Einladungswettbewerb | 07/2020
Entwicklung eines neuen Stadtquartiers auf dem Areal der Eggarten-Siedlung in München
©Behnisch Architekten
Lageplan
Anerkennung
Stadtplanung / Städtebau
Erläuterungstext
STÄDTEBAULICHES KONZEPT
Das Eggartenquartier fungiert als Verbindungsgelenk der Grünräume zwischen Olympiapark, olympischem Dorf mit seinen Grün- und Sportanlagen und den nördlich anschließenden Parkanlagen des Lerchenauer Sees. Dieser stellt den Auftakt zu einer Folge kleinerer Seen dar, die über die geplante Parkmeile mit dem Zentrum München verbunden werden sollen. Während nach Westen hin noch weitläufige Biotopflächen angrenzen, ist die Stadt von den anderen Seiten in Form von Siedlungen und Industrieanlagen bis an die Grenzen des Grundstücks gewachsen, bildet dabei ein sehr heterogenes Umfeld, wie sich schon aus den verschiedenen Nutzungen herauslesen lässt.
Besonders prägend für die Lage der auch als Kolonie bezeichneten Siedlung sind die südlich und östlich direkt anschließenden Bahngleise, die zwar einen Biotopverbundkorridor bilden, aber das Areal von der im Süden liegenden Stadt abgrenzen.
Die Insellage des Gebiets wird als Potential und Qualität verstanden und soll durch den Entwurf gestärkt werden, sie zeigt die Eigenständigkeit und Besonderheit des Eggartens.
Aus dem Spannungsfeld des Grünraumverbundes und der umgebenden, geometrisch klar definierten, starren Grenzen soll eine Siedlung entstehen, die sich selbstbewusst und unabhängig vom heterogenen Umfeld entwickelt. Dabei spielt der vorhandene Baumbestand eine besondere Rolle, genauso wie die erhaltenswerten Bestandsgebäude die als Reminiszenzen der historischen „Kolonialisierung“ des Gebiets weitestgehend erhalten werden sollen. Sie sollen als besondere Orte der Begegnung, als Treffpunkte zum Informationsaustausch weiterhin genutzt werden und dabei als Erinnerung der eigenen Geschichte dienen.
Die Siedlung reagiert auf die bestehende Struktur von Bäumen und Gebäuden in der Ausbildung einer freien, weiche Kante, welche die angrenzenden Grünräume und die ebenfalls scheinbar zufällig geformten Wege ins Gebiet führt und mit den neu entstehenden verwebt.
Die Planung sieht vor, die vorhandene rigide, gerasterte Straßenanordnung aufzugeben und durch eine ringförmige Erschließung, den Urbanen Ring, mit beidseitiger Bebauung zu ersetzen. Der Urbane Ring ist ein verdichteter urbaner Raum dessen attraktive Raumsequenzen den Alltag aller Anwohner und Angestellten im Eggarten prägen werden, er ist als einladende Begegnungszone konzipiert. In der Mitte des Quartiers entsteht eine grüne Oase, die zur Naherholung für Bewohner und Nachbarn aus der Umgebung zur Verfügung steht.
Besondere Bedeutung hat auch der Platz im Südwesten, mit zwei Bestandsgebäuden, die als Quartierszentren zunächst zur Information über die Siedlung und deren Entwicklung und später für gemeinschaftliche Nutzungen zur Verfügung stehen können. Durch die freie, eher radiale Anordnung ergeben sich für die Orientierung der Wohnungen in den Gebäuden bessere Voraussetzungen zur Belichtung als bei dem bestehenden, strikten Nord-Süd ausgerichtetem Straßen- und Gebäuderaster. Zusätzlich werden durch die freie Anordnung strikte Achsen und monotone Zentralperspektiven vermieden, wie selbstverständlich zeigen Häuser und Blöcke durch die Formung ihre Ansichten und bilden so Adressen. Es entsteht eine attraktive Sequenz öffentlicher Räume, die die Nutzer auf dem Weg zu Schule, Einkauf und Arbeit, in Teilabschnitten, positiv wahrnehmen werden. In einer Folge von verschiedenen, charakteristischen Plätzen und Straßenräumen einer Perlenkette gleich soll dem menschlichen Maßstab entsprechend ein wohnlich vertrauter, aber dennoch lebendiger Flair entstehen. Durchaus vorstellbar ist auch die Nutzung des Urbanen Rings als Promenade zum Spazierengehen in der Freizeit und am Wochenende, wo die nachhaltige Bildung einer sozial kohärenten Nachbarschaft unterstützt wird.
Die dazwischen locker verteilten Hochpunkte treten dadurch weniger dominant in den Vordergrund, ihre Geschossigkeit ermöglicht größere Freiflächen, die dem Heat Island Effekt entgegenwirken.
Umsetzungskonzept
Die Umsetzung der Planung wird in mehreren Schritten vorgeschlagen. Den Anfang könnte dabei der südwestliche Quadrant mit der Schule bilden. Zum einen wird dadurch das Quartierszentrum mit den beiden Bestandsgebäuden gebildet, zum anderen wird auch der Anschluss an die technische Infrastruktur gewährleistet. Als Anker der Identität sollte die zentrale grüne Oase in der Mitte der Nachbarschaft gleich im ersten Bauabschnitt fertiggestellt werden. Hier sollen schon die Pioniere der jungen Gemeinschaft im Eggarten die grüne Oase als wichtigen Anker des sozialen Lebens im Grünen und in der Stadt als positives Alleinstellungsmerkmal ihrer Nachbarschaft erfahren können. Die weitere Folge wäre dann flexibel wählbar.
Verkehrs- Mobilitätskonzept
Das Eggartenquartier soll für zukünftige städtebauliche Entwicklung auch hinsichtlich der Mobilität als Leuchtturmprojekt fungieren. Die Insellage ist prädestiniert dafür, hier neue Wege zu gehen. So wird vorgeschlagen, den Urbanen Ring abgesehen von optionalen Anlieferungen verkehrsfrei zu halten und allein dadurch alternative Verkehrsmittel zu forcieren und zu priorisieren.
Aus derzeitiger Sicht wird der Individualverkehr mit verschiedenen Antriebsarten auch zukünftig eine wichtige Rolle spielen, so dass das Konzept eine Hälfte als konventionelle Tiefgarage unter den Gebäuden unterzubringen und die andere Hälfte in der Landschaft als Quartiersgarage zu verteilen. Diese sollen entweder als einfache, leicht wieder zurückbaubare Konstruktion umgesetzt werden oder als Teil der Landschaft, halb eingegraben für andere Nutzungen umnutzbar sein.
Durch die Freihaltung des grünen Kreisels von Autos entstehen an den Schnittstellen belebtere Orte, die als Mobilitätshub auch Potential für kleinere gewerbliche Einheiten in sich tragen. Auch die aktuell relativ großen Abstände zur S-Bahn und U-Bahn sprechen dafür, dass für die Erreichbarkeit des Areals die Zuwegung mit Fahrrädern oder ähnlichen Verkehrsmitteln wichtig sind und die Verteilung im Quartier wesentlich erleichtern. Die zusätzliche Busstation in der Lasallestraße und die geplante S-Bahn Haltestelle werden im Falle der Umsetzung die fußläufige Erschließbarkeit des Quartiers weiter erhöhen. Kurze Wege durch das Quartier tragen zur Attraktivität bei, aber auch die qualitative Gestaltung der Wege, Abwechslung, vielfältige Charaktere der Straßen und Plätze, strategische Anordnung von Gebäudeeingängen, privaten Vorgärten und Baumbestand, Einsehbarkeit / Soziale Kontrolle werden durch die vorliegende Planung angestrebt.
Die Zufahrten im Südwesten und Nordosten bilden keine Durchfahrt, die als Abkürzung verwendet werden könnte, sondern erschließen lediglich die Tiefgaragen und die Quartiersgaragen. Über die südwestliche Zufahrt wird auch die Schule für Bus- und Kiss & Ride- Verkehr angeschlossen. Weitere Zufahrten ergeben sich aus der Erschließung der Tiefgaragen entlang der Lasalle- und der Wilhelmine –Reichard-Straße. Die Nutzungen mit häufigen Anlieferungen orientieren sich ebenfalls in die Nähe der umgebenden Straßen, um die verkehrlichen Eingriffe minimal halten zu können.
Einen besonders wichtigen Quartierseingang stellt der Rad- und Fußweg von Süden dar, der die U-Bahnstation Oberwiesenfeld erschließt, aber auch Radfahrer durch qualitative Grünräume autofrei in das Olympiaareal und weiter in die Stadt führt.
FREIRAUMKONZEPT
Das neue Eggartenquartier wird von einem starken Freiraumkonzept aus unterschiedlichen Freiraumtypen geprägt. Dieses basiert auf den besonderen lokalen Rahmenbedingungen und bestehenden ortstypischen Qualitäten in Kombination Anforderungen und Angeboten der Zukunft.
Ökologischer Landschaftspark
Das Eggartenquartier ist eingebettet in einen zusammenhängenden extensiven übergeordneten Landschaftsraum, der die Naherholungsflächen am Lerchenauer See im Norden mit den Biotopflächen im Westen verbindet und das Quartier im Süden und Osten zur Bahn hin rahmt. Hier werden neue Biotopflächen, Biotopkorridore und ein übergeordnetes Freiraumnetz geschaffen. Schmale Spazierwege durchziehen diesen Bereich. Punktuell werden Aufenthaltsbereiche und Orte zur Naturerfahrung und -Bildung integriert.
Multidimensionale Eggärten
Das neue Quartier nimmt die Idee der Gartenstadt auf und bietet vielfältige Gartentypologien im Kontext und auf den neuen Gebäuden. Als Puffer zwischen Quartier und dem Landschaftspark rahmen gemeinschaftliche Hofgärten, Nutzgärten, Spielgärten das Quartier. Die Dachflächen und Fassaden erweitern die Struktur zu einer multidimensionalen Gartenlandschaft im Quartier. Die Quartiersgaragen, Schulhöfe und Sportflächen werden in die Gärten integriert. Der als wertvoll und zu erhaltene Baumbestand kann durch die freie Anordnung der Gebäude größtenteils integriert werden. In allen Freiraumtypen werden darüber hinaus standortangepasste Neupflanzungen vorgenommen die zur Prägung des jeweiligen Charakters der Freiräume beitragen. Zwischen Gärten und Landschaftspark liegen die Radwegerouten, die komfortabel ins Quartier führen.
Urbaner Ring
Die nachbarschaftliche Hauptschlagader des Quartiers bildet ein urbaner Ring, der alle Baufelder erschließt. Der Ring bietet abwechslungsreiche Platzsituationen und Treffpunkte, er ist Spielort, Schulvorplatz, Caféterrasse und Raum für nachbarschaftliche Gemeinschaftsaktivitäten. Gruppen aus Klimabäumen (Alt+neu) und Senkgärten strukturieren den Raum. Er ist grundsätzlich autofrei, ein multifunktionaler großzügiger Raum für Fussgänger und Radfahrer, kann aber von Feuerwehr, Quartiersbussen und beschränkt für Lieferverkehr befahren werden.
Grüne Mitte
Die „Grüne Mitte“ ist das Herz des Quartiers. Ein identitätsprägender Quartierspark ist Teil der Kaltluftschneise, und schafft gleichzeitig einen grünen Puffer zwischen den Hochpunkten im Quartier. Der Park ist von allen Bewohnern auf kurzem Weg zu erreichen und bietet somit gerade für Kinder und ältere oder mobiltitätseingeschränkte Personen Angebote und einen großen Wert.
Regenwasserkonzept
Der Umgang und die Nutzung des Regenwassers ist integrierter Bestandteil des Freiaumkonzepts:
1. Auf den Dächern und im Urbanen Ring wird das Regenwasser gesammelt und gespeichert.
2. In den Eggärten wird es für die Gärten oder die Bewässerung genutzt.
3. Multifunktionale Freiraumstrukturen in der „Grünen Mitte“ oder im Landschaftspark nehmen oberflächig abgeleitetes Wasser bei Starkregenereignissen auf.
ENERGIEKONZEPT UND NACHHALTIGKEIT
Der für das Eggarten Gebiet konzipierte Masterplan berücksichtigt die hohen Zielsetzungen bezüglich Aufenthaltsqualität und Nachhaltigkeit.
Tageslicht
Die seit März 2019 gültige DIN EN 17037:2019-03 „Tageslicht in Gebäuden“ definiert 4 Kriterien, nach denen die Tageslichtqualität bewertet wird:
Tageslichtversorgung in Aufenthaltsräumen
Aussicht
Besonnungsdauer
und Schutz vor Blendung
Die Gebäude wurden von der Höhenentwicklung und der Position so gestaltet, dass die Eigenverschattung weitestgehend minimiert wird. Dies ermöglicht eine intensive Nutzung insbesondere der Dachflächen für Photovoltaik und solarthermische Kollektoren.
Auch sind die Gebäudetiefen so organisiert, dass neben der angestrebten Kompaktheit gute Voraussetzungen bei der Grundrissgestaltung zur Optimierung der Tageslichtversorgung gegeben sind.
Der erforderliche Blendschutz wird über bewegliche Sonnenschutzeinrichtungen in den Fassaden sichergestellt.
Energieversorgung
Grundvoraussetzung für ein energetisches Modellquartier ist ein hoher Dämmstandard der Gebäude in Anlehnung an den KfW 40 Energiestandard.
Den energetisch nutzbaren Dachflächen von ca. 29.000 m² steht eine Wohnfläche von ca. 180.000 m² gegenüber. Das in der Auslobung dargestellte Versorgungskonzept geht von einer erforderlichen Dachfläche von ca. 18 % aus, um den Energiebedarf ohne Berücksichtigung der E-Mobilität zu decken. Die wäre mit dem vorliegenden Entwurf realisierbar.
Aufgrund der überwiegenden Wohnnutzung wird ein alternatives Versorgungssystem mit folgenden Komponenten vorgeschlagen:
ca. 14.000 m² solarthermische Kollektoren
saisonale Wärmespeicherung mit ca. 19. 500 m³ Wasserspeicher
zentrale Wärmepumpe(n)
Die verbleibenden Dachflächen werden für Photovoltaik genutzt
Die Wärmeverteilung erfolgt über ein Nahwärmenetz mit einer Temperatur von. ca. 55°C - 60 °C
Das für die Warmwasserbereitung über Frischwasserstationen erforderliche Temperaturniveau kann so effizient bereitgestellt werden. Die Vorwärmung erfolgt über die solare Komponente in Verbindung mit dem saisonalen Speicher. Vorteile sehen wir insbesondere in der Integration eines saisonalen Speichers mit der Option Power to heat als auch in der Möglichkeit eines rein solaren Betriebs in den Sommermonaten.
Klimakonzept
Die Grüne Mitte hält den erforderlichen Raum für die Kaltluftschneise frei, die dadurch aber nicht nur die übergeordnete Frischluftversorgung gewährleisten, sondern über die Abfolge von Plätzen, Freiräumen und Straßen auch das Quartier selbst versorgen soll. Gerade durch die Mischung hoher und niedrigerer Gebäude ergibt sich eine höhere Porosität, die Vermeidung geschlossener Höfe und die Freihaltung der Luftschneisen in Windrichtung dient dazu, das Quartier mit Frischluft zu versorgen und der sommerlichen Überhitzung entgegenzuwirken. Die Grünflächen im Urbanen Ring tragen zur Verbesserung des Mikroklimas bei, Bäume spenden kühlenden Schatten im Sommer und erlauben im Winter zusätzliche Tageslichteinträge. Darüber hinaus können die Grünflächen als Speicher für Regenereignisse genutzt werden, die sich ebenfalls positiv auf die Kühlung auswirken.
So soll insgesamt das Mikroklima deutlich besser sein als in sonst üblichen neueren Quartieren.
Das Eggartenquartier fungiert als Verbindungsgelenk der Grünräume zwischen Olympiapark, olympischem Dorf mit seinen Grün- und Sportanlagen und den nördlich anschließenden Parkanlagen des Lerchenauer Sees. Dieser stellt den Auftakt zu einer Folge kleinerer Seen dar, die über die geplante Parkmeile mit dem Zentrum München verbunden werden sollen. Während nach Westen hin noch weitläufige Biotopflächen angrenzen, ist die Stadt von den anderen Seiten in Form von Siedlungen und Industrieanlagen bis an die Grenzen des Grundstücks gewachsen, bildet dabei ein sehr heterogenes Umfeld, wie sich schon aus den verschiedenen Nutzungen herauslesen lässt.
Besonders prägend für die Lage der auch als Kolonie bezeichneten Siedlung sind die südlich und östlich direkt anschließenden Bahngleise, die zwar einen Biotopverbundkorridor bilden, aber das Areal von der im Süden liegenden Stadt abgrenzen.
Die Insellage des Gebiets wird als Potential und Qualität verstanden und soll durch den Entwurf gestärkt werden, sie zeigt die Eigenständigkeit und Besonderheit des Eggartens.
Aus dem Spannungsfeld des Grünraumverbundes und der umgebenden, geometrisch klar definierten, starren Grenzen soll eine Siedlung entstehen, die sich selbstbewusst und unabhängig vom heterogenen Umfeld entwickelt. Dabei spielt der vorhandene Baumbestand eine besondere Rolle, genauso wie die erhaltenswerten Bestandsgebäude die als Reminiszenzen der historischen „Kolonialisierung“ des Gebiets weitestgehend erhalten werden sollen. Sie sollen als besondere Orte der Begegnung, als Treffpunkte zum Informationsaustausch weiterhin genutzt werden und dabei als Erinnerung der eigenen Geschichte dienen.
Die Siedlung reagiert auf die bestehende Struktur von Bäumen und Gebäuden in der Ausbildung einer freien, weiche Kante, welche die angrenzenden Grünräume und die ebenfalls scheinbar zufällig geformten Wege ins Gebiet führt und mit den neu entstehenden verwebt.
Die Planung sieht vor, die vorhandene rigide, gerasterte Straßenanordnung aufzugeben und durch eine ringförmige Erschließung, den Urbanen Ring, mit beidseitiger Bebauung zu ersetzen. Der Urbane Ring ist ein verdichteter urbaner Raum dessen attraktive Raumsequenzen den Alltag aller Anwohner und Angestellten im Eggarten prägen werden, er ist als einladende Begegnungszone konzipiert. In der Mitte des Quartiers entsteht eine grüne Oase, die zur Naherholung für Bewohner und Nachbarn aus der Umgebung zur Verfügung steht.
Besondere Bedeutung hat auch der Platz im Südwesten, mit zwei Bestandsgebäuden, die als Quartierszentren zunächst zur Information über die Siedlung und deren Entwicklung und später für gemeinschaftliche Nutzungen zur Verfügung stehen können. Durch die freie, eher radiale Anordnung ergeben sich für die Orientierung der Wohnungen in den Gebäuden bessere Voraussetzungen zur Belichtung als bei dem bestehenden, strikten Nord-Süd ausgerichtetem Straßen- und Gebäuderaster. Zusätzlich werden durch die freie Anordnung strikte Achsen und monotone Zentralperspektiven vermieden, wie selbstverständlich zeigen Häuser und Blöcke durch die Formung ihre Ansichten und bilden so Adressen. Es entsteht eine attraktive Sequenz öffentlicher Räume, die die Nutzer auf dem Weg zu Schule, Einkauf und Arbeit, in Teilabschnitten, positiv wahrnehmen werden. In einer Folge von verschiedenen, charakteristischen Plätzen und Straßenräumen einer Perlenkette gleich soll dem menschlichen Maßstab entsprechend ein wohnlich vertrauter, aber dennoch lebendiger Flair entstehen. Durchaus vorstellbar ist auch die Nutzung des Urbanen Rings als Promenade zum Spazierengehen in der Freizeit und am Wochenende, wo die nachhaltige Bildung einer sozial kohärenten Nachbarschaft unterstützt wird.
Die dazwischen locker verteilten Hochpunkte treten dadurch weniger dominant in den Vordergrund, ihre Geschossigkeit ermöglicht größere Freiflächen, die dem Heat Island Effekt entgegenwirken.
Umsetzungskonzept
Die Umsetzung der Planung wird in mehreren Schritten vorgeschlagen. Den Anfang könnte dabei der südwestliche Quadrant mit der Schule bilden. Zum einen wird dadurch das Quartierszentrum mit den beiden Bestandsgebäuden gebildet, zum anderen wird auch der Anschluss an die technische Infrastruktur gewährleistet. Als Anker der Identität sollte die zentrale grüne Oase in der Mitte der Nachbarschaft gleich im ersten Bauabschnitt fertiggestellt werden. Hier sollen schon die Pioniere der jungen Gemeinschaft im Eggarten die grüne Oase als wichtigen Anker des sozialen Lebens im Grünen und in der Stadt als positives Alleinstellungsmerkmal ihrer Nachbarschaft erfahren können. Die weitere Folge wäre dann flexibel wählbar.
Verkehrs- Mobilitätskonzept
Das Eggartenquartier soll für zukünftige städtebauliche Entwicklung auch hinsichtlich der Mobilität als Leuchtturmprojekt fungieren. Die Insellage ist prädestiniert dafür, hier neue Wege zu gehen. So wird vorgeschlagen, den Urbanen Ring abgesehen von optionalen Anlieferungen verkehrsfrei zu halten und allein dadurch alternative Verkehrsmittel zu forcieren und zu priorisieren.
Aus derzeitiger Sicht wird der Individualverkehr mit verschiedenen Antriebsarten auch zukünftig eine wichtige Rolle spielen, so dass das Konzept eine Hälfte als konventionelle Tiefgarage unter den Gebäuden unterzubringen und die andere Hälfte in der Landschaft als Quartiersgarage zu verteilen. Diese sollen entweder als einfache, leicht wieder zurückbaubare Konstruktion umgesetzt werden oder als Teil der Landschaft, halb eingegraben für andere Nutzungen umnutzbar sein.
Durch die Freihaltung des grünen Kreisels von Autos entstehen an den Schnittstellen belebtere Orte, die als Mobilitätshub auch Potential für kleinere gewerbliche Einheiten in sich tragen. Auch die aktuell relativ großen Abstände zur S-Bahn und U-Bahn sprechen dafür, dass für die Erreichbarkeit des Areals die Zuwegung mit Fahrrädern oder ähnlichen Verkehrsmitteln wichtig sind und die Verteilung im Quartier wesentlich erleichtern. Die zusätzliche Busstation in der Lasallestraße und die geplante S-Bahn Haltestelle werden im Falle der Umsetzung die fußläufige Erschließbarkeit des Quartiers weiter erhöhen. Kurze Wege durch das Quartier tragen zur Attraktivität bei, aber auch die qualitative Gestaltung der Wege, Abwechslung, vielfältige Charaktere der Straßen und Plätze, strategische Anordnung von Gebäudeeingängen, privaten Vorgärten und Baumbestand, Einsehbarkeit / Soziale Kontrolle werden durch die vorliegende Planung angestrebt.
Die Zufahrten im Südwesten und Nordosten bilden keine Durchfahrt, die als Abkürzung verwendet werden könnte, sondern erschließen lediglich die Tiefgaragen und die Quartiersgaragen. Über die südwestliche Zufahrt wird auch die Schule für Bus- und Kiss & Ride- Verkehr angeschlossen. Weitere Zufahrten ergeben sich aus der Erschließung der Tiefgaragen entlang der Lasalle- und der Wilhelmine –Reichard-Straße. Die Nutzungen mit häufigen Anlieferungen orientieren sich ebenfalls in die Nähe der umgebenden Straßen, um die verkehrlichen Eingriffe minimal halten zu können.
Einen besonders wichtigen Quartierseingang stellt der Rad- und Fußweg von Süden dar, der die U-Bahnstation Oberwiesenfeld erschließt, aber auch Radfahrer durch qualitative Grünräume autofrei in das Olympiaareal und weiter in die Stadt führt.
FREIRAUMKONZEPT
Das neue Eggartenquartier wird von einem starken Freiraumkonzept aus unterschiedlichen Freiraumtypen geprägt. Dieses basiert auf den besonderen lokalen Rahmenbedingungen und bestehenden ortstypischen Qualitäten in Kombination Anforderungen und Angeboten der Zukunft.
Ökologischer Landschaftspark
Das Eggartenquartier ist eingebettet in einen zusammenhängenden extensiven übergeordneten Landschaftsraum, der die Naherholungsflächen am Lerchenauer See im Norden mit den Biotopflächen im Westen verbindet und das Quartier im Süden und Osten zur Bahn hin rahmt. Hier werden neue Biotopflächen, Biotopkorridore und ein übergeordnetes Freiraumnetz geschaffen. Schmale Spazierwege durchziehen diesen Bereich. Punktuell werden Aufenthaltsbereiche und Orte zur Naturerfahrung und -Bildung integriert.
Multidimensionale Eggärten
Das neue Quartier nimmt die Idee der Gartenstadt auf und bietet vielfältige Gartentypologien im Kontext und auf den neuen Gebäuden. Als Puffer zwischen Quartier und dem Landschaftspark rahmen gemeinschaftliche Hofgärten, Nutzgärten, Spielgärten das Quartier. Die Dachflächen und Fassaden erweitern die Struktur zu einer multidimensionalen Gartenlandschaft im Quartier. Die Quartiersgaragen, Schulhöfe und Sportflächen werden in die Gärten integriert. Der als wertvoll und zu erhaltene Baumbestand kann durch die freie Anordnung der Gebäude größtenteils integriert werden. In allen Freiraumtypen werden darüber hinaus standortangepasste Neupflanzungen vorgenommen die zur Prägung des jeweiligen Charakters der Freiräume beitragen. Zwischen Gärten und Landschaftspark liegen die Radwegerouten, die komfortabel ins Quartier führen.
Urbaner Ring
Die nachbarschaftliche Hauptschlagader des Quartiers bildet ein urbaner Ring, der alle Baufelder erschließt. Der Ring bietet abwechslungsreiche Platzsituationen und Treffpunkte, er ist Spielort, Schulvorplatz, Caféterrasse und Raum für nachbarschaftliche Gemeinschaftsaktivitäten. Gruppen aus Klimabäumen (Alt+neu) und Senkgärten strukturieren den Raum. Er ist grundsätzlich autofrei, ein multifunktionaler großzügiger Raum für Fussgänger und Radfahrer, kann aber von Feuerwehr, Quartiersbussen und beschränkt für Lieferverkehr befahren werden.
Grüne Mitte
Die „Grüne Mitte“ ist das Herz des Quartiers. Ein identitätsprägender Quartierspark ist Teil der Kaltluftschneise, und schafft gleichzeitig einen grünen Puffer zwischen den Hochpunkten im Quartier. Der Park ist von allen Bewohnern auf kurzem Weg zu erreichen und bietet somit gerade für Kinder und ältere oder mobiltitätseingeschränkte Personen Angebote und einen großen Wert.
Regenwasserkonzept
Der Umgang und die Nutzung des Regenwassers ist integrierter Bestandteil des Freiaumkonzepts:
1. Auf den Dächern und im Urbanen Ring wird das Regenwasser gesammelt und gespeichert.
2. In den Eggärten wird es für die Gärten oder die Bewässerung genutzt.
3. Multifunktionale Freiraumstrukturen in der „Grünen Mitte“ oder im Landschaftspark nehmen oberflächig abgeleitetes Wasser bei Starkregenereignissen auf.
ENERGIEKONZEPT UND NACHHALTIGKEIT
Der für das Eggarten Gebiet konzipierte Masterplan berücksichtigt die hohen Zielsetzungen bezüglich Aufenthaltsqualität und Nachhaltigkeit.
Tageslicht
Die seit März 2019 gültige DIN EN 17037:2019-03 „Tageslicht in Gebäuden“ definiert 4 Kriterien, nach denen die Tageslichtqualität bewertet wird:
Tageslichtversorgung in Aufenthaltsräumen
Aussicht
Besonnungsdauer
und Schutz vor Blendung
Die Gebäude wurden von der Höhenentwicklung und der Position so gestaltet, dass die Eigenverschattung weitestgehend minimiert wird. Dies ermöglicht eine intensive Nutzung insbesondere der Dachflächen für Photovoltaik und solarthermische Kollektoren.
Auch sind die Gebäudetiefen so organisiert, dass neben der angestrebten Kompaktheit gute Voraussetzungen bei der Grundrissgestaltung zur Optimierung der Tageslichtversorgung gegeben sind.
Der erforderliche Blendschutz wird über bewegliche Sonnenschutzeinrichtungen in den Fassaden sichergestellt.
Energieversorgung
Grundvoraussetzung für ein energetisches Modellquartier ist ein hoher Dämmstandard der Gebäude in Anlehnung an den KfW 40 Energiestandard.
Den energetisch nutzbaren Dachflächen von ca. 29.000 m² steht eine Wohnfläche von ca. 180.000 m² gegenüber. Das in der Auslobung dargestellte Versorgungskonzept geht von einer erforderlichen Dachfläche von ca. 18 % aus, um den Energiebedarf ohne Berücksichtigung der E-Mobilität zu decken. Die wäre mit dem vorliegenden Entwurf realisierbar.
Aufgrund der überwiegenden Wohnnutzung wird ein alternatives Versorgungssystem mit folgenden Komponenten vorgeschlagen:
ca. 14.000 m² solarthermische Kollektoren
saisonale Wärmespeicherung mit ca. 19. 500 m³ Wasserspeicher
zentrale Wärmepumpe(n)
Die verbleibenden Dachflächen werden für Photovoltaik genutzt
Die Wärmeverteilung erfolgt über ein Nahwärmenetz mit einer Temperatur von. ca. 55°C - 60 °C
Das für die Warmwasserbereitung über Frischwasserstationen erforderliche Temperaturniveau kann so effizient bereitgestellt werden. Die Vorwärmung erfolgt über die solare Komponente in Verbindung mit dem saisonalen Speicher. Vorteile sehen wir insbesondere in der Integration eines saisonalen Speichers mit der Option Power to heat als auch in der Möglichkeit eines rein solaren Betriebs in den Sommermonaten.
Klimakonzept
Die Grüne Mitte hält den erforderlichen Raum für die Kaltluftschneise frei, die dadurch aber nicht nur die übergeordnete Frischluftversorgung gewährleisten, sondern über die Abfolge von Plätzen, Freiräumen und Straßen auch das Quartier selbst versorgen soll. Gerade durch die Mischung hoher und niedrigerer Gebäude ergibt sich eine höhere Porosität, die Vermeidung geschlossener Höfe und die Freihaltung der Luftschneisen in Windrichtung dient dazu, das Quartier mit Frischluft zu versorgen und der sommerlichen Überhitzung entgegenzuwirken. Die Grünflächen im Urbanen Ring tragen zur Verbesserung des Mikroklimas bei, Bäume spenden kühlenden Schatten im Sommer und erlauben im Winter zusätzliche Tageslichteinträge. Darüber hinaus können die Grünflächen als Speicher für Regenereignisse genutzt werden, die sich ebenfalls positiv auf die Kühlung auswirken.
So soll insgesamt das Mikroklima deutlich besser sein als in sonst üblichen neueren Quartieren.
Beurteilung durch das Preisgericht
Das Wesen der Arbeit liegt in der Anlage eines verkehrsfreien, von den Verfassern „Urbaner Ring“ genannten Erschließungsraumes, welcher als shared-space gleichermaßen nach innen und nach außen die einzelnen Baufelder erschließt. Die einzelnen Baufelder entwickeln dabei sowohl nach innen wie nach außen kleinteilige, von den Verfassern „frei und weich“ genannten Kanten. Die weiten Abstände zwischen den einzelnen Baufeldern führen zu einem unerwünschten Lärmeintrag in die Siedlung. Im Innern der Siedlung ist ein Quartierspark als grüne Mitte platziert, an der leider nur eine geringe Anzahl der Baufelder unmittelbar partizipieren.
Im Regelfall entwickeln sich die einzelnen Baufelder als u-förmige Baukörper, welche sich ohne nachvollziehbare Motivation in alle Himmelsrichtungen öffnen und damit im Einzelfall sehr unterschiedliche Lagequalitäten herstellen. In einer ersten Annäherung erscheinen die 5- bis 6-geschossigen Basisbaukörper als sehr lockere Bebauung. Dies erkaufen sich die Verfasser jedoch mit der Erweiterung durch zwölf bis zu 19-geschossigen Hochhäuser, die in der Fernwirkung extrem geschlossen wirken und in Einzelfällen zu beträchtlichen Verschattungen führen. Auch sind einige der Hochhäuser beträchtlicher Schallbelastung ausgesetzt.
Weiterhin wird dieser Entwurfsansatz zu einer weitgehenden und ausdrücklich nicht gewünschten Segregation von freifinanziertem Wohnen in den Hochhäusern und genossenschaftlichem Wohnen in den Basisbauten führen. Trotz dieser Mängel bleibt die Arbeit nur im unteren Bereich der erwarteten baulichen Dichte. Die Lage der Quartiersgarage im Osten, außerhalb des für Bebauungen vorgesehenen Bereiches, kann ebenso wie die Wallanlage auf den freizuhaltenden DB-Flächen nicht überzeugen.
Die Durchlüftung des neuen Quartiers erscheint ausreichend dimensioniert. Die klimaökologische Funktion der Leitbahn ist jedoch knapp nicht erfüllt. Die Anzahl von jeweils drei Verkehrsanbindungen an die Lassalestraße und an die Wilhelmine-Reichard-Straße muss reduziert werden.
Die auf vielen Ebenen der Beurteilung seriös durchdachte Arbeit stellt einen guten Diskussionsbeitrag zur Zukunft der Eggartensiedlung dar. Sie würde vermutlich in einer vereinfachenden Präzisierung räumlich und atmosphärisch gewinnen.
Im Regelfall entwickeln sich die einzelnen Baufelder als u-förmige Baukörper, welche sich ohne nachvollziehbare Motivation in alle Himmelsrichtungen öffnen und damit im Einzelfall sehr unterschiedliche Lagequalitäten herstellen. In einer ersten Annäherung erscheinen die 5- bis 6-geschossigen Basisbaukörper als sehr lockere Bebauung. Dies erkaufen sich die Verfasser jedoch mit der Erweiterung durch zwölf bis zu 19-geschossigen Hochhäuser, die in der Fernwirkung extrem geschlossen wirken und in Einzelfällen zu beträchtlichen Verschattungen führen. Auch sind einige der Hochhäuser beträchtlicher Schallbelastung ausgesetzt.
Weiterhin wird dieser Entwurfsansatz zu einer weitgehenden und ausdrücklich nicht gewünschten Segregation von freifinanziertem Wohnen in den Hochhäusern und genossenschaftlichem Wohnen in den Basisbauten führen. Trotz dieser Mängel bleibt die Arbeit nur im unteren Bereich der erwarteten baulichen Dichte. Die Lage der Quartiersgarage im Osten, außerhalb des für Bebauungen vorgesehenen Bereiches, kann ebenso wie die Wallanlage auf den freizuhaltenden DB-Flächen nicht überzeugen.
Die Durchlüftung des neuen Quartiers erscheint ausreichend dimensioniert. Die klimaökologische Funktion der Leitbahn ist jedoch knapp nicht erfüllt. Die Anzahl von jeweils drei Verkehrsanbindungen an die Lassalestraße und an die Wilhelmine-Reichard-Straße muss reduziert werden.
Die auf vielen Ebenen der Beurteilung seriös durchdachte Arbeit stellt einen guten Diskussionsbeitrag zur Zukunft der Eggartensiedlung dar. Sie würde vermutlich in einer vereinfachenden Präzisierung räumlich und atmosphärisch gewinnen.
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