STÄDTEBAU UND FREIRAUM
Ziel des Entwurfes ist die wirtschaftliche und nachhaltige Erweiterung der Alexander-von-Humboldt-Mittelschule sowie die städtebauliche Arrondierung eines zusammenhängenden Schulcampus West in Marktredwitz unter Einbeziehung des Bestandes.
Die Mittelschule bleibt in ihrer räumlichen Qualitäten als klassische Hallenschule erhalten und wird durch die Erweiterung gestärkt. Die neue Gebäudespange schließt U-förmig im Westen an den Bestand an, setzt die vorhandene Kubatur selbstverständlich fort und lässt ausreichend Platz für attraktive Freinraumangebote.
Die Erweiterung fügt sich in die übergeordnete Neuordnung des gesamten Schulzentrums ein. Die Freianlagen schaffen eine lebendige Campusatmosphäre, geprägt von mehreren gebäudebezogenen Höfen, die über den großzügigen neuen Boulevard sowie querende Passagen miteinander vernetzt sind. Die ehemalige Schulstraße wird für den PKW-Verkehr gesperrt und zum Rückgrat des Campus. Ihr zentraler Platz auf Höhe der Mittelschule wird zum kommunikativen Treffpunkt.
Der Masterplan sieht den motorisierten Verkehr an den Rändern des Gebiets vor – ein Konzept, das ein dichtes Netz aus grünen Platz- und Wegeräumen mit hoher Aufenthaltsqualität ermöglicht. Anlieferungs- und Rettungsverkehre bleiben gewährleistet.
Der Baumbestand wird weitestgehend erhalten und durch gezielte Neupflanzungen gestärkt. Klimabäume mit farbprächtigem Blüten- und Laubwechsel akzentuieren die Höfe und betonen die Wegeachsen.
Gleichzeitig wurde auf eine minimale Versiegelung, einer Versickerung auf der Fläche, sowie den Vorhalt von Niederschlagwasser zur Bewässerung geachtet. Das anfallende Regenwasser wird im größtmöglichen Umfang zur Bewässerung genutzt, um die Pflanzungen zu versorgen und ein verbessertes Kleinklima zu erreichen. Regenwasser wird durch ein System aus Baumrigolen, Zisternen und Rückhaltebecken gespeichert und für die Bewässerung genutzt. In Kombination mit der extensiven Dachbegrünung des Neubaus und der sanierten Sporthalle wird so eine blaue Infrastruktur geschaffen, die Starkregen puffert und Trockenperioden überbrückt.
Der Schulhof der Mittelschule kombiniert großzügige Platzflächen für Aktivitäten mit Grüninseln, die Rückzugsorte für Erholung bieten. Er fungiert als einladende Antrittsfläche und zur Adressbildung der Mittelschule und fördert durch die enge Verzahnung von Architektur und Freiraum Begegnung, Bewegung und gemeinschaftliches Lernen im Außenraum.
Nach Westen öffnet sich die offen gestalteten Erweiterung zur Sporthalle, wo der "Speisehof" als geschützter und einladender Aufenthaltsbereich entsteht. Direkt an die Mensa angrenzend, bietet er eine angenehme Umgebung für Pausen und gemeinsames Essen im Freien. Grüne Rahmenelemente und Sitzgelegenheiten schaffen eine hohe Aufenthaltsqualität, die den Speisehof zu einem wichtigen sozialen Treffpunkt innerhalb des Schulcampus macht. Die begrünte Pergola dient als Sonnen- und Witterungssschutz und Verbidnungselement zur Sporthalle. Die erweiterte Mittelschule hat so keine Vorder- und Rückseite, sondern reagiert auf die mehrfache Ausrichtung des Standortes.
RÄUMLICHE ORGANISATION UND GESTALTUNG
Die neue Gebäudespange setzt die strukturelle Ordnung des Bestands konsequent fort. Das zentrale Foyer bleibt das kommunikative Herz der Schulgemeinschaft an der Schnittstelle zwischen dem östlichen und dem erweiterten westlichen Flügel.
Im Erdgeschoss wird das Foyer nach Westen geöffnet und um gemeinschaftlich nutzbare Bereiche ergänzt. Mensa, Mehrzweck- und Ganztagesbereich flankieren das Atrium und schaffen mit ihrer offenen Gestaltung eine fließende Verbindung zu den Freibereichen im Westen und Norden. Der direkt an die Mensa angrenzende Speisehof bietet angenehme, geschützte Aufenthaltsflächen für Mittagspausen oder Veranstaltungen.
Wie im Bestand entwickelt sich das Atrium über offene Treppen und Lufträume nach oben und bleibt zentraler Erschließungspunkt für die Obergeschosse. Dem zentralen Vertikalerschließungspunkt ist ein Aufzug zugeordnet als schnelle, behindertengerechte Verbindung und zum Lastentransport. Insgesamt sind alle Innen- und Außenbereiche barrierefrei zu erreichen.
Die Obergeschosse ergänzen die bestehende Struktur nahtlos und setzen sich in einem geschlossenen Ring aus Klassen- und Fachräumen fort. Dieses Konzept ermöglicht eine flexible Raumnutzung. Lerninseln sind zum Atrium hin orientiert und profitieren von einem neu geschaffenen Lichthof, der für optimale Tageslichtverhältnisse sorgt. Durch ihre Form und Belichtung sind sie vielseitig nutzbar – als Selbstlernzentrum oder zur Differenzierung. Kommunikation und Kooperation, zentrale Aspekte eines modernen didaktischen Ansatzes, spiegeln sich in den offenen, vielfältig bespielbaren Obergeschossen wider.
Der Anbau führt unmittelbar auch die Erschließung fort. Die beiden vorhandenen Treppenhäuser an der Westfassade werden unabhängig vom Altbau als notwendige Treppenräume innerhalb der zulässigen Rettungsweglängen als erster und zweiter Rettungsweg erreicht. Die Räume am Innenhof erreichen entweder direkt oder über Bypass durch den angrenzenden Raum ebenfalls das südliche Bestandstreppen-haus. Ein weiterer Rettungsweg führt für diese Räume über das Atrium an einen zweiten Treppenraum oder über die offenen Atriumtreppen und das Foyer ins Freie. Zusätzliche Treppenräume oder aufwendige Brandschutzmaßnahmen werden somit für den Neubau nicht erforderlich und Eingriffe in den Bestand vermieden.
Die sanierte Sporthalle erhält einen großzügigen Eingangsbereich, der sich nach Süden und Osten zum gemeinsamen Hof mit der Mittelschule öffnet. Die leichte, pergola-artige Überdachung über dem Hof betont die Verbindung zwischen beiden Gebäuden und die direkte Anbindung ermöglicht eine flexible gemeinsame Nutzung – sowohl für den Schulbetrieb als auch für Veranstaltungen mit Mensa und Küche.