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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2024

Erweiterung, Umbau und Sanierung Karl-Siegfried-Bader-Schule in Elzach

Perspektive Schulhof

Perspektive Schulhof

1. Preis

Preisgeld: 50.000 EUR

Kubus360

Architektur

ah Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

MW Energiebuero

Bauphysik, Energieplanung

C4 engineers GmbH

Tragwerksplanung

Architekturmodelle Boris Degen Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

Städtebau
Das Wettbewerbsgebiet befindet sich in Elzach, Ortsteil Prechtal, gegenüber dem Rathaus und der Mehrzweckhalle „Steinberghalle“ und bildet damit einen zentralen Punkt im Ortskern. Der Entwurf fokussiert sich zum einen auf die Erweiterung und Sanierung der Karl-Siegfried-Bader Schule in Elzach, mit besonderem Augenmerk auf klare, funktionale und nachhaltige Architektur sowie auf die freiräumliche Vernetzung der umliegenden Freiflächen. Der dreigeschossige Neubau wird nach dem Prinzip des „einfachen Bauens“ realisiert, durch robuste Baukonstruktionen und reduzierte Gebäudetechnik. Diese Maßnahmen verlängern die Lebensdauer des Gebäudes und senken dabei die Lebenszykluskosten.
Angesichts des Wandels im Bildungswesen und der gesellschaftlichen, ökologischen und ökonomischen Anforderungen erfordert die Architektur eine hohe Flexibilität in der Zonierung und Materialwahl. Das bestehende Schulgebäude wird modernisiert und zukunftsorientiert saniert. Der Neubau besticht durch seine zeitgemäße Kubatur und eine ganzheitliche Architektursprache, die auf die Anforderungen moderner pädagogischer Konzepte eingeht und zugleich qualitativ hochwertige Raumfolgen schafft.

Innere Organisation
Neubau Grundschule – Der dreigeschossige Baukörper umfasst im Erdgeschoss den Verwaltungsbereich sowie die Aula mit angrenzender Mensa und Pausenhalle und bietet einen barrierefreien Zugang zu den Obergeschossen. Im ersten Obergeschoss sind die Unterrichtsräume, Differenzierungsräume sowie Lerninseln und WC-Anlagen angeordnet. Das zweite Obergeschoss beherbergt die Fachklassen. Die vier Cluster bieten neben den Lehrbereichen auch Aufenthaltsflächen für Ausstellungen und selbstständiges Arbeiten. Zwei zentrale Treppen ermöglichen eine schnelle Orientierung im Gebäude, während ein zentraler Aufzug die barrierefreie Erschließung aller Geschosse gewährleistet.
Die Anordnung der Klassenzimmer und der zugehörigen Fachräume auf den oberen Geschossen sorgt für eine klare Übersicht der funktionalen Raumstruktur. Die Wegebeziehungen zu Lern- und Aufenthaltsbereichen sind optimal integriert und bieten interessante Blickbeziehungen innerhalb der Ebenen. Die Erschließungsflächen im Erdgeschoss sind mit der Mensa und Aula großzügig gestaltet, um eine hohe Aufenthaltsqualität zu schaffen. Die quadratische Form der Lehrräume ermöglichen eine flexible Möblierung und schafft eine ungerichtete Raumstruktur. Große Fensterflächen bieten stets einen Bezug zum Außenraum.
Bestandsgebäude A – Die Grundstruktur des Gebäudes wird weitestgehend beibehalten, wobei kleine Anpassungen aufgrund von Vorgaben im Brandschutz- und der Barrierefreiheit vorgenommen werden. Der Eingangsbereich wird umgestaltet, um eine direkte Verbindung zum angrenzenden Neubau zu gewährleisten. Im Erdgeschoss befinden sich Räumlichkeiten für die Nachmittags- und Ganztagesbetreuung, ergänzt durch ein Bürozimmer und einen Sanitätsbereich. In den Obergeschossen sind zusätzliche Betreuungsräume integriert, während das Dachgeschoss Ruheräume und ein Spielatelier bietet. Die Verortung eines zentralen Aufzugs sowie einer zweiten Treppe entspricht den Anforderungen an zukunftsfähiges Bauen in Bildungseinrichtungen.

Freiflächen
Die Neubebauung definiert die Eingänge, Durchgänge und Verbindungen, wodurch großzügige Freiflächen und räumlich gestaltete Aufenthaltsbereiche entstehen. Die Freiraumplanung integriert die Gebäude harmonisch mit dem zentralen Pausenhof und schafft einen Außenraum mit differenziert angelegten Angeboten. Die Neupflanzungen bilden einen wohltuenden, schützenden Rahmen. Fassadenbegrünungen auf dem Bestandsbau reduzieren die vertikalen geschlossenen Flächen, erzeugen ein angenehmes Erscheinungsbild und fördern die Biodiversität im städtischen Kontext.
Das Gelände wird von zwei Seiten erschlossen und bietet einen offenen, einladende Raumstruktur. Die Fahrradstellplätze sind über die beiden Straßenabzweige der „Schrahöfe“ im Süden des Erweiterungsbaus erreichbar. Weiter südlich stehen den Nutzern Parkplätze an der Mehrzweckhalle zur Verfügung, die über eine Spielstraße erreichbar sind.
Großzügige Grünflächen westlich der Mehrzweckhalle laden zum Verweilen ein. Ein grünes Klassenzimmer, mehrere Spielhütten sowie ein Sportfeld und ein Schulgarten bieten den Schüler*innen attraktive Aufenthaltsmöglichkeiten.


Beurteilung durch das Preisgericht

Das bestehende Ensemble aus Rathaus, Schulhaus A u der Mehrzweckhalle wird ergänzt durch einen langgestreckten Baukörper, der sich städtebaulich angemessen in Kubatur und Höhenentwicklung einfügt.

Das 1911 wiederaufgebaute Schulhaus bleibt in seiner Präsenz bestehen und der neue klare 3- geschossige Baukörper bildet ein adäquates Gegenüber, das genau die Traufhöhe des Bestandsgebäudes aufnimmt. Der Gesamtcharakter der Anlage wird so gewahrt und die neue Struktur weist eine gute Adressbildung aus.

Es entstehen in der Verknüpfung der beiden Baukörper gut proportionierte Freiflächen, die von Südwest nach Nordost durchfließen und am Beginn und oberem Ende jeweils Schwerpunkte ausbilden. Die Topografie kommt mit wenigen Eingriffen aus und das Gebäude bettet sich gut in das ansteigende Gelände ein.

Eine Abschirmung des Pausenbereichs mit einer niedrigen Mauer könnte noch deutlicher zur Sicherheit an der Schrahöfe beitragen. Die Fahrradabstellplätze auf der Südost-Seite sind jedoch durch die Böschung beeinträchtigt und die Behinderten Stellplätze liegen in der Schräge des Geländes.

Die Eingänge zu Neu- und Altbau liegen gegenüber, Bäume und Pflanzinseln spenden Schatten und tragen zur Freiraumqualität bei. Eine Überdachung schützt die Verbindung beider Gebäude, ein stärkerer Wetterschutz wäre wünschenswert.

Die innere Organisation des Neubaus eröffnet im Eingangsbereich eine großzügige Zone aus Aula, Musik und Mensa. Der Lehrer- und Verwaltungsbereich liegt richtig und gut auffindbar.

Zwei Treppen ermöglichen schnelle Orientierung zu den Clustern in den beiden Obergeschossen, die als 2 Dreier-Cluster mit zugehörigen Differenzierungs- und Aufenthaltsflächen sowie Sanitärräumen einfach und klar organisiert sind.

Das Dachgeschoss beherbergt die Fachklassen, die Grundriss-Struktur besteht hier aus einer Reihung von Räumen ohne Aufweitungen. Dachverglasungen bringen die notwendige Tageslichtversorgung, diese sollte jedoch auf die Größe der Grundschulkinder abgestimmt werden. Möglichkeiten der Verschattung sind nicht dargestellt.

Im Altbau sind die Räume der Ganztagesbetreuung untergebracht. Die Grundstruktur bleibt weitgehend erhalten, das Einfügen einer Treppe an der Längswand trägt zur Entfluchtung im Brandfall bei.

Die Konstruktion des Neubaus aus einer erdberührten Stb-Bodenplatte und einem aufgesetzten vorgefertigten Holzskelettbau mit Wänden, Stützen und Unterzügen aus Brettschichtholz bildet die Primärstruktur. Der Entwurf schlägt für den Neubau weitgespannten Holzhohlkastendecken vor. Die Arbeit überzeugt durch ein regelmäßiges Raster für die Primärkonstruktion in den Obergeschossen. Im Erdgeschoss wird zur konsequenten Fortsetzung der Tragstruktur der Obergeschosse weitere Stützen erwartet. Schlüssig werden selbst für die Erschließungskerne und die aussteifende Wandscheiben Brettsperrholz vorgeschlagen.

Die nichttragende Rahmenfassaden mit Holzlisenen sind ohne Schutz der Witterung ausgesetzt und müssten in engeren Zyklen erneuert werden. Der mangelhafte bauliche Holzschutz der Fassade wird jedoch gerügt. Diese ist in der vorgestellten Ausprägung nicht dauerhaft.

Das Walmdach als einfaches Sparrendach trägt zum architektonischen Erscheinungsbild bei und übernimmt regionale Bauformen. Hinterfragt wird der Kehlknick, der nicht konstruktiv aus dem Prinzip des Aufschieblings zur Bildung eines Dachüberstandes übernommen wird. Die mögliche Verschattung der Dachflächenfenster muss zur Vermeidung einer sommerlichen Überhitzung zwingend gelöst werden.

Die wirtschaftlichen Kenndaten liegen im Vergleich aller Arbeiten unter dem Durchschnitt im günstigen Bereich, besonders in der Kubatur, der Flächeneffizienz und der Hüllfläche zeigen sich niedrige Werte und eine gute Wirtschaftlichkeit.

Zusammenfassend stellt der Entwurf einen wertvollen Beitrag dar, die maßstäbliche Einfügung und das Zusammenspiel von Alt und Neu überzeugt, die Freiraumplanung integriert die Gebäude harmonisch in die Topografie.
Lageplan

Lageplan

Perspektive Cluster

Perspektive Cluster

Ansicht

Ansicht

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt