Bei einer Planung im Zentrum einer Stadt geht es immer wesentlich einerseits um die
Qualität des öffentlichen Raumes, sprich die Aufenthaltsqualität für die Bürger, und andererseits um die
Prägnanz der Architektur, um das Zeichenhafte, was den Ort unterscheidbar macht. Beides will der Entwurf verbinden: für Hückelhoven soll etwas Unverwechselbares entstehen Die Anforderungen sind vielfältig und die städtebauliche Lage komplex. Dennoch schlägt unser Entwurf eine
ordnende Struktur vor, die mit dem Zentrum der
„Markthalle“, die sich zum Park hin öffnet, ein selbstverständliches Zusammenspiel aller Funktionen ermöglicht. Anders als eine an der Straße aufgereihte Gastronomie soll die
Foodmarkthalle einen
„überdachten“ Platz darstellen, der wie vergleichbare Typologien in südlichen Ländern von umliegenden kleinen Küchen bedient wird. Die Menschen können wählen und sich dann in der Halle frei zusammenfinden. Die kulinarischen Möglichkeiten sind dadurch vielfältig, auch schnell austauschbar und sprechen ein junges Publikum und Familien an. Die Orientierung und der
Ausblick zum Park sind viel mehr, als es je eine Einkaufspassage bieten kann. Es gibt zum einen die Möglichkeit von
Außengastronomie und vor allem aktivieren der Blick und der Bezug zum Freiraum den wunderbaren Park, der aus seiner stiefmütterlichen Rolle herausgeholt wird. Die
Markthalle ist Teil der
Nord-Süd-Durchwegung des Grundstücks und soll niedrigschwellig alle Generationen einladen. Ohne Frage können auch hier Feste besonderer Art gefeiert werden, die Hückelhoven als Gemeinde begeht und damit ein stets interessantes Angebot an Menschen von nah und fern macht. Gemeinsam mit einem Gastronomieplaner ist das Konzept als wirtschaftlich tragfähig geprüft worden und in seiner Funktionalität durch die erdgeschossige rückwärtige Anlieferung, die zentral organisiert ist, auch stimmig. Alle WC-Einrichtungen sind ebenfalls für alle nutzbar und synergetisch optimiert.
Ratssaal
Unabhängig von dem Gastroangebot der Markthalle werden der Ratssaal, die Bibliothek und die Verwaltung vom Vorplatz erschlossen. Eine geschwungene Treppe führt ins 1. OG und den Vorraum für den zweigeschossigen Ratssaal, der sich zum Platz hin erkennbar gibt. Die Bibliothek ist so organisiert, dass sie den Ratssaal mit nutzen kann und einen Blick in die Markthalle ermöglicht. Beide Nutzungen interagieren, sind aber akustisch isoliert. Als eine besondere Attraktion der Bibliothek wird das Literaturcafé gelten, das von dem darunterliegenden Café über einen Speiseaufzug bedient werden kann (digitales Ordern nach Karte!). Hier sollen Zeitungen ausliegen, aber auch der Raum kann als Digitalhub genutzt werden.
Stadtverwaltung und Fraktionen
Im 3. OG sind einerseits die Verwaltungsräume erschlossen, andererseits zentral zum Park orientiert die Fraktionsräume. Es wird vorgeschlagen, eine offene neue Büroorganisation einzuführen, die sowohl für Bürgergespräche kleine Kojen bereithält, durch einen zentralen Empfang organisiert, als auch für interne Abstimmungen Rückzugsorte schafft. Eine Desksharing-Struktur könnte überlegt werden, da „leerstehende“ Büroräume in Einzelraumsystemen durch die neuen Arbeitszeitmöglichkeiten (Homeoffice) eigentlich überholt sind. Hier bedarf es einer zukünftigen gemeinsamen Einarbeitung eines Programms. Die baulichen Strukturen lassen diese Optionen zu.
Hotel + Skybar
Das Hotel wird vom Rathausplatz bzw. von hotelreservierten Stellplätzen im UG über einen Aufzug erschlossen. Der Empfang ist im 4. OG. Alle Zimmer sind auf einer Etage und haben beste Ausblicke! Eine wirtschaftliche Organisation ist aufgrund der kompakten Struktur sehr gut möglich. Spannend wird die Verbindung zur Skybar. Hier wird vorgeschlagen, dass der Hotelbetreiber auch die Skybar führt, da Frühstücksraum, Tagesrestaurant und Abendgastronomie weitere Synergien bereithalten. Aus unserer Sicht ist dies eine optimale Kombination, um vor allem eine Skybar nachhaltig attraktiv zu beleben. Ein Aufzug (vom Rathausplatz anfahrbar) kann Hotel und Skybar direkt beliefern.
Polizei und Gericht
Als erster unabhängiger Bauabschnitt werden die Räumlichkeiten für die Polizei und das Gericht untergebracht. Wichtig ist, dass dies nicht in beliebigen Büroräumen geschieht, sondern dass die Gebäude eine Eigenständigkeit und Gravitation (Würde) erhalten. Der 5-geschossige „Würfel“ kann dies leisten und erhält zudem einen eigenen Vorplatz (Lindenbaum), der auch den Auftakt für eine fußläufige Durchwegung des Quartiers darstellt. Polizei und Gericht sind baulich strikt getrennt und erhalten jeweils einen eigenen Zugang.
Anlieferung
Der wirtschaftliche Erfolg der Markthalle liegt wesentlich an einer gut funktionierenden Anlieferungszone. Diese ist ebenerdig von der Durchfahrt Polizeigebäude für LKW’s (7,5 t) gut erreichbar. Die PKW’s fahren weiter in der Wendelrampe zu der hocheffektiven Tiefgarage. Innerhalb der Tiefgarage können einzelne Zonen für Nutzergruppen markiert bzw. auch synergetisch genutzt werden.
Wohnen
Wohnen als ein zentraler Baustein im Raumprogramm wird im Wesentlichen von dem „Gerichtsplatz“ erschlossen. Die Treppenhäuser sind von der Markthalle unabhängig. Da das Wohnen ab dem 3. OG über der Markthalle (Arkadenhaus 1. OG) beginnt, kann auch von angemessenen „ruhigen“ Verhältnissen ausgegangen werden.
Architektursprache
Das Gebäude ist auf den ersten Blick anders als alles, was bislang in Hückelhoven, aber auch in den meisten Teilen Deutschlands gebaut wurde. Es will neu, es will besonders, es will etwas Spektakuläres sein: Eine Holzhybrid-Konstruktion mit einer Fachwerkstruktur der Fassade aus Holzleimbindern. Schaut man näher hin, gibt es eine Verbindung zu dem Wahrzeichen Hückelhoven: dem stählernen Fachwerk des Förderturms des Tagebaus. Eine Stahlstruktur steht für das industrielle Erbe Hückelhovens. Das Holzfachwerk des Neubaus steht für den Aufbruch in eine neue Zeit mit dem Anspruch nachhaltigen Bauens. Auf diese Weise ergibt sich ein spannender Dialog von Gestern und Morgen, was man von der Dachterrasse der Skybar erleben kann. Städtebaulich, architektonisch und auch durch den Nutzungsmix verspricht dieses Ensemble zu einer Ikone der Urbanität des Niederrheins zu werden.