Nichtoffener Wettbewerb | 07/2021
Entwicklung „Mühlenareal“ in Bad Liebenzell
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2. Preis
Preisgeld: 17.500 EUR
Architektur
Landschaftsarchitektur
Architekturmodelle Boris Degen Modellbau
Modellbau
Beurteilung durch das Preisgericht
Mit nur zwei Gebäuden gelingt den Verfassern eine städtebauliche Komposition von großer Leichtigkeit. Die beiden neuen Setzungen stehen locker im Areal verteilt und zugleich in einem spannungsvollen Dialog zu den umgebenden Bauten und Hangkanten. Ein großzügig dimensionierter Freiraum durchfließt das Ensemble und öffnet reizvolle Blickbeziehungen. Städtebaulich entsteht so auch ein gut nachvollziehbares bauplastisches Zusammenspiel mit dem Solitär Wilhelmstrasse 25, was bedauerlicherweise mit der detaillierenden architektonischen Ausformulierung nicht mehr fortgeführt wurde. Die Solitäre werden als eigenständige Bauten mit tief nach unten gezogenen, leicht geneigten und Schindel verkleideten Fassaden vorgeschlagen, was in der Jury zu einer kontroversen Diskussion zwischen mutiger, zeitgemäßer Formensprache und einem Verkennen des Ortes führt. Die dargestellten Grundrisse sind konsequent als Zwei- bzw. Dreispänner um einen zentralen Erschließungskern mit guter Exposition entwickelt. Kritik manifestiert sich insbesondere am westlichen Bau mit dem tiefen Zugangsbereichen, der Ausrichtungen der Erdgeschosswohnung zum öffentlichen Straßenraum und der Frage nach der wirklich angemessenen Höhe des Gebäudes im Straßenraum. Konzeptbedingt lässt sich die angestrebte Bachöffnung räumlich gut integrieren, wenngleich dessen stark mäandrierende Durcharbeitung als nicht lagetypisch kritisch hinterfragt wird. So großzügig der durchfließende Freiraum konzipiert ist, so wenig nützt die detaillierende Freiraumplanung dieses Potential und beschränkt sich lediglich auf durchfließende Räume ohne markante Trennung vom Privat und öffentlich und entwickelt wenig Aufenthaltsqualität und ansprechender Atmosphäre. Während sich die privaten Stellplätze noch gut nachvollziehbar unter dem westlichen Neubau einordnen, ist die öffentliche Garage im Osten mit einem erheblichen und aus Sicht des Gremiums nicht angemessenen Eingriff in den Kirchberg eingegraben. Durch die geringe generierte Baufläche bzw. Anzahl an möglichen Wohnungen und den erheblichen Eingriff in den Kirchenhang bewegt sich die Arbeit wirtschaftlich eher im unteren Bereich. Die dargestellte Arbeit ist so durch einen reizvollen städtebaulichen Ansatz gekennzeichnet, dem es aber in der architektonischen Weiterbearbeitung nicht voll überzeugend gelingt, dieses intendierte Flair weiterzutragen und wirtschaftlich angemessen zu präzisieren.
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