Nichtoffener Wettbewerb | 09/2024
Ersatzneubau Hainberg-Gymnasium Göttingen
©pape+pape/RenderAtelier
Visualisierung Haupteingang
1. Preis
Preisgeld: 40.000 EUR
Architektur
GTL Landschaftsarchitektur Triebswetter, Mauer, Bruns Partner mbB
Landschaftsarchitektur
energydesign braunschweig GmbH
Bauphysik, TGA-Fachplanung
Visualisierung
Erläuterungstext
Der Ersatzneubau für das Hainberg-Gymnasium sowie der Rückbau der bestehenden Schultrakts aus den 70er Jahren eröffnen die Möglichkeit, den Schulcampus an diesem Standort zu überdenken und neu zu strukturieren. Hierbei gilt es, die Qualitäten des Schulstandortes herauszuarbeiten und wesentliche Funktionen sowohl in der funktionalen Zuordnung der Gebäude zueinander als auch die freiräumlichen Zusammenhänge im Gesamtkontext zu formulieren. Mit seiner starken Adressierung zum Friedländer Weg wird das Bestandsgebäude auch weiterhin die Hauptanlaufstelle des Hainberg Gymnasiums bleiben.
Kompakte Baufigur – kleiner Fußabdruck - Zusammenspiel mit Freiraum und Bestand
Der Neubau wird als kompakte 3-geschossige Gebäudefigur entwickelt, die sich flächensparend aus zwei gegeneinander versetzten Cluster-Bausteinen zusammensetzt. Ziel ist es, den neuen Baukörper trotz des schwierigen Grundstückszuschnitts bestmöglich in den bestehenden Kontext zu integrieren, so dass dieser sowohl in den Dialog mit den Bestandsgebäuden als auch in ein symbiotisches Zusammenspiel mit dem prägenden Baumbestand tritt. Um den für die Lernatmosphäre elementar wichtigen Bezug zum umgebenden Freiraum optimal auszunutzen, ist es erforderlich, die Grundfläche des Neubaus so gering wie möglich zu halten.
Setzung – Aufweitung, Adressierung – Zäsur als räumliche Gliederung
Der Neubaukörper wird in seiner Setzung und Modellierung so auf dem Grundstück positioniert, dass eine neue, städtebaulich ablesbare Adresse zur nordwestlichen Lohbergstraße ausgebildet wird. Durch den Versatz entsteht ein räumlich gefasster Vorplatz, der ein einladendes Entrée für das Schulgelände an dieser Stelle ausbildet und im Zusammenspiel mit den Bestandsbaukörpern ein offenes, erlebbares Zentrum innerhalb des Schulcampus formuliert. Die selbstverständliche Herleitung des Eingangs aus dem Gebäudeversatz erzeugt eine logische und gut auffindbare Lage des Gebäudezugangs.
Differenzierte Raumsequenzen
Die räumlich gefasste Situation vis-à-vis der Turnhalle erzeugt eine bewusste Engstelle zwischen dem neuen Vorplatz und der räumlichen Aufweitung vor den Sportfeldern und zum inneren Schulhof. Durch die Abfolge unterschiedlich weiter und enger Raumsequenzen entstehen so spannungsvolle, differenzierte und abwechslungsreiche Erlebnis- und Aufenthaltsräume über das gesamte Campusgelände.
Einbindung in den Baumbestand - Zonierung des Grundstücks - Zusammenspiel Gebäude/Außenraum
Der Schulstandort zeichnet sich wesentlich durch die parkartige Einfassung mit teils bedeutendem Baumbestand aus. Durch die Positionierung des Baukörpers werden eindeutige Zugangssituationen und zonierte Außenräume geschaffen, die mit der Gebäudenutzung korrespondieren. Durch die Setzung des Baukörpers kann der wertvolle Baumbestand auf dem Baugrundstück in großen Teilen erhalten werden und prägt auch in Zukunft die charaktervolle Atmosphäre des Campus-Geländes und der Schulhöfe. In seiner Großzügigkeit, Zonierung und den unterschiedlichen Angeboten lockt der Außenraum zum Lernen, Herausgehen, bietet Bewegungs- und Freiraum, Naturerfahrung, Kühle, Lichtspiel und Schatten.
Naturerlebnis - Mehrwerträume in Grundstücksecken - Grüne Lerngärten und „Grüne Klassenzimmer“
Die in den schiefwinkligen Grundstücksecken verbleibenden „Resträume“ werden in wertvolle Lerngärten gewandelt, die im direkten Kontext mit den Lernclustern bzw. Multifunktionszonen der Jahrgangsstufen stehen und von jeder Ebene aus schnell über außenliegende Treppen erreicht werden können. Komplettiert wird das Naturerlebnis über die clusterweise an den Gebäudequerseiten angeordneten „grünen Klassenzimmer“, die sich als überdachte Terrassen in den Freiraum schieben und das Lernen in Höhe der Baumkronen ermöglichen.
Beurteilung durch das Preisgericht
Städtebau_ Die Arbeit orientiert den durchgehend dreigeschossigen Baukörper entlang der Bestandsturnhalle. Durch das Versetzen zweier rechteckiger Bauvolumen im Bereich der zentralen Haupterschließung und der Einschnitte an beiden Giebelseiten wird der Entwurf städtebaulich gut gegliedert und findet auf dem beengten, dreieckigen Baufeld seinen Platz. Durch die umlaufenden, teilweise begrünten Fluchtbalkone schafft der Baukörper wiederum eine einheitliche Gestalt und Gliederung. Der Zentrale Eingang zur Haupterschließung orientiert sich richtig zum nördlich geplanten Vorplatz.
Architektur_ Vom zentralen Treppenraum werden im Erd- und 1. Obergeschoss die vier Cluster gut erschlossen. Auch die Fachklassen im 2. Obergeschoss werden von hier gut erreicht, ohne die Jahrgangsstufen in ihren Clustern zu stören. Diese Anordnung der Nutzungen innerhalb des klar strukturierten Baukörpers führt zu einer nach Osten orientierten Mensa im Untergeschoss, für die zur Grundstücksgrenze am Kleperweg und Gärtner-Hesse-Weg ein abgesenkter, begrünter und abgetreppter Hof vorgesehen wird. Dieser tiefliegende Bereich wird hinsichtlich der östlichen Topologie (Hainberg) und möglicher Starkregenereignisse durchaus kritisch gesehen.
Umsetzung des pädagogischen Konzeptes_ Die Umsetzung des pädagogischen Konzeptes ist gut gelungen und verspricht innerhalb der Cluster gute Arbeitsbedingungen, die gleichwohl auf eine offene oder gläserne Gestaltung der Gruppen- und Differenzierungsräume angewiesen sind, um mit ausreichend natürlicher Belichtung versorgt zu werden. Der Entwurf bietet zusätzlich auf allen Ebenen Dachterrassen in unterschiedlicher Größe und Nutzbarkeit.
Raumprogramm, Wirtschaftlichkeit und Realisierbarkeit_ Die Arbeit erfüllt das Raumprogramm mit einem wirtschaftlichen Aufwand hinsichtlich der Kennwerte und einer durchweg guten funktionalen Organisation. Die Abstandsflächen zur Bestandsturnhalle bedürfen jedoch einer kritischen Überprüfung.
Nachhaltigkeit und Resssourceneffizienz_ Die Verfasser schlagen eine klar gegliederte Holzhybridkonstruktion vor. Die geplante Fassadenbegrünung wird leider nicht eindeutig dargestellt. Grundsätzlich wird die Fassade aber sehr positiv und der Aufbau als angemessen angesehen.
Freiraum_ Die Gestaltung des Vorplatzes als Entree stellt eine markante Geste dar. Das harmonische Zusammenspiel von Innen- und Außenbereichen, insbesondere im Bereich der Mensa, schafft eine einladende Atmosphäre mit hohem Aufenthaltswert. Dieser Aspekt sollte in der weiteren Planung jedoch sorgfältig optimiert werden. Zudem gilt es zu prüfen, inwieweit potenzielle Hochwassersituationen das Souterrain beeinträchtigen könnten. Leider fehlt es in vielen Bereichen an freiraumplanerischer Detailtiefe, insbesondere was die Berücksichtigung des historischen Baumbestands bei der Platzierung der Fahrradabstellanlagen betrifft. Zudem erscheint der Bereich rund um den Altbau insgesamt stark versiegelt. Darüber hinaus fehlt es an weiterführenden Informationen zum Umgang mit dem anfallenden Regenwasser. Idealerweise könnte das Wasser durch Maßnahmen wie begrünte Mulden und Retentionsflächen erlebbar und direkt auf dem Grundstück zurückgehalten und verwertet werden.
©pape+pape/RenderAtelier
Visualisierung Mensa
©pape+pape/GTL
Lageplan
©pape+pape/GTL
©pape+pape/GTL
©pape+pape/GTL
©modellwerk weimar
©modellwerk weimar
©modellwerk weimar