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Offener Wettbewerb | 05/2020

Das 39er Denkmal auf dem Reeser Platz in Düsseldorf

Ansicht Reeser Platz mit Hügel

Ansicht Reeser Platz mit Hügel

2. Preis

Gabriele Horndasch

Kunst

BIERBAUM. AICHELE. landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der Neue Reeser Platz

Das sogenannte 39er Denkmal steht für den Militarismus des Deutschen Reichs und zumindest als Negativum auch für den Kampf um Demokratie nach dem 2. Weltkrieg. Zwar wurde es mit ca. 8000 ehemaligen Soldaten des 39er Regiments als Mahnmal für ihre gefallenen Kameraden 1939 feierlich eingeweiht; die zu dieser Zeit aktiven Rekruten waren jedoch nicht dabei, weil sie sich in der Eifel auf den kurz danach stattfindenden Überfall auf Polen vorbereiteten. 1946 beschloß der Stadtrat, das Denkmal abzureißen. Wegen seiner Funktion als Totenmal hielt die britische Militärregierung den Abriß 1948 jedoch für unnötig. Erst 1953 wurden gegen den Beschluss der Stadt Düsseldorf Ortsnamen und Daten der Schlachten des 2. Weltkriegs eingemeisselt. Vandalismus?
Und erst seit 1988 finden keine offiziellen Gedenkfeiern mehr statt.

Am Reeser Platz haben die rechtsstaatlichen Institutionen der Stadt Düsseldorf nach dem 2. Weltkrieg
um Demokratie gekämpft und, jedenfalls wenn man den Abriß des Denkmals als Sieg bezeichnen würde, verloren: Das 39er Denkmal ist heute denkmalgeschützt.

Es ist unverzichtbar, das Monument mit den darin eingeschriebenen nationalistischen, militaristischen und revanchistischen Ideen zu beerdigen, ähnlich wie man es, um die Bevölkerung vor der gefährlichen Strahlung zu schützen, mit einem havarierten Atomkraftwerk macht.

Diese Beerdigung hat eine europäische Dimension und will deshalb feierlich begangen werden.Ich habe die Oberbürgermeister der Gemeinden, die auf dem Denkmal eingemeisselt sind, und die ich entziffern konnte, angeschrieben und für den Fall, dass mein Entwurf siegreich aus diesem Wettbewerb hervorgehen sollte, um eine Schaufel Erde gebeten.
Der Oberbürgermeister von Verdun, Samuel Hazard, hat sehr positiv geantwortet.

Die Beerdigungszeremonie wird mit dem Schütten der ersten Schaufel Erde durch den Bürgermeister der Stadt Düsseldorf feierlich eröffnet werden. Die Bürgermeister*innen der o.g. Gemeinden aus Belgien, Frankreich, Polen, Litauen, Ukraine und Russland, die zugesagt haben, werden mit je einer Schaufel Erde aus ihrer Stadt fortfahren. Die anschließenden landschaftlichen Baumassnahmen, die nötig sind, um ca. 4.500m³ Boden anzuhäufen werden etwa ein Vierteljahr dauern. Danach werden die Bürgermeister*innen ein zweites Mal nach Düsseldorf eingeladen, um das Richtfest des Hügels genauso feierlich zu begehen wie zuvor die Beerdigung des Denkmals.

Der knapp 7 m hohe Hügel sitzt auf der Mauer, die Aufmarschplatz von Park und Kinderspielplatz trennt, ein wenig zum Park hin versetzt und ist mit einer Wiese bepflanzt. Die Erhebung verbindet die beiden Teile des Reeser Platzes. Man kann sie zu Fuß überqueren. Die das Denkmal verlängernde Mauer wird an 2 Stellen durchbrochen, um neben dem Hügel ebenerdige Wege zu schaffen, die Platz und Park verbinden. Die Baumpflanzungen auf beiden Teilen des Reeser Platzes, die Sumpfeichen auf dem ehemaligen Aufmarschplatz und die Reihung der Platanen an der Reeser Straße sind überwiegend rechtwinklig angeordnet. Diese Symmetrie wird im Bereich um den Hügel herum von mehreren, darunter drei sehr hohen Bäumen, 2 Platanen und 1 xyz, in wilder Anordnung mit ihren großen weit über den Hügel hinausreichenden Kronen, gebrochen. Diese Bäume haben in ihrer Anarchie auf vertikaler wie horizontaler Ebene eine verbindende Funktion in der Landschaftsarchitektur des Neuen Reeser Platzes.

17 4m lange Sitzbänke ziehen von der Rotterdamer Straße her wie eine Herde Schafe schräg über den ehemaligen Aufmarschplatz. In Form und Farbe gleichen sie den Sitzgelegenheiten vom Spielplatz, sind jedoch doppelt so lang. Die Installation bricht durch ihre Ausrichtung mit der orthogonalen Struktur des ehemaligen Aufmarschplatzes. Sie stellt ein neues Element dar, steht mit Hügel und Spielplatz der anderen Seite im Dialog, bietet den Nutzern des Platzes neue Möglichkeiten und trägt damit fast beiläufig aber ganz wesentlich zur Steigerung der Aufenthaltsqualität auf dem Neuen Reeser Platz bei: Picknick, Flohmarkt, Theater unter freiem Himmel, der Neue Reeser Platz ist zu mannigfaltiger Nutzung geeignet und hat die Qualität eines Quartiertreffpunkts unter freiem Himmel.
Lageplan

Lageplan

Isometrie

Isometrie

Elemente

Elemente