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Projektwettbewerb im selektiven Verfahren | 12/2008

Erweiterung Kunsthaus Zürich

3. Rang / 3. Preis

Max Dudler GmbH

Architektur

vetschpartner Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

S I T U A T I O N

Die Gestaltung des Erweiterungsbaus für das Kunsthaus Zürich kann nur als Teil einer langfristig angelegten Strategie der übergeordneten kulturpolitischen und städtebaulichen Entwicklung der Stadt gelingen. Hier setzt die städtebauliche Idee des Wettbewerbsbeitrags an: Nach dem Vorbild des Louvre in Paris oder der Berliner Museumsinsel schlagen wir für den Standort an der Rämistraße ein Band der Kunst vor, das sich vom jetzigen Kunsthaus über den neu gefassten Heimplatz, den Neubau und dem dahinter liegenden Garten der Kunst perspektivisch bis zur ehemaligen Kantonschule mit einer dann neu zu definierenden musealen Nutzung spannt. Durch klugen Einsatz vor allem der Mittel der Außenraumgestaltung, also durch Bodenbeläge, Beleuchtung, Möblierung und Grün wird es möglich, den lang gestreckten Stadtraum vom Hirschengraben bis zur oberen Rämistraße zu einer Insel in der Stadt mit einzigartiger Identität und Wiedererkennbarkeit zu verschränken. Zusammen mit dem im Südwesten dieser Achse situierten Theaterkomplex entsteht dann ein beachtlich großes, offenes Kulturzentrum in Zürich.
In zentraler Lage stellt nun der geplante Neubau als Interface die räumliche und gestalterische Kopplung des Ensembles her. Auch die im ersten Moment überraschende Verlegung des Haupteingangs erhält in diesem Layout zusätzliche Legitimation. Neben der Staffelung der Stadträume in Längsrichtung erhält ein zweites Thema entscheidende Bedeutung: Die Durchquerung und Wegebeziehung innerhalb des Ensembles.



E I N O F F E N E R K U N S T R A U M

In der Verlängerung des Eingangsportals des Moser-Baus bildet sich in der Kubatur des Neubaus ein Negativabdruck in Form eines spannungsvollen Kunstraums ab. Das bestehende Kunsthaus, aber auch die gegenüberliegende alte Kantonschule erhalten so ein „Gegenüber“, mithin eine sinnfällige Einbindung in ein ablesbares Gesamtensemble.
Gewissermaßen als Ouvertüre zum eigentlichen Museumserlebnis öffnet der Weg durch diesen vielfältig bespielbaren, artifiziellen Kunstraum den Gast für die Kultur. Der Gang des Passanten wird quasi wie von selbst entschleunigt. Mit architektonischen Mitteln wird ein Eintrittsritus inszeniert der sanft zum Betreten des Baus auffordert. Weg- und Blickführung betonen die Offenheit und Gastlichkeit des Ensembles, welche für Besucher und Passanten den Anreiz bildet, das Ganze via Museumspassage zu erkunden. Die parallel angeordnete Eingangshalle öffnet sich nicht nur zu Altbau und Kantonschule - Sie lebt vor allem von der Durchlässigkeit zu dieser der alltäglichen Erfahrung entrückten Raumkonfiguration.

Der Teilung des Gebäudes in zwei Abschnitte ist zugleich eine räumliche Differenzierung der Nutzungen eingeschrieben. In Kongruenz zu den Anforderungen des Sicherheitskonzepts beherbergt der größere östliche Teil auf drei oberirdischen Etagen die Ausstellungsräume, im kleineren westlichen Teil sind die Funktionsräume und komplementären Nutzungen des Komplexes zusammengefasst. Das Untergeschoss fasst neben den allfälligen Depot und Infrastrukturräumen die Wechselausstellung und die Rückführung zum Moserbau.



G A L E R I E R Ä U M E

Von der Eingangshalle aus erschließt sich eine großzügige Treppenhalle. Dahinter beginnt mit der Galerie der Sammlung ab 1960 der Museumsrundgang. Im darüber liegenden ersten Geschoss setzt sich die Sammlung fort. Im zweiten Obergeschoss schließlich sind Kabinette der Sammlung E.G. Bührle platziert, sowie ergänzend die Bestände des Kunsthauses aus dem 19. Jahrhundert. Die Räume ordnen sich zu einer Art Kranz um das zentrale Treppenhaus, wobei die einfache rhythmische Abfolge der in sich ruhenden Räume kurze aber auch lange, systematische Parcoursmöglichkeiten gestattet. Die Flexibilität des Rundgangs schafft in den Galerien ab 1960 die Möglichkeit, auch Retrospektiven und Übersichtsausstellungen leicht zu realisieren.
Die dienende und Zurückhaltende Gestaltung der Räume soll sammlungsbezogen eine zeitgemäße Interpretation der klassischen Galerie variieren: Hochwertiges klassisches Parkett, fugenlose Lichtdecken, weitestgehend nicht sichtbare Haustechnikausstattung, helle Wandhintergründe aus Gipsputz, oder für die Sammlung E.G. Bührle auch hellgraue Textile Wandbespannungen.



D I E V E R B I N D U N G Z W I S C H E N A L T E N U N D N E U E M H A U S

Von der Treppenhalle aus gelangt man im Untergeschoss in die Räume der Wechselausstellung. Der Besucher befindet sich hier direkt unter dem offenen Kunstraum in der Achse zwischen Bestandsgebäude und Kantonschule. In Richtung Heimplatz setzt sich der Raum als unterirdische Galerie fort. Das Museum soll sich hier, bereichert um ein Laufband gewissermaßen in Bewegung, fortsetzen. Gibt es lebendigere Passagen als die großen, unterirdischen Gänge der Pariser Metro mit ihren Laufbändern, Plakatwänden und Musikern? Man stelle sich vor: einen breiten, hellen Verbindungstunnel mit modernen Laufbändern und einer jährlich wechselnden Wand- und Lichtgestaltung von Künstlern aus der Liga Peter Fischli & David Weiss, Rémy Zaugg oder Pipilotti Rist. Eine Verbindungsstraße also, die selbst ein Erlebnis ist, eine Art „Neuer Tunnel“ der wie ein verlockendes Versprechen auf die eine oder anderen „Station“ neugierig macht.



K O M P L E M E N T Ä R E B E R E I C H E

Der Eingang des westlichen Flügels des Neubaus befindet sich direkt gegenüber zum neuen Eingang des Kunsthauses. Vom Empfang aus gelangt man zum großen Foyer im 1. Obergeschoss. Von hier aus erschließt sich der Festsaal aber auch die Seminarräume und die Räume der Kunstvermittlung. Zur Vervollständigung des Angebots schlagen wir vor, dass 4. Obergeschoss als Bibliothek für zeitgenössische Kunstpublikationen zu nutzen. Dies ließe sich auch im Hinblick auf ein öffentlich zugänglichen Archiv hin erweitern: Das Archiv von Harald Szeemann oder zumindest dessen Bibliothek.

Die Backoffice und Infrastrukturräume werden von der Kantonschulstrasse erschlossen. Hier befindet sich auch die Anlieferung. Sie ist so konzipiert, dass Lastwagen vorwärts einfahren und auch vorwärts wieder ausfahren können. Dies ist wichtig, da die Lenker beim rückwärts Ausfahren die Fußgänger auf dem Trottoir Kantonschulstrasse nicht sehen können. Ab der Kantonschulstrasse fahren die Lastwagen vorwärts ein und ziehen so weit vor, dass sie gerade stehen. Dann setzen sie zurück an die Laderampen, wobei die hintere Rampe eine feste Anpassrampe sein kann und die vordere aus Platzgründen eine überfahrbare Scheren-Hebebühne ist. Die Wegfahrt erfolgt dann vorwärts durch das zweites Tor. Bei geschlossenen Toren ist das Ent- und Beladen der Fahrzeuge sichergestellt.



Verantwortlich: Mark van Kleef, Max Julius Nalleweg
Mitarbeit: Katherina Penner, Alexander Bonte, Malte Meyer, Christof Berkenhoff, Arlette Feltz-Süssenbach, Kyung-Ae Kim
Visualisierungen: Neumeyer Treese


Fachplaner:

Tragwerksplaner:
Leonhardt, Andrä und Partner Rosenthaler Strasse 40/41, D-10178 Berlin Verantwortlich: Oliver Kusch Mitarbeit: Sonja Krais

Gebäudetechnik:
PZM Polke, Ziege, von Moos AG, Zürich (CH)
Lichtplanung:
Mettler + Partner AG, Zürich (CH)

Baumanagement:
Freiraum Baumanagement AG,
Zürich (CH)

Museumsberatung:
Dr. Andreas Bee, Frankfurt a.M. (D)
Verkehrsplanung:
Enz&Partner GmbH, Zürich (CH)