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Award / Auszeichnung | 06/2024

Deutscher Fassadenpreis 2024 für Vorgehängte Hinterlüftete Fassaden (VHF)

Kraftwerksgebäude mit Blick zur Rohrbrücke

Kraftwerksgebäude mit Blick zur Rohrbrücke

Heizkraftwerk Süd

DE-04279 Leipzig, Bornaische Str. 120

Nominierung | Kategorie: Das besondere Detail

Atelier ST | Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

Fichtner GmbH & Co. KG (Stammhaus)

Bauingenieurwesen

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Gewerbe-, Industriebauten

  • Projektgröße:

    6.400m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 12/2020
    Fertigstellung: 10/2023

Projektbeschreibung

Das historischen Industrieareal des ehemaligen Leipziger Elektrizitätswerks ist noch immer geprägt von den großvolumigen Ziegelbauten des letzten Jahrhunderts. Hier im Süden von Leipzig wurde früher Elektrizität und Fernwärme erzeugt. 1996 wurden die Anlagen jedoch stillgelegt.
Aufgrund des erneuten Wachstums der Stadt Leipzig wurde vor rund 20 Jahren entschieden den Standort als Energielieferant weiter zu nutzen.
Was früher die Braunkohle war, sollte durch Erdgas und schon bald durch Wasserstoff ersetzt werden.
Für diese Funktion wurde das bestehende Areal, unmittelbar hinter den Bahngleisen und der Bornaischen Straße mit einem neuen Kraftwerkskomplex ergänzt. Dieser setzt sich aus drei Gebäuden zusammen - einem neuen Kraftwerksgebäude, einem Gasanlagengebäude und einem Pumpenhaus.
Im Grunde genommen bestehen diese Bauten aus einer rein technischen Apparatur, eine Art überdimensionale Motorblöcke. Die Standorte waren dabei festgelegt. Ebenso die Kubatur und Dimension der Anlagen. Es galt primär die Hülle der Gebäude und ihr äußeres Erscheinungsbild zu gestalten. Denn die Lage inmitten der ehemaligen, denkmalgeschützten Kraftwerksanlage mit hochwertigen Backsteinbauten und die Nähe zu dem gegenüberliegenden Wohnquartier erforderte ein hohes Maß an Sensibilität und stadträumlichen Einfühlungsvermögen.
Außerdem sollte das neue Heizkraftwerk Süd auch eine visuelle Strahlkraft entfalten.
Denn es handelt sich um das erste Gasturbinenkraftwerk, das zukünftig Strom und Wärme zu einhundert Prozent aus Wasserstoff erzeugen kann. Es gehört damit zu den emissionsärmsten Kraftwerken weltweit.
Daher wurde, ungewöhnlich für einen Industriebau, von den Stadtwerken Leipzig ein nationaler Gestaltungswettbewerb ausgelobt aus dem der Beitrag einer „keramischen Fortsetzung“ von Atelier ST als Favorit hervorging.
Trotz der rein technischen Funktion der Gebäude sollte die Materialität der Fassaden eine Wertigkeit erzeugen, die mit der Umgebung und den Bestandsbauten korrespondiert. Die unterschiedlichen Farben der historischen Kraftwerksbauten, aus gelb, braun und rötlichen Klinkersteinen wurde dafür kohärent auf die drei Neubauten übertragen. Aufgrund der gewaltigen Volumina der Baukörper, wurde gegenüber den bestehenden Sichtmauerwerksgebäuden jedoch eine feinere Gliederung der Oberflächen gewählt.
Als Material wurde dafür ebenso gebrannter Ton verwendet, jedoch als vorgehangene, glasierte Platten mit feiner, unregelmäßiger Vertikalstruktur. Die keramische Vorhangfassade, eine projektspezifische Sonderanfertigung, setzt die großvolumigen und mehrheitlich geschlossenen Baukörper in Beziehung zu ihrer Umgebung. Die unregelmäßigen Linearstruktur der Kacheln sorgt für ein abwechslungsreiches Licht- und Schattenspiel.
Einzig die Sockelgeschosse übernehmen das traditionelle Klinkermauerwerk des Bestandes. Ihr zum Teil schräger Abschluss formt die jeweils gegenüberliegende Häusersilhouette nach und schafft trotz einer hohen Eigenständigkeit eine weitere Beziehung zum Quartier. Grün glasierte Formsteine, unregelmäßig im Mauerwerk eingestreut brechen mit der sonst so klaren Struktur, welche durch regelmäßig vorspringende Lisenen erzeugt werden.
Die umgreifende, einheitliche Farbgebung setzt sich in den einzelnen Fassadenelementen fort. So sind auch sämtliche technischen Einbauten wie Türen, Tore, Verblechungen farbig aufeinander und auf das jeweilige Gebäude abgestimmt.
Eine über Drahtseile gespannte Fassadenbegrünung im Sockelbereich lässt die abstrakten Volumina des neuen Industriequartiers mit den umgebenden Grünräumen verschmelzen.
Das neue Heizkraftwerk Süd ist nicht nur ein technisches Vorzeigeprojekt, sondern auch ein architektonischer Vermittler, der den industriellen Charme der Umgebung bewahrt und gleichzeitig neue Akzente setzt.
Klinkersockel, Keramikelemente sowie alle anderen Fassadenteile in monochromer Farbfassung

Klinkersockel, Keramikelemente sowie alle anderen Fassadenteile in monochromer Farbfassung

Gasanlagengebäude, links Aufgang Wärmespeicher

Gasanlagengebäude, links Aufgang Wärmespeicher

Ensemble kurz vor Fertigstellung

Ensemble kurz vor Fertigstellung

Büste vor dem Kraftwerksgebäude

Büste vor dem Kraftwerksgebäude

Verortung im hist. Ensemble

Verortung im hist. Ensemble

Detail Rohreinführung

Detail Rohreinführung

Detail Rohreinführung

Detail Rohreinführung

monochromes Farbspiel in Reminiszenz an die hist. Kraftwerksfassaden

monochromes Farbspiel in Reminiszenz an die hist. Kraftwerksfassaden

Fassadendetail

Fassadendetail

Lageplan

Lageplan

Isometrie

Isometrie

Systemschnitt

Systemschnitt