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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2025

Erweiterung Leimbachtalschule in der Gemeinde Dielheim

Innenperspektive

Innenperspektive

2. Preis

Preisgeld: 17.500 EUR

STUDIO SF Simon Fischer & Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Einbindung

Behutsam setzt sich die Erweiterung auf den bestehenden Fußabdruck des Schwimmbads der Leimbachtalschule und bildet einen neuen identitätsstiftenden Auftakt für das Schulareal. Der Hauptzugang der Schule bleibt weiterhin über die bestehende Feuerwehrzufahrt bestehen.


Architektonische Qualitäten/ Umgang mit dem Bestand

Die Aufstockung setzt sich als leichter Holzskelettbau auf die bestehende Tragstruktur, somit wird die zusätzliche Last minimiert und die Substanz geschont. Dabei wird keine weitere Gründung vorgesehen und auf ressourcenschonenden und sensiblen Umgang mit dem Bestand gesetzt. Die neuen Räume bieten moderne Lernumgebungen, ohne die bestehende Nutzung während der Bauphase wesentlich zu beeinträchtigen. Eine zeitgemäße Holzfassade mit großzügigen Fensteröffnungen zeigt die Gliederung des Tragwerks und ein modernes, nachhaltiges Gebäude. Die vorgehängte Keramikfassade im Sockelgeschoss stellt eine hochwertige und langlebige Fassadenlösung dar, die sich besonders durch ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Witterungseinflüssen und mechanischen Beanspruchungen auszeichnet. Im Bestand bietet sie den Vorteil, dass sie ohne massive Eingriffe an die bestehende Bausubstanz montiert werden kann. Darüber hinaus kann die vorgehängte Keramikfassade im Fensterbereich gezielt als Sichtschutz eingesetzt werden, um die Privatsphäre von Kindern zu wahren, ohne dabei den natürlichen Lichteinfall wesentlich zu beeinträchtigen. Die Farbwahl der vorgehängten Keramikfassade erfolgte in abgestuften Blau- und Grüntönen, die bewusst auf die Nutzung im Kellergeschoss als Schwimmbad abgestimmt wurden. So entsteht eine harmonische Verbindung zwischen der äußeren Gestaltung und der innenliegenden Funktion. Ein zentrales, prägnant gestaltetes Treppenhaus dient als Kommunikations- und Identifikationsort und verbindet geschossübergreifend alle Nutzungen auf kurzem Wege miteinander und sorgt für eine einfache Orientierung in kindgerechten Maßstäben. Die Schulräume wirken offen, großzügig und lichtdurchflutet. Die Innenräume sind durch vorrangig natürliche und dauerhafte Materialien attraktiv gestaltet: Linoleumböden, sichtbare Holzbalkendecken, akustisch wirksame Deckenpaneele, freundlich und teils farbig gestaltete Innenwände, sowie großzügig verglaste Türelemente erzeugen ein warmes, natürliches Raumgefühl.


Funktionalität

Direkt am Eingang und der Öffentlichkeit zugewandt wird die neue Mensa vorgesehen. Neben dem alltäglichen Betrieb sind hier lebendige Veranstaltungen für die Schule, oder extern möglich. Die neue Mensa bildet das kommunikative Herzstück der Schule und schafft einen zentralen Ort für Begegnung, Gemeinschaft und vielfältige Nutzungen. Sie dient nicht nur der täglichen Mittagsverpflegung, sondern ist bewusst multifunktional konzipiert, um auch schulische und außerschulische Veranstaltungen, Versammlungen oder Projekte zu ermöglichen. Großzügige Verglasungen sorgen für helle, freundliche Räume mit direktem Bezug zum Außenbereich und fördern ein offenes, einladendes Ambiente. Die flexible Möblierung und moderne Akustikmaßnahmen ermöglichen eine schnelle Anpassung an verschiedene Nutzungsformate – von der stillen Essenszeit bis hin zur lebendigen Schulaufführung. Die bestehende erhöhte Decke des Kellergeschosses wird als Bühne oder im Schulbetrieb als ruhiger Loungebereich der Mensa verwendet. Eine attraktive Stufenanlage gleicht den Höhenunterschied aus und kann als Sitzmöglichkeit genutzt werden. Die Anlieferung der Mensa erfolgt über das Treppenhaus im Süden. Hier kann das Geschoss schwelllos und ebenerdig betreten werden. Eine prägnant gestaltete eingestellte Box bespielt das Foyer im Schulbetrieb mit einem Schülerkiosk und bei Veranstaltungen mit einem Sektempfang oder der „Küche Vermietung“. Ebenfalls vom Foyer zugänglich ist das neue Treppenhaus, welches durch einen Aufzug geschossübergreifend Bestand und Neubau barrierefrei erschließt. Im Kellergeschoss werden die WCs und Umkleiden mit kleinen Eingriffen umstrukturiert, um das neue Treppenhaus und Aufzug im Grundriss zu integrieren. Die Klassenräume im Obergeschoss haben je nach Raumgröße unterschiedliche Raumtiefen, dadurch entsteht ein spielerischer und großzügiger Flur, welcher mit verschiedenen Nischen und Rückzugsorten bespielt werden kann.


Brandschutz

Die zwei Notausgänge der Mensa, die als Versammlungsstätte dient, führen über das südlich gelegene Fluchttreppenhaus, das ebenerdig ins Freie mündet, sowie über die nördlich gelegene Fluchttreppe. Im Obergeschoss gliedert sich das Gebäude in zwei Nutzungseinheiten. Die Entfluchtung erfolgt jeweils über das zentrale Treppenhaus oder die nördlich gelegene Fluchttreppe. Um die Erschließungszone im Obergeschoss uneingeschränkt als Cluster nutzen zu können, wird auf notwendige Flure verzichtet.


Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit, Ökologie

Das Bauwerk wird in Holzbauweise in hohem Vorfertigungsgrad errichtet; tragende Holzrahmen-Außenwände und eine innere Holz-Skelett-Struktur erzeugen eine freie Raumaufteilung heute und ermöglichen eine flexible Nachnutzung in der Zukunft. Die teils sichtbaren Holzbalkendecken werden in zusammenhängenden Elementen bereits ab Werk vorgefertigt. Die Fassade erhält ein einheitliches Raster und wird modular hergestellt. Konzeptioneller Leitgedanke ist es, vorrangig Energiebedarfe und negative Umwelteinflüsse auf ein Minimum zu reduzieren. Die erforderliche CO2-Neutralität wird mittels thermisch-dynamischen Simulationen und mittels Lebenszyklus-Bilanzen, sowie mit Wirtschaftlichkeitsberechnungen erreicht. Die passivhaustauglichen Bauteile und Komponenten reduzieren den Energiebedarf erheblich. Der Neubau wird an die vorhandene Heizung des Bestands über den „Verbindungstunnel“ angeschlossen. Zugunsten einer effizienten Wärmenutzung werden zwischen den Sichtholzbalken Heiz-Kühl-Decken vorgesehen. Neben der Heizung kann dieses System optional auch zur Temperierung im Sommer verwendet werden. In diesem Fall sind zusätzliche Wärmepumpenanlagen auf dem Dach erforderlich. Strombedarfe werden so weit wie wirtschaftlich möglich von der Fotovoltaikanlage auf dem Dach gedeckt. Aufgrund der Nutzung als Veranstaltungsraum und Mensa ist eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung unabdingbar. Das Lüftungsgerät wird im Zwischengeschoss über dem Stuhllager untergebracht und kann von dort aus direkt den Mensaraum und die Küche mit Zuluft versorgen.


Wettbewerbsart | nicht offener Planungswettbewerb
Auslober | Gemeinde Dielheim
Platzierung | 2. Preis
BGF | 1.930 m²
Tagung des Preisgerichts | 2025
Team | S.Fischer, M. Caferoglu, J. Schumann, A. Zhdanova, L. Klinkhammer


Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt durch einen sehr kompakten Baukörper, der sich auf die bestehende Struktur stützt und damit ressourcenschonend mit dem Bestand umgeht. Die Erschließung bleibt unverändert, wodurch keine zusätzlichen Maßnahmen erforderlich sind. Besonders positiv fällt die qualitative Aufwertung des bestehenden Foyers auf. Durch gezielte Restrukturierungen entsteht ein zentraler Verteilerraum, der hervorragend zwischen den verschiedenen Gebäudeteilen, Geschossen und Nutzungen vermittelt. Ein klarer Mehrwert liegt in der neu eingefügten Küche für die Vermietung zwischen Foyer und Saal. Diese lässt sich auch als Schulkiosk nutzen und ermöglicht durch ihre Lage eine flexible Bespielung des Saals – von kleinteiliger Vermietung in vier Stufen bis zur vollständigen Nutzung des Raums. Die mittig im Saal angeordnete Theke der offenen Küche strukturiert den Raum auf überzeugende Weise und schafft durch ihre Öffnung zur Ostseite eine gute räumliche Orientierung. Die bestehende Bühne wird erhalten und durch vorgelagerte Sitzstufen funktional wie gestalterisch aufgewertet. Ein neu eingefügter Erschließungsgang erlaubt die Nutzung der Nebenräume, ohne den laufenden Saalbetrieb zu stören. Das neue Treppenhaus mit Aufzugsanlage im Südosten erschließt barrierefrei alle Geschosse. Die Anbindung an die WC-Anlagen auf allen Ebenen ist funktional gut gelöst. Mit minimalem Eingriff – insbesondere im Bereich des neuen Treppenraums und der Umkleiden – gelingt es, das Schwimmbad sinnvoll und effizient aufzuwerten. Die schulische Nutzung im Obergeschoss ist sehr gut organisiert. Eine zentrale Mittelzone mit leichten Wandversätzen gliedert die Bereiche differenziert und schafft Zonen, die sowohl funktional als auch brandschutztechnisch sinnvoll getrennt sind, ohne die gewünschte Transparenz zu beeinträchtigen.

Tragwerk:
Alle Lasten werden auf den Bestand abgetragen. Vor allem die Mittelwand erfährt viel mehr Last. Somit ist eine Ertüchtigung der Fundamente naheliegend. Im Obergeschoss stehen Stützen im Feld der EG-Decke auf den Brettschichtholzträgern. Dies bedingt hohe Querschnitte der Binder. Es gibt nur einen Stahlbetonkern der zur Aussteifung herangezogen werden kann. Eine mögliche Anpassung wären Brettschichtholzträger in der Decke über dem EG über die gesamte Gebäudebreite spannen, ohne die Mittelwand zu belasten und vor dem Bestand abzutragen (Tischprinzip).

Fassade:
Der Baukörper bleibt innerhalb der bestehenden Kubatur. Die Zone des Untergeschosses wird durch eine keramische Fassadenverkleidung klar abgesetzt, wodurch der darüberliegende Holzbau als gestalterische Einheit zur Geltung kommt. Die Fassadengestaltung überzeugt durch das Zusammenspiel einer klaren Tragstruktur in Holz und gut gesetzter Fensteröffnungen, die die dahinterliegenden Funktionen lesbar machen.