modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Werkstattverfahren | 08/2024

Entwicklung Mehrgenerationenquartier in Osnabrück

Blick von der Sedanstraße auf das neue Küpper-Menken-Stift

Blick von der Sedanstraße auf das neue Küpper-Menken-Stift

Engere Wahl

bick architektur

Stadtplanung / Städtebau

GREENBOX Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitidee / Claim
Die vielfältigen Ansprüche verschiedener Generationen sowie die divergierende Nutzung des Areals im Bestand generieren einen hohen Nutzungsdruck an ein zukünftiges Quartier.
Aufgrund dessen ist es das Ziel der städtebaulichen- und architektonischen Neustrukturierung sowie der Freiraumplanung, die Gestaltung eines ganzheitlichen und kohärenten Ensembles, das die Stärken und Schwächen des Einzelnen versteht und einen Ort schafft, in dem diese durch einen starken gemeinschaftlichen Zusammenhalt aufgefangen werden.

Neue Städtebauliche Ordnung
Das gesamte Quartier wird städtebaulich neu geordnet. Bis auf das Haus am Schlehenbusch (HAS) und das Gerhard-Uhlhorn-Haus (GUH) werden alle zzt. bestehenden Gebäude rückgebaut. Aus unserer Sicht ist das jetzige Küpper-Menke-Stift nicht sanierungsfähig. Die vorhandene Bausubstanz lässt sich mit den Ansprüchen an eine moderne Seniorenanlage nicht bedarfsgerecht umbauen.
Das neue Küpper-Menke-Stift (KMS) steht selbstbewusst als Entree des Quartiers im nordwestlichen Grundstücksbereich wieder direkt an der Sedanstaße. Der Neubau hat bis zu sechs Geschosse und treppt sich nach Süden hin auf vier Geschosse ab. Er nimmt damit die Höhen der Gebäude für die Kinder- und Jugendhilfe auf, die auf im südlichen Teil des Quartiers entstehen.
Diese beiden Gebäude sind dreigeschossig, wobei das Haus der Jugendlichen ein zusätzliches Staffelgeschoss erhält.
Im östlichen Grundstücksbereich wird ein Mini-Hub errichtet, eine kleine Mobilitätsstation mit angedocktem Pavillon. Er ist eingeschossig mit einem überdachten Bereich auf der oberen Ebene.
Das KMS bildet mit seinem Gegenüber, dem HAS und dem Mini-Hub, eine parallel verlaufende Raumkante. Diese öffnet sich, durch die Positionen der weiteren Gebäude, nach Süden hin in ein rechteckiges Ensemble auf. Die gradlinige und geometrische Anordnung der Gebäude steht bewusst konträr zu den und fließenden Formen der Freiraumplanung.

Konstruktion und Architektur

Alle Neubauten werden als Holz-Hybridbaukonstruktion erstellt. Der Holzhybridbau vereint die Materialien Holz und Beton und macht sich die jeweiligen Stärken der Materialien zu nutze. Das Material Beton minimiert sich auf wenige tragende Teile. Reduziert auf ein statisches Skelett werden lediglich Fundamente sowie Teile der Stützen und Decken aus Beton gefertigt.
Alles weitere, sowie der gesamte Innenausbau, erfolgt mit vorgefertigten Holzrahmenwänden. Auch komplett vorgefertigte Module (z. B. die Bäder) können in die Hybridbauweise integriert werden.
Die Außenfassade wird als vorgehängte Fassadenkonstruktion in Holztafelbauweise an das statische Skelett gehängt. In großen Teilen der Fassade entstehen aber sichtbare Traggitter, deren Felder mit vorgefertigten Fassadenelementen gefüllt werden.
Diese sind gleichmäßig aufgeteilt in bodentiefe Glas-/ Fensterflächen und geschlossene Felder. Die geschlossenen Felder erhalten recycelbare Fassadenplatten, deren Holzdesign immer wieder mit farblich abgesetzten Platten aufgelockert wird.
Die farbliche Auflockerung wird, je nach Nutzung der Gebäude, immer mutiger. Sind die Farbakzente beim KMS noch dezent, so werden sie beim Haus für die Jugend-WGs schon bunter und springen beim Haus der Kinder-WGs auf die größeren Fassadenplatten über.
Durch die Farbakzente, die wechselseitige Anordnung der Fassadenplatten und die großen Glasflächen entsteht eine helle und transparente Architektur die zum offenen und lebendigen Charakter des gesamten Quartiers beiträgt.

Die neuen Gebäude

Das neue Küpper-Menke-Stift ist eine offene und einladende Seniorenanlage, die neben dem pflegerischen Versorgungsangebot weitere Nutzungen integriert.
So befindet sich im Erdgeschoss, das über ein großzügiges, helles Foyer erschlossen wird, ein multifunktionaler Mehrgenerationensaal, der ein zentrales, gemeinschaftliches Zentrum der Anlage ist. Auch von außen zugänglich öffnet er sich als Begegnungsstätte für das gesamte Quartier.
Das Foyer geht fließend in ein Café mit Backshop und weitere kleine flexibel nutzbare Einheiten über.
Durch Zugänge nicht nur außen, sondern auch von innen, entsteht ein Mall-Charakter für Nutzungen wie z. B. Eisdiele, Blumenladen, Friseur oder Podologe. Abgerundet wird dieser Bereich von Praxisflächen (Arzt oder Physio) und einem Fitnessbereich, der für die Mitarbeiter:innen gedacht ist. 
Ebenfalls im EG liegt der erste stationäre Pflegebereich. Der Demenzbereich 1 hat 15 Plätze, gruppiert um einen zentralen Pflegestützpunkt (Dienstzimmer, Personalraum und Pflegearbeitsräume).
Angegliedert ist eine gemeinschaftliche Wohnküche mit Essbereich und mit Zugang zu einem Rückzugsgarten. Gegenüber liegt ein zu separierender Wohnbereich, von dem man direkt in den Demenzgarten gelangt.
Durch das am Foyer liegende zentrale Treppenhaus gelangt man in die oberen Geschosse. Das 1. und 2. OG werden ausschließlich von der stationären Altenhilfe genutzt. In diesen Geschossen liegen, anlog zum Demenzbereich 1 im EG, der Demenzbereich 2 mit 15 Plätzen (1. OG), der Bereich der Kurzzeitpflege ebenfalls mit 15 Plätzen (2. OG) sowie die die Allgemein-Pflegebereiche 1 (im 1. OG) und 2 (im 2. OG) mit je 23 Plätzen.
In allen Pflegebereichen gibt es einen, der Bereichsgröße angepassten, zentralen Pflegestützpunkt mit den angegliederten Gemeinschaftsbereichen (Wohnküche, Ess- und Wohnbereich). Immer wieder werden die Flure mit kleinen Nischen aufgelockert. Dadurch gibt es Blickbeziehungen nach draußen und es entstehen kleine Verweilpunkte. Alle Flure enden mit Fenstern und erhalten so nochmals zusätzliches Tageslicht.
Der Pflegebereich 3 mit ebenfalls 23 Plätzen ist identisch organisiert und befindet sich im 3. OG.
Somit verfügt die stationäre Altenhilfe über 114 Plätze (99 vollstationäre Plätze und 15 Kurzzeitplätze), die eine hohe Nutzungsflexibilität haben. Die Pflege-Bereichsgrößen sind flexibel verschiebbar und teilbar.
Im 3. OG befindet sich aber auch der erste Teil der Büro- und Verwaltungsflächen. Der zweite Teil befindet sich im kompletten 4. OG, das gegenüber den unteren Geschossen im südlichen Gebäudeteil zurückspringt. Je nach Büroeinteilung ergeben sich insgesamt ca. 82 bis 86 Arbeitsplätze. Auch hier ist eine hohe Flexibilität gegeben. Bürogrößen und Bürobereiche sind frei und flexibel aufteilbar.
Im obersten Geschoss, dem 5. OG, befinden sich 11 Betreute Wohnungen mit Größen von 40 bis 74 qm, die alle über Balkone oder kleine Dachterrassen verfügen.
Als zentralen Mittelpunkt gibt es einen Gemeinschaftsraum, der für aller Bewohner:innen zur Verfügung steht. Ebenfalls von allen nutzbar ist eine große gemeinschaftliche Dachterrasse, die einen herrlichen Rundumblick bietet.

Für die Kinder- und Jugendhilfe entstehen zwei neue Gebäude. Beide werden aber nicht alleinig von der Kinder- und Jugendhilfe genutzt, sondern zum einen mit studentischem Wohnen und zum anderem mit Mehrgenerationenwohnen ergänzt.
Im Haus für die Wohngruppen der Jugendlichen liegen die Gemeinschaftsbereiche aller vier Wohngruppen im Erdgeschoss (je 2 x Mä./ Ju.). Somit haben alle Gruppen einen direkten Zugang nach draußen zum geschützten Gartenbereich.
Die Grundrissgestaltung teilt das Haus in zwei Hälften, eine für die Mädchen und eine für die Jungen. Beide Hälften sind identisch organisiert.
Im EG befinden sich die Gemeinschaftsbereiche, die miteinander verbunden werden können (jeweils für Mä. od. Ju.). Vorgelagert und erschlossen durch eine offene Flurzone liegen die Räume, Betreuerbüro, Nachbereitschaft und Therapieraum.
Von der offenen Flurzone aus gelangt jede Gruppe über eine eigene Treppe zu den Wohn-/ Schlafbereichen im 1. OG. Beide Teppen- und Zugangssituationen sind aber auch so organisiert, dass jede Gruppe einen eigenen Zugang von außen bzw. aus dem zentralen Treppenhaus hat.
Im 2. OG gibt es einen großen Gemeinschaftsraum sowie Besprechungs- und Therapieräume, die von den Mädchen und Jungen gemeinsam genutzt werden.
Ergänzend sind im 2. OG zwei Wohngruppen für studentisches Wohnen (je 6 Plätze). Diese sind von der Grundrissgestaltung so organisiert, dass sie sich – bei Bedarf – flexibel in Wohngruppen für die Jugendhilfe umwandeln lassen.
Im darüber liegenden Staffelgeschoss befinden sich zwei weitere Wohngruppen für Studierende (je 7 Plätze).

Das Haus für die Wohngruppen der Kinder ist in den ersten beiden Geschossen in zwei identische Hälften (6 Mä./ 6 Ju.) geteilt. In jeder Hälfte lassen sich die Räume des zentralen Gruppenbereichs (Küche, Essen und Wohnen) im Erdgeschoss verbinden. Ebenso haben sie einen direkten Zugang in den geschützten Gartenbereich.
Die weiteren Räume, wie Tobe- und Spielzimmer, Betreuerbüro und Bad mit Badewanne, werden über einen zentralen Spielflur, der Blickbeziehungen zum Außenbereich hat, erschlossen.
Über eine interne Treppe gelangt man ins 1. OG und in den Wohn- und Schlafbereich der Kinder. Auch hier gruppieren sich die Räume um einen hellen Flur mit Tageslicht. Die je sechs Kinderzimmer werden durch den Nachtbereitschaftsraum, die Bäder und die Nebenräume ergänzt.
Jede Haushälfte hat seitlich einen eigenen Nebeneingang. Der Hauptzugang erfolgt aber über ein mittiges Treppenhaus, das beide Hälften und alle Geschosse miteinander verbindet. 

Im obersten, leicht abgestaffelten Geschoss, befindet sich ein von beiden Gruppen nutzbarer Besprechungsraum. Weiterhin befinden sich hier sechs Wohnungen (alle mit Balkon oder Dachterrasse) mit Größen von 36 bis 79 qm für ein generationenübergreifendes Wohnen, von denen eine als Trainingswohnung zur Verfügung steht.

Der Mini-Hub ist eine kleine Mobilitätsstation in die der Pavillon integriert ist. Die tragende Grundkonstruktion reduziert sich auf eine massive Platte, die auf einem Stützenraster aufliegt. So entsteht der Eindruck einer schwebenden `Scheibe´.
Die Bauweise ist statisch so dimensioniert, dass zukünftige Nutzungen flexibel und multifunktional ergänzt werden können. Perspektivisch kann so durch eine mehrgeschossige Aufstockung ein vollwertiges Gebäude entstehen.
Der integrierte Pavillon mit seinen leichten Holz- und Glaswänden liegt unter der `Scheibe´. Er orientiert sich zum Forum und ist so ideal für gemeinsame und interaktive Begegnungen. Ausgestattet mit einer Küche, die für Kleinstgruppen auch als Lehrküche dienen kann, können hier kleinere Events stattfinden und das Zusammengehörigkeitsgefühl im Quartier bestärken.
Auf der `Scheibe´ befinden sich Abstellflächen für Fahrräder, Hochbeete als Ergänzung zum Lehrgarten und eine Aussichtsplattform.
Seitlich angebaut ist ein Abstell- und Lagerbereich, der als Ersatz für die beim GUH entfallenden Garagen dient. Durch den Versatz der Abstellmöglichkeiten den Bau einer Treppenanlage möglich, die wie eine grüne Tribüne wirkt. Hierdurch werden die Außenräume des GUH in das Freianlagenkonzept des Quartiers integriert.

Verkehr und Mobilität

Das ganze Quartier ist autofrei und wird durch ein barrierefreies Wegenetz erschlossen. Hierzu wird der ruhende Verkehr dezentral organisiert und auf zwei Zufahrtspunkte verteilt. Beide Zufahrtspunkte sind klar definiert und ausschließlich den jeweiligen Zielgruppen zugeordnet. So wird ein Suchverkehr vermieden und die Belastung der Wohnstraße Zum Schlehenbusch minimiert.
Für den täglichen An- und Abfahrtsverkehr gibt es eine zentrale Zufahrt von der Sedanstraße aus. Hier wird ein offener Parkplatz für die Besucher:innen angelegt. Die Mitarbeiter:innen parken in der `Schublade`, einer schubladenartig unter den Demenzgarten des neuen KMS geschobenen Parkebene. Die Parkebene wird ebenerdig befahren, ist seitlich offen und hat dadurch Blick- und Wegebeziehungen ins Freie.
Für den Anwohnerverkehr und den nicht motorisierten Verkehr entsteht der Mini-Hub, eine kleine Mobilitätsstation mit Parkplätzen nur für die Bewohner:innen des Quartiers.
Zusätzlich befinden sich im Mini-Hub überdachte Fahrradabstellplätze und Parkmöglichkeiten für E-Scooter.

Freiflächenkonzept
Der Freiraum definiert sich durch drei wesentliche Typologien, die den individuellen Bedürfnissen und Ansprüchen der Bewohner:innen gerecht werden sollen. Die Typologien sind der Puls des Quartiers.
Es gibt „Deine+Meine“ Orte, die als individuelle Aneignungsräume der verschiedenen Institutionen begriffen werden. Sie kehren sich quartiersorientiert nach außen und bieten Raum zur eigenen Entfaltung und können als Rückzugorte verstanden werden. Hierzu zählen die von Grün geprägten Gärten der Kinder- und Jugendwohneinrichtungen, die Spielgärten des GUH sowie der Demenzgarten im Innenhof des neuen KMS. Der Demenzgarten ist in seiner Gestaltung so konzipiert, dass er eine positive und beruhigende Wirkung hat. Ein Wege-Loop integriert vertraute Alltagssituationen, bietet Abwechslung und Interaktionsmöglichkeiten und gibt Orientierung und Sicherheit.
Zur Quartiersmitte hin orientieren sich Bereiche, die übergreifend nutzbar sind. Dies sind „Unsere“ Orte. Hier trifft man sich, lernt voneinander und die Zugehörigkeitsgrenzen verschwimmen. Diese Orte sollen sich bewusst zur „Gemeinsamen“ Quartiersmitte öffnen. „Unsere“ Orte werden von den anliegenden Bewohner:innen geprägt und sollen übergreifend genutzt werden. Exemplarisch steht hierfür der Tobeplatz, der sich nördlich des Jugendwohnens als aktiver Freizeitbereich mit Sport- und Spielmöglichkeiten präsentiert.
Im Zentrum des Quartiers befindet sich das Forum und die sich damit verschneidende Wiese. Sie werden als „Gemeinsame“ Orte verstanden. Die Nutzungsoffenheit und Multifunktionalität dieser Orte bietet Raum für das gemeinsame Erleben von Veranstaltungen und Teilen von Erfahrungen. Auch der nördliche Anger wird als gemeinsamer Ort verstanden. Er bildet mit seiner repräsentativen Sitzstufenanlage das Entree des Quartiers zur Sedanstraße.
In Korrespondenz mit dem lebhaften Erdgeschoss des KMS entsteht ein Ort, der über die Grenzen des Quartiers hinausreicht und die umliegende Nachbarschaft einbindet. 

Grünflächenkonzept
Die Grünräume des Quartiers definieren sich in drei übergeordnete Bereiche.
Das Blau-Grüne Band durchzieht das Quartier in nord-südlicher und östlicher Richtung und verknüpft das Areal nahtlos mit den lokalen Grünstrukturen. Abschnittsweise bildet der multicodierte Grünraum, begünstigt durch den Geländeverlauf des Areals, Retentionsflächen aus.
Nach dem Prinzip der Schwammstadt ermöglichen Tiefbeete die Versickerung von Niederschlägen und tragen zu einem natürlichen Wasserkreislauf bei. Gleichzeitig entsteht ein kühlender Effekt durch die Evaporation der offenen Retentionsflächen. Dies sorgt für ein optimiertes Mikroklima im Quartier.
Den Rahmen des Quartiers formiert ein breiter und artenreicher Gehölzsaum. Die markanten und prägenden Bestandsgehölze bleiben erhalten und werden durch eine Vielzahl an stadtklimaresilienten Neupflanzungen ergänzt. Diverse Nisthilfen sowie Totholz und Steinschichten lassen zudem wertvolle Mikrohabitate entstehen. Wie der Gehölzsaum das Quartier rahmt, fassen artenreich bepflanzte Beete die Gebäude ein. Sie bilden Übergangszonen zwischen Freiraum und Architektur und enthalten verstärkt insekten- und bienenfreundliche Pflanzarten.
Das Bepflanzungskonzept des Demenzgartens wird so ausgelegt, dass durch attraktive Blüh-, Duft- sowie Nutzpflanzen möglichst viele Sinne angesprochen werden. Pflanzenarten aus dem Bauerngarten sowie heimische Pflanzen wecken Erinnerungen und schaffen Vertrautheit.
Die sich mittig im Quartier öffnende Wiese ist ein ergänzender Retentionsraum für die umliegenden versiegelten Wegeflächen. Locker gesetzte Gehölze spenden hier wertvollen Schatten in zunehmenden Hitzeperioden. Um den zentralen Ort zu akzentuieren, wird im Gehölzkonzept auf Bäume mit attraktiven Blüh- und Laubaspekten gesetzt.
Im Zusammenspiel von Freiraum und Architektur entsteht eine resiliente und anpassungsfähige Grundstruktur für ein vielfältiges und zukunftsorientiertes Quartier.

Resümee
Insgesamt ergibt sich durch die neue städtebauliche Ordnung und dem Zusammenspiel von Freiraumplanung und Architektur ein modernes und lebendiges Quartier, das alle Generationen und Nutzungen miteinander verbindet.
Die Gebäude sind so gestaltet, dass sie eine harmonische positive Atmosphäre schaffen. Die großen Glasflächen lassen viel Licht in die Räume und sorgen für eine angenehme Atmosphäre.
Sind die Farbakzente in den Fassaden beim KMS noch dezent, so werden sie je nach Nutzung bunter und mutiger. Es entsteht eine helle und transparente Architektur, die zum offenen und lebendigen Charakter des gesamten Quartiers beiträgt.
Zu diesem Charakter trägt auch die Gestaltung der Freiräume bei. Es wird eine vielfältige, biodiverse und barrierefreie Umgebung geschaffen, die sowohl ökologischen als auch sozialen Mehrwert bietet.
Sie ist darauf ausgerichtet, den unterschiedlichen Bedürfnissen und Ansprüchen der Bewohner:innen gerecht zu werden.
Die drei Typologien von Freiräumen, die jeweils spezifisch das Zusammenleben im Quartier unterstützen, bieten Raum für das gemeinsame Erleben und fördern die soziale Interaktion im Quartier – im Herzstück.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfassenden schlagen ein in den kontextuellen Grünraum eingebettetes Freiraumkonzept vor, das sich als blau-grünes Band durch das neue Quartier zieht und im Schnittpunkt der kleinteiligen Freiraumgestaltung eine „same Wiese“ anbietet. Dieser Mitte vorgelagert wird das Forum als „Herz des Quartiers“ angeordnet. Im städtebaulichen Footprint als Engstelle ausgebildet, übernimmt das Forum als vermittelnder Freiraum zwischen Mehrgenerationenraum und Pavillon eine wichtige Rolle im Quartier und zoniert zugleich wünschenswert die Räume in einen eher öffentlich genutzten nördlichen Bereich an der Sedanstraße und einen privateren Bereich auf der Südseite.

Das sechsgeschossige Küpper Menke Stift tritt aus der Perspektive der Sedanstraße auf einem hohen Sockel, wie auf einer Warft gelegen, dominant hervor. Die im Konzept angestrebte Verschmelzung der quartiersbezogenen Freiräume mit den Baum- und Gehölzstrukturen entlang der Sedanstraße ließe sich damit nur unter erschwerten Bedingungen umsetzen.

Das Küpper Menke Stift wird als mäandrierender Baukörper im Gebäudeinneren als Zweibundanlage mit Mittelflur kontrovers diskutiert. Positiv hervorzuheben ist im Entree der Blick durch das Gebäude hindurch in den gut gelegenen Demenzgarten und die Anordnung der gewerblich zu nutzenden Flächen, die sowohl von innen als auch von außen zugänglich sind und damit eine wichtige vernetzende Scharnierfunktion im Quartier übernehmen können. Die Diskussion zeigt, dass die wünschenswerte Anordnung dieser gewerblichen Flächen proaktiv von der Diakonie unterstützt werden muss, um diese langfristig im Stadtteil wirtschaftlich betreiben zu können. Der angehobene Vorbereich, der ein schönes Entree bildet und über ein hohes räumliches Potenzial verfügt, wird jedoch auch als Hemmnis für die Außenwirksamkeit dieser Lagen wahrgenommen.

Der Wunsch, beide Demenzstationen direkt an den Demenzgarten anzugliedern, lässt sich bei diesem Konzept nicht vollständig umsetzen. Die gute Lage des Mehrzweckraumes als „Schaufenster“ in das Quartier und zugleich geschützter Binnenraum für Bewohner*innen mit gutem Überblick wird jedoch wertgeschätzt.

Die Grundrisslayouts der Pflegegeschosse vermögen die Mehrheit der Jury nicht zu überzeugen. Die pflegerische Notwendigkeit kurzer Wege geht hier zu Lasten der Aufenthaltsqualität für Bewohner*innen und Angehörige. Die sehr wirtschaftlich und pflegefachlich orientierte Konzeption, in die das Erfahrungswissen der Mitarbeitenden eingeflossen ist, wird dem „weichen Faktor des Sich-Wohlfühlens“ außerhalb der eigenen vier Wände nicht gerecht. Aufenthaltszonen in den innenliegenden Fluren mit Blick nach außen sowie ein ausreichendes Freiraumangebot fehlen.

Der geplante Demenzgarten überzeugt durch seine Größe und abgeschirmte Lage. Auch die Grundrisskonzeption für das Kinderhaus mit dem angrenzenden Waldspielplatz ist gut gelöst. Das Jugendhaus hingegen ist mit seinem kompakten, tiefen Baukörper nicht ohne weiteres umzunutzen. Die Raumtiefen der im Erdgeschoss mit direktem Gartenzugang liegenden Koch-, Ess- und Aufenthaltsbereiche sind für eine einseitige Belichtung zu groß bemessen.

Der Flächennachweis insgesamt entspricht nicht ganz den in der Auslobung genannten Anforderungen. Die vorgeschlagene materialgerechte Holz-Hybridkonstruktion mit nichttragenden Außenwänden in Holztafelbauweise wird begrüßt, da sie zu ressourcenschonendem und CO2-reduzierendem Bauen beiträgt und für spätere Änderungen des Raumkonzepts prädestiniert ist. Der architektonische Ausdruck der Fassaden überzeugt die Mehrheit der Jury jedoch nicht.

Die Unterbringung des ruhenden Verkehrs unter Ausnutzung des natürlichen Geländeversprungs unter dem Demenzgarten wird ebenso positiv bewertet wie der Minihub mit angegliedertem Pavillon an der Straße Zum Schlehenbusch. Insbesondere die Rahmung des Forums durch den Multifunktionssaal und den Pavillon wird als funktional und gelungen hervorgehoben. Beide Räume sind in ihren Nutzungen austausch- und kombinierbar.

Die Anfahrbarkeit der Gebäude für Rettungs- und Lieferdienste ist trotz des natürlichen Geländeanstiegs und des differenzierten, autofreien Wegenetzes gewährleistet. Die Jury hebt das gut strukturierte Freiraumkonzept hervor und betont die Einbindung der Topografie im südöstlichen Bereich. Kritisch diskutiert wird hingegen das netzartige Wegesystem mit seiner Vielzahl an Verbindungen, die eine Zergliederung der Flächen zur Folge haben. Eine Reduzierung der Wegeflächen zugunsten größerer Freiräume erscheint notwendig.

Insbesondere aus ökologischer Sicht wird der relativ hohe Anteil nicht versiegelter Flächen positiv bewertet.
Blick auf die Quartiersmitte

Blick auf die Quartiersmitte

Lageplan "Gesamtkonzept" & Schnitte M1-500

Lageplan "Gesamtkonzept" & Schnitte M1-500

Schwarz-Grün Plan & Städtebauliche Ordnung

Schwarz-Grün Plan & Städtebauliche Ordnung

Grundriss - EG Kinder- Und Jugendwohnheim M1-200

Grundriss - EG Kinder- Und Jugendwohnheim M1-200

Grundriss - EG Küpper-Meinke-Stift & Mini Hub M1-200

Grundriss - EG Küpper-Meinke-Stift & Mini Hub M1-200

Nutzungen - Kinder- Und Jugendwohnheim M1-200

Nutzungen - Kinder- Und Jugendwohnheim M1-200

Pikto - Eine Starke Gemeinschaft, Zentral Am Westerberg, Ein Quartier mit Herz, Der Puls Des Quartiers

Pikto - Eine Starke Gemeinschaft, Zentral Am Westerberg, Ein Quartier mit Herz, Der Puls Des Quartiers

Pikto - Konstruktionsschema

Pikto - Konstruktionsschema

Nutzungen - Küpper-Meinke-Stift

Nutzungen - Küpper-Meinke-Stift

Pikto - Entwicklungsphasen

Pikto - Entwicklungsphasen

Pikto - Mobilitätskonzept

Pikto - Mobilitätskonzept

Pikto - Freiflächenkonzept & Grünflächenkonzept

Pikto - Freiflächenkonzept & Grünflächenkonzept

Pikto - Energie-Umwelt-Nachhaltigkeit

Pikto - Energie-Umwelt-Nachhaltigkeit