modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren
2. Rang 3 / 3

Einladungswettbewerb | 04/2021

Energiezentrale Unterfeld (CH)

Entergiezentrale Unterfeld

Entergiezentrale Unterfeld

KRAFTWERK

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 12.000 CHF

Eggenspieler Architekten AG

Architektur

freiraumarchitektur gmbh

Landschaftsarchitektur

Halleringenieure AG

Bauingenieurwesen

Lauber Ingenieure AG

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Ökologisch wertvolle rasterförmige Vegetationsflächen, welche die gewünschte Flexibilität für Erweiterungsbauten bieten, sowie strukturierende Baumreihen: Die Freiraumgestaltung rund um die Energiezentrale Unterfeld ist gleichzeitig natürlich üppig und sorgfältig aufgeräumt.

An der Gemeindegrenze Baar/Zug entsteht die Energiezentrale Unterfeld der WWZ Energie AG. Der nordwestlich in den Perimeter fliessende Neuhofbach bildet den landschaftlichen Anschluss an die Lorzenebene, im Südosten schafft eine gross gewachsene Eiche mit dem Wiesenbach eine Verbindung über die Nordstrasse hinweg nach Unterfeld Süd. Diese Verbindung von Nordwest nach Südost wird in der Freiraumgestaltung durch neu angelegte Baumreihen visuell verstärkt. Die ökologische Vernetzung gewährleisten der umgeleitete Wiesenbach sowie ein Mosaik von ökologisch wertvollen Trittsteinen im Landschaftsraum. Diese Rasterflächen bieten die gewünschte Flexibilität für Erweiterungsbauten: Die quadratischen Kacheln werden einerseits als befahrbare Flächen und anderseits als Vegetationselemente ausgestaltet. Letztere unterscheiden sich durch verschiedene Saatgutmischungen. So wird sich die geometrische Form der einzelnen Kacheln im Laufe der Zeit aufweichen – es entstehen dynamisch und ökologisch wertvolle dynamische Strukturen. Zudem werden säulenförmige Bäume in Reihen gepflanzt. Die Baumreihen verlaufen diagonal zu den Grundrasterflächen und schaffen interessante Durchblicke zum Werkgelände der neuen Energiezentrale. Durch die lineare Anordnung der Bäume bleiben Teile der geometrischen Landschaftsgestaltung auch zukünftig ablesbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt «Kraftwerk» übernimmt die im Programm vorgegebenen Layouts der Energiezentrale und überführt diese in eine stark durch die Nutzung geprägte Gebäudestruktur. Die aus dem verlangten Stützenraster abgeleitete Skelettbauweise kann mit unterschiedlichen, je nach der dahinterliegenden Nutzung bestimmten Elementen bespielt werden. Es entsteht eine hohe Flexibilität in der heutigen und auch künftigen Fassadenausbildung.

Die sich stark auf die Nutzung beziehende Konzeption wird durchaus begrüsst, das Gebäude kann einer Vielzahl von Ansprüchen gerecht werden und erzeugt eine durch hohen Pragmatismus geprägte Ästhetik, die als Antwort auf die Fragestellung durchaus ihre Berechtigung hat.

Dass dabei der Bezug und die Auseinandersetzung zum weiträumigen Landschaftsraum vernachlässigt wird, ist einerseits Stärke und anderseits sicher auch grosse Schwäche des Projektes. Das weitgehende Negieren des Landschaftsraumes und das Erzeugen eines stark der Nutzung verpflichteten Gebäudecharakters vermag in diesem Kontext nicht abschliessend zu überzeugen. Der Auftritt des Gebäudes hin zum Landschaftsraum ist letztendlich unsensibel. Unterstützt wird diese Industrieästhetik noch durch das halbtransparente Einfassen der Kamine und Speicher, es entsteht ein dominantes, industrielles Zeichen hin zum Freiraum.

Die aufgezeigten Fassadenbilder bedienen sich auch nur begrenzt der Möglichkeiten der Konzeption und zeigen den Spielraum nicht oder ungenügend auf. Hier wäre das spielerische Aufzeigen möglicher Flexibilität durchaus angebracht gewesen.

Die skelettartige Bauweise ermöglicht eine Erweiterung in alle Richtungen, viele mögliche künftige Bedürfnisse können realisiert werden. Die Frage stellt sich nur, wie diese Veränderbarkeit der Fassade und auch der Kubatur langfristig architektonisch unter Kontrolle gehalten werden kann.

Konstruktiv vermag der Vorschlag zu überzeugen, eine Stützen-Plattenkonstruktion mit weitgehend vorfabrizierten Elementen kann der Nutzung und der gewünschten Flexibilität bestens gerecht werden. Positiv auch die aus der Konstruktionsweise zu erwartenden kurzen Bauzeiten für den Neubau wie auch für mögliche Erweiterungen und Umbauten.

Funktional hält sich das Projekt an die Vorgaben aus dem Programm und erfüllt diese bestens, auch verkehrstechnisch können die Vorgaben wie gewünscht eingehalten werden.

Zwei Gestaltungselemente prägen den Freiraum. Ein Raster von 5x5m und diagonal verlaufende säulenförmige Bäume. Das Besondere daran ist, dass das gesamte Areal als Einheit gelesen und miteinander verbunden wird. Die unterschiedlich aufgebauten und bepflanzten Kacheln lassen eine dynamische und ökologisch wertvolle Strukturvielfalt entstehen. Das Raster löst sich mit der Zeit auf und es wird eine Verwilderung, Verbuschung und Verwaldung einsetzen. Die Frage stellt sich, in welcher Form in diesen Prozess pflegerisch eingegriffen werden soll.

Insgesamt ist das Projekt «Kraftwerk» ein interessanter Vorschlag, der in vielen Teilen die Vorgaben aus dem Programm erfüllt und auch interessante Antworten auf die Fragestellungen gibt. Letztendlich vermag aber genau diese konzeptbedingte Industrieästhetik keine adäquate Antwort für diesen stark durch den Landschaftsraum geprägten Ort zu geben.
2. Rang 3 / 3