die gute Erreichbarkeit durch KFZ und die gute Anbindung an den Frankfurter HBF und Flughafen vernetzen den gizcampus ESCHBORN mit seinem näheren und ferneren Umfeld.
Die Bestandsgebäude 1, 5 und 4 finden im neuen Gebäude eine eigenständige, selbstbewusste Fortsetzung, ohne dass diese ins Abseits gerückt werden. Die vorgefundene Topografie des Grundstücks wird im Sinne des gizcampus - Gedankens weiterentwickelt, zu den Rändern und Nachbargebäuden geglättet und in Bezug auf die Anschlusshöhen deutlich verbessert.
Das vom Eingang nach Osten hin sanft abfallende Gelände ermöglicht im Innenraum des Sockels räumlich vielfältige und dabei barrierearme Verknüpfungen mit erlebnisreichen Raumsituationen und entspannten Wegebeziehungen, die den unterschiedlichen Anforderungen des Raumprogramms hinsichtlich der öffentlichen und sicherheitsmäßig abgetrennten Bereiche gerecht werden.
Oberhalb des Sockelgeschosses liegen entlang eines zentralen Verbindungsraumes u-förmig um vier Innenhöfe wechselseitig angeordnete Baukörper mit jeweils zwei ca. 400qm großen Büro - „homebases“. Kurze Wege aus diesen flexibel zu organisierenden Kernarbeitszonen erschließen
für alle Mitarbeitenden die offenen Bereiche in der, der abteilungsübergreifenden Kommunikation dienenden, zentralen Achse („Straße“).
Neben zusätzlichen Konferenzräumen bietet diese gesamte Zone mit offenen Loggien und großzügigen Außenraumbezügen die ideale Plattform für alle Formen agilen Arbeitens.
Freianlagen
Die Freianlagen umfließen den Neubau der GIZ in weichen Linien. Klinkerterrassen und bekieste Flächen bilden im Zusammenspiel mit baumüberstandenen Grünflächen eine räumlich reizvolle Abfolge von Freiräumen, die für eine Pause im Freien genauso wie für konzentriertes Arbeiten an Einzelplätzen oder ein Meeting im Baumschatten genutzt
werden können. Durch die Grundform des Gebäudes werden klar definierte Außenbereiche geschaffen, die jeweils unterschiedliche Schwerpunkte für Ihre Nutzung setzen:
Der Vorplatz als Auftakt und Willkommensort ist im notwendigen Umfang befestigt und bietet genügend Platz für ankommende Gruppen, Wartende und vorfahrende PKWs. In der Mitte sammelt und reinigt der „Brunnen an der Esche“, ein dekoratives Beet mit feuchtetoleranten Pflanzen wie leuchtend blühenden Iris und Großseggen das anfallende Niederschlagswasser der angrenzenden Flächen.
Der Hof vor dem Mitarbeiterrestaurant ist durch einen sanft ansteigenden Wall mit Sitzstufen und einer Abpflanzung auf dessen Rückseite vom Anlieferungsweg abgeschirmt. In seiner Größe ist er so ausgerichtet, dass einzelne Tische auch etwas abseits platziert werden können, um auch als Desktop oder für Meetings genutzt werden zu können.
Der Anlieferhof ist abgeschirmt an der südöstlichen Ecke platziert.
Die beiden nördlichen Höfe bieten weitere Zugangsmöglichkeiten (der östliche auch für diejenigen, die den Weg an der S-Bahn nehmen und sind durch die Waldinseln zoniert. Sie sind auch durch den Gebäudeschatten insgesamt weniger sonnig, was in den heißen Monaten sowohl in Pausen als auch beim Arbeiten wohltut.
Auch die Innenhöfe sind dafür geeignet, die kleinen informellen Treffen in der Teeküche auf ganz kurzem Weg nach draußen zu verlegen. Die Terrassen sind in eine mindestens hüfthohe Schattenstaudenpflanzung eingebettet und durch einzelne Großsträucher überschirmt, um den Nutzern nicht das Gefühl zu geben, auf dem Präsentierteller zu sitzen.
Die große Dachfläche in direktem räumlichen Zusammenhang mit der Co-Working – und der Veranstaltungsfläche bündelt Ballsport und Gymnastik, Pause und Urban Farming, sowie die Möglichkeit zum Arbeiten im Freien, um ein möglichst informelles Miteinander mit vielen Begegnungen zu ermöglichen. Die einzelnen Bereiche sind dabei so angeordnet, dass sie sich möglichst wenig gegenseitig ins Gehege kommen. Direkt an den Flurbereich ist eine große Veranstaltungsterrasse angegliedert, die bei Bedarf auch noch vergrößert werden könnte.
Das Pflanzkonzept setzt auf eine pflegearme und robuste Strategie, die am besten mit dem Begriff „gesteuerte Wildnis mit erhöhter Biodiversität“ zu umschreiben ist. Diese breite ökologische Amplitude beginnt bei den Dächern, die sich durch spezielle Substrate und Heusaaten zu Trockenrasen mit hoher Artenvielfalt und einer Vielzahl von Rote-Liste-Arten entwickeln (auch auf den Solardächern!), und endet bei der blühenden Feuchtwiese des Vorplatzes.
Alle Grünflächen sind als artenreiche Wiesen oder standortgerechte Waldinseln mit einer blütenbetonten Untersaat aus heimischen Wildstauden ausgebildet und werden zu einem wichtigen Trittstein der urbanen Artenvielfalt. Wo möglich wird das Oberflächenwasser offen geführt und in Mulden versickert.

Erschließung
Die westliche Erschließung erfolgt über die Ludwig-Erhard-Straße und den dort angeordneten Vorplatz. Hier trennt sich der repräsentative Zugang für Taxis und Fußgänger von den tiefergelegten, räumlich separierten Bereichen für die Garagenzufahrt und die zentrale Anlieferung, abgeschirmt auf der Südostseite des Grundstücks.
Vom Fußweg an der S-Bahn können GIZ-Interne auf der Ostseite direkt einen weiteren Zugang zum Gebäude nutzen. In etwa in der Mitte der Nordseite in Richtung der Gebäude 1, 4 und 5 wird ebenerdig auf dem Niveau des parkähnlichen Außenraums ein weiterer (kontrollierter) Zugang als Teil der Vernetzung auf dem gizcampus ESCHBORN angeboten. Zusätzlich gibt es für GIZ-Mitarbeitende auf der Höhe des 2.OGs eine witterungsgeschützte Brückenanbindung an die benachbarten GIZ-Gebäude.
Die inneren „Alleen“ und „Straßen“ entwickeln sich als kommunikatives Rückgrat entlang der Längsachse über drei Kerne, die an der Schnittstelle der vier Höfe visuell offene, aber sicherheitstechnisch abtrennbare Treppen- und Aufzüge anbieten. Den Wunsch des Auslobers aufgreifend erfüllen diese Treppenräume neben der brandschutztechnisch notwendigen Entfluchtung vor allem die Funktion als Kommunikationsräume und Orte des informellen Austauschs. Hierzu haben wir eine Treppenskulptur entwickelt, welche jedes Geschoß die Richtung wechselt und dadurch den Reiz der persönlichen Bewegung gegenüber der Aufzugbenutzung erhöht. Vier weitere baurechtlich notwendige Fluchtwege werden außen an den u-förmigen Baukörpern zur Verfügung gestellt. Auf der Höhe des 1.OGs werden Wendeltreppen über das Dach an die außenliegenden Fluchttreppen angebunden.
Nachhaltigkeit
Die Notwendigkeit eines nachhaltigen Umgangs mit unseren Ressourcen – ökologisch, als auch ökonomisch und sozial – ist sicherlich das zentrale Gebot unserer Zeit. Die Frage ist: wie lässt sich das auf die gebaute Umwelt übertragen? Trotz den gesetzlichen Anforderungen hinsichtlich Energieeffizienz sind die CO2 Emissionen des Gebäudesektors die letzten Jahre quasi nicht gesunken. Nachhaltigkeitssiegel – wie z.B. DGNB – sind eine wertvolle Unterstützung im Planungsprozess, sind aber sehr generell gehalten. Im Rahmen des Wettbewerbsverfahrens sind vor allem die spezifischen Themen – der Kontext – im Vordergrund; Parameter, die mit dem Standort und dem Nutzer zu tun haben.
Ziel des Energie- und Klimakonzepts für die Neubebauung des GIZ ist es, durch passive und aktive Maßnahmen die Aufenthaltsqualität zu optimieren und gleichzeitig den energetischen und ökonomischen Aufwand in Bau und Betrieb des Gebäudes zu minimieren.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit 203 reagiert städtebaulich auf die Geometrie der bestehenden Häuser 1 und 4. Das Sockelgeschoss funktio-niert hinsichtlich der vorhandenen Topographie einfach und sinnvoll. Angedacht sind Fassadenmodule, die entsprechend der unterschiedlichen Sonneneinstrahlungen montiert sind. Dies erscheint nachvollziehbar und wird positiv gewertet, ist aber im Detail noch nicht bis zu Ende gedacht. Als Kritikpunkte sind beispielsweise die komplexe Form der Fassadenmo-dule und die daraus resultierenden Folgen hinsichtlich notwendiger Anschlussdetails, Entwässerung, Transport, Montage und Wartung zu nennen. Darüber hinaus sollte das Achsraster überprüft werden. Formal ist der „Ausdruck der Fassade“ zu diskutieren, kommt sie doch ein wenig „modisch“ daher.

Die vorgeschlagene Geste für den Haupteingang ist repräsentativ und gut gewählt. Die Öffnung des Vorplatzes wirkt mit dem spielerischen Baukörper und dem homogenen Höherverlauf einladend. Die dort angedachte Esche nimmt Bezug auf den namensgebenden Baum der Stadt Eschborn. Das Niveau des Eingangs ist zu überprüfen. Die städtebauliche Figur verzahnt sich mit der Umgebung, Körper und Außenraum fließen ineinander.

Die innere Struktur des Entwurfs ist gut durchdacht und entspricht im Wesentlichen den Vorstellungen des Nutzers, wenn auch der Grundriss im Erdgeschoss noch zu heterogen anmutet. Programm und Funktion sind angemessen erfüllt. Die 4 Innenhöfe sind zu eng bemessen; die Belichtung der Räume in den unteren Geschossen erscheint nicht ausreichend zu sein.

Der Großteil der Mitarbeiter kommt mit der S-Bahn. Deshalb ist es richtig, wenn es zu dieser Seite hin einen angemesse-nen Eingang gibt. Dieser ist zwar zur falschen Richtung hin orientiert, was aber durch eine Spiegelung des Baukörpers geheilt werden könnte.

Die angedachte Hybridkonstruktion aus Stahlbeton und Holz ist nachhaltig. Sie erscheint angemessen und sinnvoll. Ab-gesehen von der Fassade ist das Gebäude realisierbar.

Insgesamt erfüllt die Arbeit alle notwendigen und relevanten Punkte und gibt ein positives Bild ab.
Hofansicht

Hofansicht

Lageplan

Lageplan

Innenansicht

Innenansicht

Perspektive Haupteingang

Perspektive Haupteingang

Foyer

Foyer

Perspektive Brücke

Perspektive Brücke

Lageplan Außenanlagen Gebäude

Lageplan Außenanlagen Gebäude

Lageplan

Lageplan

Lageplan Dachgeschoss

Lageplan Dachgeschoss

Landschaftsplan

Landschaftsplan