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Award / Auszeichnung | 09/2022

Flächenrecyclingpreis Baden-Württemberg 2022

Um- und Anbau Wohn- und Geschäftshaus

DE-72070 Tübingen, Pfleghofstraße 4.1

Sonderpreis

Dannien Roller Architekten + Partner PartG mbB

Architektur

Dagmar Hedder Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Schneck Schaal Braun Ingenieurgesellschaft Bauen

Tragwerksplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Büro-, Verwaltungsbauten, Innenräume, Möblierung

  • Projektgröße:

    406m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 12/2019
    Fertigstellung: 10/2020

Projektbeschreibung

Integrierende Architektur, die in der Verbindung zur Vergangenheit Gegenwart schafft

Das spätklassizistische Wohn- und Geschäftshaus Pfleghofstraße 4/1 in der Tübinger Altstadt wird 2019/20 von Dannien Roller Architekten + Partner umgebaut und durch einen eingeschossigen Anbau erweitert. Das Architekturbüro nutzt selbst die Räume in Nachbarschaft zum historischen Pfleghof.Die breite Fensterfront zur Pfleghofstraße erlaubt Einblicke und den Zutritt in den zweigeschossigen Empfangsbereich. Der Ladenraum bietet verschachtelte Durchblicke, unter anderem durch offenes Fachwerk, in die verschiedenen Ebenen. Die Idee einer offenen, egalitären Bürolandschaft ist umge- setzt.
Über die abwärts führende Treppe gelangt man in das Zwischengeschoss als Verbindung zum Anbau. Die Bodenplatte des Altbaus wurde hier abgesenkt. Genutzt wird das Mezzanin zur Unterbringung von Technik, Sanitärräumen und Küche. Im Neubau sind Bibliothek, ein Konferenzbereich und Büros untergebracht.
Die Räume beeindrucken durch Schlichtheit. Die Wandflächen im Altbau sind mit durchgefärbtem grobem Putz gestaltet, während im Neubau das rohe Mauerwerk sichtbar und von rauer Ästhetik ist. Farbliche Akzente, wie der Küchentresen in Neongelb, Messinggeländer und silberne Vorhänge stehen in lebendigem Zwiegespräch mit der Architektur.
Der Neubau, der sich winkelförmig Richtung Mühlstraße erstreckt, setzt sich in seiner modernen Formensprache vom Altbau ab und greift gleichzeitig die Vergangenheit des Ortes auf und fügt sich in den historischen Kontext ein.
Der offene Innenhof zitiert ein Element der Tübinger Stadtstruktur und schafft eine Verzahnung von privatem und öffentlichem Bereich. Großflächige Fenster öffnen die Fassade und ermöglichen den Blick zum Österberg. Die grobe Putzstruktur in zurückhaltender Mehrfarbigkeit korrespondiert mit den Natursteinmauern der Schulberg- terrassen und dem Pfleghof.
Die Terrassierung des Anbaus mit begrünter Dachlandschaft differenziert den skulpturalen Baukörper, der sich in den Hang der Schulbergterrassen einbettet und wie selbstver-ständlich Bestandteil der vorgegebenen Topografie und Stadtmorphologie wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt agiert in einem historisch und topographisch komplexen Gefüge und behandelt auf vorbildhafte Weise das hochaktuelle Thema der innerstädtischen Verdichtung. Durch den modernen eingeschossigen Anbau an ein spätklassizistisches Wohn- und Geschäftshaus in der Tübinger Altstadt gelingt eine städtebauliche und kompositorische Wiedereinfügung einer zuvor untergenutzten Fläche in die Stadtstruktur.
Mit einer sorgfältigen Bepflanzung des Innenhofes und einer intensiven Dachbegrünung
erfolgt nicht nur eine ökologische Aufwertung, sondern auch eine beispielhafte Verzahnung von privatem und öffentlichem Raum als Baustein zur Attraktivierung eines neu geschaffenen öffentlichen Fußweges.
Die mit dem Projekt erfolgte zeitgemäße Interpretation der räumlichen Nähe von Wohn- und Gewerbenutzung erlaubt kurze Wege zu bereits vorhandener Infrastruktur und Einrichtungen der Daseinsvorsorge.
Durch die hochwertige Baukultur und die sensible Reaktion auf die vorgegebene Topographie ist ein neuer attraktiver Ort mitten in Tübingen entstanden. Das Projekt ist aus Sicht der
Jury ein gelungenes kleinräumiges Beispiel für eine intensive Flächennutzung.