Nichtoffener Wettbewerb | 11/2024
Erweiterung Gemeinschaftsschule in Obrigheim
©sacker
Blick auf den neuen Ganztagesbereich
1. Preis
Preisgeld: 25.000 EUR
Architektur
-
Verfasser:
-
Mitarbeitende:
Landschaftsarchitektur
Erläuterungstext
Umgang mit dem Bestand
Der Schulstandort Obrigheim blickt auf eine vielfältige Geschichte zurück. Das historische Schulhaus aus den 1930er Jahren bildet den Nukleus des Schulcampus, welcher neben mehreren Schulgebäuden auch Sportanlagen sowie einen landschaftlich attraktiven Park umfasst. Die Veränderungen, die die Schule seit ihrer Gründung durchlaufen hat, zeichnen sich baulich durch die gewachsene Struktur des Gebäudebestands ab, die im Laufe der Zeit mehrfach saniert und erweitert wurde. Die jüngste Anpassung der Schulform wurde 2016 vorgenommen, als die Schule in Obrigheim dem Bedarf entsprechend zu einer Gemeinschafts- und Ganztagsschule wurde. Die anstehende Erweiterung der Schule ist eine Chance, um das neue pädagogische Unterrichtskonzept nun auch baulich abzubilden.
Der Bestandsanalyse entsprechend können alle Gebäude außer dem schadhaften Pavillon D erhalten werden. Unser Entwurf zielt darauf ab einen respektvollen Umgang mit dem vorgefundenen Bestand zu wahren und dessen Potenziale durch angemessene Eingriffe herauszuarbeiten. Für die Ernst-Ertl-Halle und die Nebenräume der Sporthallen wird eine energetische Sanierung vorgesehen, um auch diese Gebäude weiterhin vollumfänglich nutzen zu können. Das erst vor wenigen Jahren sanierte historische Schulgebäude E bleibt unverändert. Die beiden wichtigsten Eingriffe, um den optimalen Ablauf des Schulalltags zu gewährleisten, sind der Neubau eines Ganztagesbereichs im Westen des Schulhofs und die Umstrukturierung von Gebäude A. Im Fokus steht dabei die Schaffung einer neuen gemeinsamen Mitte im Herzen der Schule, welche die heterogene Schülerschaft verbindet und räumlicher Ausdruck der neuen Schulform ist.
Städtebau und Freianlagen
Durch die Stärkung der vorhandenen Strukturen, erlangt der Freiraum eine Zonierung in Campuszugänge, Wegeachsen und Pausenhöfe. Die Zugänge zum Schulgelände - aus dem Süden vom Reiterspfads und nördlich von der Schulstraße kommend - werden in ihrer Lesbarkeit gestärkt. Weiterhin erfolgt die barrierefreie Erschließung des Hauptgebäudes über den Haupteingang am Reiterspfad. Die hier vorhandenen Parkplätze werden erhalten und neue überdachte Radstellplätze geschaffen. Innerhalb der Gebäudestruktur verbindet ein Laubengang den Pausenhof der Schule mit dem im Osten liegenden Park und seinem großzügigen Ausblick über das Neckartal. Er fungiert zudem als überdachter Pausenbereich, über den die einzelnen Gebäude der Schule witterungsgeschützt erschlossen werden können. Während die Sporthallen im Süden längs an den Laubengang anschließen, orientieren sich das historische Schulgebäude und das Hauptgebäude A im Norden mit ihren Schmalseiten zur Erschließungsachse. Dieser Logik soll auch der geplante Ganztagesbereich folgen. Im Westen des Grundstücks gelegen bildet er den Abschluss von Schulhof und Laubengang. Durch seine Zweigeschossigkeit und die Orientierung seiner Schmalseite zur Schulstraße fügt sich der Bau in den Maßstab der umgebenden Bebauung ein.
Der neue Ganztagesbereich und das historische Schulgebäude zonieren auch den Schulhof. Der geschütztere Bereich des Hofes, leicht abgesetzt vom Wandelgang, bietet Raum für ruhigere Aktivitäten und ist als „Grünes Klassenzimmer“ nutzbar. Besonders an heißen Sommertagen bietet sich das Lernen unter dem kühlenden Blätterdach der vielen Baumneupflanzungen und der berankten Pergola an. Über das Rasenfugenpflaster wird Regenwasser direkt vor Ort in den natürlichen Wasserkreislauf zurückgeleitet. Der Hofbereich östlich vom historischen Schulgebäude bietet viel Fläche, sowohl für freies Spiel als auch für ein Angebot von Spielgeräten. Der Schulgarten setzt zusammen mit der bestehenden Kiefer, welche in eine neue Baumreihe integriert wird, einen grünen Akzent. Die neu gesetzten Baumreihen auf dem gesamten Gelände leiten in die verschiedenen Campusbereiche.
Grundriss und Struktur
Im Hauptgebäude A werden die Mehrheit der Klassen- und Fachklassenräume untergebracht, was es in seiner Funktion als Schulhaus stärkt. Betritt man das Gebäude von Süden durch den barrierefreien Haupteingang am Reiterspfad, gelangt man in einen großzügigen Foyerbereich. Der bisher ungenutzte Innenhof wird zum Innenraum, der alle Geschosse des Gebäudes miteinander verbindet. Der geschossübergreifende Luftraum ist in den oberen Etagen beidseitig durch eine Galerie gerahmt und wird durch eine neue Dachform betont und belichtet. In ihm befindet sich auch die Haupterschließung der Schule und betont das Zentrum zusätzlich. Am Fuße des Luftraums ist die Haupttreppe als raumfüllende Sitzstufenanlage ausgebildet, damit Aufführungen, Feste und Versammlungen im Herzen der Schule stattfinden können. Durch die Neugestaltung der Mitte des Gebäudes werden Raum- und Aufenthaltsflächen geschaffen, die den Bedürfnissen der Gemeinschaftsschule entsprechen und eine vielfältige Lernatmosphäre bieten. Durch die neu gewonnene Flexibilität im Grundriss wird das Gebäude zudem anpassungsfähig an mögliche zukünftige Veränderungen im Schulbetrieb.
Der Neubau im Westen der Schule wird in Holzbauweise erstellt und beherbergt den Ganztagesbereich der Schule. Die Spiel- und Bewegungsräume sowie das Schülercafé orientieren sich zum Pausenhof, während die Lehrküche und die Lese- und Lernräume nach Westen zu einem ruhigeren Kräutergarten ausgerichtet sind. Die Dachform betont die Öffnung zu den Freiräumen und stellt einen formalen Bezug zur umgebenden Bebauung her. Im Erdgeschoss entsteht vor der Ernst-Ertl-Halle ein Foyerbereich, von dem aus das Schülercafé wie auch die Toiletten des Ganztagesbereiches zugänglich sind, ohne das Gebäude betreten zu müssen.
Brandschutz und Rettungswegekonzept
Das Gebäude A wird in drei Nutzungseinheiten unterteilt, welche über die zentrale Haupterschließung und zwei geschlossenen Treppenhäuser an den Kopfseiten des Gebäudes entfluchtet werden können. Die Einheiten sind mit einer Brandmeldeanlage ausgestattet. Der offene Luftraum, welcher die Haupterschließung beinhaltet, kann durch offenstehende Brandschutztüren im Flurbereich im Brandfall abgeriegelt werden. Bypasstüren ermöglichen den Klassenräumen, die an den Luftraum anschließen, eine Fluchtmöglichkeit unabhängig von der offenen Halle.
Die Entfluchtung des historischen Schulhauses und der Sporthallen bleibt unverändert. Aufgrund der anzunehmenden maximalen Personenanzahl im Gebäude ist die bestehende Fluchtwegsituation mit zwei Rettungswegen ausreichend. Durch Sicherstellen aller Zugänglichkeiten kann das Obergeschoss als ein Bereich betrachtet werden, der über Treppenhaus und außenliegende Treppe entfluchtet wird.
Das neue Ganztagesgebäude ist in die Gebäudeklasse III einzustufen. Die Holzbaurichtlinie ist aufgrund der geplanten Holzbauweise und der Gebäudeklasse nicht generell anzusetzen. Sofern erforderlich, wird diese jedoch Berücksichtigung finden. Zum Nachweis der Tragfähigkeit im Brandfall werden alle relevanten Bauteile auf Abbrand dimensioniert. Im Erdgeschoss kann ebenerdig Richtung Pausenhof oder in den Kräutergarten entfluchtet werden. Im Obergeschoss erfolgt die Entfluchtung über zwei Treppenanlagen, von denen eine direkt auf den Pausenhof führt.
Material und Gestaltung
Im Zuge der Umstrukturierungsmaßnahme, wird eine energetische Fassadensanierung des Bestandes vorgeschlagen. Dazu werden die vorhandenen Fenster und Brüstungen aller Gebäude durch Holzrahmenelemente ersetzt. Neben dem Erreichen des energetischen Standards führt dies auch dazu, dass die Gemeinschaftsschule formal als Einheit wahrgenommen wird. Im Bereich des neuen Ganztagesgebäudes bringt die Fassade das klare Konstruktionsprinzip des Holzbaus zum Ausdruck. Die grüne Holzverkleidung bezieht sich in ihrer Farbwahl auf die üppige Landschaft des Naturparks Neckartal-Odenwald und bildet einen angemessenen Hintergrund für die hochwertigen Freianlagen des Campus. Kontrastiert wird dies durch den dunkelroten Anstrich der vertikalen Gliederungselemente. Diese Farbe wurde von der Fassadenverkleidung der Realschule übernommen und verdeutlicht so den Bezug zwischen Gemeinschaftsschule und Realschule auch optisch.
Tragwerk und Konstruktion
In der Mitte von Gebäude A wird eine eigenständige Tragwerkstruktur aus materialeffizient dimensionierten Stahlbetonträgern und -stützen eingesetzt. Die beiden Stützenreihen, die sich mit ihren Achsabständen auf den Bestandsbau beziehen, begrenzen die Breite des Luftraums und der WC-Kerne, während die darauf liegenden Träger beidseitig auskragen und den umlaufenden Flur überspannen. Ihre Kopfseiten schließen an die Bestandswände an.
Das Tragwerk des Ganztagesbereichs ist als Holzskelettbau konzipiert. Die Decken werden als Rippendecken in Holzbauweise ausgeführt. Die Zwischenräume der Balkenlagen werden akustisch wirksam abgehängt und dienen als Installationsraum. Holzbaugerecht wird ein regelmäßiger, direkter Lastabtrag in der Gebäudestruktur realisiert. Der vertikale Lastabtrag erfolgt im Wesentlichen durch Holzstützen, die im Gebäuderaster von 2,5x7,5 m angeordnet sind. Die Außenwände werden als Ausfachungen der Holzstützen durch vorgefertigte Holzrahmenwände hergestellt. Das Trogdach wird im Bereich der Traufe über dem mittig liegenden Flur entwässert.
Fazit
Der Entwurfsvorschlag für die Erweiterung der Gemeinschaftsschule Obrigheim steigert die Funktionalität im Schulbetrieb. Präzise Veränderungen lösen nicht nur aktuelle Mängel der Schule, sondern sichern durch erhöhte Flexibilität auch ihre Zukunftstauglichkeit. Da der Entwurf Erhalt und Instandsetzung der vorhandenen Substanz einem unbegründeten Abriss vorzieht, schont er Ressourcen und respektiert die Geschichte des gewachsenen Ensembles des Schulcampus Obrigheim.
Der Schulstandort Obrigheim blickt auf eine vielfältige Geschichte zurück. Das historische Schulhaus aus den 1930er Jahren bildet den Nukleus des Schulcampus, welcher neben mehreren Schulgebäuden auch Sportanlagen sowie einen landschaftlich attraktiven Park umfasst. Die Veränderungen, die die Schule seit ihrer Gründung durchlaufen hat, zeichnen sich baulich durch die gewachsene Struktur des Gebäudebestands ab, die im Laufe der Zeit mehrfach saniert und erweitert wurde. Die jüngste Anpassung der Schulform wurde 2016 vorgenommen, als die Schule in Obrigheim dem Bedarf entsprechend zu einer Gemeinschafts- und Ganztagsschule wurde. Die anstehende Erweiterung der Schule ist eine Chance, um das neue pädagogische Unterrichtskonzept nun auch baulich abzubilden.
Der Bestandsanalyse entsprechend können alle Gebäude außer dem schadhaften Pavillon D erhalten werden. Unser Entwurf zielt darauf ab einen respektvollen Umgang mit dem vorgefundenen Bestand zu wahren und dessen Potenziale durch angemessene Eingriffe herauszuarbeiten. Für die Ernst-Ertl-Halle und die Nebenräume der Sporthallen wird eine energetische Sanierung vorgesehen, um auch diese Gebäude weiterhin vollumfänglich nutzen zu können. Das erst vor wenigen Jahren sanierte historische Schulgebäude E bleibt unverändert. Die beiden wichtigsten Eingriffe, um den optimalen Ablauf des Schulalltags zu gewährleisten, sind der Neubau eines Ganztagesbereichs im Westen des Schulhofs und die Umstrukturierung von Gebäude A. Im Fokus steht dabei die Schaffung einer neuen gemeinsamen Mitte im Herzen der Schule, welche die heterogene Schülerschaft verbindet und räumlicher Ausdruck der neuen Schulform ist.
Städtebau und Freianlagen
Durch die Stärkung der vorhandenen Strukturen, erlangt der Freiraum eine Zonierung in Campuszugänge, Wegeachsen und Pausenhöfe. Die Zugänge zum Schulgelände - aus dem Süden vom Reiterspfads und nördlich von der Schulstraße kommend - werden in ihrer Lesbarkeit gestärkt. Weiterhin erfolgt die barrierefreie Erschließung des Hauptgebäudes über den Haupteingang am Reiterspfad. Die hier vorhandenen Parkplätze werden erhalten und neue überdachte Radstellplätze geschaffen. Innerhalb der Gebäudestruktur verbindet ein Laubengang den Pausenhof der Schule mit dem im Osten liegenden Park und seinem großzügigen Ausblick über das Neckartal. Er fungiert zudem als überdachter Pausenbereich, über den die einzelnen Gebäude der Schule witterungsgeschützt erschlossen werden können. Während die Sporthallen im Süden längs an den Laubengang anschließen, orientieren sich das historische Schulgebäude und das Hauptgebäude A im Norden mit ihren Schmalseiten zur Erschließungsachse. Dieser Logik soll auch der geplante Ganztagesbereich folgen. Im Westen des Grundstücks gelegen bildet er den Abschluss von Schulhof und Laubengang. Durch seine Zweigeschossigkeit und die Orientierung seiner Schmalseite zur Schulstraße fügt sich der Bau in den Maßstab der umgebenden Bebauung ein.
Der neue Ganztagesbereich und das historische Schulgebäude zonieren auch den Schulhof. Der geschütztere Bereich des Hofes, leicht abgesetzt vom Wandelgang, bietet Raum für ruhigere Aktivitäten und ist als „Grünes Klassenzimmer“ nutzbar. Besonders an heißen Sommertagen bietet sich das Lernen unter dem kühlenden Blätterdach der vielen Baumneupflanzungen und der berankten Pergola an. Über das Rasenfugenpflaster wird Regenwasser direkt vor Ort in den natürlichen Wasserkreislauf zurückgeleitet. Der Hofbereich östlich vom historischen Schulgebäude bietet viel Fläche, sowohl für freies Spiel als auch für ein Angebot von Spielgeräten. Der Schulgarten setzt zusammen mit der bestehenden Kiefer, welche in eine neue Baumreihe integriert wird, einen grünen Akzent. Die neu gesetzten Baumreihen auf dem gesamten Gelände leiten in die verschiedenen Campusbereiche.
Grundriss und Struktur
Im Hauptgebäude A werden die Mehrheit der Klassen- und Fachklassenräume untergebracht, was es in seiner Funktion als Schulhaus stärkt. Betritt man das Gebäude von Süden durch den barrierefreien Haupteingang am Reiterspfad, gelangt man in einen großzügigen Foyerbereich. Der bisher ungenutzte Innenhof wird zum Innenraum, der alle Geschosse des Gebäudes miteinander verbindet. Der geschossübergreifende Luftraum ist in den oberen Etagen beidseitig durch eine Galerie gerahmt und wird durch eine neue Dachform betont und belichtet. In ihm befindet sich auch die Haupterschließung der Schule und betont das Zentrum zusätzlich. Am Fuße des Luftraums ist die Haupttreppe als raumfüllende Sitzstufenanlage ausgebildet, damit Aufführungen, Feste und Versammlungen im Herzen der Schule stattfinden können. Durch die Neugestaltung der Mitte des Gebäudes werden Raum- und Aufenthaltsflächen geschaffen, die den Bedürfnissen der Gemeinschaftsschule entsprechen und eine vielfältige Lernatmosphäre bieten. Durch die neu gewonnene Flexibilität im Grundriss wird das Gebäude zudem anpassungsfähig an mögliche zukünftige Veränderungen im Schulbetrieb.
Der Neubau im Westen der Schule wird in Holzbauweise erstellt und beherbergt den Ganztagesbereich der Schule. Die Spiel- und Bewegungsräume sowie das Schülercafé orientieren sich zum Pausenhof, während die Lehrküche und die Lese- und Lernräume nach Westen zu einem ruhigeren Kräutergarten ausgerichtet sind. Die Dachform betont die Öffnung zu den Freiräumen und stellt einen formalen Bezug zur umgebenden Bebauung her. Im Erdgeschoss entsteht vor der Ernst-Ertl-Halle ein Foyerbereich, von dem aus das Schülercafé wie auch die Toiletten des Ganztagesbereiches zugänglich sind, ohne das Gebäude betreten zu müssen.
Brandschutz und Rettungswegekonzept
Das Gebäude A wird in drei Nutzungseinheiten unterteilt, welche über die zentrale Haupterschließung und zwei geschlossenen Treppenhäuser an den Kopfseiten des Gebäudes entfluchtet werden können. Die Einheiten sind mit einer Brandmeldeanlage ausgestattet. Der offene Luftraum, welcher die Haupterschließung beinhaltet, kann durch offenstehende Brandschutztüren im Flurbereich im Brandfall abgeriegelt werden. Bypasstüren ermöglichen den Klassenräumen, die an den Luftraum anschließen, eine Fluchtmöglichkeit unabhängig von der offenen Halle.
Die Entfluchtung des historischen Schulhauses und der Sporthallen bleibt unverändert. Aufgrund der anzunehmenden maximalen Personenanzahl im Gebäude ist die bestehende Fluchtwegsituation mit zwei Rettungswegen ausreichend. Durch Sicherstellen aller Zugänglichkeiten kann das Obergeschoss als ein Bereich betrachtet werden, der über Treppenhaus und außenliegende Treppe entfluchtet wird.
Das neue Ganztagesgebäude ist in die Gebäudeklasse III einzustufen. Die Holzbaurichtlinie ist aufgrund der geplanten Holzbauweise und der Gebäudeklasse nicht generell anzusetzen. Sofern erforderlich, wird diese jedoch Berücksichtigung finden. Zum Nachweis der Tragfähigkeit im Brandfall werden alle relevanten Bauteile auf Abbrand dimensioniert. Im Erdgeschoss kann ebenerdig Richtung Pausenhof oder in den Kräutergarten entfluchtet werden. Im Obergeschoss erfolgt die Entfluchtung über zwei Treppenanlagen, von denen eine direkt auf den Pausenhof führt.
Material und Gestaltung
Im Zuge der Umstrukturierungsmaßnahme, wird eine energetische Fassadensanierung des Bestandes vorgeschlagen. Dazu werden die vorhandenen Fenster und Brüstungen aller Gebäude durch Holzrahmenelemente ersetzt. Neben dem Erreichen des energetischen Standards führt dies auch dazu, dass die Gemeinschaftsschule formal als Einheit wahrgenommen wird. Im Bereich des neuen Ganztagesgebäudes bringt die Fassade das klare Konstruktionsprinzip des Holzbaus zum Ausdruck. Die grüne Holzverkleidung bezieht sich in ihrer Farbwahl auf die üppige Landschaft des Naturparks Neckartal-Odenwald und bildet einen angemessenen Hintergrund für die hochwertigen Freianlagen des Campus. Kontrastiert wird dies durch den dunkelroten Anstrich der vertikalen Gliederungselemente. Diese Farbe wurde von der Fassadenverkleidung der Realschule übernommen und verdeutlicht so den Bezug zwischen Gemeinschaftsschule und Realschule auch optisch.
Tragwerk und Konstruktion
In der Mitte von Gebäude A wird eine eigenständige Tragwerkstruktur aus materialeffizient dimensionierten Stahlbetonträgern und -stützen eingesetzt. Die beiden Stützenreihen, die sich mit ihren Achsabständen auf den Bestandsbau beziehen, begrenzen die Breite des Luftraums und der WC-Kerne, während die darauf liegenden Träger beidseitig auskragen und den umlaufenden Flur überspannen. Ihre Kopfseiten schließen an die Bestandswände an.
Das Tragwerk des Ganztagesbereichs ist als Holzskelettbau konzipiert. Die Decken werden als Rippendecken in Holzbauweise ausgeführt. Die Zwischenräume der Balkenlagen werden akustisch wirksam abgehängt und dienen als Installationsraum. Holzbaugerecht wird ein regelmäßiger, direkter Lastabtrag in der Gebäudestruktur realisiert. Der vertikale Lastabtrag erfolgt im Wesentlichen durch Holzstützen, die im Gebäuderaster von 2,5x7,5 m angeordnet sind. Die Außenwände werden als Ausfachungen der Holzstützen durch vorgefertigte Holzrahmenwände hergestellt. Das Trogdach wird im Bereich der Traufe über dem mittig liegenden Flur entwässert.
Fazit
Der Entwurfsvorschlag für die Erweiterung der Gemeinschaftsschule Obrigheim steigert die Funktionalität im Schulbetrieb. Präzise Veränderungen lösen nicht nur aktuelle Mängel der Schule, sondern sichern durch erhöhte Flexibilität auch ihre Zukunftstauglichkeit. Da der Entwurf Erhalt und Instandsetzung der vorhandenen Substanz einem unbegründeten Abriss vorzieht, schont er Ressourcen und respektiert die Geschichte des gewachsenen Ensembles des Schulcampus Obrigheim.
Beurteilung durch das Preisgericht
Aus der Entscheidung der Verfasser:Innen der Arbeit 1004 möglichst wenig bestehende Bausubstanz abzubrechen, den Bestand teilweise durch kluge Eingriffe zu optimieren und auf diese Weise ebenfalls zusätzliche Nutzflächen zu aktivieren, entwickeln sich einige Vorzüge für die Bauaufgabe.
Die Bestandbauten am Reiterspfad mit den beiden Hallenbaukörpern stehen mit Bestandschutz nahe der Grundstücksgrenze und sichern damit den maximalen Außenraum bis zur Schulstraße. Durch die Aktivierung der Mittelzone im Hauptgebäude werden einige im Raumprogramm geforderte Nutzflächen dort nachgewiesen und die so übrig verbliebene Neubaukubatur reduziert sich auf einen kompakte zweigeschossigen Baukörper an der westlichen Grundstücksgrenze. Auch so bleiben die Grundstücksreserven für die Ausgestaltung eines Außenraums in maximaler Größe gesichert.
Es entsteht eine U-förmig arrondierte Gesamtanlage, die mit dem im Zentrum stehenden Technikgebäude über insgesamt 4 unterschiedliche miteinander vernetzet Außenräume verfügen, die mit unterschiedlichen Funktionen und Themen einen attraktiven Freibereich anbieten. Der Schul-Campus erhält mit einer Vorzone am Haupteingang im Süden, eine klare Adressbildung und einen gefassten Abschluss im Kurvenbereich entlang der Schulstraße im Norden.
Die Jury überzeugt den Umgang im Hauptgebäude, mit den neuen vertikalen Erschließungen, der Aktivierung des heutigen Kieshofes zum abgetreppten Atrium als Herz der Schule. Das heutige Untergeschoss verfügt zukünftig über eine angemessene Erschließung und vermittelt die unterschiedlichen Höhen der Außenbereiche im Norden und im Süden auf eine geschickte weise. Mit einer zweiten Erschließungsachse auf der Ostseite des Atriums gelingt es die Klassenräume direkt zu erschließen und neue Differenzierungsräume zu schaffen. Insgesamt werden so alle Klassenzimmer und Fachklassen im alten Hauptbau nachgewiesen und im Neubau sind nur die Funktionen für die Ganztagesbetreuung verblieben, die eine zeitlich autonome Nutzung dieses Baukörpers ermöglichen.
Der Neubau schafft in den beiden Geschossen eine unterschiedliche Wege-Raum Abfolge, die mit einer Ausrichtung der größeren Aufenthaltsräume zum Außenraum eine Aktivierung des grünen Klassenzimmers fördert. Der Entwurf ermöglicht über eine Verglasung des südlichen Bestandsverbindungsgangs eine klimatisch abgetrennte Verbindung der Hauptbaukörper.
Die Kennwerte und die klare Struktur des Entwurfs lassen eine ökonomische Umsetzung erwarten. Mit der Arbeit gelingt es eine gute Antwort zur gestellten Aufgabe unter maximaler Ausschöpfung der grauen Energie zu geben und dabei auf eine sehr feine weise alle Funktionen gut gegliedert mit differenzierten Innen- und Außenräumen zu schaffen.
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Lageplan
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EG
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Neue Mitte im alten Schulhaus
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Ansicht Ost
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Ansicht West
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Ansicht Nord
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Fassadenschnitt Ganztagesbereich
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Freiraumkonzept
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Eingriffe
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Funktionsisometrie