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Einladungswettbewerb | 10/2024

Entwicklung Machbarkeitsstudie Baufeld III östlich des Universitätsklinikums Regensburg

Vogelperspektive Campus

Vogelperspektive Campus

ein 2. Preis

Preisgeld: 34.300 EUR

Nickl & Partner

Stadtplanung / Städtebau

Kortemeier Brokmann Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

ee concept gmbh

Energieplanung

Veomo Consulting GmbH

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Entwurfskonzept
Als Erweiterung des Klinikums und der Universität Regensburg ordnet sich der neue Science Campus östlich des Klinikums an und bezieht sich in seiner Form auf die umliegende Bebauung. In einer städtebaulichen Analyse wurden unterschiedliche inselförmige Typologien im direkten Umfeld des Baufeldes gefunden. Diese bilden in ihrer Ausformulierung immer wieder runde Verläufe im städtischen Gesamtkontext. Unsere Idee des Forschungscampus zeigt eine Insellösung, die durch ihre linear angeordneten und definierten Baufelder im Norden und Süden ebenfalls eine leichte Rundung aufzeigt. Dadurch fügt sich das neue Quartier wie selbstverständlich in die gesamte Umgebung ein und bietet möglichst große Abstände zur Autobahn und zu Dorfstrukturen. Die zentrale Erschließungsachse soll als Umweltspur das neue Areal über den öffentlichen Nahverkehr und großzügige Fahrradwege mit der Uniklinik im Westen und der verkehrlichen Haupterschließung im Osten anbinden. Die Idee knüpft an historische städtebauliche Ansätze an. Der geplante Tech Campus kann im Nord-Osten ebenso an den Science Campus anschließen.
In der Höhenentwicklung orientieren wir uns am B-Plan und den Strukturen der Uniklinik. So soll die Mehrheit der Gebäude dreigeschossig ausgebildet werden. Lediglich vier Hochpunkte mit vier Geschossen bilden behutsam Landmarken für die jeweiligen Cluster. Auch die Materialität soll sich an den Farben und Materialien der Bestandsbauten orientieren. Es sollen nachhaltige Baustoffe in roten Tönen und Holz dominieren und sich in das Umfeld einfügen.
Entlang dieser Hauptachse, die mittig durch das Baufeld führt, bilden sich vier Cluster. Diese Cluster sollen sukzessiv entwickelt werden können. Somit erhält jedes Cluster eine kleine zentrale Mitte als Ort der Begegnung, zur Erschließung der Clustergebäude und mit hoher Aufenthaltsqualität in Form von Grünräumen, Wasserflächen, Fahrradstellplätzen, Sitzmöglichkeiten und kleineren Gastronomieangeboten. Dadurch kann der neue Campus schon frühzeitig vollständig genutzt werden und sich langsam entwickeln, ohne auf Qualitäten oder Nutzungen verzichten zu müssen.
Die Struktur der Cluster beruht auf definierten Baufeldern und einem Raster. Aufgrund dieser Ordnung weist der Science Campus eine hohe Flexibilität in seiner baulichen Entwicklung auf und kann modular erweitert werden. Es ergeben sich Entwicklungsmöglichkeiten in unterschiedlichen Szenarien.
In der ersten Bauphase entsteht die Haupterschließungsachse, die den Campus im Westen mit dem Uniklinikum verbindet und im Osten an die Franz-Josef-Strauß-Allee anschließt. Die an der Haupterschließungsachse liegenden Gebäude der Cluster, sowie Quartiersgaragen werden in der ersten Bauphase errichtet. So entstehen bereits zu Beginn eine funktionsfähige Erschließungsstruktur und ein Quartiersauftakt mit hoher städtebaulicher Qualität. In weiteren Phasen kann der Campus sich im Norden, Süden und Westen weiter verdichten.
Das Biodiversitätsband schließt die Campusentwicklung ab und bietet einen spannenden Weg um das Areal. Dieses Band bietet Lebensräume für Tiere und Pflanzen, Sportangebote und integriert geschickt Wasserflächen und Naturschutzgebiete.

Erschließungskonzept
Die Haupterschließung des Campus erfolgt über die Ost-West-Mittelachse, die das Universitätsklinikum mit dem Science Campus verbindet und im Osten an die Franz-Josef-Strauß-Straße anschließt. Eine Umweltspur für Bus und Radverkehr mit zwei Haltestellen in der Mitte ermöglicht eine einfache Erschließung des gesamten Campus. Das bestehende Fahrradwegenetz wird ausgebaut und durch nördliche Fahrradwege sowie Verbindungswege in den Campus hinein ergänzt. Fahrradstationen und Bike Sharing Angebote vereinfachen die Nutzung. Cluster 1 und 3 verfügen über eine Quartiersgarage, die an dem östlichen Eingang des Campus verortet sind. Cluster 2 und 4 verfügen über großzügige Fahrradgaragen mit Servicestationen. Die Mobility-Hubs im Osten fangen den MIV frühzeitig ab, so dass die Campusmitte weitgehend autofrei bleibt. Die Quartiersgaragen verfügen über Abstellplätze für Car Sharing Fahrzeuge und elektrische Ladestationen sowie ein Mikro-Depot. Die Ver- und Entsorgung erfolgt über Stichstraßen, die von der Hauptachse zu Lieferhöfen führen und somit eine rückwertige Belieferung der Gebäude ermöglicht.
Energie- und Nachhaltigkeitskonzept
Ziele:
  1. den klimaneutralen Betrieb ermöglichen
  2. den nutzungsspezifisch sinnfälligen Komfort bei optimierter Lufthygiene gewähren,
  3. den realen (nicht den bilanzierten) Energieverbrauch im Betrieb minimieren,
  4. die Energiekosten, Wartungskosten, Instandhaltungskosten, sprich die Betriebskosten minimieren.

Vorhandene Energien werden nutzbar gemacht. Die relative Kompaktheit der Baukörper im Zusammenhang der Qualität der thermischen Gebäudehülle führen zu reduzierten Wärmebedarfen. Überhitzung wird vermieden. Die Reduzierung der sommerlichen Wärmeeinträge erfolgt über fixe Verschattungen und Screens. Durch die vorgesehenen Innenhofstrukturen wird generell eine Nachtluftspülung zur Entladung zugänglicher Speichermassen über effiziente Querlüftung ermöglicht. Die mögliche natürliche Belüftung über witterungs- und einbruchsgeschützte Nachtlüftungsklappen ist durch eine gute Durchlüftung des Gebiets in der Hauptwindrichtung vorgesehen.
Ein orientierungsspezifischer Gesamtenergiedurchlassgrad in Kombination mit dem effizienten, außenliegenden Sonnenschutz in Form von Screens, schütz vor ungewünschten solaren Gewinnen. Die Gestaltung des Außenraumes sieht möglichst viele Grünanteile vor, die insbesondere die Aufenthaltsqualität und das Mikroklima fördern. Sie werden auch nutzernah als Fassaden- und Dachbegrünung vorgesehen.
Die Öffnungen werden konstruktiv vor Wind geschützt, sie erhalten einen stufenweise justierbaren Öffnungsbegrenzer, im Bereich nicht eindeutig zugeordneten Nutzer ggf. eine elektrische, temperaturgeführte Steuerung. Nicht quer lüftbare Räume können ggf. hybrid, sodass eine Grundlüftung über Außenluftdurchlässe (ALD) zur hygienischen Belüftung mit Nachzug über die Abluft oder bei Erfordernis generell über RLT mit leistungsfähiger Wärmerückgewinnung belüftet werden. Eine Nachtluftspülung über einbruchs- und wettergeschützte Lüftungsklappen wird auch hier angeboten. Hochfrequentierte Bereiche und Laborbereiche werden über gezielte RLT mit leistungsfähiger Wärmerückgewinnung unterstützt, die bedarfsgeführt arbeitet.
Wärme soll effizient und regenerativ gewonnen werden. Durch die guten Bodenbedingungen ist eine geothermische Nutzung über Pfähle, Erdsonnen und naheliegende Agrothermienutzung der umliegenden Feldflächen vorgesehen. Zusätzlich können auch Abwärmepotentiale aus dem Betrieb und dem entstehenden Abwassernetz genutzt werden. In allen Fällen wird dies in ein kaltes Nahwärmenetz eingespeist, um alle potentiale dezentral angepasst zur Wärmeversorgung über Wärmepumpe nutzbar zu machen. Hygiene- und anforderungsangepasste Übergaben, wie bspw. in Konferenz-, Büro- und Besprechungsbereichen über raumakustisch wirksame Deckensegel können genutzt werden. Für erhöhte Wärmebedarfe in der Nutzung oder höhere Trinkwarmwasserbedarf kann auf nutzungsnahe KWK-Anlagen in den zugeordneten Parkhäusern zurückgegriffen werden, die über Holzvergasung ökologisch mit Hackschnitzeln versorgt werden. Außerdem können PV-T Module nutzungsbezogen eingebracht werden. In Bereichen mit geringem Trinkwarmwasserbedarf kann dieser dezentral durch Durchlauferhitzer gedeckt werden.
Es ist keine aktive Kältetechnik vorgesehen. Passive Kälte aus Geothermie puffert Temperatur-Peaks regenerativ. Falls nutzungsbedingt aktive Kälte vorgesehen wird, ist angestrebt diese durch reversible Wärmepumpen bereitzustellen, um im Heizfall die Technik auch nutzen zu können. Eine passive Kühlung ist über das kalte Nahwärmenetz in vertretbarem Maße möglich, wodurch auch die Regeneration von Geothermie gelingt.
Alle sinnfälligen Teile der Gebäudehüllflächen sollten zur Stromgewinnung genutzt werden. Die Photovoltaik auf den Dachflächen wird durch das integrativ geplante Gründach rückgekühlt, was die Effizienz und Lebensdauer fördert. In Technikbereichen wird eine Überdachung mit semitransparenten Modulen oder als Pergola angeboten. Die Parkhäuser werden auch zur PV-Belegung umfassend einbezogen, um insbesondere auch die E-Mobilität zu versorgen. Die Südfassaden werden mit PV (farblich abgestimmt) im Decken-/Brüstungsbereich versehen. Flächen ohne Agrothermie können mit Agrar PV, auf die Pflanzen abgestimmt, versehen werden.
Das Wassermanagement orientiert sich an dem Prinzip der Schwammstadt. Regenwasser wird in Zisternen gesammelt und in Mulden und Retentionsflächen aufgefangen, so kann es dezentral verdunsten oder versickern. Grünfassaden und -dächer erzeugen einen Kühleffekt und unterstützen die Biodiversität. Als wichtiger Bestandteil des Wassermanagements ist im Nordosten, am tiefsten Punkt des Plangebiets eine große Retentionsfläche geplant.
Das Biodiversitätsband umfasst den gesamten Campus und vernetzt die verschiedenen Landschaftselemente miteinander. Der Campus weist ein breites Angebot aus Gastronomie am Campusplatz, beruhigten Grünflächen in den Clustern sowie zwei Sportparks am Rand des Campus auf. Weitere natürliche Landschaftselemente wie eine Biodiversitätsfläche und ein Klimawald sind ebenfalls am Rand des Campus verortet.
Freianlagen
Der Forschungscampus wird durch eine zentrale Achse vom Uniklinikum und über die Franz-Joseph-Strauß-Allee erreicht. Die Mitte des Campus zeichnet sich durch einen Shared Space als Umweltspur aus, welcher Bus, Fahrradfahrer, Fußgänger und den Lieferverkehr gleichberechtigt vereint. Von der Campusmitte aus erstreckt sich jeweils eine Achse in die vier Cluster, worüber die Gebäude fußläufig erschlossen werden. Auf diesen blau-grünen Achsen ergeben sich die Clustermitten als großzügige Aufenthaltsflächen für eine Mittagspause. Durch den hohen Grünanteil und die feuchten Retentionsflächen wird ein angenehmes Mikroklima erzeugt. Separat von den Achsen gibt es Erschließungswege, welche die Anlieferung/Entsorgung etc. der einzelnen Gebäude gewährleisten. Der gesamte Campus wird von einem Blau-Grünen-Band als Rundweg umschlossen, welcher unterschiedliche Stationen, wie Sportparks, Biodiversitätsflächen, urban wetlands, einen Klimawald und eine Streuobstwiese beinhalten. Die vielen Klimagehölze und Retentionsflächen, welche über die gesamte Fläche gestreut sind, charakterisieren den Campus als innovativen, nachhaltigen und zukunftsorientierten Standort.
Mobilitätskonzept
Nach Stellplatzsatzung Regensburg werden mindestens 1.857 Pkw Stellplätze und 929 Fahrradstellplätze benötigt. Nach §5 Ermäßigung und Erhöhung der Anzahl erforderlicher Stellplätze um 20 %(Voraussetzung: Entfernung zu ÖPNV Haltestelle max. 300 Meter und in HVZ mind. 10 Minuten Takt)Takt), oder nach Anlage 3 Reduzierung durch Lage um 5 % (Voraussetzung: Nahversorger mit mind. 500 m 2 Verkaufsfläche im Umkreis von 300 Metern zum Bauvorhaben),reduziert werden können. Zudem gilt mit der Stadt Regensburg zu prüfen, ob die ermittelte Anzahl an Pkw Stellplätze durch ein ganzheitliches Mobilitätskonzept ermäßigt werden kann. Mögliche stellplatzreduzierende Mobilitätsmaßnahmen sind u.a. Job Tickets, die Arbeitgeber beim örtlichen Verkehrsverbund erwerben und preisreduziert oder unentgeltlich an ihre Arbeitnehmer ausgeben. Zusätzliche, hochwertige Fahrradinfrastruktur, Sharing Angebote, wie E Carsharing, E Lastenradsharing und E Bikesharing. Es können/dürfen maximal 50 % der errechneten Stellplätze durch ein Mobilitätskonzept reduziert werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Grundkonzept der Arbeit basiert auf einer Ost/West Achse für die Stadtbahn. Die Stadtbahn wurde von den Regensburger Bürgern abgelehnt. Das überarbeitete Konzept hält an der Idee der Ost/West Achse zur Verbindung mit dem Klinikum fest. Die städtebauliche Grundform wird beibehalten, die sich in der Überarbeitung in 4 Quartiere um jeweils einen Quartiersplatz ordnen. Dies ermöglicht die Bebauung in 4 Bauphasen entsprechend den jeweils zur Verfügung stehenden Haushaltsmitteln.

Die städtebauliche Einbindung der neuen Bebauung in den Landschaftsraum überzeugt noch nicht. Die Quartiersplätze in den Phasen 1 bis 4 überzeugen nicht in der räumlichen Ausbildung. Die Anbindung der Ost/West Achse an das Klinikum ist noch nicht gelöst.

Die Arbeit überzeugt mit der Möglichkeit das Areal in 4 Bauabschnitten gemäß den zur Verfügung stehenden Haushaltsmitteln zu bebauen. BGF, GRZ, GFZ, BMZ liegen im unteren Bereich, können aber bei dem Konzept erhöht werden.

Insgesamt ein Entwurfskonzept, das gut umsetzbar ist, dem aber die Stringenz fehlt.
Perspektive Clustermitte

Perspektive Clustermitte

Lageplan

Lageplan

Längsschnitt

Längsschnitt

Querschnitt

Querschnitt

Außenraumgestaltung

Außenraumgestaltung

Konzept Cluster

Konzept Cluster

Nachhaltigkeitskonzept

Nachhaltigkeitskonzept

Energiekonzept

Energiekonzept