Nichtoffener Wettbewerb | 08/2023
Ersatzneubau Institut für Eisenhüttenkunde (IEHK) an der RWTH Aachen
©Nickl & Partner
3. Preis
Preisgeld: 40.000 EUR
Architektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Tragwerksplanung, Bauphysik, Brandschutzplanung
TGA-Fachplanung
Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GmbH
Landschaftsarchitektur, Verkehrsplanung
Beurteilung durch das Preisgericht
Städtebau, Architektur und Nutzung
Ein präzise gesetzter, winkelförmiger Baukörper bildet als Initialbau des neuen Hochschulban- des die notwendigen Raumkanten, die für die Erschließung des Campus West als auch zu Süsterfeldstraße angedacht sind. Durch seine durchgängige Fünfgeschossigkeit hat er sowohl zum Kongressplatz als auch zum Platz zum Kirmesgelände im Nord-Westen einen hohe Strahl- kraft.
Die Eingangssituation im Süden liegt an der richtigen Schnittstelle. Die Geländemodulation des Vorplatzes wird in das Gebäude hineingezogen und macht Hochschule mit Hörsaal und Bibliothek plötzlich öffentlich sichtbar.
Auch die weitere Erschließung über ein großzügiges Foyer mit Luftraum und Wendeltreppe wird einem öffentlichen Gebäude dieser Größe gerecht. Die Funktionen Büro, Labor und Werkstatt sind baulich klar ablesbar und helfen der hybriden Baukonstruktion. Die Bürowelten sind in einer Holzhybridbauweise geplant. Ein tiefer Einschnitt im Baukörper sorgt für weiters Tageslicht des Dreibunds. Die Mittelzonen werden dabei etwas vernachlässigt. Die Laborwelten reihen sich etwas eintönig entlang der Campusstraße. Sie sind in einer Stahlbetonkonstruktion vorgesehen. Vom Flur hat man Einsicht in die große Werkstatt, die sich angenehm nach Nord-Westen abstaffelt. Positiv wird die gute, erdgeschossige Anbindung der Halle am Kopfende bewertet. Die Rangierflächen liegen im Freien und auf dem eigenen Grund- stück. Die Fassade des Gesamtbaukörpers kann nicht überzeugen. Die konventionellen Fensterbänder in wechselnden opaken und transparenten Feldern werden über die gesamte Kubatur gelegt und lassen, bis auf wenige transparente Einschnitte am Eingang kaum nutzungsspezifische Unterschiede erkennen. An der tiefsten Stelle im Süd-Osten löst sich der Baukörper gänzlich auf und fängt unverständlicherweise an zu schweben. Die Wahl des Fassadenmaterials ist zu hinterfragen. Es wird zwar auf die Referenz der Eisenhüttenkunde angespielt, aber die verwendeten recycelten Aluminiumbleche erinnern mehr an ein monolithisches Steingebäude als ein Forschungsgebäude der Zukunft. Die sehr flächeneffizienten Grundrisse und eine kompakte Bauweise lassen eine sehr wirtschaftliche Umsetzung erwarten. Die Arbeit liegt im günstigen Mittelfeld.
Aspekte der Nachhaltigkeit und der kreislaufwirtschaftlichen Wertschöpfung sind zu erkennen. Flachdächer werden als zusätzliche Energiequellen genutzt und tragen zu einer klimaneutralen Energiegewinnung bei.
Konstruktion und Tragwerk
Das Gebäude ist richtigerweise konstruktiv in zwei Teile geteilt. Die Teilung ist leider in den Plänen nicht durch Fugen, doppelte Konstruktionen etc. ablesbar. Die Ausführung der Labore in Stahlbeton-Bauweise erscheint vor dem Hintergrund großer Verkehrslasten mit hohen Anforderungen an eine verformungsarme Struktur angemessen. Das Dach der angebundenen Halle wird mit Brettschichtbindern realisiert. Diese Ausführung erscheint der Jury zu wenig sinnstiftend für das IEHK. Der Bürotrakt wird in Holzbeton-Verbundbauweise mit Fertigteilen vorgesehen. Dies wird unter Aspekten der Nachhaltigkeit begrüßt. Die konstruktive Funktionalität der auskragenden Decken am Eingangsbereich ist durch Plandarstellungen nicht belegt. Insgesamt wird die Funktionalität der Konstruktionen nicht angezweifelt.
Nachhaltigkeit
Die Nachhaltigkeitsqualität des Entwurfes ist hoch. Das Energiekonzept ermöglicht einen nach- haltigen Betrieb des Gebäudes. Eine Fassadenbegrünung ergänzt die Dachbegrünung und ermöglicht eine Steigerung der Biodiversität am Gebäude. Für eine dauerhaft lebende Fassadenbegrünung ist das Bodenvolumen der Pflanztröge zu erhöhen und die Bewässerung zu planen. Eine Tageslichtnutzung ist nicht durchgängig auf den Erschließungsflächen gegeben. Eine BNB-Zertifizierung ist möglich.
Gesamtwürdigung
Die Arbeit stellt einen wertvollen Beitrag für die gestellte Aufgabe auf dem schwierig zu bebauenden Grundstück dar.
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