Nichtoffener Wettbewerb | 12/2024
Drei Stege für die Landesgartenschau Günzburg
©SAUERZAPFE ARCHITEKTEN
2. Preis / Donausteg
Preisgeld: 14.000 EUR
KLÄHNE BUNG Beratende Ingenieure im Bauwesen GmbH
Tragwerksplanung
Architektur
Erläuterungstext
Der Donausteg überspannt die Donau mit einer selbstverständlich wirkenden Geste und verzichtet bewusst auf räumliche Tragwerke, die stärker in das Landschaftsbild eingreifen.
Die Aufsicht des Donausteges entwickelt sich aus der Wegeführung zur Verbindung der Uferpromenaden auf beiden Seiten der Donau. Die Brücke öffnet sich zu den Uferpromenaden mit einer großzügigen Aufweitung zu den Hauptwegerichtungen. Die Aufweitung erzeugt im Grundriss eine spannungsreiche Bogenlinie, die auf die Geometrie der Brückenansicht übertragen wird.
Die Konstruktion nutzt die so entwickelte Geometrie in optimaler Weise und ist geprägt vom Prinzip „Form follows Force“. Dies führt zu einem eleganten und effizienten Bauwerk, das dem Kraftfluss angepasst ist. Der Überbau folgt dabei dem Momentenverlauf des Einfeldträgers, indem er an den Auflagern eine sehr geringe Schlankheit von 1/61 aufweist und zur Feldmitte an Bauhöhe gewinnt, um das Feldmoment tragen zu können. Selbst in Feldmitte ist der Überbau mit einer Schlankheit von 1/34 auffallend schlank. Auch in der Draufsicht hat der Überbau geschwungene Außenkanten, durch die die Brückenaußenkante in die Uferlinie überzugehen scheint und die Brücke sich elegant in die Umgebung einfügt. Die Überbaubreite in Feldmitte beträgt ca. die Hälfte der Überbaubreite am Auflager. Der der Beanspruchung angepasste Querschnitt führt zu einer gleichmäßigen Ausnutzung entlang des Überbaus und einem effizienten und sparsamen Materialeinsatz.
Beurteilung durch das Preisgericht
Die beiden Uferseiten der Donau werden mit einer einfachen, geradlinigen Brückenkonstruktion verbunden. Der empfohlene schlüssige Kurvenschwung aus dem vorangegangenen freiraumplanerischen Wettbewerb wird ignoriert, zugunsten einer senkrechten Verbindung auf kürzestem Wege. Dadurch erfolgt die Anknüpfung und Weiterleitung am Nordufer richtungsneutral, eine Bank zum Verweilen bietet dort einen Rückblick zur Stadt. Auf der Südseite entstehen an den erhöhten Widerlagern Sitzstufen zum Spielplatz. Rad- und Fußweg werden durch entsprechende Markierungen auf der Brücke getrennt. Die Entwässerung erfolgt im Längsgefälle und als Linienentwässerung an den Auflagern. Trotz der simplen, fast schon banal wirkenden Wahl des statischen Systems (Einfeldträger), versuchen die Verfasser auf subtile Weise den stählernen Hohlkasten skulptural zu formen. Der gevoutete Querschnitt, die bogenförmige, bauchige Überhöhung in Brückenmitte und die trichterförmigen Aufweitungen an den Brückenauflagern ergeben an sich ein harmonisch anmutendes Bauwerk. Der aufgrund der gelenkigen Auflagerung benötigten, bezogen auf eine integrale Bauweise deutlich größere Konstruktionshöhe von ca. 2,20m in Feldmitte wird durch gezielte Querschnittsausbildung mit geknickten Stegblechen versucht entgegenzuwirken. Durch die gezielte Vergrößerung der Bauhöhe bei gleichzeitiger Verringerung der Überbaubreite in Feldmitte wird sowohl eine gleichmäßige Querschnittsausnutzung erzielt als auch ein verträgliches Schwingungsverhalten ohne Zusatzmaßnahmen sichergestellt. Die gewählte Ablastung auf konventionellen Widerlagerbänken in Verbindung mit einer Bohrpfahlgründung stellt eine wirtschaftliche Konstruktion dar. Der dem Kräftverlauf angepasste Brückenquerschnitt ermöglicht einen optimierten Materialeinsatz, wobei durch die Wahl des Baustoffes Stahl eine mögliche vollständige Recyclefähigkeit gegeben ist. Die bei der vorgesehenen Bauweise minimiert ausführbaren Gründungsbauteile vermeiden im Gegensatz zu einer Integralbauweise großvolumige Fundamentkörper und tragen so zu einer CO2-reduzierten Konstruktion bei. Durch den senkrecht zur Donau angeordneten Brückenverlauf mit optimierter Spannweite und geböscht ausgeführter Anrampungen werden eine geringe Brückenlänge erzielt und Eingriffe in den Auwald minimiert. Die hieraus resultierende Wirtschaftlichkeit wird jedoch durch die Aufweitung der Brückenenden und der damit verbundenen Vergrößerung der Brückenfläche verringert. Insgesamt stellt der geplante Brückenüberbau als geschweißter Hohlkasten eine robuste, wartungsarme und materialeffiziente Bauweise dar. Die erforderlichen Übergangskonstruktionen und Brückenlager können mit geringem Aufwand ausgetauscht werden. Der vorgesehene Brückenentwurf stellt sowohl im Hinblick auf die statisch-konstruktive Ausführung der Überbaukonstruktion als auch bezüglich der baulichen Ausbildung der Gründungsbauteile eine Realisierbarkeit sicher. Der beschriebene Bauablauf mit Vorfertigung des Überbaus auf dem Volksfestplatz und Einschub mithilfe einer Hilfsstütze bzw. eines Pontons lässt sich störungsfrei und zielsicher umsetzen. Dennoch wird im Preisgericht kontrovers darüber diskutiert, ob die gewählte Konstruktion und die stringente Ausrichtung der Brücke eine angemessene Geste für den Ort und die Bauaufgabe darstellen. Eine freiere und sensiblere Einbettung und schlüssigere Verknüpfungen zur Umgebung wären wünschenswert.
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Konzeptskizze