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Offener Wettbewerb | 09/2015

Erweiterung Bezirksanlage

Visualisierung © ATP/maars

Visualisierung © ATP/maars

THEMIS

2. Rang

ATP architekten ingenieure

Architektur

ASP Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Müller.Bucher

TGA-Fachplanung

Hunziker & Urban AG

sonstige Fachplanung

BDS Security Design AG

Brandschutzplanung

Kopitsis Bauphysik AG

Bauphysik

Erläuterungstext

Der Entwurf von ATP Zürichf ür die Erweiterung der Bezirksanlage Winterthur wurde unter 27 teilnehmenden Büros mit dem 2. Platz ausgezeichnet.

Wettbewerb
In einem zweistufigen, offenen Projektwettbewerb schrieb die Baudirektion Kanton Zürich die Vergabe der Generalplanerleistungen aus. Gefordert war die Vergrößerung der bestehenden Räumlichkeiten der Staatsanwaltschaft Winterthur/Unterland, auch um die derzeit in einem Containerprovisorium untergebrachten Büroflächen zu ersetzen. Ebenso sollte die Jugendanwaltschaft (JUGA) in die Bezirksanlage integriert werden. Weiters war die betriebliche Optimierung der Kantonspolizei und ein Ersatzbau für das Gefängnis Winterthur vorzusehen.

Konzept
Das Projekt „Themis“ verlängert den bestehenden Bürobau um ein zusätzliches Gebäude, in welchem die Verwaltungsflächen des Gefängnisses untergebracht sind. Ergänzend dazu wird ein relativ kleines Bürobauvolumen quer zwischen dem Altbau und dem unter Schutz stehenden Gebäude Hermann-Götz-Straße 26 aufgespannt. Durch diese Intervention entsteht eine neue Ausrichtung der Anlage auf einen großzügigen Platz, der über die Hermann-Götz-Straße hinweg die Alt- und Neubauten der Bezirksanlage mit dem Bezirksgericht verbindet. Der Gefängnistrakt wird rückwärtig zum Bahngeleise hin angeordnet. Er ist vom Bürobau losgelöst und lediglich durch die UGs sowie einen einfachen Durchgang mit dem Verwaltungsteil verbunden. Das Ordnungsprinzip der Gesamtanlage mit dem verlängerten Verwaltungsgebäude als Rückgrat schafft eine gute Grundlage für die weitere bauliche Entwicklung des Areals. Zur effizienten Nutzung des Grundstückes werden für die geplante 2. Erweiterungsetappe identische Zellenmodule in westlicher Richtung an das Gefängnis angebaut und durch einen Kopfbau mit Verwaltungsnutzungen im Westen ergänzt.
Die neuen Bauten werden etappenweise so gesetzt, dass die Gesamtanlage bereits nach der Fertigstellung des Raumprogrammes städtebaulich und funktional die bestehende Anlage fortsetzt und logisch ergänzt.
Die einzelnen Gebäudeteile bzw. Nutzungseinheiten werden jeweils eigenständig erschlossen. Sämtliche Verwaltungsnutzungen (Gefängnis, Kantonspolizei, Staatsanwaltschaft) werden im alten und neuen Gebäudeteil des Verwaltungsgebäudes angeordnet. Diese Gebäudeachse bildet gleichzeitig einen Filter zwischen dem Besucher/Anwalt und dem Gefängnisinsassen. Besucher und Häftlinge treffen sich ausschließlich in dieser Schicht. Die Gefängniszellen gruppieren sich kompakt um die beiden Spazierhöfe.

Auslober
Baudirektion Kanton Zürich

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfassenden verlängern den bestehenden Bürobau durch ein zusätzliches Bürogebäude, in dem die Verwaltungsflächen des Gefängnisses untergebracht sind. Ergänzend dazu wird ein relativ kleines Bürobauvolumen quer zwischen dem Altbau und dem unter Schutz stehenden Gebäude Hermann-Götz-Straße 26 aufgespannt. Durch diese Intervention entsteht eine neue Ausrichtung der Anlage auf einen Platz von überraschender Grosszügigkeit, der über die Hermann-Götz-Strasse hinweg die Alt- und Neubauten der Bezirksanlage mit dem Bezirksgericht verbindet. Der Gefängnistrakt wird rückwärtig zum Bahngeleise hin angeordnet. Er ist vom Bürobau losgelöst und nur durch die Untergeschosse sowie einen einfachen Durchgang mit dem Verwaltungsteil verbunden. Das konsequente Ordnungsprinzip der Gesamtanlage mit dem verlängerten Verwaltungsgebäude als Rückgrat überzeugt und schafft ein grosses Potenzial für die weitere bauliche Entwicklung des Areals. Der Neubautrakt für die Jugendanwaltschaft ist allerdings bezüglich des geschützten Altbaus volumetrisch noch nicht gelöst, und der zweite Aussenraum, der sich zur Lindstrasse hin öffnet, verunklärt die Eingangssituation zur Gesamtanlage.

Für die zweite Erweiterungsetappe werden identische Zellenmodule in westlicher Richtung an das Gefängnis angebaut, ergänzt durch einen Kopfbau mit Verwaltungsnut zungen im Westen. Diese pragmatische Lösung sichert eine sehr effiziente Nutzung des Grundstückes, schafft allerdings prekäre Belichtungsverhältnisse für die unteren Geschosse zwischen Alt- und Neubau.

Mit einem gut proportionierten Rastersystem aus vorgehängten Pfeilern und Deckenstirnen erhalten alle Neubaufassaden eine durchgehende Grundstruktur, die Füllelemente dagegen unterscheiden sich je nach Funktion des Gebäudes. Diese wirken einladend im Bereich der Verwaltungsnutzungen, eher befremdlich dagegen beim Gefängnis.

Die einzelnen Gebäudeteile bzw. Nutzungseinheiten sind jeweils eigenständig erschlossen. Die Jugend- und die Staatsanwaltschaft sind gut platziert, letztere ist allerdings etwas ungünstig auf vier Geschosse verteilt, und die Cafeteria liegt an einem zu prominenten Ort. Die Kantonspolizei verbleibt zweckmässig an ihrem Standort. Die Zweiteilung des Gefängnisses ist betrieblich möglich, allerdings ist die Kapazität der Verbindungen zwischen Zellentrakt und Verwaltung ungenügend. In sehr kompakter Form gruppieren sich die Zellen um zwei recht grosse Innenhöfe. Diese Kompaktheit bedingt aber die Anordnung der Zellen auf fünf Geschossen; die Höfe sind somit sehr hoch, und die Zellen im untersten Geschoss sind schlecht belichtet. Die Polizeihaftzellen dürfen nicht zu den Gefängnisspazierhöfen hin belichtet werden, und deren Spazierhof ist in der dargestellten Form ein Sicherheitsrisiko. Im Bereich des heutigen Gefängnisses ist über zwei Untergeschosse eine kompakte Einstellhalle vorgesehen, welche die unterschiedlichen Zufahrten hervorragend gewährleistet. Die Anlieferung und die Parkierung bis zum Abbruch des bestehenden Gefängnisses sind allerdings nicht dargestellt.

Die vorgeschlagene Etappierung gewährleistet die von den Nutzenden favorisierte vorrangige Erstellung der Erweiterungsbauten für die Verwaltungsnutzungen. Erst in Ansätzen gelöst ist die Etappierung des Gefängnisneubaus. Der Ressourcenaufwand für die Erstellung des Gefängnisneubaus ist vergleichsweise hoch, was sich durch die tiefe Kompaktheit, die grossflächigen Untergeschosse und die aufwändige Fassadenkonstruktion erklärt. Ob der Dämmstandard, die Tageslichtnutzung und die solaren Gewinne in diesem Bereich ausreichend sind, um die hohen Anforderungen des Minergie-P-Standards zu erreichen, ist nicht ersichtlich. Auch der Verwaltungsbau lässt aufgrund des hohen Fensteranteils einen hohen Ressourcenaufwand in der Erstellung erwarten. Die Primäranforderung des Minergie-P-Standards dürfte aber trotz dem hohen Fensteranteil erreichbar sein. Die zu erwartenden Investitionskosten liegen im Mittelfeld der Eingaben, was auf dieselben Ursachen wie der nicht unerhebliche Ressourcenaufwand zurückzuführen ist.

Dem Projekt THEMIS gelingt mit seiner stringenten Anordnung der Ergänzungsbauten ein großzügiges, volumetrisch kohärentes neues Ensemble unter Einbezug aller bestehenden und neuen Bauten der Bezirksanlage. Die Verwaltungsnutzungen sind weitestgehend zweckmäßig angeordnet, noch nicht dieselbe Sicherheit in der Durcharbeitung in Grundriss und Fassaden ist dagegen beim Zellentrakt festzustellen.
Situation

Situation

Grundriss EG

Grundriss EG

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Vorplatz Verwaltungsgebäude

Vorplatz Verwaltungsgebäude

Situation Zukunftsvision 2040

Situation Zukunftsvision 2040