Nichtoffener Wettbewerb | 07/2020
Entwicklungsgebiet Limespark in Öhringen
©Daniel Schönle & Büro Hink / Ismael Dillenburg
Perspektive Quatiersplatz | Rechts im Bild die Grundschule sowie die Sporthalle
2. Preis
Preisgeld: 30.000 EUR
KLAUS NACHTRIEB Städtebau . Umweltplanung
Stadtplanung / Städtebau
Erläuterungstext
Der Entwurf für den Limespark greift bestehende Strukturen auf und entwickelt die besonderen landschaftlichen Qualitäten des Ortes weiter zu einem städtebaulichen Ensemble, das von seinen qualitätsvollen Grünstrukturen geprägt ist. Der existierende „Grünzug“ im Westen wird aufgenommen und in einem Bogen über die Kuppe durch das Gebiet auf den neuen zentralen Quartiersplatz weitergeführt.
Er bildet das Rückgrat des neuen Stadtteils sowohl für die bauliche Struktur als auch für die fußgänger- und fahrradfreundliche Erschließung. Von ihm führen „Grüne Finger“ nach außen und unten, die das Gebiet in Teilquartiere mit starkem Freiraumbezug strukturieren.
Freiraum, Grün und Wasser
Die strukturierenden Grünelemente des Entwurfs sind der zentrale Grünzug, die Grünen Finger und der Grüngürtel, der das Gebiet entlang der Straßen umschließt. Insgesamt entsteht eine großzügige öffentliche Parkanlage mit hohen Aufenthaltsqualitäten und zahlreichen Angeboten. Der Grünzug auf dem Hügel verknüpft die zentralen, öffentlichen Orte und Plätze miteinander. Hier verdichtet sich die Wegestruktur an wichtigen Punkten zu Plätzen im Grünen. Gleichzeitig bildet er eine fuß- und fahrradfreundliche Verbindung ohne Autoverkehr und erschließt das gesamte Quartier. Auf der Kuppe entsteht auf einem der Plätze ein Aussichtsturm.
Die Grünen Finger entwickeln sich hangabwärts sukzessive von einer Parklandschaft hin zu einer naturnahen Landschaft im Grüngürtel. Hier gehen mehrfach gemähte Grasflächen in Wiesen über, Solitärbäume „verwandeln“ sich in Baumcluster und –gruppen, die weitgehend sich selbst überlassen bleiben können. Gleichzeitig gliedern sie die bauliche Struktur und dienen als Kalt- und Frischluftentstehungsbereiche.Entlang der Römerstraße und im Nordosten bildet der Lärmschutzwall entlang der Straße nach innen eine leichte Geländemulde aus. Dort entstehen Versickerungs- und Verdunstungsmulden, die aus den Quartieren und den Grünen Fingern gespeist werden. Die Blau-Grüne Infrastruktur wird erlebbar, es entsteht ein naturnahes und dezentrales Wassermanagement.
Mobilität
Ein grünes Netz bildet das wichtigste Element für die attraktive Erschließung des Gebiets für den Fuß- und Radverkehr. Es verbindet autofrei alle wichtigen Nutzungen, die Teilquartiere und die S-Bahnstationen.Eine neue Buslinie führt in einer Schleife so durch das gesamte Gebiet, dass alle Bereiche auch mit dem ÖPNV sehr gut angebunden sind. Ein neuer S-Bahnhof könnte dieses Angebot noch ergänzen. Durchgangsverkehr von PKWs wird durch die vorgeschlagene Erschließungsstruktur verhindert. Die Teilquartiere werden durch Schlaufen erschlossen, an deren Ende sich die Straße als Mischverkehrsfläche mit Wendemöglichkeit aufweitet. Hier entstehen am Übergang zur Landschaft kleine Quartiersplätze.
Private Stellplätze befindet sich vorwiegend in Tiefgaragen. Ein großer Teil der Parkierung für die südlichen und östlichen Baufelder findet im Lärmschutzwall entlang der Römerallee statt. Die Stellplätze sind direkt von den Wohngebäuden über den Grüngürtel zu erreichen. Sowohl im Wall als auch in den Straßenräumen befinden sich öffentliche Stellplätze. An der Schule werden ausreichend Stellplätze für PKWs und Fahrräder für die öffentlichen Einrichtungen am Platz angeordnet.Zentral in den dichter bebauten Bereichen entlang des Grünzugs werden integriert in die Blockstrukturen Mobilitätspunkte angeboten. Sie bieten Mobilitätsinfrastruktur v.a. für den Radverkehr in Form von Verleihstationen, sicheren Abstellmöglichkeiten und Reparaturwerkstätten sowie attraktive Elektromobilitätsangebote.
Nutzungsverteilung und Baustruktur
Wichtige öffentliche Einrichtungen wie Kita, Grundschule und Sporthalle gruppieren sich um den neuen Quartiersplatz im Zentrum des Limesparks. Weitgehend geschlossene, mischgenutzte Blockstrukturen fassen diesen Platz im Norden. Gastronomie, Einzelhandel und Freizeitnutzungen in den aktiven Erdgeschosszonen dieser Gebäude bespielen den öffentlichen Raum.
Entlang des Grünzugs entstehen offene Blockstrukturen, die den Grünraum klar konturieren und den Bewohnern gleichzeitig einen starken Bezug zu diesem ermöglichen. Weitere öffentliche Einrichtungen und mischgenutzte Bausteine gruppieren sich um einen kleineren Plätz auf der Kuppe. Hier wird als zusätzliche Attraktion und Wahrzeichen des neuen Stadtteils ein öffentlich zugänglicher Aussichtsturm errichtet. Im Norden bei den Sportanlagen bildet sich ein weiteres aktives Cluster mit dem Vereinshaus und öffentlichen sowie gewerblichen Nutzungen.
Ausgehend vom Grünzug entwickeln sich die Teilquartiere mit überwiegend Wohnnutzung hangabwärts nach außen. Die Dichte der Bebauung nimmt kontinuierlich ab und auch die Typologie der Bebauung verändert sich: Entlang des Grünzugs und der Straßen entsteht Geschosswohnungsbau, zu den Grünen Fingern und den umlaufenden Grüngürtel löst sich die Baustruktur über Reihen- und Doppelhäuser bis hin zu freistehenden Einfamilienhäusern auf.Die Struktur der Teilquartiere ermöglicht eine problemlose Umsetzung in mehreren Bauabschnitten.
Baufeldtypologie
Der Baustruktur in den Teilquartieren liegt eine Strategie zugrunde, die eine möglichst große Vielfalt an Wohnformen und Bauherrenmodellen innerhalb eines starken städtebaulichen Gerüsts ermöglicht. Diese Herangehensweise schafft sowohl größere zusammenhängende Grundstücke als auch eine kleinteilige Parzellierung und spricht somit unterschiedliche Zielgruppen und Bauherren an.
Verschiedene Baufeldtypen weisen unterschiedliche Eigenschaften in Bezug auf das Maß und die Struktur der Bebauung auf. Lage, Form und entsprechende baurechtliche Rahmenbedingungen provozieren für den jeweiligen Baufeldtyp charakteristische Wohnformen und Gebäudetypen. Die Grundlage für die Varianz von Wohnformen bildet eine Typologie, die für die einzelnen Baufelder unterschiedliche Vorgaben zur Art und dem Maß der jeweils gewünschten baulichen Nutzung sowie der Höhenentwicklung macht. Diese bauliche Vielfalt innerhalb eines starken Gerüsts leistet im Dialog von Stadt und Landschaft einen wichtigen Beitrag für die differenzierte Freiraumstruktur des Limespark.
Es werden drei Baufeldtypen vorgeschlagen, die grundsätzlich verschiedene Charaktereigenschaften aufweisen und sich dabei u.a. in Bezug auf ihre stadträumliche Wirkung deutlich unterscheiden. Baufelder mit durchlässiger Baustruktur (»Höfe« und »Gruppen«) und zum Teil räumlichen Dächern liegen entlang der Grünen Finger und des Grüngürtels, schaffen hier visuelle und räumliche Bezüge sowie ein hohes Maß an Erlebbarkeit der Freiräume. Entlang des Grünzugs schließen sich die Ensembles zu »Offenen Blöcken« und bilden eine klare räumliche Kante zum Park.
Beurteilung durch das Preisgericht
Das südöstliche Plangebiet wird durch „Grüne Finger“ hangabwärts in überschaubare Wohnquartiere gegliedert. Im nördlichen Areal sind in zentraler Lage die Sportanlagen südlich des Lärmschutzwalls zur Autobahn sinnvoll situiert. Die dazugehörige Sporthalle und das Vereinszentrum werden über eine lange Stichstraße im Mischgebiet erschlossen, was kontrovers beurteilt wird. In der Auseinandersetzung mit der Topografie gelingt eine geschickte Höhenstaffelung der Bauquartiere. Dabei fassen die gewählten offenen drei- bis viergeschossigen Hofstrukturen außenräumlich den zentralen Grünraum und bieten innenräumlich eine hohe Wohnqualität mit einer Adressbildung. Die differenzierte Baufeldtypologie mit offenen Blöcken, Höfen und Gruppenbildungen überzeugt in ihrer in „Jahresringen“ angeordneten Wohn- und Mischquartieren, wobei Teilbereiche als zu schematisch beurteilt werden. Beispielsweise werden die vorgeschlagenen Einzelhausgruppen nördlich des S-Bahnhaltepunktes aufgrund ihrer Lagegunst im attraktiven Grünraum zum Stadtteilplatz kritisch gesehen, eine angemessene Bebauungsdichte ist anzustreben.
Die als Tiefgarage geplante P+R-Anlage ignoriert die topografischen und hydrologischen Gegebenheiten. Das Erschließungskonzept bindet vorwiegend nachvollziehbar an das vorhandene Straßennetz an. Die geplante Nutzungsverteilung mit Mischgebieten im Nord-Westen und Nord-Osten und Sportgebieten ist folgerichtig situiert, wobei die Verträglichkeit des geplanten BHKW in unmittelbarer Nähe zur Mischnutzung (Gewerbe und Wohnen) hinterfragt wird.
Der Entwurf weist eine hohe Einwohnerdichte auf, was einerseits eine gute Wirtschaftlichkeit zur Deckung des zukünftigen Wohnbedarfs bei gleichzeitiger hoher Wohnqualität ermöglicht.
Zusammenfassend bietet der Entwurf eine gute Antwort auf die Planungsaufgabe, welche in überschaubaren Bauabschnitten zu realisieren ist, und lässt eine hohe städtebauliche, freiraumplanerische und Nutzungsqualität erwarten unter besonderer Berücksichtigung des Genius Loci des Ortes.
©Büro Hink Landschaftsarchitektur Ismael Dillenburg
Perspektive Quatiersplatz | Rechts im Bild die Grundschule sowie die Sporthalle
©Daniel Schönle, Büro Hink, KLAUS NACHTRIEB
©Daniel Schönle & Büro Hink / Ismael Dillenburg
Lageplan 1:2000
©Daniel Schönle Architektur und Stadtplanung / Büro Hink Landschaftsarchitektur
Lageplan 1:2000
©Daniel Schönle, Büro Hink, KLAUS NACHTRIEB
Modell
©Daniel Schönle & Büro Hink / Ismael Dillenburg
Lageplan 1:1000
Lageplan 1:1000
©Daniel Schönle & Büro Hink / Ismael Dillenburg
Perspektive Wohnhof | Unterschiedliche Wohnformen gruppieren sich um einen gemeinsamen Freiraum mit hohen Aufenthalsqualitäten
©Büro Hink Landschaftsarchitektur Ismael Dillenburg
Perspektive Wohnhof | Unterschiedliche Wohnformen gruppieren sich um einen gemeinsamen Freiraum mit hohen Aufenthalsqualitäten
©Daniel Schönle & Büro Hink / Ismael Dillenburg
Lageplan 1:500
©Daniel Schönle Architektur und Stadtplanung / Büro Hink Landschaftsarchitektur
Lageplan 1:500
©Daniel Schönle & Büro Hink / Ismael Dillenburg
Schwarzplan 1:5000
Schwarzplan 1:5000
©Daniel Schönle & Büro Hink / Ismael Dillenburg
Konzept
©Daniel Schönle Architektur und Stadtplanung / Büro Hink Landschaftsarchitektur
Konzept
©Daniel Schönle & Büro Hink / Ismael Dillenburg
Freiraum, Grün und Wasser
©Daniel Schönle Architektur und Stadtplanung / Büro Hink Landschaftsarchitektur
Freiraum, Grün und Wasser
©Daniel Schönle & Büro Hink / Ismael Dillenburg
Mobilität
©Daniel Schönle Architektur und Stadtplanung / Büro Hink Landschaftsarchitektur
Mobilität
©Daniel Schönle & Büro Hink / Ismael Dillenburg
Baufeldtypologie
©Daniel Schönle Architektur und Stadtplanung / Büro Hink Landschaftsarchitektur
Baufeldtypologie
©Daniel Schönle & Büro Hink / Ismael Dillenburg
Nutzung Baustrucktur
©Daniel Schönle Architektur und Stadtplanung / Büro Hink Landschaftsarchitektur
Nutzung Baustrucktur
©Daniel Schönle & Büro Hink / Ismael Dillenburg
Schnitt A-A | Schnitt B-B
Schnitt A-A | Schnitt B-B
©Daniel Schönle & Büro Hink / Ismael Dillenburg
Schnitt C-C | Schnitt E-E
Schnitt C-C | Schnitt E-E
©Daniel Schönle & Büro Hink / Ismael Dillenburg
Schnitt B-B
Schnitt B-B
©Daniel Schönle & Büro Hink / Ismael Dillenburg
Plan 1
©Daniel Schönle Architektur und Stadtplanung / Büro Hink Landschaftsarchitektur
Plan 1
©Daniel Schönle & Büro Hink / Ismael Dillenburg
Plan 2
©Daniel Schönle Architektur und Stadtplanung / Büro Hink Landschaftsarchitektur
Plan 2
©Daniel Schönle & Büro Hink / Ismael Dillenburg
Plan 3
©Daniel Schönle Architektur und Stadtplanung / Büro Hink Landschaftsarchitektur
Plan 3