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Verhandlungsverfahren | 09/2010

Fraunhofer-IFAM - 3. Bauabschnitt.

Zuschlag

ATP architekten ingenieure

Architektur

Erläuterungstext

Mit dem Entwurf für das Forschungsinstitut ergab sich eine städtebauliche Chance für Gesamtanlage und Bedeutung des Fraunhofer Areals in Bremen im Sinne einer Campusidee. Eine einladende, transparente Eingangssituation, ein Foyer als verbindendes Element der Anlage und Schaufenster zu den Forschungsbereichen sind Zeichen einer Verzahnung mit der Öffentlichkeit. Freisitze, Durchwegungen des Grundstücks sowie eine Konzentrierung der Parkplätze folgen der übergeordneten Campusidee. Um diese zu unterstützen, verzichtet der Baukörper auch auf zu große Eigenständigkeit sowie auf die mögliche 3-Geschossigkeit.
Das Konzept sieht eine maximal flexible Raumkonfiguration vor, die soweit geht, dass eine Spiegelung des Entwurfes denkbar ist. Diese flexiblen Raumwelten verbinden übergeordnete großflächige Laborflächen mit kleinteiligen Bürostrukturen.
Die geforderten Erweiterungen werden das entwickelte Bild nicht verändern und können unabhängig voneinander und ohne Störung für den Betrieb staffelbar vorgenommen werden.
Das Gebäude wurde nach strengen ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeitskriterien im Bereich Architektur und Gebäudetechnik konzipiert und verfügt u.a. über eine Low-Energy-Double-Skin Fassade, die derzeit patentiert wird.

Leitidee
Obwohl die Situierung des dritten Bauabschnitts vorgegeben ist, entwickelt sich eine städtebauliche Chance für die Gesamtanlage und die Bedeutung des Fraunhofer Areals in der Umgebung. Das Grundstück erhält durch den neuen Baukörper eine neue Ordnung und Fassung. Die Konzentrierung der Parkierung und die bewusste Entwicklung der Freisitze und Durchwegungen auf dem Grundstück folgen einer übergeordneten Campusidee. Das bewusste Ducken der ersten (wie auch der zweiten) Baustufe verstärkt den Eindruck eines der Campusidee folgenden Ensembles aus bewusst unterschiedlich entwickelten Gebäude. Der neue Baukörper verzichtet auf zu große Eigenständigkeit zugunsten der Schaffung dieses städtebaulichen Ensembles. Die wandartige Wirkung des benachbarten Baukörpers wird aufgehoben und eine inhaltliche Verbindung geschaffen.
Die Eingangssituation in diesem Bereich ist nicht, wie in der gesamten Umgebung, als Torsituation ausgebildet, sondern einladend und transparent. Neben den neu geschaffenen Wegen wirkt das neue Foyer als verbindendes Element für die Gesamtanlage. Als Schaufenster der Forschung liefert es weithin sichtbar Einblicke in die Tätigkeiten im kommunikativen Teil des neuen Bauabschnitts.
Diese Verzahnung mit der Öffentlichkeit ist ein Bild des Selbstverständnisses der Forschung und ein transparenter Übergang/Eingang für Mitarbeiter und Besucher, ein weithin sichtbares Signet und Adressbild.

Arbeitswelten
Die im Anschluss an das Foyer geschaffenen Laborwelten ermöglichen vielfache und flexible Forschung in jeglicher Raumkonfiguration. Zentrale Leitidee ist hierbei die Ermöglichung der Erweiterung, ohne dass jegliche Störung der laufenden Forschungstätigkeiten eintritt.
Das Lager und die im Erdgeschoss angeordneten Laborflächen sowie das Foyer verzahnen sich mit den darüber situierten Büro und Laboreinheiten. Das entstehende Raumkontinuum liefert flexibel teilbare Einheiten und verbindet die Mitarbeiterschaft gleichzeitig miteinander.

Flexibilität
Alle Funktionen können unabhängig voneinander und ohne Störung für den Betrieb erweitert werden. Die Reaktion auf jegliche Anforderung an Veränderung kann jeder Zeit ermöglicht werden.
Auch die Erweiterung in der Baustufe ist staffelbar. Hierbei spielen die atriumartigen Einschnitte eine wichtige Rolle. Sie dienen einerseits als Verbindung der Raumeinheiten in der Vertikalen, andererseits optimieren sie die Schaffung von Abschnitten in der Horizontalen, die unabhängig voneinander errichtet werden können. Zusätzlich sind sie ein nachhaltiger Beitrag für die Entstehung der Forschungswelten.

Nachhaltigkeit
• Natürliche Belüftung großer Gebäudetiefen über die Atrien.
• Adiabate Kühlung über Wasserflächen.
• Verbessertes Mikroklima durch Verzahnung mit den Umgebenden Grünräumen und begrünte Dächer.
• Ausweitung der Außenräume durch begehbare Dächer.
• Verbesserung der internen Kommunikation durch Schaffung diverser sozialer Flächen und kommunizierender Lufträume.
• Baustoffe mit guter CO² Bilanz.
• Holzböden in den öffentlichen Bereichen. Verwendung ortsüblicher Materialien.
• Parkartige Außenanlagen als wertvoller Aufenthaltsbereich für Nutzer und Besucher
• Regenerative und alternative Energiegewinnung z.B durch Beteiligung an hocheffizientem Windpark.

Haustechnische Anlagen :
Fassade:
• Low Energy Double Skin – Fassade (Patentierung läuft…)
• Minimierung des Heizenergiebedarfs durch exzellenten u-Wert
• maximaler sommerlicher Wärmeschutz durch integrierten Sonnenschutz und exzellentem g–Wert,
• Möglichkeit der natürlichen Lüftung zur individuellen Steuerung der Behaglichkeit und Hygiene der Gäste und Nutzer.

Heizenergie:
Nutzung der vorhandenen geothermischen Energien (Grundwasser und Erdwärme) für die Grundlast über Wärmepumpenbetrieb.

Kühlenergie:
• Nutzung der kostenfreien Energie des Grundwassers zur Gebäudekühlung
• Adiabate Verdunstungskühlung in den Lüftungsanlagen ohne Aufwendung von fossilen Energieträgern.
• Rückkühlung der Wärmepumpe / Kältemaschine über Grundwasser bzw. Erdspeicher.
Alle genannten Systeme tragen wesentlich zur Ressourcenschonung bei, reduzieren die Betriebskosten. Synergien zwischen einzelnen Aggregaten werden bewusst genutzt und tragen zusätzlich zur Schonung der Ressourcen bei.

Materialien Außenhaut
Der eher horizontal gegliederte Baukörper ergänzt die Materialität der Umgebung. Die Forschungsaufgabe wird aber durch eine frische Art der Verwendung der vorherrschenden Klinkerfassaden ausgedrückt. So ist der Klinker auch eingesetzt als semitransparente Vormauerung, die die Funktion des Sonnenschutzes ermöglicht.
Die Einschnitte im Körper ermöglichen dabei die Schaffung von Freisitzen und gliedern den Baukörper zusätzlich in der Horizontalen.


Wettbewerbsteam:
Christoph Achammer, Marc Eutebach, Paul Ohnmacht, Matthias Wehrle, Karoline Winkler, Linus Stolz, Gerhard G. Schmid, Michael Haugeneder (ATP sustain)