Nichtoffener Wettbewerb | 11/2022
Entwicklung Campus Golzheim in Düsseldorf
©Böhm & Thesing Architekten
Anerkennung
Preisgeld: 25.000 EUR
Architektur
WoltersPartner Stadtplaner GmbH
Stadtplanung / Städtebau
Wirtz International Landscape Architects
Landschaftsarchitektur
Beurteilung durch das Preisgericht
Einen „echten Grünraum“ zwischen dem kritischen Anschlussbereich am Kennedydamm im Osten und dem Rheinufer im Westen wollen die Verfasser für Hochschule, Bezirksregierung und Öffentlichkeit entwickeln. Die städtebauliche Figur erzeugt eine gute Raumbildung und schafft einen gemeinsamen Freiraum zwischen Musikhochschule und Bezirksregierung. Zwischen zwei gegenüber angeordneten, amorph geschwungenen Gebäudeseiten steigt der Landschaftsraum im sogenannten grünen Canyon von der Josef-Gockeln-Straße bis zu einer "grünen" Brücke über den Kennedydamm an. Mit kontinuierlichen 2,8% Steigung gelingt der Übergang scheinbar ohne großen baulichen Aufwand rüber in die Schwannstraße. Die barrierefreie Anbindung der Fuß- und Radwegebereiche über den Kennedydamm wird begrüßt, wenngleich sie mit zwei verschiedenen Erdgeschossniveaus teuer erkauft wird. Die Wegeverbindungen wirken etwas beliebig und nicht zeitgemäß in ihrer Formensprache. Die Freiräume weisen wenig Differenzierung auf, auch eine stärkere Begrünung wird vermisst.
Stadträumlich steht der markante Hochpunkt am Kennedydamm wie selbstverständlich in der Abfolge der Hochhaus-Solitäre an der Straße. Gegliedert in zwei durch eine Fuge getrennte Teile wird einerseits die Schlankheit akzentuiert, andererseits die Funktionalität der Teilflächen negativ kritisch gesehen.
Beinahe zwingend korrespondieren die Gebäude und der öffentlicher Raum untereinander, so stark ist die ausformulierte Geste, dass die Gebäude sich gegenseitig bedingen. Die Setzung der Gebäudefiguration ist selbsterklärend und selbstbewusst. Die Leitidee der Architektur wird durch den krassen Gegensatz von innen : amorph und außen : geradlinig noch prägnanter. Der lange Rücken im Norden grenzt jedoch die Bestandsgebäude A, N, B aus, so funktional nachvollziehbar die so geschaffene Anlieferzone auch ist. Im Westen wird der Landschaftsraum durch eine formal überzeugend eingefügte Mobilitätszentrale und die sogenannte Rasenblase nachvollziehbar zur Straße geschlossen.
Durch den nach Osten ansteigenden Landschaftsraum entstehen in der RSH zwei Erdgeschossbereiche, zum einen auf Eingangsniveau des Außenraums auf Brückenniveau, zum anderen auf Höhe des Vorplatzes von Gebäude E und auf Höhe des westlich angeordneten IMM. Eine sowohl im Außen- wie auch geschickt in den Innenbereich geführte Treppenanlage bietet zusätzliche Aufenthaltsqualitäten an, zeigt aber auch die Schwierigkeit in Bezug auf Ausbildung eines Haupteingangs und direkte Anbindung an ein Foyer. Die erforderliche Barrierefreiheit ist an dieser Stelle problematisch. Im Foyer werden der große Saal, der Kammermusiksaal und die Arbeitsbühne als hölzerne Körper eingestellt. Dem gewünschten Forum, der zentralen Mitte für alle, fehlt allerdings die Großzügigkeit. Dies wird besonders kritisiert, da die Arbeit in Hinsicht auf die Flächenkennwerte (BGF und überbaute Fläche) im oberen Bereich rangiert.
Die vorgeschlagenen Fassaden - Fenster, Fensterladen aus Holz und vorgehängte Glasebene - sind ihrer Gleichmäßigkeit und Teilung angemessen und zeitgemäß, lassen die gewünschte Flexibilität im Inneren zu.
Der Entwurf erfüllt die Aspekte der Nachhaltigkeit für die Bereiche ‚Komfort und Gesundheit‘, Wirtschaftlichkeit‘ und ‚Ressourcen und Energie‘ grundsätzlich. Er weist jedoch einen hohen Anteil an versiegelter Fläche durch das überbaute Volumen der beiden Gebäude für die Robert Schumann Hochschule und die Bezirksregierung auf. Dieser Aspekt wirkt sich auch auf die Lebenszykluskosten aus, die einen wirtschaftlichen Gebäudebetrieb einschränken. Die genannten Baustoffe sind hinsichtlich ihrer praktischen Anwendbarkeit zu hinterfragen (z.B. C2C-Beton Level 4).
Alles in allem handelt es sich um ein einprägsames Konzept, das aber in der Ausformung nicht durchgängig überzeugen kann und zudem ungünstige Flächenkennwerte aufweist.
©Böhm & Thesing Architekten
©Böhm & Thesing Architekten
©Böhm & Thesing Architekten
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