Wandelbar Wohnen. Ein Parkhaus wird Wohnraum
Das Projekt in einem Satz
Ein leerstehendes Parkhaus in Basel wird zu neuem Wohnraum mit weiteren quartiersbezogenen Aufenthaltsorten umgewandelt.
Warum ist das Projekt besonders einzigartig?
Der Entwurf hebt hervor, dass auch in einem Parkhaus mit sehr tiefen und sperrigen Grundrissen, Potential für nachhaltiges Wohnen mit einer hohen architektonischen Qualität steckt. Ein totes Gebäude wird wiederbelebt und kann sich den unterschiedlichsten Haushaltskonstellationen anpassen.
Projektbeschreibung
Im Zuge der Bauwende müssen sich Architekten und Planer immer mehr in bestehenden Strukturen bewegen und für diese neue Konzepte entwickeln. Alte Nutzungstypologien, wie Park- oder Kaufhäuser, lösen sich auf und warten dann auf ein neues Nutzungskonzept. Häufig sind diese Typologien jedoch Identitätsstifter eines Quartieres oder eines Stadtteils und beinhalten eine besondere und einzigartige Qualität, die es gilt zu erhalten.
So eine Situation findet sich auch im Stadtteil St. Johann in Basel wieder. Das Lysbüchelparkhaus steht in Zentrum eines sich neu entwickelnden Quartiers. Der gesamte Komplex ist mit viermal über 7000 m2 Geschossfläche ein wahrer Koloss. Durch eine Tragstruktur aus Stahlbetonfertigteilelementen, sind große Spannweiten möglich und diverse neue Nutzungsstrukturen können in diesem flexiblen System Platz finden. Dennoch soll das Parkhaus abgerissen werden und durch eine neue Wohnbebauung ersetzt werden. Aber kann nicht die Bestandsstruktur auch Qualitäten leisten und sich zu einer Wohnbebauung wandeln?
Zugunsten einer neuen Nutzung müssen die alten außenliegenden Treppenkerne, die verbliebene Industriestrukturen im Norden und ein Teil der Parkhaus Struktur selbst weichen, wodurch ein klarer rechteckiger Baukörper entsteht. Damit die ehemalige Parkhausstruktur Potential für Wohnraum bietet, werden drei Innenhöfe durch die Entnahme einiger Rippendeckenelemente geschaffen. Das Aufbrechen des tiefen Baukörpers schafft so eine neue Belichtung und gibt den neu entstehenden Räumlichkeiten eine Qualität. Damit die Struktur an Massivität verliert, wird das Erdgeschoss als öffentlicher Raum ausgebildet, der zum einen von den Bewohnern selbst als Garten und Aufenthaltsort genutzt werden kann, aber auch als nachbarschaftlicher Treffpunkt dienen kann. Schon von weitem wird erkennbar, dass eine Durchwegung möglich ist. Die vier Eingangsbereiche in den Ecken des Baukörpers bilden im Erdgeschoss eine klare Adressierung aus. Jeweils ein Treppenkern inklusive Fahrstuhl erschließt die drei Geschosse inklusive des begehbaren Daches. Ein rundum laufender Laubengang um die Innenhöfe lässt die Bewohner zu ihren Wohnungen gelangen und wird zusätzlich zur Begegnungsfläche mit Aufenthaltsqualität. Ein Wohnungsangebot aus 6 verschiedenen Wohnungstypen fördert den Bewohnermix und diversifiziert den neuen Block, damit Menschen aus unterschiedlichsten Lebenssituation zusammenkommen. Hinzu kommen Gemeinschafts-räume, Begegnungsflächen und quartiersbezogene Nutzungen, wie ein Waschcafé, eine Werkstatt und ein kleiner Supermarkt im Erdgeschoss. Zukünftige Wohnungstypenänderungen, bzw. die Trennung einzelner Einheiten, ist durch eine unabhängige Erschließung und Nasszellenplatzierung möglich. Die alten Autorampen bleiben bestehen und lassen das Gebäude von seiner Vergangenheit erzählen. Der Entwurf zeigt, dass auch ein altes Parkhaus nicht einem Neubau weichen muss, sondern sich in einen Ort des Lebens mit vielen neuen Potentialen wandeln kann.