Nichtoffener Wettbewerb | 03/2019
Entwicklung des Telekomareals in Konstanz
©Braun + Müller Architekten
Anerkennung / Realisierungsteil
Preisgeld: 10.000 EUR
Architektur
Erläuterungstext
Situation
Das Planungsgebiet befindet sich in zentraler Lage im Stadtteil Petershausen. Die weithin erkennbare Hochhausscheibe ist seit Jahrzehnten Teil der Stadtsilhouette von Konstanz. Durch die städtebauliche Neuordnung des Areals bietet sich die aussergewöhnliche Chance die Landmarke als zukünftiges Wohnhochhaus neu zu definieren und zugleich als wichtigen Stadtbaustein in ein nachhaltiges Quartier zu integrieren.
Städtebau
Das Hochhaus wird um einen zweigeschossigen Sockel ergänzt auf dem ein weiteres Gebäude entstehen kann. Der im Osten vorgeblendete Baukörper nimmt mit seiner Gebäudehöhe Bezug auf die umgebende Bebauung und bildet eine neue Raumkante am grünen Nachbarschaftspark ohne die Solitärwirkung des bestehenden Hochhauses und den Dialog mit dem gegenüber liegenden Kirchturm zu schwächen.
Im Rahmen des Ideenteils wird das Bebauungsband nach Westen fortgesetzt. Zwei Baukörper fassen dabei den zu erhaltenden Techniksockel und bilden gemeinsam eine offene Hofstruktur. An der Jahnstrasse reagiert ein dreieckiger Gebäudeakzent auf den Geometriewechsel der Stadttextur und formuliert eine prägnante Antwort auf den Hochpunkt jenseits des Gleiskörpers. Im Quartiersinneren arrondiert eine Punktbebauung das neue Raumgefüge. Durch unterschiedliche Gebäudehöhen entstehen rhythmisierte Fassadenabwicklungen, die auf die Besonderheiten des Ortes reagieren. Vor- und Rücksprünge unterschiedlicher Art bilden Eingangs- und Aufenthaltszonen in den Sockelbereichen der Baukörper. Die Gebäudestruktur entwickelt eine Vielfalt von differenzierten Freiräumen, die das vielfältige Nutzungsangebot selbstverständlich ergänzen. Das Hochhaus erhält im Zuge seiner zukünftigen Nutzung als Wohngebäude ein neues Kleid, das neben seiner Aussenwirkung auch wichtige funktionale und nachhaltige Aspekte bedienen kann.
Erschliessung
Das neue Quartier verfügt über eine zweiteilige Parkgarage, die über zwei Zufahrten von der Moltkestrasse aus erschlossen wird. Dort werden neben 351 Stellplätzen für PKW und dezentral angeordneten Fahrradabstellflächen alle erforderlichen Nebenräume nachgewiesen. Die natürliche Be- und Entlüftung der Tiefgarage wird über Möbel im Freiraum sichergestellt. Alle Gebäude werden über Treppenhäuser mit Aufzug barrierefrei angebunden. Zusätzlich finden sich entlang der neu gestalteten Moltkestrasse Stellplätze für Gäste und Kunden der neuen Wohn- und Gewerbeflächen. Parallel zur Moltkestrasse entsteht für Fussgänger und Fahrradfahrer im nördlichen Grünzug eine neue Verbindung zwischen Jahnstrasse und Park.
Typologien und Nutzungen
Das neue Quartier soll vorwiegend Wohnraum schaffen, der in Konstanz dringend benötigt wird. Um ein funktionsfähiges und lebendiges Quartier zu formen sollen auch an geeigneten Stellen Gewerbeflächen entstehen. Der neue Hochhauskomplex am Park bietet gemeinsam mit seinem Erweiterungsbau insgesamt 107 hochwertige Wohnungen mit herrlichem Blick über die Stadt Konstanz. Im westlich angrenzenden Block werden 28 Geschosswohnungen mit Laubengang- erschliessung und 18 gestapelte Maisonettewohnungen gemischt. Das dreieckige Gebäude
am Bahnübergang organisiert um ein grosszügiges zentrales Treppenhaus insgesamt
62 Wohnungen, die alle den Förderrichtlinien für sozialen Wohnungsbau entsprechen. Über der zweigeschossigen KITA im Quartiersinneren stapeln sich im siebengeschossigen Punktgebäude weitere 25 meist grössere Familienwohnungen. Entlang des zu integrierenden Techniksockels der Telekom werden im Norden und Süden insgesamt 14 zweigeschossige Ateliereinheiten angeboten, die sowohl für Wohnen als auch für wohnungsnahe Arbeitsplätze im eigenen Quartier ausgelegt sind. Im Erdgeschoss des Dreieckbaus bietet sich eine Fläche für Bäckerei oder Cafe an der Fahrradstrasse an. Mit zukünftig mehr als 800 Quartiersbewohnern schlagen wir im zweigeschossigen Sockel des Hochhauses Nahversorgungsflächen vor. Dies könnte eine flexibel bespielbare Markthalle sein, die um eine Ladenzeile mit Ausrichtung zum Park ergänzt wird. Zusätzlich schlagen wir im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss Flächen für Shared Space und Coworking vor. Die Vielfalt der Typologien und Nutzungen sowie deren Umsetzung in differenzierte Architekturen bilden gemeinsam mit dem Freiraum eine Grundvoraussetzung für ein nachhaltiges und lebenswertes Wohnquartier.
Architektur und Nachhaltigkeit
Die Gebäude des Ideenteils sind bis zu ihrer Weiterentwicklung konzeptionelle Bausteine, die sich in unterschiedlichster Erscheinungsform und Materialität weiterentwickeln können. Gemeinsam ist ihnen allen ein klares Bekenntnis zu Nachhaltigkeit und energiebewusstem Bauen. Dies beinhaltet neben einer hochenergetischen Gebäudehülle innovative Energiekonzepte und differenzierte Freiraumqualitäten im Wohnungsumfeld. Dabei spielt auch die sogenannte fünfte Fassade als Grün- und Energieelement eine wesentliche Rolle. Der Komplex des Wohnhochhauses ist bereits durch den Erhalt und die Erneuerung des Bestandsgebäudes ein nachhaltiges Entwicklungskonzept. Dabei werden sowohl die Tragstruktur als auch alle funktionsfähigen und weiterhin erforderlichen Erschliessungselemente erhalten.
Aus Brandschutzgründen verbleiben beide Treppenhäuser und werden funktionsgerecht saniert. Über eine kompakte Flurerschliessung können diese von allen Wohnungen erreicht werden, so dass grundsätzlich zwei bauliche Rettungswege zur Verfügung stehen. Das Gebäude erhält eine neue thermische Hülle, die sich aus Paneelen und raumhohen Fensterelementen aus Eiche zusammensetzt. Über thermisch getrennte Isokörbe wird eine vorgesetzte Ebene aus Sichtbetonfertigteilen angehängt. Um Torsionen im Bestandstragwerk
zu vermeiden wird im Auflagerbereich ein Konsolträger ausgebildet, dessen Einbindungskräfte in regelmässig gesetzte Querscheiben abgeleitet werden. Die konisch geschnittenen Fertigteile bilden einen filigranen Rand aus, an dem ein eingespanntes Glasgeländer sowie raumhohe in Schienen geführte Glaselemente montiert werden. Das vorgegebene Muster der geparkten Glaselemente erzeugt ein primäres changierendes Fassadenbild. Durch die individuell verschiebbaren Glaselemente wird dieses Bild durch die Nutzer ständig verändert. Die vorgehängte Raumzone im Westen und Osten der Hochhausscheibe ist Wohnraumerweiterung und geschützter Freibereich zugleich. Durch Öffnen und Schliessen der Glaselemente entstehen je nach Jahreszeit wertvolle Pufferzonen für Raumklima und Schallschutz. Individuelle Begrünungen bilden einen vertikalen Garten, der die Grosszügigkeit des vorgelagerten Parks weiterentwickelt.
Bei der konzeptionellen Entwicklung der neuen Fassade wurden auch wirtschaftliche Aspekte besonders berücksichtigt. Die zur Lastabtragung erforderlichen Wandscheiben orientieren sich am vorhandenen Raster und erfüllen gleichzeitig die Anforderungen einer Wohnungstrennwand. Durch die Übertragung des bestehenden Gebäuderasters auf die neue Fassade können alle Fassadenelemente modular hergestellt werden. Dies ermöglicht eine kostengünstige Realisierung und die Einhaltung des Kostenrahmens für die Fassade von 1200 Eur /m2.
Die Wohnungsgrundrisse im Hochhaus sind aus der Struktur des Gebäudes heraus entwickelt und bieten eine Vielfalt von unterschiedlichen Wohnungsgrössen. Der Idee der Scheibe folgend werden alle Wohnungen nach Westen bzw. Osten orientiert. Die Giebelseiten erhalten dabei eine neue Verkleidung aus innovativen Photovoltaikelementen, die in Ihrem Erscheinungsbild eine angenehme, homogene Fläche bilden und farblich gestaltet werden kann. Der ergänzende Neubau auf dem Sockel knüpft an die Formensprache des Hochhauses an und bietet überwiegend grosse Wohnungen, die den geforderten Wohnungsmix im Hochhauskomplex schlüssig ergänzen. Sockel und Neubau werden dabei als Massivbauten errichtet und erhalten eine begrünte Sichtbetonfassade. Raumhohe Fensterelemente mit aussenliegendem Sonnenschutz und vorgelagerten Loggien orientieren sich auf die ruhige Parkseite.
Energiekonzept
Im Zuge der Sanierung erhält das Wohnhochhaus eine neue, hocheffiziente Gebäudehülle. Dies führt zu einer erheblichen Reduktion des Heizwärmebedarfs auf ca. 30 kWh/m²a und ermöglicht die Umsetzung eines Niedertemperatursystems in Verbindung mit dem ebenfalls hocheffizienten Erweiterungsbau im Osten. Die zukünftige Wärmeversorgung erfolgt durch eine Heizzentrale im UG, die zunächst das Hochhaus mit der östlichen Erweiterung versorgt und im Rahmen der Weiter- entwicklung des Areals modular ausgebaut werden kann. Die Wärmeerzeugung erfolgt über eine Wärmepumpe, die an ein Geothermiefeld angeschlossen ist. Dadurch wird es möglich, das im Erdreich dauerhaft vorhandene regenerative Wärmepotenzial mit einem Anteil von mind,. 75 % zur Wärmeversorgung zu nutzen. Die restlichen 25 % sind als Strom für den Antrieb der Wärmepumpen erforderlich. Auch dieser soll direkt auf dem Areal erzeugt werden. Hierfür bietet sich beim Hochhaus insbesondere die südliche Treppenhausfassade an, deren gesamte Fläche mit Photovoltaikmodulen belegt wird. Die so entstehende solaraktive und weithin sichtbare Fassade erzeugt in der Jahresbilanz so viel Strom, wie das Heizsystem benötigt (siehe Berechnung). Im Erweiterungsbau wird hierfür die Dachfläche aktiviert. Es kann damit eine CO2-neutrale Wärmeversorgung realisiert werden.
Freiraum
Eine grüne Silhouette formt das Quartier. Konkret bedeutet dies begrünte Fassaden, Loggien als grüne Zimmer und üppig bepflanzte Dachflächen als Stadtpark zur Entfaltung einer verantwortungsvollen, klimaverträglichen Stadtentwicklung. Zugleich erfolgt auf sämtlichen unterbauten Flächen Regenwasserrückhaltung.
Das Panorama Moltkestrasse - der Strassenraum wird in der Fahrbahnbreite als bislang singulär beanspruchte Verkehrsstrasse reduziert. Entlang der Neubebauung entsteht nun durch die wohltuende Baumallee ein öffentlicher Begegnungsraum inmitten des urbanen Mix aus Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und öffentlichen Nutzungen - ein verbindendes Rückgrat in zentraler Lage.
Wohnen und Arbeiten für alle Generationen - eine Stadt der kurzen Wege. Unterschiedlichste Formen der Mobilität, Wohnen und Arbeiten, Kita, Seniorenwohnen und Studenten-WG`s. Dieser Belegungsmix ist die zeitgemässe Antwort für ein zukunftsorientiertes Zusammenleben mit großzügigem Freiraum für alle Generationen. Besondere Qualitäten entstehen durch die Begegnung, das Miteinander und die gelebten Unterschiede.
Ein Lebensraum in naturnaher Stadtlandschaft - der Dachgarten wird einerseits zur spielerischen grünen Oase für die kleinsten Mitbürger und andererseits zum Betätigungsfeld aktiv praktizierter Selbstversorgung durch Urban Gardening. Prägend in der Gesamtheit ist insbesondere die üppige Bepflanzung als schützendes Wäldchen für die immer stärker bedrängten Singvögel durch unterschiedliche Baumarten im Terminus benachbarter Grünstrukturen.
Das Planungsgebiet befindet sich in zentraler Lage im Stadtteil Petershausen. Die weithin erkennbare Hochhausscheibe ist seit Jahrzehnten Teil der Stadtsilhouette von Konstanz. Durch die städtebauliche Neuordnung des Areals bietet sich die aussergewöhnliche Chance die Landmarke als zukünftiges Wohnhochhaus neu zu definieren und zugleich als wichtigen Stadtbaustein in ein nachhaltiges Quartier zu integrieren.
Städtebau
Das Hochhaus wird um einen zweigeschossigen Sockel ergänzt auf dem ein weiteres Gebäude entstehen kann. Der im Osten vorgeblendete Baukörper nimmt mit seiner Gebäudehöhe Bezug auf die umgebende Bebauung und bildet eine neue Raumkante am grünen Nachbarschaftspark ohne die Solitärwirkung des bestehenden Hochhauses und den Dialog mit dem gegenüber liegenden Kirchturm zu schwächen.
Im Rahmen des Ideenteils wird das Bebauungsband nach Westen fortgesetzt. Zwei Baukörper fassen dabei den zu erhaltenden Techniksockel und bilden gemeinsam eine offene Hofstruktur. An der Jahnstrasse reagiert ein dreieckiger Gebäudeakzent auf den Geometriewechsel der Stadttextur und formuliert eine prägnante Antwort auf den Hochpunkt jenseits des Gleiskörpers. Im Quartiersinneren arrondiert eine Punktbebauung das neue Raumgefüge. Durch unterschiedliche Gebäudehöhen entstehen rhythmisierte Fassadenabwicklungen, die auf die Besonderheiten des Ortes reagieren. Vor- und Rücksprünge unterschiedlicher Art bilden Eingangs- und Aufenthaltszonen in den Sockelbereichen der Baukörper. Die Gebäudestruktur entwickelt eine Vielfalt von differenzierten Freiräumen, die das vielfältige Nutzungsangebot selbstverständlich ergänzen. Das Hochhaus erhält im Zuge seiner zukünftigen Nutzung als Wohngebäude ein neues Kleid, das neben seiner Aussenwirkung auch wichtige funktionale und nachhaltige Aspekte bedienen kann.
Erschliessung
Das neue Quartier verfügt über eine zweiteilige Parkgarage, die über zwei Zufahrten von der Moltkestrasse aus erschlossen wird. Dort werden neben 351 Stellplätzen für PKW und dezentral angeordneten Fahrradabstellflächen alle erforderlichen Nebenräume nachgewiesen. Die natürliche Be- und Entlüftung der Tiefgarage wird über Möbel im Freiraum sichergestellt. Alle Gebäude werden über Treppenhäuser mit Aufzug barrierefrei angebunden. Zusätzlich finden sich entlang der neu gestalteten Moltkestrasse Stellplätze für Gäste und Kunden der neuen Wohn- und Gewerbeflächen. Parallel zur Moltkestrasse entsteht für Fussgänger und Fahrradfahrer im nördlichen Grünzug eine neue Verbindung zwischen Jahnstrasse und Park.
Typologien und Nutzungen
Das neue Quartier soll vorwiegend Wohnraum schaffen, der in Konstanz dringend benötigt wird. Um ein funktionsfähiges und lebendiges Quartier zu formen sollen auch an geeigneten Stellen Gewerbeflächen entstehen. Der neue Hochhauskomplex am Park bietet gemeinsam mit seinem Erweiterungsbau insgesamt 107 hochwertige Wohnungen mit herrlichem Blick über die Stadt Konstanz. Im westlich angrenzenden Block werden 28 Geschosswohnungen mit Laubengang- erschliessung und 18 gestapelte Maisonettewohnungen gemischt. Das dreieckige Gebäude
am Bahnübergang organisiert um ein grosszügiges zentrales Treppenhaus insgesamt
62 Wohnungen, die alle den Förderrichtlinien für sozialen Wohnungsbau entsprechen. Über der zweigeschossigen KITA im Quartiersinneren stapeln sich im siebengeschossigen Punktgebäude weitere 25 meist grössere Familienwohnungen. Entlang des zu integrierenden Techniksockels der Telekom werden im Norden und Süden insgesamt 14 zweigeschossige Ateliereinheiten angeboten, die sowohl für Wohnen als auch für wohnungsnahe Arbeitsplätze im eigenen Quartier ausgelegt sind. Im Erdgeschoss des Dreieckbaus bietet sich eine Fläche für Bäckerei oder Cafe an der Fahrradstrasse an. Mit zukünftig mehr als 800 Quartiersbewohnern schlagen wir im zweigeschossigen Sockel des Hochhauses Nahversorgungsflächen vor. Dies könnte eine flexibel bespielbare Markthalle sein, die um eine Ladenzeile mit Ausrichtung zum Park ergänzt wird. Zusätzlich schlagen wir im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss Flächen für Shared Space und Coworking vor. Die Vielfalt der Typologien und Nutzungen sowie deren Umsetzung in differenzierte Architekturen bilden gemeinsam mit dem Freiraum eine Grundvoraussetzung für ein nachhaltiges und lebenswertes Wohnquartier.
Architektur und Nachhaltigkeit
Die Gebäude des Ideenteils sind bis zu ihrer Weiterentwicklung konzeptionelle Bausteine, die sich in unterschiedlichster Erscheinungsform und Materialität weiterentwickeln können. Gemeinsam ist ihnen allen ein klares Bekenntnis zu Nachhaltigkeit und energiebewusstem Bauen. Dies beinhaltet neben einer hochenergetischen Gebäudehülle innovative Energiekonzepte und differenzierte Freiraumqualitäten im Wohnungsumfeld. Dabei spielt auch die sogenannte fünfte Fassade als Grün- und Energieelement eine wesentliche Rolle. Der Komplex des Wohnhochhauses ist bereits durch den Erhalt und die Erneuerung des Bestandsgebäudes ein nachhaltiges Entwicklungskonzept. Dabei werden sowohl die Tragstruktur als auch alle funktionsfähigen und weiterhin erforderlichen Erschliessungselemente erhalten.
Aus Brandschutzgründen verbleiben beide Treppenhäuser und werden funktionsgerecht saniert. Über eine kompakte Flurerschliessung können diese von allen Wohnungen erreicht werden, so dass grundsätzlich zwei bauliche Rettungswege zur Verfügung stehen. Das Gebäude erhält eine neue thermische Hülle, die sich aus Paneelen und raumhohen Fensterelementen aus Eiche zusammensetzt. Über thermisch getrennte Isokörbe wird eine vorgesetzte Ebene aus Sichtbetonfertigteilen angehängt. Um Torsionen im Bestandstragwerk
zu vermeiden wird im Auflagerbereich ein Konsolträger ausgebildet, dessen Einbindungskräfte in regelmässig gesetzte Querscheiben abgeleitet werden. Die konisch geschnittenen Fertigteile bilden einen filigranen Rand aus, an dem ein eingespanntes Glasgeländer sowie raumhohe in Schienen geführte Glaselemente montiert werden. Das vorgegebene Muster der geparkten Glaselemente erzeugt ein primäres changierendes Fassadenbild. Durch die individuell verschiebbaren Glaselemente wird dieses Bild durch die Nutzer ständig verändert. Die vorgehängte Raumzone im Westen und Osten der Hochhausscheibe ist Wohnraumerweiterung und geschützter Freibereich zugleich. Durch Öffnen und Schliessen der Glaselemente entstehen je nach Jahreszeit wertvolle Pufferzonen für Raumklima und Schallschutz. Individuelle Begrünungen bilden einen vertikalen Garten, der die Grosszügigkeit des vorgelagerten Parks weiterentwickelt.
Bei der konzeptionellen Entwicklung der neuen Fassade wurden auch wirtschaftliche Aspekte besonders berücksichtigt. Die zur Lastabtragung erforderlichen Wandscheiben orientieren sich am vorhandenen Raster und erfüllen gleichzeitig die Anforderungen einer Wohnungstrennwand. Durch die Übertragung des bestehenden Gebäuderasters auf die neue Fassade können alle Fassadenelemente modular hergestellt werden. Dies ermöglicht eine kostengünstige Realisierung und die Einhaltung des Kostenrahmens für die Fassade von 1200 Eur /m2.
Die Wohnungsgrundrisse im Hochhaus sind aus der Struktur des Gebäudes heraus entwickelt und bieten eine Vielfalt von unterschiedlichen Wohnungsgrössen. Der Idee der Scheibe folgend werden alle Wohnungen nach Westen bzw. Osten orientiert. Die Giebelseiten erhalten dabei eine neue Verkleidung aus innovativen Photovoltaikelementen, die in Ihrem Erscheinungsbild eine angenehme, homogene Fläche bilden und farblich gestaltet werden kann. Der ergänzende Neubau auf dem Sockel knüpft an die Formensprache des Hochhauses an und bietet überwiegend grosse Wohnungen, die den geforderten Wohnungsmix im Hochhauskomplex schlüssig ergänzen. Sockel und Neubau werden dabei als Massivbauten errichtet und erhalten eine begrünte Sichtbetonfassade. Raumhohe Fensterelemente mit aussenliegendem Sonnenschutz und vorgelagerten Loggien orientieren sich auf die ruhige Parkseite.
Energiekonzept
Im Zuge der Sanierung erhält das Wohnhochhaus eine neue, hocheffiziente Gebäudehülle. Dies führt zu einer erheblichen Reduktion des Heizwärmebedarfs auf ca. 30 kWh/m²a und ermöglicht die Umsetzung eines Niedertemperatursystems in Verbindung mit dem ebenfalls hocheffizienten Erweiterungsbau im Osten. Die zukünftige Wärmeversorgung erfolgt durch eine Heizzentrale im UG, die zunächst das Hochhaus mit der östlichen Erweiterung versorgt und im Rahmen der Weiter- entwicklung des Areals modular ausgebaut werden kann. Die Wärmeerzeugung erfolgt über eine Wärmepumpe, die an ein Geothermiefeld angeschlossen ist. Dadurch wird es möglich, das im Erdreich dauerhaft vorhandene regenerative Wärmepotenzial mit einem Anteil von mind,. 75 % zur Wärmeversorgung zu nutzen. Die restlichen 25 % sind als Strom für den Antrieb der Wärmepumpen erforderlich. Auch dieser soll direkt auf dem Areal erzeugt werden. Hierfür bietet sich beim Hochhaus insbesondere die südliche Treppenhausfassade an, deren gesamte Fläche mit Photovoltaikmodulen belegt wird. Die so entstehende solaraktive und weithin sichtbare Fassade erzeugt in der Jahresbilanz so viel Strom, wie das Heizsystem benötigt (siehe Berechnung). Im Erweiterungsbau wird hierfür die Dachfläche aktiviert. Es kann damit eine CO2-neutrale Wärmeversorgung realisiert werden.
Freiraum
Eine grüne Silhouette formt das Quartier. Konkret bedeutet dies begrünte Fassaden, Loggien als grüne Zimmer und üppig bepflanzte Dachflächen als Stadtpark zur Entfaltung einer verantwortungsvollen, klimaverträglichen Stadtentwicklung. Zugleich erfolgt auf sämtlichen unterbauten Flächen Regenwasserrückhaltung.
Das Panorama Moltkestrasse - der Strassenraum wird in der Fahrbahnbreite als bislang singulär beanspruchte Verkehrsstrasse reduziert. Entlang der Neubebauung entsteht nun durch die wohltuende Baumallee ein öffentlicher Begegnungsraum inmitten des urbanen Mix aus Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und öffentlichen Nutzungen - ein verbindendes Rückgrat in zentraler Lage.
Wohnen und Arbeiten für alle Generationen - eine Stadt der kurzen Wege. Unterschiedlichste Formen der Mobilität, Wohnen und Arbeiten, Kita, Seniorenwohnen und Studenten-WG`s. Dieser Belegungsmix ist die zeitgemässe Antwort für ein zukunftsorientiertes Zusammenleben mit großzügigem Freiraum für alle Generationen. Besondere Qualitäten entstehen durch die Begegnung, das Miteinander und die gelebten Unterschiede.
Ein Lebensraum in naturnaher Stadtlandschaft - der Dachgarten wird einerseits zur spielerischen grünen Oase für die kleinsten Mitbürger und andererseits zum Betätigungsfeld aktiv praktizierter Selbstversorgung durch Urban Gardening. Prägend in der Gesamtheit ist insbesondere die üppige Bepflanzung als schützendes Wäldchen für die immer stärker bedrängten Singvögel durch unterschiedliche Baumarten im Terminus benachbarter Grünstrukturen.
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Verfasser binden die Baukörper mit einer städtebaulich strengen Struktur in das Umfeld ein. Das Hochhaus erhält auf der Ostseite einen zum Park gelegenen mehrgeschossigen Anbau für Gewerbe und Wohnen. Im Erdgeschoss ist eine Markthalle vorgesehen. Dieser Anbau wird kritisch gesehen, da er zu einer Verschattung der unteren Geschosse des Hochhauses führt und das Hochhaus vom Park entkoppelt. Die Idee der Markthalle wird als charmanter Vorschlag gewürdigt. Sie trägt zu einer weiteren Belebung der Mitte Petershausens bei, wenngleich die Funktionsfähigkeit an diesem Standort in Frage gestellt wird. Durch die Größe des Anbaus reduziert sich die für Petershausen so bedeutsame Grünfläche und die Qualitäten dieses Freiraums werden eingeschränkt. Eine bessere Anbindung an den St.-Gebhardt-Platz wird gewünscht. Die Lage der auf der Nordseite gelegenen Tiefgaragenzufahrt und Anlieferzone für die Markthalle sind gut gelöst.
Das Hochhaus erhält eine zeitgemäße Fassade. Die subtile, fein detaillierte Fassade ist der Architektursprache der 60er Jahre angemessen und stellt eine gelungene Weiterentwicklung des Towers dar. Begrüßt wird, dass das Gebäude auf beiden Seiten eine Wintergartenzone mit verschiebbaren Glaselementen erhält. Der Anteil an kleinen Wohnungen im Hochhaus weicht von den Vorgaben ab und ist sehr hoch. Der Entwurf kommt mit minimalen Eingriffen in die bestehende Bausubstanz aus. Das wird positiv bewertet.
Das Hochhaus erhält eine zeitgemäße Fassade. Die subtile, fein detaillierte Fassade ist der Architektursprache der 60er Jahre angemessen und stellt eine gelungene Weiterentwicklung des Towers dar. Begrüßt wird, dass das Gebäude auf beiden Seiten eine Wintergartenzone mit verschiebbaren Glaselementen erhält. Der Anteil an kleinen Wohnungen im Hochhaus weicht von den Vorgaben ab und ist sehr hoch. Der Entwurf kommt mit minimalen Eingriffen in die bestehende Bausubstanz aus. Das wird positiv bewertet.
©w+p Landschaften
©Braun + Müller Architekten
©w+p Landschaften
©Braun + Müller Architekten
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