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Einladungswettbewerb | 09/2021

Freiraum für die Schafweide!

Blick vom westlichen Zugang der Stadtoase Richtung Vorplatz des SWR-Gebäudes

Blick vom westlichen Zugang der Stadtoase Richtung Vorplatz des SWR-Gebäudes

Anerkennung

Preisgeld: 2.500 EUR

Schieferdecker Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

STADTOASE - Freiraum für die Schafweide

An der Schafweide wachsen Stadtnatur und urbaner Stadtraum zu einem neuen hybriden Freiraum zusammen, der als grüne Stadtoase eine besondere Aufenthaltsqualität in artenreicher Vegetation bietet und gleichzeitig vielfältige Nutzungsmöglichkeiten für Veranstaltungen, Märkte und Gastronomie ermöglicht.

Dafür wird zwischen dem SWR-Gebäude, dem neuen Wohnquartier und den Neckarwiesen ein Teppich ausgerollt, der einen robusten, steinernen Rahmen für intensive Nutzungen schafft und eine grüne Mitte als Oase der Ruhe und Begegnung generiert.

In dieser Oase werden die Bestandsbäume mit stadtklimafesten Baumarten zu einem lichten Baumdach ergänzt das im Sommer kühlen Schatten spendet und das Mikroklima nachhaltig verbessert. Eine artenreiche, dichte Unterpflanzung mit schattenliebenden Stauden schützt den Fuß der Bäume vor dem Austrocknen, reichert den Boden mit Nährstoffen an und bildet einen grünen schützenden Saum zur Straße und den intensiv genutzten Bereichen.

Das Niederschlagswasser der befestigten Flächen wird in den abgesenkten Pflanzflächen der grünen Oase gesammelt, gespeichert und für die Bewässerung der Vegetation genutzt. Um den Oberflächenabfluss auf ein Minimum zu reduzieren und die Stadtoase dennoch barrierefrei für Alle nutzbar zu machen, wird ein wasserdurchlässiger Belag aus Hydropor-Pflaster mit breiten Kies- und Rasenfugen verwendet, der sich aus der Belagsstruktur des steinernen Rahmens entwickelt und so den urbanen Stadtraum mit dem Grünraum verwebt.

Grüne Bänder verknüpfen darüber hinaus den Stadtplatz mit den wohnungsnahen Freiflächen des Quartiers und den Neckarwiesen. Die mit Gräsern, Stauden und kleinen Bäumen bepflanzten “Fugen” sammeln und speichern das Wasser und ermöglichen auch auf den unterbauten Flächen und im Straßenraum eine intensive Begrünung sowie ein nachhaltiges Wassermanagement.

Breite Laufstege aus Stahl-Holzkonstruktionen führen die Anwohnenden und Besucher*innen in die Stadtoase hinein und verbinden den neuen Freiraum mit den Neckarwiesen. Aus den Laufstegen entwickeln sich Sitz- und Liegemodule, welche die bestehenden Lüftungsschächte kaschieren und attraktive Aufenthaltsmöglichkeiten bieten.

Ein kleines Wasserspiel setzt den Vorplatz des SWR-Gebäudes exklusiv in Szene und lädt Jung und Alt zum interaktiven Spiel und Erfrischung ein. In den Abendstunden wird die Stadtoase mit insektenfreundlichen LED-Pollerleuchten dezent illuminiert, so dass eine sichere Atmosphäre gewährleistet wird, ohne die Natur zu beeinträchtigen.

Die Baum- und Strauchschicht setzt sich aus stadtklimafesten Arten, wie verschiedenen Eschen (Fraxinus ornus, Fraxinus excelsior globosa), Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera), Amberbaum (Liquidamber styraciflua), Trompetenbaum (Catalpa bignonioides) und Spitzahorn (Acer platanoides) zusammen. Auf den schattigen, frisch-feuchten Standorten werden die Gehölzpflanzungen mit Frauenmantel, Farnen, Funkien und Rodgersien unterpflanzt. Im Bereich des SWR-Vorplatzes, auf den unterbauten Flächen sowie in den Gehwegen, werden die Pflanzflächen mit pflegeextensiven, trockenheitstoleranten Gräsern wie Glänzendem Kopfgras, Blaustrahlhafer und Wimper-Perlgras bepflanzt, wobei Schmuckstauden wie Riesen-Lauch, Orange Fackellilie und Ahornblättrige Silberkerze jahreszeitliche Akzente setzen.

Die Pflege der intensiven Staudenpflanzungen erfolgt durch sogenanntes „Coppicing“ – einem jährlichen maschinellen Rückschnitt im Spätwinter. Dadurch ist es möglich auf die regelmäßige Mahd von Rasenflächen zu verzichten und die Pflegekosten können dadurch minimiert werden.

So kann sich an der Schafweide ein ökologisch nachhaltiger, multicodierter Freiraum mit einer hohen Biodiversität und großen Nutzungsvielfalt entwickeln – eine neue grüne Stadtoase für Mannheim!

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit formuliert für den neuen Quartiersplatz die klare und starke Idee der Stadtoase inmitten des umgebenden urbanen Stadtrahmens. Die Verknüpfung und Anbindung mit den angrenzenden Quartieren und Naturräumen wird über die linearen Bänder der Holzstege als multifunktionale Elemente erreicht. Die funktionalen Anforderungen an Andienung, Zufahrten und Veranstaltungsmöglichkeiten werden im umgebenden urbanen Stadtband unauffällig integriert und eingebunden. Für die Lösung der Höhensituation wird eine fließende Terrassierung entlang der Nordseite des Platzes vorgeschlagen, die eine durchgängig barrierefrei Erschließung ermöglicht. Die den zukünftigen Geschäften vorgelagerten Freibereiche werden der grünen Stadtoase angegliedert und ergeben ansprechende Aufenthaltsbereiche . Die Veranstaltungsfläche vor dem SWR Gebäude könnte etwas großzügiger sein, erfüllt aber die Mindestanforderungen und schafft Aufenthaltsqualität durch die Angebote an Sitzelementen und Wasserspiel bei gleichzeitiger Multifunktionalität. Die Stege werden als gliedernde, verbindende und identitätsstiftende Elemente positiv bewertet. Ihre Nutzbarkeit und Alltagstauglichkeit wird jedoch kontrovers diskutiert. Die Doppelnutzung als Wegeverbindung und sich darauß entwickelnde Sitzelemente wird als konfliktträchtig bewertet. Die Idee der grünen Stadtoase mit ihren umgebenden Stauden-und Gräserpflanzungen erwecken die Impression eines Dschungels mit vielen spannenden Pflanzenbildern. Die Anzahl der Baumneupflanzungen wird im Bezug zur Gesamtgröße des Platzes hinterfragt, der Eindruck oder die Gefahr einer nicht einsehbaren unsicheren Freiraums würde den Bürgerwünschen widersprechen. Die Belagswahl der grünen Oase ist aus dem Wunsch der freien Nutzung mit gleichzeitiger Durchgrünung nachvollziehbar, ist hierbei aber einer der größten Kritikpunkte der Arbeit in Bezug auf Barrierefreiheit und hohen Unterhaltungsaufwand. Die angebotenen Nutzungen und Aufenthaltsqualitäten sind im Bezug auf Vielfalt und Integration noch ausbaufähig. Die Arbeit liegt im wirtschaftlich höheren Rahmen. Element wie das Fontänenfeld sind im Bezug auf Machbarkeit und Unterhalt zu überprüfen. Hinsichtlich Ökologie und Klimaanpassung bietet die Arbeit einen überzeugenden Beitrag der die gestalterischen Anforderungen an einen zukunftsfähigen Stadtplatz mit Klimaanpassung erfüllt. Die Versickerung in den Randbereichen der Stadtoase ist funktional und schlüssig in die Planung integriert. Die Arbeit stellt einen wertvollen Beitrag für einen modernen Stadtplatz dar, der in der Ausformulierung der Stadtoase aber noch nicht abschließend überzeugt.
Ausschnitt Lageplan Stadtoase

Ausschnitt Lageplan Stadtoase

Platz vor dem SWR-Gebäude mit Wasserspiel und Sitzelementen und Zugang zur Stadtoase

Platz vor dem SWR-Gebäude mit Wasserspiel und Sitzelementen und Zugang zur Stadtoase

Plan 1

Plan 1