Städtebaulich-landschaftsplanerisches Gutachterverfahren | 01/2025
Entwicklung Wohnquartier Nördlich Wimpfener Straße in Düsseldorf
©VIR.works
Nachbarschaftsplatz
4. Rang
Preisgeld: 7.700 EUR
Stadtplanung / Städtebau
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Verfasser:
Sarah Escher, Christof Weber, Anne Kaestle, Prof. Dan Schürch
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Mitarbeitende:
Landschaftsarchitektur
Erläuterungstext
GRÜNER SAUM & LEBENDIGE MITTE
Zentrales Element der künftigen Quartiersentwicklung ist die innere Durchwegung als infrastrukturelles Rückgrat. Eine Abfolge von Plätzen läßt lebendige soziale, kulturelle und dienstleistungsorientierte Knotenpunkte entstehen und schafft einen harmonischen und funktionalen Freiraum, der den Bewohnern und Besuchern gleichermaßen eine hohe Lebensqualität bietet. Verschiedene Bautypologien ermöglichen eine Vielfalt gestalterischer und sozialer Durchmischung.
Zentrales Element der künftigen Quartiersentwicklung ist die innere Durchwegung als infrastrukturelles Rückgrat. Eine Abfolge von Plätzen läßt lebendige soziale, kulturelle und dienstleistungsorientierte Knotenpunkte entstehen und schafft einen harmonischen und funktionalen Freiraum, der den Bewohnern und Besuchern gleichermaßen eine hohe Lebensqualität bietet. Verschiedene Bautypologien ermöglichen eine Vielfalt gestalterischer und sozialer Durchmischung.
BESTÄNDE PRÄGEN
Den ortsprägenden Wert von Bestandsbauten anzuerkennen, die darin enthaltenen Energiereserven zu nutzen und ihnen durch geschickte Umnutzung eine neue Identität zu verleihen statt sie abzureißen prägt die städtebauliche Setzung. Zur lärmbelasteten Nordseite bildet die bestehende Begrünung eine optische und akustische Pufferzone, zum Schutz des Wohngebiets. Die Gebäude bilden einen schützenden Rücken und orientieren sich zu den südlich gelegenen urbanen Platzräumen.
NATURRÄUMLICHE VERNETZUNG
Im Süden bildet der Park eine für alle nutzbare Pufferzone zur Nachbarschaft und verbindet sich durch die Aufnahme des Rythmus der Bestandsbebauung geschickt mit dem angrenzenden Wohngebiet. Das weit verzweigte Wegesystem der Parkfläche vernetzt das neue und alte Quartier miteinander und bietet qualitativen Außenraum mit Spiel- und Sportangeboten für alle Anwohner unter Erhalt einer Vielzahl von Bestandsbäumen.
AKTIVIERTE ERDGESCHOSSE
AKTIVIERTE ERDGESCHOSSE
Verschiedenartige Plätze, mit gezielt angelagerten, öffentlichen Nutzungen von lebendigen, konsum-orientierteren Angeboten im Westen über wohnungsnahe Ergänzungen im Zentrum hin zu kulturelleren Bildungsangeboten Richtung Osten bieten vielfältige Angebote zur Bereicherung des Wohnumfeldes.
VIELFALT IM QUARTIER
VIELFALT IM QUARTIER
Durch den Erhalt von Bestandsgebäuden sowie einen Gestaltungsleitfaden der sich an den historischen Gebäudestrukturen Benraths orientiert entsteht ein vielfältiges tief in der Nachbarschaft verwurzeltes und mit ihr vernetztes Quartier. In Anlehnung an die gründerzeitlichen Fassaden Benraths schlagen wir einen abgestimmten Farbkanon zur Differenzierung untereinander vor. Ein vorgeschlagener jeweils farblich abgesetzter Sockel gliedert und bricht die Höhe der Fassaden, wodurch er den Bezug zum menschlichen Maßstab aufnimmt.
Beurteilung durch das Preisgericht
Zentrale Entwurfsidee des zukünftigen Quartiers ist die Schaffung einer urbanen West-Ost-Durchwegung als infrastrukturelles Rückgrat. Eine Abfolge von Plätzen soll lebendige, soziale, kulturelle und dienstleistungsorientierte Knotenpunkte mit hoher Dichte entstehen lassen.
Die Quartiersmitte, der Nachbarschaftsplatz, funktioniert als Verknüpfungspunkt zwischen den Bestandsgebäuden an der Wimpfener Straße und lenkt die urbane Achse um. Geprägt ist der Nachbarschafsplatz zudem von einem der drei erhaltenen Bestandsgebäude, das in Zukunft Maisonettwohnungen und eine KITA integrieren soll, deren Lage und Freiraumqualität jedoch kritisch gesehen wird.
Ein südlich gelegener Bestandsriegel wird samt Tiefgarage erhalten und in zwei Gebäudekomplexe aufgeteilt, die Hobbyräume, eine Bibliothek und besondere Wohnformen integrieren. Zusätzlich ist die urbane Achse mit Nahversorgung, Coworking und Bäckerei ergänzt. Die Vielfalt der urbanen Angebote wird im Verhältnis zur Einwohnerzahl kritisch diskutiert.
Auch wenn der Entwurf den Anspruch einer Entsiegelung verfolgt, ist der finale Versiegelungsanteil mit allen Neubauten zusammengerechnet doch sehr hoch. Neben der erhaltenen Tiefgarage im Osten bildet eine Quartiersgarage den westlichen Eingang von der Kappeler Straße. Dieses Entree erscheint angemessen und integriert die unterschiedlichen Anforderungen an den Quartierseingang überzeugend, demgegenüber fällt das östliche Entrée etwas zurück.
Die Geschossigkeit nimmt nach Süden ab und erscheint eine angemessene Höhenentwicklung zum Kontext zu schaffen. Im Übergang zur Bestandsbebauung entsteht im südlichen Abschluss ein Park, dessen räumliche Gestaltqualität und Zugänglichkeit nicht völlig überzeugen kann. Die Anzahl der erhaltenen Bäume wird im Ganzen positiv bewertet, führt jedoch auch zu einer Verschiebung der Freiräume an die Ränder des Quartiers, welche im Süden durch den Bestandserhalt zum Teil sehr schmal werden und im Norden lärmbelastet sind.
Der Entwurf überrascht durch die im Vergleich höchste Geschossfläche. Diese entsteht durch die Gestaltung sehr großer Gebäudetiefen. Positiv erwähnt wird der Variantenreichtum an verschiedenen Typologien. Die Tiefe der Gebäude in den engen Neubau-Blockrändern entspricht nicht den Erwartungen an flexiblen, qualitätvollen Wohnungsbau und auch die Tiefe der Bestandsbauten erscheint für das Wohnen nur bedingt geeignet.
Ein nachhaltiger Umgang mit der Bestandssituation prägt den Beitrag. Ein hoher Anteil an Baumbestand, ein nachhaltiges Mobilitätskonzept, ein durchdachtes Regenwassermanagement und nicht zuletzt der Versuch des Bestandserhalts sprechen für den Entwurf. Neben manchen städtebaulichen Defiziten wird der Beitrag wegen seines einmaligen Umgangs mit den Bestandsgebäuden gewürdigt und stellt einen wichtigen Beitrag in der Gesamtdiskussion dar.
©Duplex Architekten
Vernetztes Quartier
©Duplex Architekten
Vielfältige Bautypologien