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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2021

Campus Martinshaus in Kirchentellinsfurt

Anerkennung

Preisgeld: 4.000 EUR

mvm+starke

Architektur

club L94

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser*innen der Arbeit 1002 schlagen mit ihrem Entwurf für die unterschiedlichen Baukörper ein Motiv sich wiederholender, geneigter Dächer vor. Sie versuchen damit einerseits eine Brücke zur anschließenden kleinteiligeren Wohnbebauung zu schlagen. Zum anderen setzen sie sich auf diese Weise mit den durch die Vorgaben der Landesheimbauverordnung zwangsläufig entstehenden großformatigen Baukörper auseinander. Sie verwenden für Ihre Lösung den vertrauten Archetypus des Satteldaches, der durch die Fortführung der Trauflinien im Baukörper an eine kleinteiligere, vom Wohnen abgeleitete Parzellierung erinnert. Leider wird für die weiteren, sich typologisch eigentlich unterscheidenden Nutzungen Schule und Kita das gleiche Gestaltungsprinzip angewandt. Der zunächst überzeugende Lösungsansatz wird im Ensemble so zur Dekoration.
Die Städtebauliche Organisation auf dem weitläufigen Grundstück überzeugt. Die Baukörper fügen sich in ihrer Ordnung und Ausrichtung auf selbstverständliche Weise mit gut proportionierten Freiräumen in den Kontext ein. In dieser Setzung hat die Kita jedoch eine wesentliche Funktion. Der zentrale Platz, der dabei das neue Entree für Pflege, Kita und Schule bildet, wird ohne sie ein Torso bleiben.
Vom Platz aus gelangen die Besucher in das Foyer des neuen Martinshauses. Kurze und gut aufzufindende Wege führen von hier in alle Bereiche des Gebäudes. Die verschiedenen Bereiche sind gut organisiert. Die Pflegestationen haben durch Aufweitungen der Flure und die Verbindung zu den allgemein nutzenden Bereichen eine hohe Aufenthaltsqualität. Ein Rundlauf ist über die Verbindung der Stationen an deren Flurende möglich. Die durch das Gestaltungskonzept entstehenden, gemeinschaftlich genutzten Balkone werden kontrovers diskutiert. Das Angebot an zusätzlichen Freiflächen wird einerseits begrüßt. Andererseits entsteht damit eine mögliche Störung durch fremde Personen vor dem privaten Fenster.
Das Bestandsgebäude wird nach Errichtung des Neubaus umgenutzt. Die vorgeschlagenen Funktionen – Arztzentrum und Wohnen – sind der Struktur des Gebäudes angemessen. Der Umbau wird mit voraussichtlich vertretbarem Aufwand möglich sein. Bei Umsetzung des Erweiterungsbaus muss der Neubauflügel des Bestandsgebäudes jedoch zurückgebaut werden.
Das Gebäude für die Schulnutzungen liegt an der richtigen Stelle und ist gut organisiert. Die barrierefreie Erschließung zu den bestehenden Schulflächen muss noch nachgewiesen werden.
Die Verfasser entwickeln einen zentralen Campuspark, eine Freiraumachse, von der aus sämtliche Gebäudeeingänge erschlossen werden. Im lockeren Raster gepflanzte Bäume spenden hier Schatten, eingestellte Sitzelemente laden zum Verweilen ein. Daneben gibt es kleinere, den spezifischen Gebäudenutzungen zugeordnete, auch geschützte Freiräume, die u.a. mit gedeckten Terrassen Möglichkeiten zum Sitzen und Schauen bieten. Das Nebeneinander dieser verschiedenen Freiraumtypologien bildet eine angenehme Mischung, mit der ruhige und belebte Situationen und entsprechende Stimmungen entstehen können.
Die Arbeit liegt wirtschaftlich im mittleren Bereich.
Insgesamt ist die Arbeit ein wertvoller Beitrag zum Thema Wohnen im Alter, gerade im Hinblick auf Diskussion, wie eine angemessene Typologie hierfür aussehen kann – wenn auch die vorgetragene Lösung aufgrund der etwas manierierten Überzeichnung des Dachthemas nicht vollständig überzeugt.