Offener Wettbewerb | 03/2022
Erneuerung Kunstmuseum Thurgau in Warth (CH)
4. Rang
Architektur
Bauphysik, TGA-Fachplanung
Bauingenieurwesen
Visualisierung
Beurteilung durch das Preisgericht
Auf radikale Weise versucht der Vorschlag, ein Maximum der bestehenden Bausubstanz, insbesondere auch die beiden westseitig bestehenden Klausen von Antoniol + Huber zu erhalten, zu sanieren und unter dem zu einem Trägergeschoss transformierten ersten Untergeschoss mit zwei kompakten und direkt darunterliegenden Untergeschossen zu unterbauen. Ziel ist es, zusammen mit der Verlegung der Mauer am Westende des Nordhofs, der einen «hortus conclusus» als integraler Teil des Museums fasst, den in der Ansicht von 1757 dargestellten Zustand möglichst wiederzuerlangen. Durch die Verlängerung des Kreuzgangs und die Ergänzung durch Warenlift und Fluchttreppe erhält diese Seite allerdings auch ein neues Gesicht.
Der bestehende Haupteingang soll durch Massnahmen im Freiraum sowie durch die künstlerische Aktivierung des Torbogens eine gesteigerte Präsenz erhalten: Die Wegführung wird auf sinnfällige Weise optimiert und der Vorbereich mittels Baumpflanzungen aufgewertet. Durch die Verlegung von Lobby und Museumsshop in die sanierte Klause XIV soll die Zugangsseite befreit und der Kreuzgang aktiviert werden. Eine neue Haupttreppe führt die Besucher über ein Zwischengeschoss mit Garderoben und Toiletten in den grosszügig disponierten und flexibel bespielbaren Ausstellungsraum hinab und von dort in den bestehenden Ausstellungskeller. Die markanten Unterzüge – «Fragmente des teils abgebrochenen Unterbaus» (Zitat Verfassende) – verleihen diesem Raum zusammen mit dem Oberlicht zwischen den Klausen einen starken Raumcharakter. Die in den verführerischen Visualisierungen dargestellte Differenz zwischen serieller Raumsequenz im Erdgeschoss und vertikal aufstrebender Raumproportion bzw. langgezogenem Keller im Untergeschoss stellt einen wertvollen Beitrag dar. Auch wenn der Statikbericht die damit verbundenen Massnahmen zur Baugrube (Grossbohrpfälung, Abteufung und Verankerung) und bezüglich «Ergänzungen und Verstärkungen des bestehenden Untergeschosses zu einem Trägerrost» umfassend ausführt, birgt diese unterirdische Transformation doch erhebliche Risiken, die in Ihrer Umsetzbarkeit und in wirtschaftlicher Hinsicht zu verifizieren wären. Auch aus denkmalpflegerischer Sicht sind sie zu überdenken, da sie wohl den Abbruch der bestehenden Klausen nach sich ziehen würden.
Zu Anlieferung, Rollstuhlgängigkeit, Brand- und Kulturgüterschutzmassnahmen werden ebenso plausible Überlegungen präsentiert wie zur baulichen Etappierung; auch das Beleuchtungs- und das Signaletikkonzept offerieren bereits wertvolle Gedanken und dokumentieren Sorgfalt und Tiefe der Auseinandersetzung mit der herausfordernden Aufgabenstellung.
In betrieblicher Hinsicht weist das Projekt allerdings konzeptimmanente Mängel auf: Nicht nur erweist sich die Lage des Museumsshops in Klause XIV als für Besucher des Ittinger Museums zu dezentral. Auch die Trennung von Kasse und Museumsshop stellt eine grosse personelle Herausforderung dar. Aus betrieblicher Sicht werden aber auch die etwas enge, d.h. fast zwangshafte Besucherführung und die ungünstige Führung bei Kirchenkonzerten zu den Toiletten über den Kunstraum bemängelt.
Die konstruktive Ertüchtigung der Klausen hingegen erfolgt in sorgsamem, denkmalpflegerischem Sinne. So gelingt mit dem gewählten Aufbau nicht nur ein umfassender Erhalt des äusseren Ausdrucks, sondern in nachhaltigem und denkmalpflegerischem Sinne (Reversibilität) auch ein maximaler Erhalt von originaler Bausubstanz. Das gedämmte Innere wird durch feuchtigkeitsregulierende und wärmespeichernde Materialien (Lehmprodukte, Zelluloseflocken und Korkdämmung) den heutigen Anforderungen angepasst und formt einen ruhigen Hintergrund für die Kunst, auch wenn der vorgeschlagene Aufbau hinsichtlich seiner Robustheit zu prüfen wäre. Mit sinnvollen Massnahmen wird auch der Gebäudetechnikaufwand zugunsten einer maximalen Energieeffienz möglichst gering gehalten.
Insgesamt handelt es sich um einen sehr verdankenswerten und in vielen Bereichen sorgfältig vertieften Beitrag im Sinne des Denkmals; nebst den doch recht einschneidenden betrieblichen Schwächen, die – konzeptimmanent – einen erhöhten Personalaufwand bedingen, birgt er aber mit der vorgeschlagenen Unterbauung nicht unerhebliche bauliche Risiken.
Der bestehende Haupteingang soll durch Massnahmen im Freiraum sowie durch die künstlerische Aktivierung des Torbogens eine gesteigerte Präsenz erhalten: Die Wegführung wird auf sinnfällige Weise optimiert und der Vorbereich mittels Baumpflanzungen aufgewertet. Durch die Verlegung von Lobby und Museumsshop in die sanierte Klause XIV soll die Zugangsseite befreit und der Kreuzgang aktiviert werden. Eine neue Haupttreppe führt die Besucher über ein Zwischengeschoss mit Garderoben und Toiletten in den grosszügig disponierten und flexibel bespielbaren Ausstellungsraum hinab und von dort in den bestehenden Ausstellungskeller. Die markanten Unterzüge – «Fragmente des teils abgebrochenen Unterbaus» (Zitat Verfassende) – verleihen diesem Raum zusammen mit dem Oberlicht zwischen den Klausen einen starken Raumcharakter. Die in den verführerischen Visualisierungen dargestellte Differenz zwischen serieller Raumsequenz im Erdgeschoss und vertikal aufstrebender Raumproportion bzw. langgezogenem Keller im Untergeschoss stellt einen wertvollen Beitrag dar. Auch wenn der Statikbericht die damit verbundenen Massnahmen zur Baugrube (Grossbohrpfälung, Abteufung und Verankerung) und bezüglich «Ergänzungen und Verstärkungen des bestehenden Untergeschosses zu einem Trägerrost» umfassend ausführt, birgt diese unterirdische Transformation doch erhebliche Risiken, die in Ihrer Umsetzbarkeit und in wirtschaftlicher Hinsicht zu verifizieren wären. Auch aus denkmalpflegerischer Sicht sind sie zu überdenken, da sie wohl den Abbruch der bestehenden Klausen nach sich ziehen würden.
Zu Anlieferung, Rollstuhlgängigkeit, Brand- und Kulturgüterschutzmassnahmen werden ebenso plausible Überlegungen präsentiert wie zur baulichen Etappierung; auch das Beleuchtungs- und das Signaletikkonzept offerieren bereits wertvolle Gedanken und dokumentieren Sorgfalt und Tiefe der Auseinandersetzung mit der herausfordernden Aufgabenstellung.
In betrieblicher Hinsicht weist das Projekt allerdings konzeptimmanente Mängel auf: Nicht nur erweist sich die Lage des Museumsshops in Klause XIV als für Besucher des Ittinger Museums zu dezentral. Auch die Trennung von Kasse und Museumsshop stellt eine grosse personelle Herausforderung dar. Aus betrieblicher Sicht werden aber auch die etwas enge, d.h. fast zwangshafte Besucherführung und die ungünstige Führung bei Kirchenkonzerten zu den Toiletten über den Kunstraum bemängelt.
Die konstruktive Ertüchtigung der Klausen hingegen erfolgt in sorgsamem, denkmalpflegerischem Sinne. So gelingt mit dem gewählten Aufbau nicht nur ein umfassender Erhalt des äusseren Ausdrucks, sondern in nachhaltigem und denkmalpflegerischem Sinne (Reversibilität) auch ein maximaler Erhalt von originaler Bausubstanz. Das gedämmte Innere wird durch feuchtigkeitsregulierende und wärmespeichernde Materialien (Lehmprodukte, Zelluloseflocken und Korkdämmung) den heutigen Anforderungen angepasst und formt einen ruhigen Hintergrund für die Kunst, auch wenn der vorgeschlagene Aufbau hinsichtlich seiner Robustheit zu prüfen wäre. Mit sinnvollen Massnahmen wird auch der Gebäudetechnikaufwand zugunsten einer maximalen Energieeffienz möglichst gering gehalten.
Insgesamt handelt es sich um einen sehr verdankenswerten und in vielen Bereichen sorgfältig vertieften Beitrag im Sinne des Denkmals; nebst den doch recht einschneidenden betrieblichen Schwächen, die – konzeptimmanent – einen erhöhten Personalaufwand bedingen, birgt er aber mit der vorgeschlagenen Unterbauung nicht unerhebliche bauliche Risiken.