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Offener Wettbewerb | 01/2021

Entwicklung Sportforum Berlin

Anerkennung

NUWELA Büro für Städtebau und Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

vn-a | visual network art architecture

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Sportangebote öffentlicher Art sowie spezialisierte Einrichtungen zur bestmöglichen Förderung sportlicher Höchstleistungen sind ein unabdingbares Element einer offenen, demokratischen Gesellschaft. Bewegung und Aktivität bringen Menschen zusammen, lassen uns miteinander kommunizieren, einander unvoreingenommen begegnen, Stress abbauen und fördern so entscheidend ein positives Zusammenleben von Menschen unterschiedlichster Lebensvorstellungen und -entwürfe innerhalb unserer Städte und Dörfer.

In dichter werdenden Städten gewinnen gut gestaltete, aktiv nutzbare, öffentliche Freiräume weiter an Relevanz. Darüber hinaus ist der Leistungssport, sowohl für Praktizierende als auch für interessierte Zusehende, eine soziale, kulturelle und ökonomische gesellschaftliche Stütze, die es unbedingt zu fördern gilt. Aus diesen beiden Grundsätzen entsteht das Konzept für die zukünftige Entwicklung des Sportforum Berlins.

Entwicklungsstufe 1

Ziel dieser Arbeit soll es sein, einen sukzessiven Entwicklungsprozess für das Sportforum Berlin – hin zu einem öffentlich durchwegten und erlebbaren Ort für Spitzensport und Freizeitaktivität gleichermaßen – zu entwerfen.

Dabei entsteht innerhalb beider Entwicklungsphasen ein hochwertiger Raum, der ein Funktionieren sowie einen durchgängigen Betrieb des Sportforums gewährleistet. In der ersten Phase stehen die zeitnahe Umsetzung dringender Baumaßnahmen, die Öffnung des Freiraums für die Öffentlichkeit sowie die Gestaltung eines flexiblen, auf Teilhabe und Mitwirkung beruhenden Planungsprozesses im Vordergrund. An der Planbude können Bürger*innen ihre individuellen Wünsche und Ideen mit einbringen.

Das neue Wegesystem und die Orientierung-gebenden Baumreihen erschließen bereits in diesem frühen Stadium neue Orte großer Öffentlichkeit, die in der weiteren Entwicklung bestehen bleiben und sich atmosphärisch weiter verdichten. Eine einheitliche Belagswahl aus gefärbten Drainasphalt sowie das erinnerbare Pflanzkonzept aus lichten, hutewaldartigen Kiefernsetzungen und geometrisch geordneten, die Wege und Plätze akzentuierenden Gingko-Pflanzungen (Reihe und Hain) in Kombination mit der Verwendung einheitlichem Mobiliars verbindet die unterschiedlichen Elemente und Sportcluster und schafft einen wahrnehmbaren ‚Ort’.

Die entstandenen Situationen und Treffpunkte bieten Raum für temporäre Veranstaltungen (Märkte, Freiluftkino etc.) sowie Möglichkeiten der Aneignung und verankern den Raum des Sportforums im Bewusstsein der Stadtgesellschaft. Kioskbauten und Sitzmöglichkeiten laden zum Verweilen ein. An geeigneten Orten wird der Baumbestand bereits ergänzt und schafft Raumbild-prägende Sichtbeziehungen. Auf zwischengenutzten Flächen kann der Baumbestand für die weitere Entwicklung des Areals gezogen werden.

Entwicklungsstufe 2

Innerhalb der zweiten Entwicklungsphase verdichtet sich das Entwurfskonzept weiter zu einem präzise gestalteten, gesamtheitlich lesbaren Stadtraum von höchster Qualität. Der Stadt- und Freiraum des Sportforums wird mit dem umgebenden städtischen Kontext verwoben, die Anlage in das Netzwerk wertvoller, optimal nutzbarer und unterschiedlicher Freiraumstrukturen als neuer Baustein integriert. Leistungssport, Breitensport, Verweilen und Flanieren treten hier in einen kreativen, symbiotischen Dialog.

Aufbauend auf die bereits innerhalb der ersten Stufe entstandenen zentralen Orte wird das Konzept einer hochqualitativen öffentlichen Durchwegung weitergesponnen. Über das übersichtliche und Orientierung-gebende Wegenetz werden die einzelnen Adressen erschlossen und die unterschiedlichen Akteure begegnen einander. Zentrales Element ist die Promenade, die um die Multifunktionsarena, den Olympiastützpunkt und den See eine neue Mitte bildet und weitere Platz- und Treffpunkte, beispielsweise rund um das neue Funktionsgebäude der Leichtathlet*innen, integriert.

Der charakteristische Belag aus grobkörnigen, farbigen Drainasphalt (auf der Promenade rötlich, auf den untergeordneten Wegeverbindungen beige) genügt dabei höchsten Anforderungen an Barrierefreiheit und schafft ein multifunktional nutz- und bespielbares Tableau. Ein Belag für alle! (verkehrsberuhigter Bereich, shared space). An den Eingängen markieren kleine Platzsituationen den Auftakt und knüpfen das Areal über Fuß- und Radwegverbindungen an die nahegelegenen Freiräume an.

Über dieses effiziente Erschließungssystem kann gleichzeitig viel Fläche unversiegelt bleiben bzw. entsiegelt werden. Hier kann über ein nachhaltiges, extensives Bewirtschaftungskonzept der Baumbestand zum lockeren, raum-bildenden Hutewald (Kiefern sowie Einsaat von Gräsern und Stauden) weiter ergänzt werden. Diese Flächen werden zudem zur Retention und Entwässerung der versiegelten Flächen herangezogen und kontrastieren durch ihren wilden, sukzessiven Charakter spannungsvoll die intensiv genutzten Sportcluster sowie die geometrisch gepflanzten Gingko-Baumreihen und Haine auf der Promenade und den Plätzen.

Die Sportarten werden räumlich zusammengefasst, bilden thematische Cluster (Fußball, Eishallen & Skatebahn, Volleyball, Leichtathletik, etc.) und schaffen ein System kurzer Wege. Die Angebote für den Breitensport gliedern sich zwischen den Leistungssportangeboten und sind ebenfalls über die zentrale Achse adressiert. Erholungs- und Konsumangebote wie Kiosk, Biergarten, Cafés, Sitzmöbel komplettieren das Nutzungsangebot an geeigneten Orten (zentrale Mitte, Eingänge, Biergarten). Der neue Olympiastützpunkt am See wird zum zentralen Gebäude mit öffentlichem Erdgeschoss, erlebbaren Museums- und Ausstellungsräumen.

Der ruhende Verkehr wird am Weißenseer Weg in einem ‚Mobilitäts-Hub’ untergebracht. Das Gebäude soll zudem über ein aktiviertes Erdgeschoss (e-Bike/e-Car Station, Ausstellungs- und Informationsräume, Kiosk etc.) den öffentlichen Raum beleben. Weitere Parkierungsangebote werden im geforderten Umfang dezentral, den Einrichtungen zugeordnet, auf dem Gelände verteilt. Auf dem Dach des ‚Mobilitäts-Hub’ entsteht ein besonderer Ort, der Breitensport sowie Leistungssport zugleich dienen kann: Über den Dächern wird auf einer weitläufigen epdm-Fläche ein multifunktionaler Sportplatz zum Basketball-, Fußball-, Tennis- oder Volleyballspielen angeboten: Eine weithin sichtbare Bühne für das Sportreiben am Forum.

Innerhalb des ‚Ideenteil Friedhof‘ entwickelt sich ein kontemplativer Gegenpol zum Aktivbereich des Forums. Der Baumbestand wird vollumfänglich erhalten. Unterhalb des Baumdachs entstehen mit Hecken eingefasste ‚Orte der Ruhe‘ zum Lesen, Sinnieren und Erholen. Ein Theatron schafft einen Ort für kleine Kulturveranstaltungen wie Lesungen und Theateraufführungen.

Das SLZB wird über um die neuen Gebäude ergänzt und räumlich, über ausgebaute Wegebeziehungen an das Sportforum angebunden. Neue Freiraumelemente, wie der zentrale Obstgarten und der nahe gelegene Skateplatz schaffen nutzbare und aneigenbare Angebote für die Schüler*innen.

Ein gesamtheitlich gedachtes Regenwassermanagement geht mit der Entwurfsplanung einher. Sämtliche Neubauten werden mit intensiv begrünten Flachdächern ausgeführt, die Wasserrückhaltung und Retention garantieren (optionale Ergänzung um PV-Anlagen empfohlen). Über die weitläufigen Grünflächen des Hutewalds wird ein Großteil des Oberflächenwassers über belebte Oberflächen versickert. Überschüssiges auf den Wegen und Plätzen anfallendes Wasser wird über Rigolen versickert bzw. über Abflussleitungen unter der Promenade zum neu angelegten, zentralen See geleitet. Am See werden ökologische Belange mit Freizeit- und Erholungswert kombiniert. An den Sitzstufen kann verweilt, im See gebadet werden. Über eine Flachwasserzone wird mittels einer Pflanzenkläranlage das Wasser gereinigt. Darüber hinaus kann der See als Wasserspeicher dienen und zur Bewässerung von Sport- und Pflanzflächen genutzt werden.

So entsteht ein robustes 2-phasiges Entwurfskonzept, das auf dem Sportforum Berlin eine zusammenhängende, lesbare städtebauliche und freiräumliche Struktur erwarten lässt, die sämtlichen Anforderungen an Erschließung, Sozialem Miteinander, professionellem Sporttreiben, Ökonomie und Ökologie gerecht wird. Innerhalb dieser resilienten Grundstruktur entstehen wiederum individuell erlebbare Teilräume von hoher Varianz, die eine spannungsvolle Raumchoreografie versprechen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Idee einer sich zu einem See aufweitende Wegepromenade als zentraler öffentlicher Raum des Sportforums in Verbindung mit den angelagerten Nutzungen wird begrüßt. Die Integration der Sportarena im Zentrum wird besonders gewürdigt. Die sehr kleinteilige Verteilung der übrigen Baukörper wird in räumlicher und maßstäblicher Hinsicht jedoch kritisch gesehen.

Besonders gewürdigt werden die spannenden Ideen für Interimsaktivitäten in der ersten Bauphase.

Die sich aufweitende Achse bietet eine gute Orientierung, in den übrigen Bereichen ist jedoch keine intuitive Orientierung gegeben. Die städtebaulich-landschaftliche Vernetzung Richtung Norden zum Schul- und Leistungssportzentrum (SLZB) über die verkehrsberuhigte Fritz-Lesch-Straße erscheint sehr gut gelöst. Die Anbindung des Friedhofs und Vorschläge für eine integrierte Nutzung der Fläche sind angemessen und nachvollziehbar.

Das zentrale Wasserelement bietet einen Ort für eine Verzahnung mit der Öffentlichkeit, nicht plausibel ist allerdings die Lage des Sees auf dem Hochpunkt des Areals. Der eingestellte Baumhain stört die Sichtbeziehung zum Olympiastützpunkt und mindert die Wahrnehmbarkeit des öffentlichen Bereichs um den See. Die Raumbildung im Bereich zwischen Großer Sporthalle, Beachvolleyballhalle und Arena kann nicht überzeugen.

Der Mobility-Hub mit Sportflächen auf dem Dach im Eingangsbereich und im Kontext zur denkmalgeschützten Großen Sporthalle wird kritisch gesehen. Durch die Lage der Spielfelder können Lärmkonflikte mit der Wohnnutzung im Süden auftreten. Die Idee eines Biergartens mit Bezug zur Brauerei wird in ihrer Lage gewürdigt.

Eine sinnfällige Clusterung der einzelnen Sportnutzungen ist nicht nachzuvollziehen. Auch wird stark in den Gebäudebestand eingegriffen. Die z. T. großflächig versiegelten Flächen im Außenraum wirken wenig gegliedert. Der Mehrwert durch informelle Sportarten ist nicht zu finden.

Die klare Strukturierung des Geländes durch Baumreihen bildet einen Kontrast zu den hutewaldartigen, naturnah gestuften Pflanzungen, die einen Ausgleich von Vegetationsverlusten darstellen.

Das an sich schlüssige Entwässerungskonzept sieht eine Kaskadierung mit Dachbegrünung und in die Hutewälder integrierten, dezentralen Versickerungsflächen vor. Nicht nachvollziehbar ist jedoch die Lage des Sees am höchsten Punkt des Geländes.
Masterplan

Masterplan

Haupteingang Sportforum

Haupteingang Sportforum

bei der Leichtathletik

bei der Leichtathletik

Prinzipschnitte

Prinzipschnitte