Einladungswettbewerb | 04/2013
Fassadenwettbewerb - Einkaufszentrum „Altstadt-Galerie“
Ansicht Gartenstraße
1. Preis
Preisgeld: 8.500 EUR
Erläuterungstext
Gothas ARKADIEN
In gewachsenen Städten, die unvergleichliche Prägung haben durch prächtige Bauten vergangener Jahrhunderte, typische Strukturen in Straßen, Wegen und Bebauung aufweisen, in denen bekannte Formen und Materialien dominieren, auch heimisches Grün angenehm das vornehmlich massiv Bauliche kontrastiert - kurz: in solch maßstäblich vertrauten Orten, in denen man - wenn man sagt: „Ich gehe in die Stadt!“ - das historische Stadtzentrum meint, fallen Maßstabsbrüche und Störungen eben dieser gewachsenen Struktur extrem auf.
Die Gartenstraße in Gotha hat mehrere dieser Überformungen im Schnittpunkt zwischen mittelalterlichem Stadtkern und gründerzeitlicher Bebauung erfahren: sie verlor die nördlich aufgereiten Gründerzeitvillen und mit Ihnen die Vorgärten, die Synagoge wurde eliminiert, die Straße wurde beschleunigt durch die Straßenbahn, auch „autogerecht“ und somit immer schneller, lauter und schmutziger; die Heterogenität durch weitere Zutaten wie die großen, hohen Plattenbauten verschaffte ihr auch keine dauerhaft positive neue Identität.
Nun soll ihrer Geschichte ein weiteres Kapitel hinzugefügt werden, das weder auf historische Rekonstruktion noch auf Totalberäumung zugunsten eines großzügigen städtischen Grünraumes setzt. Vielmehr - als großvolumiger Organismus für Einkaufs- und Freizeitangebote mit mobilitätskompatibler Erreichbarkeit - eine nächste städtebauliche und eigentlich architektonische Herausforderung bedeutet.
Gibt man dieser baulichen Masse eine äußere Hülle, sucht man nach Attributen, die Assoziationen zur Historie zulassen, eine maßstäbliche Verträglichkeit suggerieren, funktionale Bedingungen erfüllen und gleichermaßen dem Wunsch nach Adressbildung und spezifischen Identifikationsmerkmalen gerecht werden.
Dieser Entwurf greift quasi wörtlich die Stärkung des Leitbildes der Stadt Gotha als "Residenzstadt Gotha - Leben zwischen Grün und Kultur" (ISEK Gotha) auf.
> im ideellen Ansatz
- Rückeroberung der verloren gegangenen Vorgärten in der Gartenstraße durch eine allseitig "grüne" Fassade
- Leben mit vitalem Grün
- Motiv: Hängende Gärten der Semiramis
- Metapher: Arkadien als Idealvorstellung menschlichen Lebens im Einklang mit der Natur ... als Ausdruck höchst möglicher Glückseligkeit
> im marktstrategischen Ansatz
- Gestaltungselement der Architektur
- Imagewerbung und „Visitenkarte“
- Aufwertung des Stadtbildes
- überregionales Alleinstellungsmerkmal
> im ökologischen Ansatz
- Feinstaub-Bindung/ Schadstoff-Filterung
- Verbesserung des Stadt- und Raumklimas
- CO2-Bindung und Sauerstoffproduktion
- Luftbefeuchtung
- Erhöhung der Artenvielfalt in der Stadt
- Ökologische Minderungsmaßnahme bei Eingriffs-Ausgleichs-Regelungen
- Lebensraum für Fauna und Flora
Unter diesen Prämissen erwächst das Gebäude auf einem massiven Sockelgeschoss, das mit einem Rahmenmotiv aus weiß lasiertem Sichtbeton plastische Ausformung erhält, um so Eingangsbereichen (mit partiellen Schaufenstern und schützenden Überdachungen), Zu- und Ausfahrten und auch der Lieferzone Orientierung, Eindeutigkeit und Funktionalität zu verleihen.
Nach Möglichkeit - im Bereich des Haupteingangs und der Rampen an der Gartenstraße und an allen Parkdecks - wird die Gebäudehöhe per Staffelung relativiert und „hängende Gärten“ gewonnen.
Durch introvertierte Nutzung geschlossene Wandbereiche werden konsequent als dichte grüne Fassaden (bewährte vorgefertigte Systeme, dynamische Bepflanzung gem. Himmelsrichtung, Verschattung etc.) ausgebildet; offene werden mit einem Seilnetz als Rankhilfe für schlingende immergrüne Pflanzen (z.B. Efeu unterschiedlicher Blattfarben, - formen, -größen) und partiell jahreszeitlich akzentuierende Pflanzen (z.B. blühende Clematis, Mauerkatze mit rotem Herbstlaub) versehen. Die Dachflächen erhalten eine extensive Begrünung, das letzte Parkdeck eine Rankhilfe für schattenspendende Pflanzen und das Kinodach steht für Photovoltaikelemente zur Verfügung.
Die Verwendung von erprobten Systemen und Elementen mit Vorfertigung und großem Wiederholungsfaktor lassen eine vorteilhafte technische Realisierbarkeit und gute Wirtschaftlichkeit erwarten, die Fassadenpflege auf überwiegend gärtnerische Pflege reduzieren und durch besondere Aspekte wie
- im Außenbereich Regenwasserrückhalt und damit Entlastung der Kanalisation
- Verminderung von Überhitzung und Smog
- Schalldämmung und Minderung der Schallreflexion
- Schutzhülle für das Gebäude und Gebäudeklimatisierung: Kühleffekte im Sommer, Dämmwirkung im Winter
Vorteile für die angestrebte DGNB-Zertifizierung für das Gesamtgebäude erwarten.
In gewachsenen Städten, die unvergleichliche Prägung haben durch prächtige Bauten vergangener Jahrhunderte, typische Strukturen in Straßen, Wegen und Bebauung aufweisen, in denen bekannte Formen und Materialien dominieren, auch heimisches Grün angenehm das vornehmlich massiv Bauliche kontrastiert - kurz: in solch maßstäblich vertrauten Orten, in denen man - wenn man sagt: „Ich gehe in die Stadt!“ - das historische Stadtzentrum meint, fallen Maßstabsbrüche und Störungen eben dieser gewachsenen Struktur extrem auf.
Die Gartenstraße in Gotha hat mehrere dieser Überformungen im Schnittpunkt zwischen mittelalterlichem Stadtkern und gründerzeitlicher Bebauung erfahren: sie verlor die nördlich aufgereiten Gründerzeitvillen und mit Ihnen die Vorgärten, die Synagoge wurde eliminiert, die Straße wurde beschleunigt durch die Straßenbahn, auch „autogerecht“ und somit immer schneller, lauter und schmutziger; die Heterogenität durch weitere Zutaten wie die großen, hohen Plattenbauten verschaffte ihr auch keine dauerhaft positive neue Identität.
Nun soll ihrer Geschichte ein weiteres Kapitel hinzugefügt werden, das weder auf historische Rekonstruktion noch auf Totalberäumung zugunsten eines großzügigen städtischen Grünraumes setzt. Vielmehr - als großvolumiger Organismus für Einkaufs- und Freizeitangebote mit mobilitätskompatibler Erreichbarkeit - eine nächste städtebauliche und eigentlich architektonische Herausforderung bedeutet.
Gibt man dieser baulichen Masse eine äußere Hülle, sucht man nach Attributen, die Assoziationen zur Historie zulassen, eine maßstäbliche Verträglichkeit suggerieren, funktionale Bedingungen erfüllen und gleichermaßen dem Wunsch nach Adressbildung und spezifischen Identifikationsmerkmalen gerecht werden.
Dieser Entwurf greift quasi wörtlich die Stärkung des Leitbildes der Stadt Gotha als "Residenzstadt Gotha - Leben zwischen Grün und Kultur" (ISEK Gotha) auf.
> im ideellen Ansatz
- Rückeroberung der verloren gegangenen Vorgärten in der Gartenstraße durch eine allseitig "grüne" Fassade
- Leben mit vitalem Grün
- Motiv: Hängende Gärten der Semiramis
- Metapher: Arkadien als Idealvorstellung menschlichen Lebens im Einklang mit der Natur ... als Ausdruck höchst möglicher Glückseligkeit
> im marktstrategischen Ansatz
- Gestaltungselement der Architektur
- Imagewerbung und „Visitenkarte“
- Aufwertung des Stadtbildes
- überregionales Alleinstellungsmerkmal
> im ökologischen Ansatz
- Feinstaub-Bindung/ Schadstoff-Filterung
- Verbesserung des Stadt- und Raumklimas
- CO2-Bindung und Sauerstoffproduktion
- Luftbefeuchtung
- Erhöhung der Artenvielfalt in der Stadt
- Ökologische Minderungsmaßnahme bei Eingriffs-Ausgleichs-Regelungen
- Lebensraum für Fauna und Flora
Unter diesen Prämissen erwächst das Gebäude auf einem massiven Sockelgeschoss, das mit einem Rahmenmotiv aus weiß lasiertem Sichtbeton plastische Ausformung erhält, um so Eingangsbereichen (mit partiellen Schaufenstern und schützenden Überdachungen), Zu- und Ausfahrten und auch der Lieferzone Orientierung, Eindeutigkeit und Funktionalität zu verleihen.
Nach Möglichkeit - im Bereich des Haupteingangs und der Rampen an der Gartenstraße und an allen Parkdecks - wird die Gebäudehöhe per Staffelung relativiert und „hängende Gärten“ gewonnen.
Durch introvertierte Nutzung geschlossene Wandbereiche werden konsequent als dichte grüne Fassaden (bewährte vorgefertigte Systeme, dynamische Bepflanzung gem. Himmelsrichtung, Verschattung etc.) ausgebildet; offene werden mit einem Seilnetz als Rankhilfe für schlingende immergrüne Pflanzen (z.B. Efeu unterschiedlicher Blattfarben, - formen, -größen) und partiell jahreszeitlich akzentuierende Pflanzen (z.B. blühende Clematis, Mauerkatze mit rotem Herbstlaub) versehen. Die Dachflächen erhalten eine extensive Begrünung, das letzte Parkdeck eine Rankhilfe für schattenspendende Pflanzen und das Kinodach steht für Photovoltaikelemente zur Verfügung.
Die Verwendung von erprobten Systemen und Elementen mit Vorfertigung und großem Wiederholungsfaktor lassen eine vorteilhafte technische Realisierbarkeit und gute Wirtschaftlichkeit erwarten, die Fassadenpflege auf überwiegend gärtnerische Pflege reduzieren und durch besondere Aspekte wie
- im Außenbereich Regenwasserrückhalt und damit Entlastung der Kanalisation
- Verminderung von Überhitzung und Smog
- Schalldämmung und Minderung der Schallreflexion
- Schutzhülle für das Gebäude und Gebäudeklimatisierung: Kühleffekte im Sommer, Dämmwirkung im Winter
Vorteile für die angestrebte DGNB-Zertifizierung für das Gesamtgebäude erwarten.
Beurteilung durch das Preisgericht
Die grundsätzliche Idee, die Fassaden des neuen Einkaufszentrums großflächig vertikal zu begrünen wird positiv bewertet. Das Thema „Gartenstraße“ wird konsequent und logisch aufgegriffen („genius loci“). Der hinsichtlich der umgebenden Bebauung der Gothaer Innenstadt zweifellos sehr großen Kubatur wird ein eigenständiger Charakter verliehen. Mit einer differen- zierten Bepflanzung ist auch eine jahreszeitlich veränderte Ausstrahlung und Wirkung der Fassade gegeben.
Die Vorgaben des Bebauungsplanes, insbesondere die gewünschten städtebaulich-funktionellen Anbindungen wurden aufgenommen und in die Entwurfsüberlegungen einbezogen. Die Transparenz bzw. Öffnung der Erdgeschossfassade zur Gartenstraße sowie der damit verbundene Umgang mit dem mittleren Zugang in Fortsetzung der Pfortenstraße werden sehr positiv eingeschätzt. Hier ergibt sich eine durchaus einladende Wirkung entlang der städtebaulichen Hauptachse.
Die bewusste Einbeziehung und Betonung der Rampen als gestaltetes, gliederndes und skulpturales Element („weiße Kante“) wird ebenfalls begrüßt. Allerdings wird auch darauf hingewiesen, dass die Bewahrung dieser Idee in den Stufen der weiteren Durcharbeitung und Umsetzung des Entwurfsvorschlages nicht ganz unproblematisch werden wird und mit besonderer Sorgfalt weiterbearbeitet werden muss.
Anerkannt wir zudem, dass die vorgeschlagenen vertikalen Gärten positive stadtklimatische und ökologische Wirkungen entfalten können. Sicher ist jedoch auch, dass diese Lösung langfristig nur funktionieren kann, wenn sie einer kontinuierlichen und intensiven gärtnerischen Pflege unterzogen wird. Der Aufwand für den Investor und Betreiber ist nicht unerheblich.
Nicht vollständig überzeugen kann die Staffelung im Bereich der Ecke Gartenstraße / verlängerte Lutherstraße. Gerade an dieser Stelle wäre eine größere städtebauliche Präsenz denkbar und wünschenswert. Auch sollte überlegt werden, die vertikale Begrünung nicht gleichförmig um das Gebäude zu entwickeln.
Der Vorschlag, die letzte Parkebene mit einem leichten, ebenfalls begrünten Dach (Pergola) zu überdecken, wird unter Berücksichtigung ästhetischer wie funktioneller Gesichtspunkte sehr begrüßt.
Ingesamt ergibt sich ein interessanter und qualitätvoller Vorschlag zur Gestaltung der Fassaden des neuen Einkaufszentrums, der das Image des Projektes sehr positiv beeinflussen kann, zur gewünschten Adressbildung beitragen wird und eine Chance im Bemühen um Kaufkraftanteile eröffnet.
Die Vorgaben des Bebauungsplanes, insbesondere die gewünschten städtebaulich-funktionellen Anbindungen wurden aufgenommen und in die Entwurfsüberlegungen einbezogen. Die Transparenz bzw. Öffnung der Erdgeschossfassade zur Gartenstraße sowie der damit verbundene Umgang mit dem mittleren Zugang in Fortsetzung der Pfortenstraße werden sehr positiv eingeschätzt. Hier ergibt sich eine durchaus einladende Wirkung entlang der städtebaulichen Hauptachse.
Die bewusste Einbeziehung und Betonung der Rampen als gestaltetes, gliederndes und skulpturales Element („weiße Kante“) wird ebenfalls begrüßt. Allerdings wird auch darauf hingewiesen, dass die Bewahrung dieser Idee in den Stufen der weiteren Durcharbeitung und Umsetzung des Entwurfsvorschlages nicht ganz unproblematisch werden wird und mit besonderer Sorgfalt weiterbearbeitet werden muss.
Anerkannt wir zudem, dass die vorgeschlagenen vertikalen Gärten positive stadtklimatische und ökologische Wirkungen entfalten können. Sicher ist jedoch auch, dass diese Lösung langfristig nur funktionieren kann, wenn sie einer kontinuierlichen und intensiven gärtnerischen Pflege unterzogen wird. Der Aufwand für den Investor und Betreiber ist nicht unerheblich.
Nicht vollständig überzeugen kann die Staffelung im Bereich der Ecke Gartenstraße / verlängerte Lutherstraße. Gerade an dieser Stelle wäre eine größere städtebauliche Präsenz denkbar und wünschenswert. Auch sollte überlegt werden, die vertikale Begrünung nicht gleichförmig um das Gebäude zu entwickeln.
Der Vorschlag, die letzte Parkebene mit einem leichten, ebenfalls begrünten Dach (Pergola) zu überdecken, wird unter Berücksichtigung ästhetischer wie funktioneller Gesichtspunkte sehr begrüßt.
Ingesamt ergibt sich ein interessanter und qualitätvoller Vorschlag zur Gestaltung der Fassaden des neuen Einkaufszentrums, der das Image des Projektes sehr positiv beeinflussen kann, zur gewünschten Adressbildung beitragen wird und eine Chance im Bemühen um Kaufkraftanteile eröffnet.
Ansicht Gartenstraße von Westen
Blatt 1
Blatt 2