modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 08/2008

Erweiterung Deutsches Schiffahrtsmuseum (DSM)

Lageplan

Lageplan

3. Preis

gernot schulz : architektur GmbH

Architektur

  • Mitarbeitende:

    André Zweering, André Zweering, Marcus Wagner, Sascha Stürtz

club L94

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau

Durch den Strukturwandel Bremerhavens seit den 1960er Jahren wurde die Silhouette der Stadt grundlegend verändert. Kulturelle, kommerzielle und wissenschaftliche Nutzungen haben die im Laufe der Zeit frei werdenden Flächen der Fischerei- , Schiffbau- und Hafenbetriebe besiedelt und sich von der Kernstadt aus bis zum Weserufer ausgebreitet. Die ehemals flachen, ufernahen Bebauungen sind verschwunden und haben Platz gemacht für großmaßstäbliche, vertikale Baukörper des Handels, der Forschung und des Wohnens.

Hans Scharoun ging bei seinem Entwurf für das Deutsche Schiffahrtsmuseum Ende der 1960er Jahre noch von einem flachen Horizont aus, der aus der Deichlinie gebildet wurde. Aus dieser flachen Silhouette entwickelte er das Bild eines „Dampfers“, der sich vor dem Hintergrund der durch Kirchtürme geprägten Altstadt aus dem Horizont erhebt.

Bereits kurze Zeit später wurde diese Idee durch den Bau des Columbuscenters negiert. Die Hochhausscheiben stören durch ihre großmaßstäbliche, vertikale Ausrichtung ab Mitte der 1970er Jahre das von Scharoun entwickelte Bild, indem sie die horizontale Ausrichtung der Umgebung, sowie die visuelle Beziehung zur Altstadt unterbrechen.

Mit dem, in den 90er Jahren verabschiedeten Stadtentwicklungskonzept „Alter und Neuer Hafen“, in dem eine Reihe großmaßstäblicher neuer Stadtbausteine vorgesehen werden, setzt sich diese Entwicklung fort. So prägen die inzwischen realisierten Neubauten - wie das Einkaufzentrum Mediterraneo und das Atlantic Sail Hotel- die Hafensilhouette und den Charakter des gesamten Hafengebietes, das sich auch weiterhin stark verändern wird.

Um das Deutsche Schiffahrtsmuseum für die Zukunft zu rüsten, wird für die Erweiterung die Errichtung eines Turmes vorgeschlagen, der sich in seinem Maßstab in die neue Hafensilhouette einfügt und den städtebaulichen Abschluss im Süden des Entwicklungsgebiets „Alter und Neuer Hafen“ bildet.
Er verleiht der Institution „Deutsches Schiffahrtsmuseum“ eine neue Identität und Wiedererkennbarkeit, die auch aus der Ferne wahrgenommen wird und stellt sich so selbstbewusst dem Wettbewerb der publikumsträchtigen Einrichtungen der unmittelbaren Nachbarschaft.


2+1=1

Die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Erweiterung des „Deutschen Schiffahrtsmuseums“ werden nicht als weiterer, dritter Museumsbaustein verstanden, sondern sollen die bestehenden Gebäude sowohl funktional als auch formal zu einem erkennbaren Gesamtkomplex verschmelzen. Die vorhandene heterogene Gebäudestruktur und die zergliederte Außenraumgestaltung werden durch hochbauliche und freiraumplanerische Eingriffe zu einer Einheit zusammengeführt.


Dabei bildet ein einheitlicher Belag aus Kopfsteinplaster den neuen Untergrund für das gesamte Museum. Die Materialität des Bodens soll Assoziationen zu alten Hafenanlagen mit ihren schroffen, harten Bodenbelägen erzeugen.
An die Hochbauten angedockte Holzdecks, bilden den Untergrund für die Freiraumexponate, die bislang im Umfeld der Museumsbauten verteilt sind. Der dem Museum zugehörige Außenraum erhält so eine deutliche Definition und bildet zusammen mit den Hochbauten eine Einheit, die von einer umlaufenden Kontur zusammengefasst wird.


Funktion und Organisiation

Der Entwurf für die Erweiterung und Neugestaltung des Schiffahrtsmuseums sieht zwei zwei hochbauliche Eingriffe vor:
Das neue Eingangsgebäude zwischen Scharoun- und Bangertbau und der neue Gebäudekomplex am südlichen Ende des Baufeldes.

Der neu gestaltete Eingangsbereich spannt sich als leichte Glaskonstruktion zwischen die beiden Bestandsbaukörper. Als Schnittstelle zwischen Innen und Außen wird der Eingangsbereich das neue Zentrum des Museums, dient als Treffpunkt, Verteiler, Raum für Kommunikation, Information und Veranstaltungen vor der imposanten Kulisse des Museumshafens.

Vom neuen Eingangsbereich sind beide Bestandsgebäude ebenerdig zu erschließen; die im Untergeschoss neu geschaffene Sonderausstellung wird durch eine großzügige Treppe und einen Luftraum angebunden. So wird das Foyer zum neuen Zentrum des Museums und verteilt die Besucherströme in alle Richtungen.

Der Umbau und die Erweiterung des Museums kann während des laufenden Betriebes- gleichzeitig oder in zwei Bauabschnitten- erfolgen. Da das nördliche Baufeld unbebaut bleibt, wird, anknüpfend an das ursprüngliche Konzept des „öffentlichen Foyers“ Scharouns, vorgeschlagen, den früheren Eingang auf der Nordseite während der Bauphase in Betrieb zu nehmen. Von hier kann das Foyer im Bestandsgebäude erschlossen werden; die interne Erschliessung in den Museumsbereich von Bangert erfolgt wie bisher durch den Ausstellungsbereich im Untergeschoss oder die Verbindung im Obergeschoss.

Der neue Servicebau im südlichen Bauabschnitt wird als kompakte, zusammenhängende Nutzungseinheit konzipiert. Seine äußere Kubatur ist zweigeteilt:

Ein Sockelbau, der sich in seiner Höhe an der Traufe des Bangertbaus orientiert, nimmt sämtliche Werkstätten, Magazine und die Bereiche der Nassholzkonservierung auf. Er bildet den nichtöffentlichen Teil des Museums. Seine Dachfläche wird als begehbarer Außenraum gestaltet und schafft eine neue fußläufige Verbindung vom Museumsvorplatz zum Deich.

Im 1. Obergeschoss wird die Erweiterung an den bestehenden Museumsrundgang angeschlossen, der Umlauf im Bangertbau wird partiell aufgebrochen. Durch einen foyerartigen Vorraum, der interessante Einblicke in die Magazine gewährt, erreicht man den Aufgang in den neuen Museumsturm, der sich aus dem Sockel erhebt.
Er beherbergt die Archive, das Schaumagazin, die Bibliothek und die Mehrzweckhalle. Die erforderlichen Raumeinheiten werden, ihren erforderlichen Ausmaßen entsprechend, zu einem vertikalen Bauvolumen geschichtet, erschlossen durch ein vertikales, öffentlich zugängliches Foyer. Ein Erschließungskern mit Lastenaufzug und Fluchttreppenhäusern sorgt für die funktionale vertikale Verbindung der Geschosse, während der fast 40m hohe Luftraum mit der skulpturalen Treppenanlage den Aufgang räumlich inszeniert und den Blick über die Weser, die gesamte Museumsanlage und das Stadtgebiet Bremerhavens freigibt. Im obersten Geschoss des Neubaus wird eine Lounge vorgeschlagen, die auch außerhalb der Museumsöffnungszeiten separat zu erreichen ist.

Im Museumsturm wird die programmatische Ausrichtung des Museums besonders deutlich. Forschung und Vermittlung gehen hier Hand in Hand. Arbeitsplätze und Lesebereiche werden auf jedem Geschoss neben den Archivflächen und den Exponaten des Schaumagazins angeordnet.

Umbauten im Bestand

Die freien Flächen der Hausmeisterwohnung, sowie die freigewordenen Bibliotheks- und Magazinflächen im Erdgeschoss des Scharounbaus werden behutsam und mit kleinen Eingriffen umgebaut und bieten nun Raum für das Café und die Museumspädagogik.
Da die im Scharounbau frei werdenden Flächen aufgrund ihrer räumlichen Beschaffenheit ( Anforderungen an Raumgrößen- und höhen) überwiegend nicht für eine Belegung mit den neu zu schaffenden Räumen herangezogen werden können, sehen wir vor, diese Flächen zunächst vorzuhalten, um sie bei einer möglichen späteren Neukonzipierung oder Erweiterung der Ausstellungsflächen heranziehen zu können.


Architektur und Gestaltung

Eingangsbereich und Sonderausstellung

Selbstbewusst in seiner Ausformung, aber doch respektvoll gegenüber dem Bestand ergänzt das neue Foyer das Schiffahrtsmuseum und fasst die Bestandsgebäude zu einer erkennbaren Einheit zusammen. Es wird durch ein außen verglastes, filigranes Tragwerk gefasst, dessen Ausbildung Assoziationen zu den Tragstrukturen eines Schiffes (Spantenbauweise) zulässt.
Die Höhenentwicklung divergiert dergestalt, dass die erforderliche Raumhöhe im Bereich des Veranstaltungsraums im Anschluss an den Bangertbau erreicht und gleichzeitig in den Anschlussbereichen an den Scharounbau soweit als möglich reduziert wird. Während der weiteren Bearbeitung sind die Anschlussdetails an das Baudenkmal von Hans Scharoun in enger Absprache mit dem Denkmalschutz zu klären.

Mit seiner geknickten Geometrie schiebt sich das neue Eingangbauwerk aus der Nische der Bestandsbauten hinaus und wird so als publikumswirksamer Haupteingang von Weitem sichtbar. Das im Außenraum beginnende Holzdeck zieht sich in den Innenraum. Die Serviceeinheiten, wie Kasse, Shop, Information und Wartebereich werden als einzelne „Schollen“ in dem neuen Foyerbereich verteilt und übernehmen die Materialität des Holzdecks. Dabei wird auf raumbildende Einbauten verzichtet, um den lichtdurchfluteten, großzügigen Charakter des Raumes zu unterstreichen.

Die im Untergeschoss vorgeschlagene Sonderausstellung wird direkt aus dem neuen Foyer erschlossen und bietet dem „Deutschen Schiffahrtsmuseum“ so die Möglichkeit separat Eintritt zu erheben. Auf Tageslicht wird hier zugunsten der Ausstellungsexponate verzichtet, ein großzügiger Luftraum inszeniert den Abgang in die Sonderausstellung.


Südlicher Bauabschnitt

Der Sockelbau erweitert das Schiffahrtsmuseum nach Süden und orientiert sich in seiner Höhe an der ersten Museumserweiterung von Bangert. Massive Außenwände und eine Vormauerschale aus hellem Klinker nehmen Bezug auf die Materialität der Bestandsbauten. Ein langes Fensterband zum Museumsvorplatz versorgt die Werkstätten mit ausreichend Tageslicht und lässt von Außen interessante Einblicke in die Arbeit des Deutschen Schiffahrtsmuseums zu. Die Oberfläche des Sockels präsentiert sich dem Besucher als Holzdeck und dient als Präsentationsfläche für Außenexponate. Zudem wird eine öffentliche Querung vom Museumsplatz auf den Deich ermöglicht.

Als sichtbares Zeichen der Forschung und Kultur im Hafen erhebt sich von hier der Turm in die Höhe. In seiner Ausformung erinnert er an den Schornstein eines Schiffes und wird zur neuen „Brücke“ des Schiffahrtsmuseums. Durch seine vertikale Ausrichtung bildet er einen nachvollziehbaren Abschluss des Museums und scheint es in die Zukunft schieben zu wollen.
Die Verwendung eines hellen, gelochten Bleches greift ebenfalls den Bezug zum Thema Schiffsbau auf. Die Lochung wird aus dem Bild einer Wolke entwickelt, Horizont und Gebäude scheinen ineinander überzugehen.


Konstruktion und Technik

Um große Spannweiten und flexible Grundrisse im Museumsturm realisieren zu können, wird die Decke als Bubble-Deck konstruiert. Diese Deckenkonstruktion bringt im Vergleich mit konventionellen Stahlbetondecken viele Vorteile mit sich. Durch den materialsparenden Aufbau werden bis zu 35 % weniger Stahl und Beton benötigt.

Für die angedachte Bauteilaktivierung werden Rohrregister in die Decke integriert, die zum Heizen und Kühlen mit Wasser beschickt werden.
Die Decken bleiben zum Innenraum hin unverkleidet und können so als thermische Speichermasse herangezogen werden.

Die Zu- und Abluftleitungen der mechanischen Lüftungsanlage werden ebenfalls in der Betondecke untergebracht. Die Zuluft wird so auf ihrem Weg durch die massiven Bauteile vorkonditieniert. Da die Klimaregulierung über die Baumasse - und nicht über die zugeführte Luft - geleistet wird, kann die Luftwechselrate reduziert werden. Das hat zur Folge, dass sowohl die Lüftungsanlage als auch die luftverteilenden Leitungen reduziert werden können.
Die Luft gelangt als Quellluft aus einer Fuge zwischen Wand und Boden in die zu klimatisierenden Räume.
Über die Abluftrohre in der Decke wird die Luft aus den einzelnen Etagen abgeführt und kann im Heizfall über Wärmetauscher die einströmende Luft wieder vorkonditionieren.

Die Kühlung des Wassers in den Bauteilen erfolgt über den Wärmetausch mit dem Grundwasser. Der Standort – direkt am Weserufer – eignet sich für diesen Zweck besonders gut, da ein feuchter Untergrund mit einer relativ konstanten Temperatur von 10° C vorliegt. Im Sommer wird das Wasser über eine Grundwasserpumpe dem Kühlkreislauf zugeführt. Der Energieaufwand für sommerliches Kühlen beschränkt sich somit auf den Betrieb der Pumpe für die Zirkulation des Wasserkreislaufs in den Bauteilen und im Erdreich.

Zum Heizen wird der interne Wasserkreislauf an eine Wärmepumpe angeschlossen. Aufgrund der bei der Bauteilaktivierung geringeren Vorlauftemperaturen zum Heizen kann diese Technik hier sehr effizient eingesetzt werden.

Die Fassade des neuen Museumsturms wird in den öffentlichen Bereichen als hocheffiziente Glasfassade mit gelochter Vorhangfassade konzipiert. Sie bietet neben dem Panoramablick auf die Stadt, die Weser und die gesamte Museums- und Hafenanlage einen hohen Tageslichteintrag auf der gesamten Gebäudetiefe.

Das Lochbild der Vorhangfassade wird so konzipiert, dass ein maximaler Tageslichteintrag einem minimalen Wärmeeintrag gegenübersteht.
Lageplan

Lageplan

Perspektiven

Perspektiven

Perspektiven

Perspektiven

Hafenpanorama

Hafenpanorama

Hafenpanorama

Hafenpanorama

Pikto und Flugschau

Pikto und Flugschau

Pikto und Flugschau

Pikto und Flugschau

Schnitte

Schnitte

Schnitte

Schnitte

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt