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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2016

Das Museum des 20. Jahrhunderts

Anerkennung

OMA

Architektur

Inside / Outside

Landschaftsarchitektur

Ingenieure für Brandschutz Peter Stanek

Brandschutzplanung

Royal HaskoningDHV

Bauingenieurwesen

Transsolar Energietechnik GmbH

Energieplanung

emproc GmbH Kostenmanagement für Immobilien

sonstige Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Architekten besetzen den städtischen Raum auf prägnante Art und Weise, indem sie bei einer nahezu vollkommenen Überbauung des Grundstücks den Außenräumen neue Qualitäten zuweisen. So entsteht, aufbauend auf dem bestehenden landschaftsplanerischen Entwurf , eine mit Baumgruppen versehene Promenade im Westen, welche die bestehenden Akteure des Kulturforums wirkungsvoll in Beziehung setzt und unterschiedliche Aktivitäten des Bewegens, Verweilens und Agierens ermöglicht. Auf dieser » Promenade Architecturale « sind wesentliche Architekturikonen des 20. Jahrhunderts erlebbar und über die Interventionen der beschatteten Plätze, Info-Kioske und Sitzgruppen komplett neu erfahrbar. Im Gegensatz dazu bleibt der Scharounplatz offen, um einerseits die Gemäldegalerie und die Potsdamer Straße visuell einzubeziehen und andererseits den gewonnenen Raum vielfältig bespielen zu können. Der Hauptzugang zum Museum des 20. Jahrhunderts liegt mit großer Selbstverständlichkeit an dieser Promenade auf Höhe der Platane. Der benachbarte Matthäikirchplatz selbst wird um eine mit künstlerischen Installationen versehene Wasserfläche bereichert. Prägnantes Zeichen des Entwurfs ist seine sich »bergartig « auftürmende Baumasse, die durch diagonale Schnitte unorthodox in vier Sektoren geteilt wird, welche sich direkt auf ihr Umfeld beziehen und mit diesem interagieren.
Zur Neuen Nationalgalerie öffnen sich differenzierte Terrassen und Loggien mit Ausstellungsbereichen und Angebotsflächen für Installationen und Events. Diese Bereiche sind von außen über die im diagonalen Schnitt verlaufende, sehr schmale Treppe öffentlich angebunden.
Der Sektor zur Piazzetta nimmt neben dem Haupteingang alle übergeordneten Serviceeinrichtungen und die Administration auf. Der Abstand und der Höhenbezug zur St. - Matthäus -Kirche ist gut gelöst.
Zur Philharmonie schlagen die Verfasser eine abgestufte tribünenartige Situation vor, die den Scharounplatz als Bühne nutzbar machen soll und die ebenfalls von der diagonal verlaufenden Treppe von außen sowie über die Gegendiagonale von innen angebunden ist. Die Kante zur Potsdamer Straße schließlich kann im Erdgeschoss für Wechselausstellungen großzügig über Faltwände Blickbeziehungen herstellen und Neugier auf den Inhalt wecken.

Das zentrale Foyer wird über den Haupteingang an der Platane und einen Eingang für Gruppen an der Nordostecke erschlossen. Von hieraus ist die alle Ebenen verbindende Aufzugsanlage direkt einsehbar. An dieser Stelle befinden sich auch der zentrale Lastenaufzug und das Fluchttreppenhaus. Eine schmale Treppe führt vom Foyer ins Untergeschoss. Die Erschließungsflächen ordnen sich im Inneren dem zentralen Entwurfsgedanken unter und könnten deutlich mehr Großzügigkeit vertragen. Die Stapelung der Treppen innerhalb des diagonalen Schnitts wirft Fragen hinsichtlich der Benutzbarkeit auf.

Auf funktionale Kritik stößt auch die Andienung des Museums über einen LKW -Aufzug. Die begrüßenswerte Komplexität dieses unkonventionellen Entwurfs macht bei der Erschließung, der Barrierefreiheit, dem Brandschutz und der Bauphysik individuelle Detaillösungen erforderlich.
Die Ausstellungsflächen bieten räumliche Vielfalt, auch als Anreize für die Ausstellungsmacher . Das Raumprogramm wird umgesetzt und über das Angebot der unterschiedlichen Dach- und Terrassenbespielungen auf interessante Weise erweitert, was sich aber auch in den zu erwartenden Investitionskosten nieder schlägt . Die Jury würdigt den Ansatz der Verfasser, eine Rund- um -die-Uhr-Bespielung der auf ein Maximum vergrößerten Außenflächen zu ermöglichen. Kontrovers diskutiert wird, inwieweit dieser Ansatz mit den verfügbaren Mitteln und Ressourcen in de r Realität erfolgreich umgesetzt werden könnte.

Anmerkung der Denkmalpflege: Die Konzeption eines terrassiert aufgeschichtete n Gebäudes stört viele Sichtbeziehungen und vertraute Wirkungsmöglichkeiten der umgebenden Baudenkmale. Diese können von den angebotenen Freisitzen des Terrassenhügels zwar neu wahrgenommen werden, scheinen aber dadurch eher zu unfreiwilligen Mitspielern des Museumsneubaus degradiert.