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Award / Auszeichnung (auch für Studenten) | 11/2023

competitionline CAMPUS Award 2024

Längsschnitt durch das Quartier

Längsschnitt durch das Quartier

Preis Abschlussarbeiten - Zeilenbauten zukunftsorientiert neu konfigurieren & weiterbauen

Preisgeld: 1.000 EUR

Jan Funk

Architektur

Erläuterungstext

Intention / These / Ziel
In meiner Masterthesis „Zeilenbauten neu konfigurieren und weiterbauen“ sollte es darum gehen das bestehende nicht abzureißen, wegzunehmen oder zu ersetzen, sondern etwas hinzuzufügen, zu transformieren und weiter zu nutzen.

Das bauliche Erbe der Nachkriegszeit aus den 1950er - 1970er Jahren interessiert mich hierbei am meisten. Aufgrund des vorangegangen 2. Weltkrieges waren sehr viele Flächen in deutschen Großstädten zerbombt, es gab wenig bis kein Wohnraum und eben in diesen zwanzig Jahren entstand ein Großteil des heutigen Wohnungsbestandes in Deutschland.

Viele Wohnquartiere aus dieser Zeit können als Spiegelbild einer ausgeprägten Zuversicht in die weitere Entwicklung der gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen betrachtet werden. Die 1950er - 1970er Jahre stellen die produktivsten und zugleich umstrittenste Durchsetzungsphase des Wohnungsbaufunktionalismus der Moderne dar. Effiziente Erschließungssysteme, bestmögliche Belichtung, Besonnung und Belüftung, differenzierte Zimmergrößen und wirtschaftliche Grundrisse mit Bädern und Küchen an wenigen Vertikalsträngen stehen in dieser Zeit im Mittelpunkt der Entwurfsentscheidungen.

Das optimierte Objekt hat eindeutig Vorrang vor stadträumlichen oder stadtästhetischen Aspekten, vor allem im zerbombten Berlin ging es viel darum, schnell Wohnungen für viele Menschen zu bauen. Den Wohnungen liegt dabei meistens nur eine Vorstellung des privaten Lebens zugrunde: die Kleinfamilie mit dem Wohnzimmer als repräsentativem Ort, dazu das elterliche Schlafzimmer, ergänzt werden diese Grundsätze dann durch kleinere, weitere Zimmer für Kinder.

Die klare Zuweisung von Nutzer°innen und Nutzungen zu ihren Räumen findet sich in allen Wohnungsgrößen und wird Europaweit millionenfach verwirklicht. Der Leitspruch “Urbanität durch Dichte” war zur Zeit der Erbauung Sinnbild für industrielle Vorfertigung, Massenproduktion und Optimierung von Bauprozessen sowie einer Verwissenschaftlichung von Planungen. Der Anspruch, Wohnformen für eine neue Gesellschaft zu entwickeln, war entsprechend geprägt von Wohnexperimenten und brachte, gepaart mit dem Einsatz neuer Fertigungstechniken wie modularem Bauen und Systembauweisen, nicht selten innovative Konzepte und neue Bauformen hervor. Die Großsiedlungen und Satellitenstädte der 1960er Jahre – Gebäudezeilen und Hochhausstrukturen mit weitläufigen Abstandsflächen waren nur ein Vorschlag der damaligen Zeit. Die angewandte idealisierte Vorstellung der Kleinfamilie steht im Widerspruch zum modernistischen Geist und sozialen Anspruch dieser Bauten und berücksichtigt kaum die Lebenswirklichkeit.

In vielen Quartieren sind Teile des Bestandes im Rahmen der sozialen Wohnungsbauförderung entstanden, weshalb sie in der Regel bis heute eine wichtige Aufgabe für die Versorgung einkommensschwächerer Bevölkerungsgruppen mit kostengünstigem Wohnraum übernehmen, auch wenn sich durch das Auslaufen vieler Bindungen die Rahmenbedingungen verändern.

Heute ist diese Zeit des Aufbruchs vorbei und viele Gebäude und Quartiere aus der Nachkriegszeit erfordern eine Neuorientierung, hinzukommend zu der Neuorientierung dieser Quartiere ist zu erwähnen, dass wir in Deutschland einen Demographischen Wandel erfahren, der vor allem in Ballungsräumen und Städten zu Problemen führen wird.

Obwohl die Bevölkerung in Deutschland schrumpft, braucht das Land mehr Wohnungen. Bei der Wohnraumplanung spielt die absolute Zahl der Menschen kaum eine Rolle. Wichtig ist die Zahl der Haushalte. Vor allem ältere Menschen wohnen oft allein oder zu zweit. Außerdem werden immer weniger Familien gegründet und es gibt weniger Nachwuchs, hinzukommend in der Trend der Metropolisierung zu erwähnen. Die Menschen zieht es in die Städte und Ballungszentren – in Deutschland, in Europa und fast überall auf der Welt. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass im Jahr 2050 zwei Drittel der Menschen in Städten wohnen werden. Auch in Deutschland ist schnell erkennbar, dass der Grad der Urbanisierung zunimmt: Im Jahr 2000 lebten in Deutschland bereits 75 % der Gesamtbevölkerung in Städten, im Jahr 2020 waren es 77,4 %. Dafür gibt es natürlich viele Gründe: immer weniger Menschen in der Landwirtschaft, Aus- und Weiterbildung in den Städten, attraktive Arbeitsplätze, Vielfalt an Möglichkeiten für die Freizeitgestaltung.

Dabei sollten wir mehr als nur Wohnungen bauen: Wir sollten für Menschen in ganz verschiedenen Lebenssituationen passende und nachhaltige Lebensräume schaffen – zum Beispiel für Student°innen, Familien oder Senior°innen. Und: Wir sollten in unseren Quartieren auch die Gemeinschaft der Menschen untereinander fördern !

Innovativer Wohnungsbau der eine funktionale Integration und Konvergenz unterschiedlicher Lebensbereiche zulassen: Wohnen und Arbeiten, Arbeiten und Konsum, Kinder- und Altenbetreuung am Wohn und Arbeitsort, Privat- und Geschäftsleben, all das wird künftig wieder stärker ineinandergreifen müssen und in bestehenden reinen Wohnquartieren in den Herzen unserer Städte wichtig sein.

Um diese teils vergessenen Orte zu erwecken, sowie die Lebens- und Wohnqualität zu erhöhen, möchten ich die bestehenden vorgefertigten Wohnbauten räumlich und atmosphärisch hinterfragen und dabei neue Strategien zur Transformation, Verdichtung und Verbesserung der existierenden Strukturen entwickeln.

Der erste Schritt hierbei war es für mich eine Auswahl an Grundstücken zu definieren, die dann zu meinem eigentlichen bearbeitungs Grundstück führen. Drei Grundstücke aus Braunschweig und drei aus Berlin standen zur Auswahl. Ich habe mich dann explizit für Berlin entschieden, da es mir mehr Möglichkeiten bietet im städtischen Kontext zu arbeiten. Die Wahl ist dann auf das Grundstück an der Heinrich-Hein-Straße gefallen, da es sehr zentral in Berlin liegt und dort mit dem ganzen Heinrich-Heine Quartier ein großes Ensemble aus Plattenbauten bildet.

Außerdem habe ich einen Kontakt zur Genossenschaft, denen dieses Grundstück+Gebäude gehört aufgebaut und mir relativ viel von den Gesprächen mit eben dieser Genossenschaft erhofft. Leider wurde ich dahingehend enttäuscht, dass zwar ein Interesse an der grundsätzlichen Arbeit bestand, jedoch jegliche Fragen mit dem Satz „Betriebsinterna & Datenschutz“ weggewischt wurden.

Als Teil des größten Genossenschaftsquartier im Zentrum Berlins gehört auch mein ausgewähltes Grundstück zum Heinrich-Heine-Viertel der Berolina Wohnungsbau Genossenschaft. Circa 3000 Wohnungen im Quartier, parkähnliche Außenanlagen mit gewachsenem Baumbestand runden das grüne
Quartier im Herzen der Hauptstadt ab.

Setzung / Städtebau

Das Grundstück der Arbeit „Zeilenbauten neu konfigurieren und weiterbauen“ liegt im Berliner Bezirk Mitte. Direkt an der ehemaligen Zonengrenze zwischen der BRD und der DDR befinden sich die aus den 1960er Jahre stammenden vier viergeschossigen Zeilenbauten die aktuell im Besitz der Berolina
Genossenschaft liegen. Grundsätzlich ist zu erwähnen, dass es sich bei den vier Zeilenbauten um eine klassische DDR Platten Typologie handelt mit dem spezifischen Namen „Q3A“. Dieser Typ wurde in den Nachkriegsjahren hundertfach in Ostdeutschland gebaut und sorgt für einen für die damalige Zeit revolutionären neuen Wohnungsbau, der durch die industrielle Vorfertigung in einem rasanten Tempo entstehen konnte. Unter heutigen Gesichtspunkten, entspricht diese Typologie jedoch von der Wohnqualität, auch unter energetischen Gesichtspunkten und dem gesamten städtebaulichen Erscheinungsbild nicht mehr den aktuellen Bedürfnissen von Nutzer°innen/Bewohner°innen in einer städtischen Umgebung.

Das Grundstück, welches im Heine-Viertel liegt, grenzt an die vierspurige Heinrich-Heine-Straße, die einen großen Teil des Autoverkehrs aus Richtung Norden in das Berliner Zentrum transportiert. Nahegelegen zu diesem Grundstück befindet sich der Moritzplatz, das Engelbecken, sowie die Spree. Aufgrund der damaligen Situation des Grenzposten an der Heinrich-Heine-Straße verspringen die Zeilenbauten von Süden Richtung Norden um jeweils 4m in Richtung der Heinrich-Heine-Straße und spannen so eine Freifläche auf zu der vier spurigen Straße. Im näheren Umfeld des Grundstückes befinden sich viele neu entwickelte Blockrandbebauungen, die zum Großteil Wohnen beinhalten. Jeder dieser neuen Blockrandbebauungen hat Straßenseitig eine sehr harte Kante und öffnet sich kaum dem belebten Berliner Stadtraum, man stolpert quasi aus der Haustür in den Verkehr. Die Stadt Berlin schlägt auch auf dem besagten Entwurfsgrundstück eine harte, triste Blockrandbebauung vor.

Die Aufgabe des Entwurfes war es im städtebaulichen Kontext, die Störstellen auf dem Grundstück zu eliminieren und eine städtebaulichen Antwort auf den Vorschlag der Stadt Berlin zu finden ohne bestimmte Entwurfsparameter aus den Augen zu verlieren. Hierbei war es sehr wichtig, dass durch den Neubau
einerseits eine Nutzung im Bereich der Straße stattfinden kann und man zwischen den Zeilen durch den Neubau verschiedene Innenhöfe generiert, um so die Interaktion zwischen den Zeilenbauten zu stärken.

Es wurden demnach Kopfbauten ausgebildet die sich an die Zeilenbauten andocken und so auch eine neue Adresse an der Straße für alle Nutzer°innen/Bewohner°innen ausbildet. Die Kopfbauten sind im Bereiche des Erdgeschosses als Gewerbefläche zu verstehen, die so den Stadtraum und die Bereiche zwischen den Kopfbauten bespielen können. Außerdem befindet sich im hinteren Bereiche des Erdgeschosses die Erschließung Spange des Gesamtareals, und beinhaltet von Véloräumen über Müllräume natürlich auch ein zentrales Erschließungstreppenhaus. Die Kopfbauten sind im Bereich der Innenhöfe offen und beinhalten verschieden zu nutzende Terrassen. So entsteht eine durchlässige Blockrandzeile, die es der Stadtbevölkerung ermöglicht in die grünen Innenhöfe zu diffundieren. Im Erdgeschoss sind die Gewerbeeinheiten an ihren Außenecken jeweils mit Radien versehen, sodass für die Nutzer°innen das Gefühl entsteht in die Innenhöfe hineingesaugt zu werden. Die durchlässige Blockrandbebauung schafft so eine harte städtische Kante und gibt aber auch eine typologisch andere Antwort auf den strikten geraden Neubau auf der gegenüberliegenden Seite. Durch die neuen Identitäten der Zeilenbauten, werden auch die Kopfbauten mit einer Farbigkeit belegt, die sich als lasierte Fichtenschalung darstellt. So entsteht außerdem für die Nutzer°innen eine identitätsstiftende Fassade die es leicht macht sein Zuhause wiederzuerkennen.

Konzept

Der identitätslose Zeilenplattenbau der 60er/70er Jahre beinhaltet aneinander gesetztes anonymes Wohnen, in immer wiederkehrenden Grundrisstypologien die der aktuellen Zeit nicht mehr angemessen sind. Die Antwort hierauf ist es, pro Zeilenbau eine neue Identität zu schaffen. Diese Identitäten die, die Zeilenbauten programmatisch neu belegen, sind nicht festgeschrieben und können bei einer Transformation auf ein anderes Grundstück den örtlichen Begebenheiten angepasst werden. Jedoch ist es wichtig, dass neue Identitäten different zu einander sind, um so die Bewohnerschaft und Zielgruppen des neu geschaffenen zu erweitern, jedoch aber auch erhalten zu können.

Auf dem Grundstück an der Heinrich-Heine-Straße wurden so vier neue Identitäten geschaffen, die sich raumprogrammatisch und in ihrer Ausformulierung von einander abgrenzen, jedoch durch bestimmte wiederkehrende Elemente auch annähern. Grundsätzlich ist der Anspruch des gesamten Transformation Prozesses, so wenig wie möglich an der bestehenden Substanz und Struktur verändern zu müssen, um den größtmöglichen Einfluss auf eine neue qualitative Wohnsituation zu erreiche. Je nach Identität, wurden zum Teil minimal invasiv gearbeitet bis hin zu einer größeren Transformation, um so zu zeigen welche möglichen die vorhandene Struktur doch bietet.

Die neu geschaffenen Identitäten werden wie folgt beschrieben:

„Haus des Kleinstwohnens“
Als Prototyp des weitergedachten Wohnungsbaufunktionalismus werden in den Bestand des modularen Zeilenbaus durchgesteckte Kleinstwohnungen für Singles, Paare, Studenten & young professionals realisiert. Diese bieten trotz kleinem Wohnraum ein hohes Maß an Komfort und Qualität. Ergänzend zu den
Kleinstwohnungen werden Bereiche geschaffen, die flexibel von jedem Mieter benutzt werden können, sei es Gästezimmer oder Gemeinschaftliche Außen- und Innenbereiche. Als Grundtyp dient der neugeschaffene Modultyp „Typ A1 - Durchstecker“. Dieser Typ kann in horizontaler Ebene erweitert werden, sodass mehr PLatz für Nutzer°innen entsteht, aber auch in vertikaler Ebene zu einem Maisonette wohnen. Diese erweiterungs Typen bekommen die Namen „A² - Durchstecker²“ und „Typ A³ - Durchstecker³“.

„Haus der Kunst“
In dem Haus der Kunst werden verschiedene Künstler°innen aus jeglicher Richtung in einem Atelierwohnen untergebracht. Der Austausch zwischen verschiedenen künstlerischen Disziplinen wie zum Beispiel Malerei und Musik wird durch den Zusammenschluss von mehreren Atelierwohnungen zu einem Cluster der Atelierwohnungen erreicht. Die Atelier Maisonette Wohnung, die sich im doppelhohen Erdgeschoss befindet und jeweils zu den Innenhöfen orientierte Terrassen hat, so können Künstler°innen dort ihr Werk vollziehen und bespielen gleichzeitig den Innenhof. Im darüberliegenden dritten Obergeschoss befindet sich eine weitere Atelierwohnung. Im vierten Obergeschoss befindet sich eine Cluster-Künstler°innen-Wohngemeinschaft. Das Haus der Kunst verfügt über drei Erschließungskonzepte. Die Maisonette Ateliers werden direkt über den Außenraum über die Terrasse erschlossen. Die darüberliegende Einheit wird durch das Bestandstreppenhaus und einen nordseitig geschaffenen Laubengang erschlossen. Die Cluster-Künstler°innen-Wohngemeinschaft wird auch über das vorhandene Bestandstreppenhaus erschlossen und verfügt im inneren über eine Enfiladen Flurskulptur, die die verschiedenen Disziplinen auch im Wohnraum fassen und zusammenbringen kann.

„Haus der Gemeinschaft“
Zwei oder drei Familien mit Kindern wohnen in einer Art Clusterwohnen und teilen sich verschiedene gemeinschaftliche Räumlichkeiten. Hinzukommend werden Seniorenwohnungen geplant, die sich genau wie die Familienwohnungen als Cluster Einheiten zusammenschließen. Auch ein Cluster Zusammenschluss aus Familienwohnung und Seniorenwohnung ist denkbar, um sich so im Lebensalltag ergänzen zu können. Die Zonierung zwischen privaten, halb gemeinschaftlichen und gemeinschaftlichen Flächen ist einer der Fokus Punkte. Das Haus der Gemeinschaft ist in zwei Grundmodule gegliedert die jeweils einen Zusammenschluss dieser Module ermöglichen können. Die zwei Grundmodule bieten Platz für jegliche Wohnformen und Familienkonstellationen, passen sich so jedem Bewohner an. Die Enfiladen Flurskulptur ist bei den Großwohnungen im Haus der Gemeinschaft essenziell und bietet so Raum für Begegnung aber auch des Rückzuges. Erschlossen werden die Wohneinheiten über den Nordseitig angebauten Laubengang. Südseitig verfügen die Wohneinheiten über einen Optionsschicht mit Wintergarten und einem Umgang.

„Haus des CoWorkLivings“
In dem Haus des CoWorkLivings angrenzend an den neu gegründeten Quartiers Pocketpark an der Dresdener Straße werden Wohnen und Arbeiten unter einem Dach vereint. Diese Wohnform soll vor allem Absolventen und Jungunternehmer ansprechen. Es werden Grundrisse so organisiert, dass Büroflächen
und Wohnungen ineinander übergehen. Kleinstwohnen gepaart mit Gewerbeinheit ist das Motto des Haus des CoWorkLivings. „Handwerk und Wohnen“ im Erdgeschoss bietet hofseitig eine Erdgeschoss Nutzung an, die den Innenhof bespielt mit einer Werkstatt oder Verkaufsfläche. Küche, Badezimmer und
Schlafraum sind Richtung Norden orientiert und bieten so Raum für Privatheit und Ruhe.

Um diese 4 Identitäten mit Ihren differenten und neuen Grundrissen zu ermöglichen benötigt es ein neues Erschließungskonzept. An jedem Zeilenbau werden nordseitig Laubengänge angebracht. Diese dienen einerseits zur Erschließung der neuen Wohnformen, bieten andererseits auch eine integrierte Pufferschicht der Privatheit vor den Wohneinheiten. So werden kleinere mit einem Vorhang abtrennbare Bereiche vor den Wohnküchen/Küchen geschaffen. Diese dienen natürlich dazu heraus zu treten und im freien sitzen zu können, andererseits aber auch dazu die Interaktion zwischen den Nutzer°innen zu fördern. Ein Bodenbelagswechsel findet in diesem Bereich statt, um auch ohne geschlossenen Vorhang darauf hinzuweisen, dass nun ein privaterer Bereich entsteht. Abschließend wird der Laubengang von einem Edelstahl Ranggitter zur Innenhof Seite abgeschlossen. Dieses Rankgitter wird mit einer Weinrebe bepflanzt, umso Jahrestypische Vegetationsverläufe zu erreichen, im Sommer ein dichtes Blätterkleid zu generieren welches den Laubengang abkühlt & im Winter aufgrund des fehlenden Blätterkleides eine hellere Lichtstimmung und Sonnenlicht an den Wohnungen zu erreichen.

Südseitig werden die neu geschaffenen Typologien mit einer Optionsraumschicht angedockt. Diese dient je nach Nutzung im Inneren zum einen für eine Art Wintergarten, zum anderen führt es zu einer klassischen Wohnraumerweiterung für WG/Cluster Zimmer, aber auch für die Wohneinheiten im „Haus des
Kleinstwohnens“. Die Optionsschicht ist wieder ein Teil der privateren Raumschicht die den Wohnraum ergänzt, dazu kommt ein schmaler Umgang vor dieser besagten Schicht. Dieser lädt ein seine Nachbarn zu besuchen, mal ein Fahrrad abzustellen oder seiner Vorliebe der Gärtnerei nachgehen zu können.

Um das Quartier nachzuverdichten ist es immens wichtig die vier geschossigen Zeilenbauten aufzustocken. Dies ist jedoch statisch nicht im klassischen Sinne möglich, sodass eine Art Holz Tisch entworfen wurde, der diese Aufstockungen um zwei Vollgeschosse aufnehmen kann. Das Holzskelett hat keinerlei
Berührungspunkte mit dem Bestandszeilenbau & greift so in keiner weise in die Statik des Bestandes ein. Außerdem kann dieses Holzskelett auch die oben beschriebenen Erweiterungen des Laubenganges und der Optionsschicht aufnehmen. Thermisch und statisch entkoppelt von dem Bestand. Die Aufstockung bietet auf jedem Zeilenbau eine neue Wohntypologie die sich durch ein offenes Wohnraumkonzept am besten beschreibt. Auch bei den Aufstockungen werden die Wohneinheiten über einen Laubengang erschlossen.

Ergänzend zu dem kompletten neu strukturieren des Bestandes ist es eine wichtige Entwurfsentscheidung, auch den Städtebau an der Heinrich-Heine-Straße auszuformulieren, umso Innenhöfe schaffen zu können die für die Nutzer°innen positive Räume schaffen. Der Neubau setzte sich als Kopfbau vor jedes Bestandsgebäude und verspringt mit dem vier Meter Versatz der Zeilenbauten in Richtung der Heinrich-Heine-Straße. So entsteht eine nicht ganz so strikte und harte Blockrandbebauung, wie es sonst und auch von der Stadt Berlin oft gefordert ist. Das Thema der durchlässigen Zeilen wird hier im Neubau deutlich, denn zwischen den neuen Kopfbauten entstehen offene Außenraum Terrassen. Diese lassen Blicke in die Innenhöfe und die umgebaute Zeilenbaustruktur zu. Andererseits sorgen sie für das gesamt Quartier auch für Bereiche die sich die Nutzer°innen aneignen können und selber mit verschiedenen Funktionen belegen können. Das Erdgeschoss des Neubaus ist im vorderen Bereich als Gewerbenutzung gedacht, die aber explizit Gewerbe einlädt welches auch die geschaffenen Vorplätze nutzen soll und kann. in den darüberliegenden 6 Vollgeschossen findet eine Nutzung des Wohnens statt. Die Wohnungen werden Straßenseitig von einem Umgang umschlossen, der sich im Bereich von Loggien in den Wohnraum hineindrückt und so auch einen qualitativen Außenraum schafft. Die Ebene des Umganges und der mittleren Terrassierung zwischen den Kopfbauten, wird durch eine Metallkonstruktion von oben her abgetragen und hängt wie ein leichter Vorhang vor den Wohnungen und bildet so eine Art Schutzschicht vor dem Stadtraum. Die Adressierung des Neubaus wird seitlich zwischen den Kopfbauten geschaffen und leitet die Nutzer°innen in den hintern Bereich des Erdgeschosses. Der sogenannten Erschließungspanne. Diese Erschließungsspanne ermöglicht es Räumlichkeiten wie Müllraum, Véloraum, Kinderwagen/Rollatoren Raum und Technikflächen unterzubringen. Außerdem entsteht ein zentrales Erschließungstreppenhaus welches natürlich auch über Aufzüge verfügt.

Beurteilung durch das Preisgericht

"Wo vorher Zeilenbauten standen, schafft der Entwurf eine sehr urbane Situation. Es entstehen völlig neue Räume", lobt Dirk Bonnkirch-Reineau. Der Ansatz des Verfassers, die Zeilenbauten zu überbauen und dem gesamten Ensemble eine neue Ästhetik zu verleihen, kommt bei den Jurymitgliedern gut an. "Gestalterisch ist dem Verfasser hier wirklich etwas gelungen", sagt Henning von Wedemeyer. "Der Verfasser verwandelt die nicht mehr zeitgemäßen Zeilenbauten in eine städtische Landschaft mit vielen sozialen Räumen. Die außen liegende Tragkonstruktion schafft neben einer ästhetischen Aufwertung auch Begegnungsflächen mit sozialem Nutzen, die es vorher nicht gab. Das ist eine sehr umfassende Arbeit mit hoher Relevanz", so von Wedemeyer.

Auch im Detail überzeugt das Projekt die CAMPUS-Jury. "Die Wohnungsgrundrisse zeigen große Qualitäten", sagt Oliver Hantke. "Die Raumkonfiguration mit durchgestecktem Wohnen und unterschiedlichen Wohnungstypen, die man beidseitig orientieren kann, ist gut durchdacht", stimmt Petra Vondenhof-Anderhalten zu. Nicolai Blank betont: "Wie wir mit dem städtischen Bestand, insbesondere mit dem baulichen Erbe der Nachkriegszeit, umgehen, ist angesichts von Wohnraummangel und Ressourcenknappheit eine wichtige Frage. Der Verfasser hat sie vorbildlich gelöst." Einziger Kritikpunkt des Preisgerichts: Der Laubengang sei etwas tief geraten, diesen könnte man zugunsten einer verbesserten Belichtung der Wohnungen schmaler gestalten.
Längsschnitt durch das Quartier

Längsschnitt durch das Quartier

Ansicht Neubaus Heinrich-Heine-Straße

Ansicht Neubaus Heinrich-Heine-Straße

Lageplan

Lageplan

Übersichtsplan

Übersichtsplan

Analyse Bestand

Analyse Bestand

Analyse Bestandsbauten

Analyse Bestandsbauten

Ziele & Absichten

Ziele & Absichten

Intervention Zeilenbauten

Intervention Zeilenbauten

Zeitstrahl Intervention Zeilenbauten

Zeitstrahl Intervention Zeilenbauten

Stammbaum Haus A - Haus des Kleinstwohnens

Stammbaum Haus A - Haus des Kleinstwohnens

Stammbaum Haus B - Haus der Kunst

Stammbaum Haus B - Haus der Kunst

Stammbaum Haus C - Haus der Gemeinschaft

Stammbaum Haus C - Haus der Gemeinschaft

Stammbaum Haus D - Haus des CoWorkLivings

Stammbaum Haus D - Haus des CoWorkLivings

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss 3. Obergeschoss

Grundriss 3. Obergeschoss

Grundriss 5. Obergeschoss

Grundriss 5. Obergeschoss

Fassadenschnitt & Ansicht

Fassadenschnitt & Ansicht

Perspektive Laubengang

Perspektive Laubengang

Perspektive Innenhof

Perspektive Innenhof

Ansicht Laubengang Haus A

Ansicht Laubengang Haus A

Ansicht Optionsräume Haus B

Ansicht Optionsräume Haus B

Perspektive Innenhof

Perspektive Innenhof

Herleitung I

Herleitung I

Herleitung II

Herleitung II

Herleitung III

Herleitung III

Herleitung IV

Herleitung IV

Wohnungstypologie Isometrisch Haus A

Wohnungstypologie Isometrisch Haus A

Wohnungstypologie Isometrisch Haus B

Wohnungstypologie Isometrisch Haus B

Wohnungstypologie Isometrisch Haus C

Wohnungstypologie Isometrisch Haus C

Wohnungstypologie Isometrisch Haus D

Wohnungstypologie Isometrisch Haus D

Perspektive Innenraum

Perspektive Innenraum

Perspektive Innenraum

Perspektive Innenraum

Blick in den Hof

Blick in den Hof

Treppenhausszenen / Umnutzung

Treppenhausszenen / Umnutzung

Energiekonzept

Energiekonzept

Umgebungsmodell

Umgebungsmodell

Entwurfsmodell

Entwurfsmodell

Detailmodell

Detailmodell

Detailmodell

Detailmodell

Detailmodell

Detailmodell