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Mehrfachbeauftragung | 03/2023

Entwicklung Areal ehemaliges Kriegsspital Neu-Ulm

2. Rang

ankner buchholz architekten

Stadtplanung / Städtebau, Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf löst die ursprünglich im städtebaulichen Konzept vorgesehene kompakte Form in zwei Baukörper auf. An der Memminger Straße entsteht gegenüber dem 13-geschossigen Südstadtturm ein 10-geschossiges Wohn- und Geschäftshaus, westlich daneben ein 6-geschossiges Wohnhaus. Gemeinsam mit dem Kriegsspital entsteht eine gelungene Hofsituation. Die Freiflächengestaltung nimmt richtigerweise historische Gestaltprinzipien auf. Der Zugang zum Hof erfolgt fußläufig über einen Vorplatz mit großzügigen Treppenanlagen. Der niedrigere westliche Baukörper schafft zusätzliche Besonnungsmöglichkeiten für den Innenhof und ermöglicht attraktive Blickbeziehungen – auch für das historische Kriegsspital. Allerdings ermöglicht die Öffnung der Bebauung zum Bahntrog ein Lärmeintrag in den ansonsten ruhigen Innenhof.

Die Wohnungserschließung erfolgt im westlichen Baukörper über eine nördlich angelegte Laubengangerschließung, die letztlich durchgesteckte Wohnungen mit guter Qualität ermöglicht. Der östliche Baukörper funktioniert ähnlich, wirkt mit zwei Haupttreppenhäusern und einem Laubengang trotz der Erforderlichkeit durch die Hochhaussituation allerdings übererschlossen und daher nicht ausreichend wirtschaftlich.

Die Holz–Hybrid–Bauweise mit den Stahlnetzen an den Balkonen ist durchdacht und funktioniert gut. Es entsteht ein feingliedriger Baukörper mit einer klaren Struktur, der in seiner filigranen Anmutung einen Spannungsbogen zur massiven Klinkerarchitektur des Kriegsspitals bildet und somit dessen Eigenständigkeit unterstreicht.

Kritisch gesehen wird allerdings, dass der Baukörper zur Memminger Straße keine ausreichende Kraft entfaltet, um die angrenzenden weiten Freiflächen aufzufangen und urbane Präsenz im Stadtraum zu entwickeln. Die Abweichung zum bestehenden Bebauungsplan ist zunächst schlüssig erläutert und fügt sich mit dem Kriegsspital zu einer schlüssigen Komposition zusammen. Bei der Betrachtung des weiteren städtebaulichen Umfeldes bzw. des städtebaulichen Rahmenkonzepts NU21 zeigt sich, dass dem vorgegebenen 5- bis 8-geschossigen Bauvolumen eine hohe Bedeutung zukommt. Eine Abweichung auf ein 10-geschossiges Vorhaben braucht an dieser prägenden Stadtkante eine besondere Begründung, die der Entwurf leider nicht anbietet.

Insgesamt handelt es sich um eine hochwertige Arbeit mit überzeugenden städtebaulichen Setzungen. Der filigran gestaltete Hochpunkt entfaltet jedoch nicht genug Kraft, um an diesem Ort begründet von der städtebaulichen Grundstruktur abzuweichen.
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