modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 01/2024

Dokumentationszentrum Tagebau Garzweiler

Aussenperspektive

Aussenperspektive

1. Rundgang

scape Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitbild und entwurfsbestimmende Grundidee
Der Entwurf für das neue Dokumentationszentrum beschäftigt sich mit der sensiblen Frage der Landnahme durch den Tagebau und die Rückgabe der Flächen an die Menschen in der Region.
Die Erdschichten werden gleichsam mit einem Cutter in einer geometrischen Rechteckform aufgeschnitten und die Fläche an zwei gegenüberliegenden Ecken hochgezogen. Unter der daraus resultierenden doppelt gekrümmten Fläche befindet sich das Dokumentationszentrum.
Die geschwungene Dachfläche bildet die Fortsetzung des grünen Bandes mit Bäumen, Sträuchern Wildwiesen und ist jederzeit für die Öffentlichkeit zugänglich. So gibt das Gebäude den Menschen seine beanspruchte Grundfläche auf dem Dach zur freien Nutzung zurück.

Zeichenhaftigkeit und Symbolik

Aus der gestalterischen Geste der hochgezogenen Oberfläche ergibt sich eine abwechslungsreiche Landschaftsform, von deren Hochpunkten die Besucher über die Umgebung schauen können.
Die Fläche wird durch tropfenförmige Inselelemente zoniert, die als Baumkübel, Oberlichter oder Sitzplätze fungieren. Die Bäume sind an Kreuzungspunkten des Dachrasters platziert und ihre Last wird von einer Stütze abgeleitet. Das Geländer besteht aus einem leichten Seilnetz mit breitem Holzhandlauf. Auf dem Handlauf weisen Intarsien auf die sichtbaren und nicht mehr sichtbaren Orte der Umgebung hin.
Die Bereiche unterhalb des Daches sind konzeptionell dem Untergrund zugehörig und darum aus mineralischen Materialien wie Lehm und Recyclingbeton geplant. Die äußere Stützenkolonnade rhythmisiert die Fassaden und bildet durch die zum Dach rechtwinklige Anordnung dynamisch geformte Arkadengänge.
Die Betonteile werden strukturiert geschalt, gestrahlt und eingefärbt um ihre Erdverbundenheit zu illustrieren. Die geschwungene Dachkonstruktion wird durch ein Brettschichtholz-Trägerraster gebildet. Die Baubarkeit wurde tragwerksplanerisch überprüft und bestätigt.

Einbindung in die Umgebung

Das Grundstück wird aus allen vier Himmelsrichtungen erschlossen. Sämtlicher Kraftverkehr kommt von Süden und Westen. Im Westen liegt der Besucherparkplatz auf dem schmalen Grundstücksstreifen entlang der Straße nach Holzweiler. Reisebusse können entlang der Straße stehen und über den Parkplatz wenden.
Das Dokumentationszentrum ist über fuß- und Radwege mit dem Grünen Band und dem Aussichtspunkt verbunden. Die Wege verweisen in ihrer Gestaltung auf die Förderbänder des Tagebaus. Jedoch transportieren diese Bänder die Energie nicht mehr in Form von Braunkohle, sondern könnten selbst Strom durch integrierte Photovoltaikelemente (nicht Teil der Baukosten) gewinnen.
So stehen sie gleichzeitig für die Vergangenheit und den Aufbruch in die zukünftige Energiegewinnung. Die Bänder werden östlich des Gebäudes in Richtung des Sees zusammengefasst und enden dort auf einem Aussichtshügel.
Südwestlich öffnet sich das Gebäude zum Ort Holzweiler und der Hauptankunftsrichtung des Parkplatzes. Unter dem Vordach befindet sich der Haupteingang mit einer einladenden Glasfassade.
An der Nordöstlichen Gebäudeecke befindet sich das Café mit teilüberdachter Außenterrasse. Zum See orientiert bilden sich Blickbeziehungen und es ist gut für Fahrradfahrer und Passanten erreichbar.

Gliederung der Freiräume und Übersichtlichkeit
Das Konzept schlägt eine harmonische, landschaftliche und naturnahe Gestaltung vor. Geschwungene und abgerundete Wege und Flächen verdeutlichen eine in die Landschaft integrierte Gesamtform. Direkt im Kurvenbereich der Landstraße befindet sich der Eingangsbereich mit dem Vorplatz des Dokumentationszentrums. Zusätzlich schmücken grüne Inseln den Platz. Der Parkplatz liegt entlang der Straße in westlicher Richtung.
Das Gebäude kann umlaufen werden; sogar das Dach ist begehbar und als Freiraum und Aussichtspunkt nutzbar. Auf der nordöstlichen Ecke des Gebäudes befindet sich eine offene Freifläche für Gastronomie mit freiem Blick über die Landschaft in Richtung Tagebaukante und anschließendem Spielbereich. Der freigehaltene Bereich zwischen Dokumentationszentrum und Tagebaurand kann für ökologische Staudenverwendung und einem Retentionsbereich für nachhaltige Regenwassernutzung angedacht werden. Über die West-Ost-Achse führen die Bänder in Richtung Aussichtsplateau mit Blick über das ehemalige Tagebaubecken.

Nutzbarkeit der öffentlichen Flächen
(Aufenthaltsqualität, Flexibilität, Bezugnahme zum Tagebaurand)
Der Freiraum soll eine Verbindung zwischen Tagebau und Dokumentationszentrum schaffen. Dazu verbindet eine erlebbare Bänderung in Anlehnung an die Förderbänder der Abbaumaschinen den Tagebaurand mit dem Gebäude sowie der Umgebung.
Die Besucher werden somit zu den wesentlichen Orten geführt wie den Aussichtspunkten auf dem Dach oder dem Plateau am Tagebaurand. Bestückt sind die Bänder mit begehbaren Solarmodulen. Die Erlebbarkeit des Freiraums soll grenzenlos sein, daher ist auch das Dach des Gebäudes ein begehbarer Freiraum mit Aussichtspunkt und einer naturnahen Vegetation.
Die Bänder laufen in Richtung des Tagebaurands zusammen. Hier können Events stattfinden oder Foodtrucks für Pausen bereitstehen. Anschließend gibt es die Möglichkeit an einen festen Sitzplatz zu picknicken.
Die grünen Inseln sind Sitzhoch eingefasst und laden zum Verweilen oder ausruhen ein. Die Baumstruktur ist locker und natürlich über das gesamte Gebiet verteilt und schafft viele Licht- und Schattenbereiche.
Im Fokus steht die Natürlichkeit und das Verschmelzen von Natur/Freiraum und Gebäude/Architektur. Ruderal anmutende Pflanzflächen sind nachhaltig und ökologisch angedacht und schaffen somit Antworten auf Biodiversität und Artenschutz. Im Gesamtbild entsteht eine harmonische und ungestörte Landschaft.

Verkehrsfunktion für die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer

Direkt am Vorplatz des Eingangsbereichs können bis zu zwei Reisebusse halten und den Ein- und Ausstieg für Besucher gewährleisten. Zum Wenden besteht die Möglichkeit über den Parkplatz ein- und wieder auszufahren.
Auf dem Gelände sind ausreichend Abstellmöglichkeiten (80 Stück) für Fahrräder vorhanden und um das Gebäude herum übersichtlich verteilt. Der Parkplatz auf der Westseite enthält bis zu 43 PKW-Stellplätze davon sind behindertengerechte Stellplätze zum Eingang hin positioniert. Der Parkplatz ist einfach über die Landstraße direkt erreichbar und separate Wege führen den Besucher zum Dokumentationszentrum.
Die Wege und Platzflächen um das Gebäude sind direkt mit dem öffentlichen fuß- und Radweg um das Tagebaugebiet verbunden und integrieren diesen in die Gesamtgestaltung.

Inneres Erschließungskonzept, Führung der Besucher
Die Besucher des Dokumentationszentrums erreichen den großzügigen Foyerbereich direkt vom südlichen Vorplatz. Der Seminarraum ist bereits von außen wahrzunehmen und unmittelbar vom Foyer aus erreichbar.
Nachdem man die Empfangstheke und den von dort bedienten Shop passiert hat, erreicht man den Ausstellungraum. Dieser ist allseitig durch eine Stampflehmwand umschlossen und über (verdunkelbare) Dachfenster belichtet. Der große Raum lässt sich mittels einer mobilen Trennwand bei Bedarf unterteilen. In der Mitte des Gebäudes verbindet ein breiter Flur alle Bereiche. Dieser wird über Dachkuppeln belichtet und kann ebenfalls für Ausstellungen genutzt werden. Er führt die Besucher vom Foyer direkt zum Café, Archiv und den WCs.
Das Café kann in einer ersten, kleineren Ausbaustufe lediglich als Theke mit Vorbereich hergestellt werden (Glasfassade in Achse E). Später ist eine Vergrößerung unter dem Dach vorgesehen.
Das Gebäude ist im Innern wie auch der Vorplatz und die Wege komplett barrierefrei gestaltet. Im Entwurf weist der Weg zur Aussicht auf das Dach z.T. etwas stärkere Rampenneigungen (>6%) auf. Durch Anpassung der Wegeführung bestünde auch hier ein barrierefreier Zugang.
Als Garderobe dient eine „kaue“ an der Decke des Foyers. Besucher können ihre Jacken und Taschen in einem Korb an die Decke ziehen und die Zugkette anschließen.

Raumkonzept Geeignet für Unterschiedliche Ausstellungen
Der Ausstellungsbereich ist als ein großer zusammenhängender Raum nutzbar. Auf 310 m² lassen sich größere Präsentationen realisieren. Der Raum ist mittels einer mobilen Trennwand teilbar und somit auch für kleinere Events geeignet. In einem Teil kann die Dauerausstellung gezeigt werden, während im andern eine Wechselausstellung stattfindet.
Durch einen Doppelboden mit herausnehmbaren Bodenelementen ist maximale Flexibilität bei der Ausstellungsgestaltung gegeben. Zwei breite Türen an der Nordseite ermöglichen für große Exponate freien Zugang von außen.
Die Dachfenster belichten die Raumteile nach Bedarf diffus, direkt oder lassen sich komplett verdunkeln.

Wirtschaftlichkeit in Bau und Betrieb
Die schlichte Kubatur auf streng geometrischem Grundriss ermöglicht vielfach einfachere Details und Bauweisen.
Eine konsequente BIM-Planung reduziert Fehler in der Planungs- und Bauphase und kommt im Betrieb des Gebäudes dem Facility-Management zu Gute.
Ein abschließend erstelltes As-Built-Model ist für die Auffindbarkeit und Bewertung der Baumaterialien essentiell. Auf Wunsch werden die Lebenszykluskosten berechnet. Damit lassen sich anstehende Investitionen und Gesamtbetrachtungen zur Wirtschaftlichkeit absehen.
Durch den kreislaufwirtschaftlichen Ansatz bei Planung und Bau sind die Baumaterialien am Ende der Nutzungszeit leicht wieder zu trennen und haben somit einen Restwert.
Die Vermeidung von ungesunden Materialien senkt zudem die kosten für Abbruch und Entsorgung.
Durch die ebenerdige Bauweise sind Flucht- und Rettungswege aus allen Bereichen unmittelbar ins Freie realisierbar. Ein Aufzug ist nicht erforderlich.
Lageplan 1:500

Lageplan 1:500

Lageplan 1:200

Lageplan 1:200

Nachhaltigkeit, Energie und Technik

Nachhaltigkeit, Energie und Technik

Ansicht Süd/ Nord 1:00

Ansicht Süd/ Nord 1:00

Ansicht Ost/ West 1:00

Ansicht Ost/ West 1:00

Vogelperspektive

Vogelperspektive

Innenperspektive

Innenperspektive