modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 10/2022

Entwicklung Schulcampus Gellershagen in Bielefeld

Außenperspektive

Außenperspektive

3. Preis

Preisgeld: 45.000 EUR

ATELIER 30 Architekten GmbH

Architektur

GTL Landschaftsarchitektur Triebswetter, Mauer, Bruns Partner mbB

Landschaftsarchitektur

EFG Beratende Ingenieure GmbH

Tragwerksplanung

ZWP Ingenieur-AG

TGA-Fachplanung

Neumann Krex und Partner GmbH

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Leitidee und städtebauliche Einbindung
Mit der Erweiterung der Sekundarschule und den Neubauten für die Grundschule und Dreifach-Sporthalle, wird der Schulstandort im Stadtbezirk Schildesche zu einem Schulcampus arrondiert.
Hierzu wird der Schulhof durch die umliegenden Schulbauten gefasst, wodurch ein geschützter Bereich entsteht, in dem sich die Kinder sicher bewegen können.
Dabei sind die Funktionsbereiche klar zoniert und differenziert, über Blick- und Wegeachsen öffnet sich der Schulcampus zum umliegenden Stadtquartier.

Grün- und Freiraum
Die Ergänzungsbauten auf dem Campus setzen – unter Berücksichtigung des bestehenden grünen Bandes an der Schelpsheide – den baulichen Kontext für eine Neuordnung der Freianlagen um den Campus.
Erschlossen wird die Sekundarstufe zentral entweder vom Hof aus über die Straße „Am Brodhagen“ oder von der Schelpsheide aus; für die Grundschule ist der Eingang der Schelpsheide zugeordnet, kann aber auch – vom „Am Brodhagen“ kommend – über den großen Hof bequem erreicht werden.
Herzstück des Campus ist der große Pausen- und Spielhof im Zentrum, wobei Sekundarstufe und Grundschule durch ein grünes Band getrennt sind (gegebenenfalls ergänzt durch einen in einer niedrigen Abpflanzung versteckten Zaun).
In den einheitlichen Belag aus Betonpflaster in fein nuanciert abgestimmten Grau-Beige-Tönen sind einzelne Aktionsfelder eingebettet, die Flächen über spielerische Markierungen, Rasenfugen oder Farbfelder gliedern, aber keine Hindernisse für den Bewegungsdrang der Kinder darstellen.
Verschiedene Spielangebote für die Grundschule z.B. zum Toben und Klettern werden durch Linien und Felder im Belag ergänzt, die von den Kindern für immer neu erfundene Hüpf-, Lauf- und Balanzierspiele genutzt werden können. Ein Nutzgarten ist, wie auch das grüne Klassenzimmer, auf der ruhigen Ostseite angeordnet.
Für die Sekundarstufe sind – neben altersgemäßen Bewegungsangeboten – auch Bereiche für ein Lernen im Feien vorgesehen.
Das Oberflächenwasser wird, wo immer möglich, über Baumrigolen der Vegetation zugeführt, um für eine verbesserte Wasserversorgung mit einhergehender vergrößerter Evapotranspiration über das Blattwerk zu sorgen.

Sekundarschule
Die Erweiterung der Sekundarschule verzahnt sich geschickt mit dem Bestand. Mit der Verlegung des Haupteinganges in das neue Zentrum der Sekundarschule, ist die Orientierung im Gebäude einfach und klar ablesbar. Es entsteht ein einladender Eingangsbereich - Personen, die über den Haupteingang das Gebäude betreten werden direkt in das Zentrum des Gebäudes geleitet. Das Forum bildet das Herz der Schule, das alle Funktionsbereiche der Schule verbindet und für Veranstaltungen mit z.B. bespielter Bühne genutzt werden kann. Die Mensa ist dabei dem Forum zuschaltbar.
Die Erweiterung ist an die Geschosshöhen des Bestandes angepasst, die barrierefreie Erschließung aller Geschossniveaus ist mittels eines Aufzugs und einer Rampe gewährleistet.
In den Obergeschossen sind im Neubau die Jahrgangscluster angeordnet. Das längs ausgerichtete Bestandsgebäude wird als Spange für die Fachunterrichtsbereiche genutzt und an die Jahrgangscluster angegliedert. Die Fachklassen sind auf kurzem Weg erreichbar, der Verwaltungsbereich liegt zentral im Gebäude.
Im Zentrum des länglichen Gebäudes sind zwei Atrien angeordnet, die zur Belichtung der Erschließungszonen dienen und einen attraktiven Grünraum im Gebäude schaffen.

Grundschule
Der Baukörper für die Grundschule ist im Osten des Schulcampus platziert.
Der Hauptzugang ist zum Campus hin ausgerichtet, die Erschließung und Struktur der Grundschule ist klar, die Orientierung einfach.
Im Erdgeschoss sind das Forum, die Räume für die OGS, die Bibliothek und zwei Jahrgangscluster angeordnet. Im Obergeschoss liegen zentral die Verwaltungsräume und die Teamstation, Mehrzweckräume und die Jahrgangscluster für die Jahrgänge 3 und 4.
Die Grundschule wird im Erdgeschoss über einen Laubengang an die Mensa und an die Sporthalle angebunden, so kann die Mensa mit Lehrküche und die Sporthalle trockenen Fußes erreicht werden.

Dreifach-Sporthalle
Die Sporthalle ist räumlich den Sportflächen zugeordnet und rahmt den Schulcampus an seiner nördlichen Seite. Die Grundrissgestaltung ist funktional und wirtschaftlich. Die Hallenbereiche werden über Oberlichter belichtet, zudem wird im nord-ausgerichteten Erdgeschossbereich eine Verglasung vorgeschlagen, die Ausblicke auf das Sportfeld schafft. Je nach Nutzung kann die Fensterfläche mit Vorhängen geschlossen werden.
Technikflächen u.a. für die Lüftung werden über den Gymnastikräumen angeordnet, so ist eine Anbindung der Sporthalle direkt, auf kurzem Weg möglich.
Zur Nutzung außerhalb der Schulzeiten ist die Sporthalle über einen Zugang entlang der Tennishalle erreichbar.

Architektursprache, Fassadengestaltung, Konstruktion
Die Architektur ist durch die Materialität der Fassade, Transparenz und die Verzahnung mit dem Bestand geprägt.
Die Konstruktion des Erweiterungsbaus der Sekundarschule ist in Massivbauweise vorgesehen, um die Schnittstellen des baulichen Brandschutzes mit dem Bestandsgebäude zu vereinheitlichen.
Für die Neubauten der Grundschule und der Sporthalle wird eine Konstruktion in Hybridbauweise vorgeschlagen. Dabei sind die Tragstruktur mit punktgehaltenen Decken, die Treppenhauskerne und brandschutzrelevante Bauteile als Beton- Massivkonstruktion vorgesehen, der weitere Ausbau erfolgt in Holzbauweise mit weitgehend vorgefertigten Bauteilen. Die Gebäudeaussteifung erfolgt über die Erschließungskerne.
Für die Fassadengestaltung der Neubauten wird die Struktur der Bestandsfassade subtil transformiert.
Für die Materialität der Fassade wird eine Ziegelvorsatzschale aus recycelten Ziegeln vorgeschlagen, deren Oberfläche mit einer Zementschlämme überzogen ist.
Die Neubauten sind auf Basis gleicher Materialität konzeptioniert. Somit entsteht ein Gebäudeensemble, das sich selbstverständlich mit dem Bestand verbindet und zugleich die Baustufen ablesbar macht.
Bei der Auswahl aller Materialien sollen die Kriterien eines nachhaltigen Materialkreislaufes berücksichtigt werden (ökologische, robuste, recycelfähige Baustoffe).
Im Inneren sind die Schulräume durch einen Materialwechsel aus hell gefassten Oberflächen, Holz und Glas geprägt. Im Zusammenspiel mit hellen Bodenbelägen und einem abgestimmten Farb- und Materialkonzept entstehen lichtdurchflutete Räume, die sowohl offen für das Arbeiten in Gruppen, aber auch abgeschirmt für konzentrierte Einzelarbeit konzeptioniert sind und einen angenehmen Lern- und Lebensort schaffen.
Für die Raumakustik werden für die Lehr- und Bürobereiche Baffel Decken geplant, somit kann die Speichermasse der Betondecken aktiviert werden. Im Bereich des Forums sind zur Schalldämpfung Lignotrend-Oberflächen vorgesehen die mit hell lasierten Holzoberflächen diesen Bereich prägen.
Alle Glasflächen erhalten einen außenliegenden Sonnenschutz. Der Fensterflächenanteil liegt bei ca. 40% der Fassadenfläche.
Zur Gewährleistung des Brandschutzes verfügen alle Nutzungsbereiche über zwei unabhängige, bauliche Rettungswege. Zusätzlich wird eine flächendeckende Brandmeldeanlage vorgeschlagen, die auch zur Kompensation dient, falls Nutzungseinheiten die Größe vom 400qm überschreiten.

Ökologie und Wirtschaftlichkeit
Analog zum Gebäudekonstruktionskonzept, bei dem die Materialien dort eingesetzt werden, wo es sinnvoll / wirtschaftlich ist und sowohl die Vorteile des Massivbaus als auch die des Holzbaus genutzt und miteinander kombiniert werden, basiert auch das Haustechnikkonzept darauf, bei minimiertem Einsatz technischer Systeme eine hohe Gesamteffizienz zu erreichen (Low-Tech vor High-Tech).

Konzeptionelle Grundsätze für Nachhaltigkeit und den wirtschaftlichen Gebäudebetrieb:
  • Verwendung recyclingfähiger und natürlicher Baustoffe
  • Sehr gut gedämmte Gebäudehülle
  • Robuste und nachhaltige Fassadenoberflächen
  • Gute und gleichmäßige Tagesbelichtung der Cluster mit der Möglichkeit zur Nachtauskühlung
  • Optimierter sommerlicher Wärmeschutz durch Außenjalousien
  • Reduktion sommerlicher Wärmelasten (ca. 40% Fensterflächenanteil)
  • Optionale Nutzung des Regenwassers für sanitäre Anlagen
  • Begrünung der Dachflächen unter den Aspekten der Biodiversität und Unterstützung des Mikroklimas
  • Gute Durchlüftung des Schulcampus aufgrund der Anordnung der Baukörper
  • Einsatz von Photovoltaik und Solarthermie
  • Einsatz effizienter Anlagenkomponenten mit Wärmerückgewinnung
  • Optional Nachtauskühlung / Nutzung der Massivbauteile als Speichermasse
  • Weitgehend offen geführte Installationen ermöglichen eine einfache Reversibilität / Flexibilität

Die Herstellung des Gebäudes mit einem möglichst hohen Vorfertigungsgrad lässt eine wirtschaftliche Errichtung des Bauwerks erwarten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Ansatz, die bestehende Sekundarschule entlang der Schelpsheide von Erweiterungen frei zu halten, wird vom Preisgericht anerkannt. Das bestehende Sekundarschulgebäude wird ausschließlich auf der nordwestlichen Gebäudeseite gelungen mit dreigeschossigen Erweiterungsbauten ergänzt. Die Setzung der zweigeschossigen Sporthalle im nördlichen Grundstücksbereich mit übersichtlicher Wegeführung und gut einsehbarem Zugangsbereich wird vom Preisgericht begrüßt. Die städtebauliche Grunddisposition der Neubauvolumen fasst einen großen zusammenhängenden und gut zu beaufsichtigenden Pausenhof. Die Kompaktheit und Verortung der zweigeschossigen Grundschule im östlichen Grundstücksteil ist gelungen.

Der Vorschlag das Interimsgebäude auf dem Lehrerparkplatz an der Straße Am Brodhagen anzuordnen, zieht den Entfall der vorhandenen Stellplätze nach sich.

Das Preisgericht lobt die gelungene Zugangssituation des Grundschulgebäudes mit direktem Blickbezug zur Haupttreppe und in den Lichthof. Eine einfache, angemessene Orientierung im Gebäude entsteht. Die Verortung der OGS Bereiche und ihre Orientierung zum Pausenhof wird positiv gesehen. Gelungen organisierte Clusterbereiche können flexibel genutzt werden. Die Cluster werden über einen Gebäudeeinschnitt gut natürlich belichtet und bieten Zugänge zum Außenbereich.
Für das Herz der Sekundarschule wird im Erdgeschoss eine gute Lösung mit koppelbarem Raumverbund von Forum und Speiseraum vorgeschlagen. Eine Bühne ergänzt sinnfällig den Forumsbereich, so dass hier Veranstaltungen stattfinden können bzw. Nutzungsflexibilität gewonnen wird. Die Verlegung des Haupteingangs in die Gebäudemitte des Bestandsgebäudes generiert kurze Wege und eine einfache Orientierung im Gebäude. Die Organisation der Cluster ist gelungen, wobei der Abstand zwischen den Volumen kontrovers diskutiert wird. Das Preisgericht lobt die Wiedererkennbarkeit von Elementen in den Clusterbereichen der weiterführenden Schule. Die Anordnung der Fachräume im Bestand ist ebenfalls gut gelöst.

Bei der Sporthalle ist aus sportfachlicher Sicht die Anordnung der internen Wegeführung (»Turnschuhgang«) nicht optimal.
Die Gestaltung der Fassaden, die für Grundschule und Sekundarschule gleich ist, kann das Preisgericht nicht überzeugen. Die Fassaden erscheinen monoton und schematisch.

Die bauliche Realisierung der vorgeschlagen Erweiterung der Sekundarschule wird während des laufenden Schulbetriebs in Frage gestellt. Die Verlegung des Haupteingangs zieht einen Mehraufwand nach sich.

Die von den Verfassenden vorgeschlagenen Aspekte zur Nachhaltigkeit wie z.B Verwendung recycelter und natürlicher Baustoffe gehen nicht über die gängigen Vorschläge hinaus. Fassadenbekleidung mit einer Vorsatzschale aus recyclten Ziegeln wird vom Preisgericht kontrovers diskutiert.

Die Verfassenden können der komplexen Aufgabenstellung gerecht werden und geben mit einem schönen Entwurf überzeugende Antworten für die Entwicklung des Schulcampus Gellershagen.
Innenperspektive

Innenperspektive

Lageplan

Lageplan

Modell

Modell