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Offener Wettbewerb (auch für Studenten) | 10/2013

„Den Toten ihre Namen geben“

Stelen im Wald

Stelen im Wald

3. Rang

Kräftner Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

In einem Wäldchen namens Blagowschtschina, nahe der weißrussischen Stadt Minsk, in der Ortschaft Maly Trostinec, wurden in den Jahren 1941 bis 1944 mehr als 13.000 Menschen von den Nationalsozialisten ermordet.
Heute, rund 70 Jahre danach, erinnert an dieser Stelle nichts mehr daran. Wer hier ankommt, fährt eine lange, unbefestigte Straße entlang. Nach einigen hundert Metern gabelt sich der Weg und ein Kiefernwäldchen tut sich auf. An manchen Tagen mag es ruhig und beschaulich wirken, zwischen den Stämmen der Bäume fällt das Sonnenlicht hindurch, und am Boden wachsen Moos und Gräser.
Gleichzeitig verunsichert jedoch die Stille. Beim Gedanken an die ungreifbare, unfassbare Zahl „13.500“ wandelt sich das unschuldig daliegende Waldstück in einen Ort des Schreckens.

Projektidee
Das Projekt möchte den Moment des Ankommens an diesem Ort festhalten. Für den Besucher soll der letzte Weg der einst hierher gebrachten Menschen nachgezeichnet werden. Das Waldstück, der Ort des Verbrechens, stellt die „Szenerie“ dar, der Wald (gepflanzt zur Vertuschung des Verbrechens) wird Teil des Projektes. Die 13.500, zwischen den Bäumen aufgestellten, Stelen erinnern an jede einzelne Persönlichkeit.

Ankommen
Beim Ankommen entlang der Straße noch kaum wahrnehmbar, werden die Stelen aus der Nähe sichtbar und ihre Anzahl und Dichte zwischen den Baumstämmen deutlich.
Mit dem Fahrzeug nähert man sich über die Zufahrtsstraße. Auf einer Fläche rechts des Weges kann das Fahrzeug abgestellt werden. Die letzten 200 Meter können, entlang eines Schienenstranges, zu Fuß zurückgelegt werden.

Im Wald
Dort wo sich der Weg gabelt öffnet sich das Waldstück. Kleine, schmale Kieswege führen zwischen den Baumstämmen in den Wald hinein und ermöglichen ein freies Durchqueren.
Entlang dieser Wege sind die Stelen aufgestellt, so wird jede für sich zugänglich gemacht.

Verortung der Namen
Die Durchwegung des Waldstückes ist mit den Buchstaben des Alphabetes gekennzeichnet, die Stelen sind, entsprechend der eingefrästen Namen, alphabetisch geordnet entlang der Wege aufgestellt, so wird das Auffinden einzelner Namen ermöglicht.
Ein punktgenaues Verorten einzelner Namen bzw. Stelen mit Hilfe einer Online-Datenbank bzw. Applikation über die Homepage des Vereins im-mer ist vorstellbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Vorgeschlagen wird die Strukturierung des Wettbewerbsgebietes und des nördlichen Erweiterungsgebietes mittels verschlungener Wegesysteme, wobei jeder Weg eine Sackgasse ist und einem Buchstaben des Alphabetes zugeordnet ist (Ordnungsprinzip Auffindung Personen-Stele).Bei diesem Entwurf überzeugt die Idee des Waldes als „wesentlichem player“ – so werden die Stelen erst beim Näherkommen erkennbar, von weitem erscheint nur der Wald. Dann allerdings sieht man zuerst einige wenige Tote (Stelen), je tiefer man in den Wald hinein geht, umso mehr werden es. Jede Stele steht ganz allein und doch in Bezug zu den anderen und den erst nachträglich zur Vertuschung gepflanzten Bäumen.

Die Gedenkstätte ist somit als flächige Anlage konzipiert, die in ihrer Gesamtdimension im bewachsenen Waldgebiet schwer erfassbar ist bzw. erscheint. Es wird befürchtet, dass die einzelnen Stelen nicht ganz im richtigen Größenverhältnis zu dem umgebenden Baumbestand stehen, und dadurch an Wirkung einbüßen.
Übersichtsplan

Übersichtsplan

Detailplan

Detailplan