Einladungswettbewerb | 09/2023
Entwicklung ehemaliges Hymer Areal „Am Rädlesbach“ in Bad Waldsee
©citiplan, Freiraumplanung Sigmund Landschaftsarchitekten
1. Preis
Preisgeld: 23.000 EUR
Stadtplanung / Städtebau
-
Verfasser:
-
Mitarbeitende:
Tonja Herl, Monica Salazar, Oliver Strobel, Rica Voß, Jasmina Poprzanovic
Freiraumplanung Sigmund Landschaftsarchitekten GmbH
Landschaftsarchitektur
-
Verfasser:
-
Mitarbeitende:
Beurteilung durch das Preisgericht
Qualität städtebauliches Konzept, Verknüpfung der Stadtbereiche Städtebauliche, architektonische sowie gestalterische Qualität
Die grundsätzliche Entscheidung der Arbeit, das neue Quartier im Osten durch eine breite grüne Fuge von den kleiner strukturierten Bestands-Wohngebieten abzutrennen und dadurch die Bebauung weitgehend in ebenem Gelände zu konzentrieren, wird vom Preisgericht sehr positiv gewertet. Die grüne Fuge gestaltet die Hangkante und trägt dabei ganz selbstverständlich zum Regenwasser-Management bei.
Dem so entstehenden Quartierspark ergänzt eine quartiersinterne Längsverbindung als gut gegliederter und hochwertig gestalteter grüner Anger mit Aufenthaltsqualität und vielfältigen Nutzungsangeboten. Diese ist durch radial angeordnete grüne Finger nach Osten zum Hang hin angebunden und bietet großzügige Durchblicke. Der Anteil der Grünflächen ist folgerichtig relativ hoch und korrespondiert mit dem recht geringen Anteil unterbauter Flächen, auch wenn die Flächeneffizienz der Tiefgaragen mangels dargestellter Grundrisse nicht wirklich beurteilt werden kann. Die Bebauung ist klar gegliedert in 7 weitgehend gut proportionierte und in etwa gleichwertige Wohnhöfe, wobei die beiden Felder im Westen etwas zu knapp dimensioniert erscheinen. Diese saubere Aufteilung findet sich auch im Untergrund in Form von 5 einzeln erschlossenen und somit getrennt umsetzbaren Tiefgaragen wieder. Allerdings widerspricht das ausgearbeitete 2.UG der Tiefgarage den Vorgaben der Wettbewerbsauslobung.
Teilbarkeit/ Realisierbarkeit in Bauabschnitten
Durch die beschriebene klare Gliederung ober- und unterhalb der Erde ist eine abschnittsweise Realisierung problemlos möglich. Allerdings bedürfte die interne Zuordnung der Bauabschnitte zu den Parkierungsanlagen einer Überarbeitung.
Wohn- und Freiraumqualitäten
Die Freiräume sind stimmig dimensioniert und bieten eine klare Abfolge von öffentlicher, halböffentlicher und privater Nutzbarkeit an. Ihre gute Grundstruktur bildet eine zentrale städtebauliche Stärke der Arbeit. Die arg schematische und repetitive Durcharbeitung verschenkt allerdings die Chance, differenzierte Freiraumqualitäten darzustellen. Die Orientierung der Baukörper lässt (mit Ausnahme der grundrisslich problematischen geschlossenen Nordwestecken der Höfe) eine hohe Wohnqualität möglich erscheinen. Allerdings sind anstelle von Grundrissen im Ausschnitt leider nur Flächenlayouts dargestellt, deren Tauglichkeit sich nur bedingt beurteilen lässt.
Verkehrliche Funktionalität
Die durchgehend befahrbare Verbindung im Westen des Gebiets ermöglicht eine gute Zugänglichkeit des Gebiets auch für Lieferverkehr und den öffentlichen Nahverkehr. Die Befahrbarkeit des zentralen öffentliche Raums (ohne Angebot von Parkierung) wird im Sinne der Zugänglichkeit der Wohnbereiche positiv bewertet, ebenso das Angebot eines großzügigen, auf kurzem Weg von außerhalb des Quartiers erreichbaren Vorbereichs zur KiTa. Die Stichwege nach Osten müssten allerdings für ihre Nutzungsanforderungen (v.a. als Feuerwehr-Zufahrten) deutlich verbreitert werden.
Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit
Der für solare Gewinne relativ ungünstigen Ausrichtung eines Großteils der Fassaden steht eine sehr gute Nutzbarkeit der Dächer für PV-Anlagen gegenüber.
Fazit
Die Arbeit ist in ihrem Grundansatz und auch in Teilen ihrer (leider nicht in allen Teilen ganz zu Ende gedachten) Durcharbeitung ein sehr robustes und flexibles Konzept, auf dessen Grundlage das Gebiet in einer hohen Qualität entwickelt werden könnte. Die Breite des als „Klimagrün“ bezeichneten östlichen Freiraums sowie die Höhe der daran angrenzenden Gebäude ist im Verhältnis zur Bestandsbebauung zu überprüfen. Zu überdenken wären weiterhin die Platzierung der Parkgarage, die zugunsten ihrer Zentralität eine potenziell sehr gute Wohnlage beansprucht, sowie der Vorschlag der Konzentration des geförderten Wohnungsbaus in einem Block.
©i+R Wohnbau Lindau