Nichtoffener Wettbewerb | 11/2011
Freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb mit Ideenteil zur Innenstadt in Verbindung mit zwischengeschaltetem BĂŒrgerforum
1. Preis
Landschaftsarchitektur
ErlÀuterungstext
EINLEITUNG
Die Stadt Baunatal entstand erst in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts unter den derzeitigen Idealvorstellung einer modernen Stadtgestaltung. Sie kann daher nicht auf eine gewachsene identitĂ€tsstiftende Stadtgeschichte zurĂŒckblicken. Lediglich die industrielle Entstehungsgeschichte als VW-Vorstadt von Kassel gab der Stadt eine regionale Bedeutung. In diesem Zusammenhang ist die Stadt als autogerechte Stadt entwickelt worden. Dennoch gibt es ein reizvolles Spiel aus engen und weiten Raumfolgen innerhalb der bestehenden Stadtstruktur. Die Abfolge von engen, gassenartigen Fugen, der groĂzĂŒgigen FuĂgĂ€ngerzone und mehreren PlatzrĂ€umen erinnern an eine klassische Altstadtstruktur und sollte die Grundlage fĂŒr eine Weiterentwicklung des Baunataler Zentrums bilden.
STĂDTEBAULICHES KONZEPT
Das stĂ€dtebauliche Bild der europĂ€ischen Stadt dient als Motiv fĂŒr die Weiterentwicklung und Umgestaltung des Baunataler Zentrums. Das Zentrum wird stĂ€dtebaulich neu geordnet, bestehende Strukturen weitergebaut, neue Nutzungen ergĂ€nzt und klare FreirĂ€ume ausgebildet. Ferner wird die Ausdehnung des Zentrums zwischen der Friedrich Ebert Allee, der Kirchbaunaer StraĂe, der ParallelstraĂe zur Bahn sowie der Rudolf Diesel StraĂe definiert. Der bestehende Nutzungsmix aus Einzelhandel und Wohnen wird durch zwei weitere Einkaufszentren, mehrere WohngebĂ€ude und langfristig durch ein neues BĂŒro- und Verwaltungsquartier auf dem EON-GelĂ€nde ergĂ€nzt. Durch diesen zeitgemĂ€Ăen Nutzungsmix entsteht ein ganztĂ€gig lebendiges und vielseitiges Innenstadtleben. Die Körnung der neuen GebĂ€udestrukturen ordnet sich dabei dem Herkulesmarkt unter, dessen rĂ€umliche Ausdehnung durch Neubauten nicht ĂŒberschritten werden sollte.
FREIRĂUMLICHES KONZEPT
Langfristig sollen die angrenzenden StraĂenrĂ€ume der Baunataler Innenstadt zurĂŒckgebaut und auf zwei Fahrspuren reduziert werden. Auf dieser Grundlage wird ein Motiv fĂŒr die âIn-Wert-Setzungâ des Zentrums entwickelt. Die geschliffenen Befestigungsanlagen vieler europĂ€ischer AltstĂ€dte sind Vorbild fĂŒr den neuen Baunataler Boulevard, der sich als ringförmige Allee um das Stadtzentrum legt. Desweiteren werden analog zum bestehenden Europaplatz drei weitere, grĂŒne StadtplĂ€tze als InnenstadteingĂ€nge an allen Himmelsrichtungen des Baunataler Zentrums angelegt. Ein einheitlicher Belag und ein durchgĂ€ngiges Ausstattungskonzept dient als Konstante der Zentrumsgestaltung. Der neue Marktplatz mit seiner MarktbĂŒhne und der Marktlounge bildet das lebendige Herz des Baunataler Zentrums.
ENTWURF
Stadtboden und Ausstattungskonzept
Das gesamte Zentrum der Stadt erhĂ€lt einen einheitlichen Stadtboden aus hochwertigen Betonplatten. Ein wechselndes Plattenformat (z. B. 60x20, 60x40 und 60x60) und leicht differenzierte Grau- oder Beigetöne bilden ein abwechslungsreiches Bild. Die PlattenstĂ€rke betrĂ€gt durchgĂ€ngig mind. 12 cm, sodass eine durchgĂ€ngige Befahrbarkeit fĂŒr Anlieferung und Feuerwehr gewĂ€hrleistet wird. Das gesamte Stadtzentrum wird mit dem neuen Stadtboden als FuĂgĂ€ngerbereich ausgebildet. Lediglich die Anlieferung und die Feuerwehr sowie der Individualverkehr in die Tiefgaragen und die ParkhĂ€user erhalten Zufahrt ins Zentrum. Neben dem einheitliche Stadtboden erhĂ€lt das Baunataler Zentrum ein einheitliches Ausstattungskonzept. Dies orientiert sich in seiner primĂ€ren MaterialitĂ€t Stahl an der industriellen Entstehungsgeschichte der Autostadt Baunatal. BĂ€nke (mit Holzauflage), Abfalleimer, Poller, FahrradstĂ€nder und Poller erscheinen als Ausstattungsfamilie in einem einheitlichen Design.
FuĂgĂ€ngerzone
Die eigentliche FuĂgĂ€ngerzone der Stadt zwischen dem Platz des Friedens und dem Marktplatz wird neben dem einheitlichen Stadtboden durch ein individuelles Beleuchtungskonzept definiert. Eine abgehĂ€ngte Beleuchtung bildet ein diffuses Dach ĂŒber der FuĂgĂ€ngerzone, das sich nachts in einen kĂŒnstlichen Sternenhimmel verwandelt. Zu besonderen AnlĂ€ssen wie Stadtfesten oder dem Weihnachtsmarkt könnten zudem unterschiedliche Beleuchtungsfarben die FuĂgĂ€ngerzone in ein buntes farbenfrohes Bild tauchen. Die abgehĂ€ngte Beleuchtung definiert alle Verbindungen zwischen den grĂŒnen PlĂ€tzen am Zentrumsrand und dem Marktplatz (z. B. Postgasse) und dient damit der Orientierung in der Innenstadt.
Marktplatz
Der Baunataler Marktlatz hat derzeit stark unterschiedliche Raumkanten. Die westliche (Rathaus), die nördliche und die sĂŒdliche Platzkante sind mit relativ einheitlichen GebĂ€udehöhen geschlossen und bilden einen Platzraum aus. Die nördliche Raumkante sollte analog zur Rathausfassade in den nĂ€chsten Jahren saniert werden. Lediglich die östliche Raumkannte ist mit ihrer Eingeschossigkeit schwach ausgeprĂ€gt. Dem entsprechend wird der Ostfassade des Platzes eine âMarktloungeâ vis a vis vom Rathaus zugeordnet. Sie besteht aus einem Baumvolumen aus geschnittenen Linden oder Platanen, die eine grĂŒne, architektonische Raumkannte bilden, ohne wie ein GebĂ€ude als Barriere zu wirken. Unter den BĂ€umen befindet sich ein horizontal mĂ€andrierendes Holzdeck als groĂes Stadtmöbel. Zur Steigerung der AufenthaltsqualitĂ€t werden mehrere Pflanzbeete und zwei kleinere Spielbereiche in die HolzflĂ€chen integriert. Mit der Marktlounge entsteht ein schattiger Ort mit hoher AufenthaltsqualitĂ€t auf der das vielseitige Stadtleben auf dem Marktplatz beobachtet werden kann.
Die besondere Stellung des Marktplatzes wird durch eine bodenbĂŒndige âMarktbĂŒhneâ aus Natursteinplatten unterstrichen. Die parkettartig verlegten Natursteinplatten verwandeln den Marktplatz in die âgute Stubeâ der Stadt. Die Natursteinplatten werden den nötigen Belastungsklassen fĂŒr LKW entsprechend ausgebildet. GroĂe Mastleuchten gegenĂŒber der Marktlounge sorgen fĂŒr eine bĂŒhnenartige Beleuchtung des Platzes, sodass er zu jeder Zeit frei von AngstrĂ€umen ist.
Die RĂ€der des Platzes werden auf die unterschiedlichen Niveaus der GebĂ€udeanschlĂŒsse angepasst. Der gesamte Platz erhĂ€lt ein einheitliches Niveau und orientiert sich an den gemeinsamen Höhen der Ost- und SĂŒdseite. Dadurch werden in diesen Bereichen barrierefreie ZugĂ€nge erreicht. Analog zur bestehenden Situation werden der West- und Nordseite ca. 50 cm hohe Stadtbalkone zugeordnet. Diese bestehen aus einer umlaufenden Treppenanlage, die von einer Rampe durchschnitten werden, sodass auch hier die barrierefreie ErschlieĂung gewĂ€hrleistet wird. Auf den podestartigen Stadtbalkonen werden FlĂ€chen fĂŒr AuĂengastronomie mit einem schönen Blick auf dem neuen Markplatz eingerichtet.
Ein FontĂ€nenfeld aus bodenbĂŒndigen WasserfontĂ€nen im SĂŒdwesten des Platzes verweist auf den Eingang in die FuĂgĂ€ngerzone. Es bildet vor allem in den Sommermonaten eine Attraktion fĂŒr Erwachsene und Kinder. An Markttagen kann das Wasserspiel einfach abgeschaltet werden.
VIER KREISE-VIER PLĂTZE
Analog zu den vier Kreisen aus denen sich die Stadt Baunatal zusammengeschlossen hat, entstehen vier PlÀtze als neue StadteingÀnge in das Baunataler Zentrum. Die Baumarten beziehen sich dabei auf die vier Themen des Stadtlogos im Bezug auf die geographische Situation Baunatals: Die Landwirtschaft / Platz des Friedens (z. B. Kirschen), die Stadt / Europaplatz (z. B. Linden), das Wasser / Eon-Platz (z. B. Trauerweiden) und der Forst / Postplatz (z. B. Kiefern).
Platz des Friedens
Der Platz des Friedens ist durch die angrenzende Kirche geprĂ€gt. Er bildet den sĂŒdlichen Eingang ins Stadtzentrum und den Auftakt in die FuĂgĂ€ngerzone. Ein Hain aus ApfelbĂ€umen (alt. KirschbĂ€umen) umschlieĂt die Kirche in Anlehnung an das biblische Motiv des Paradieses. Das Umfeld der Kirche besteht aus ruhigen Rasen- und GrandflĂ€chen.
EON Platz
Als langfristige Perspektive definiert zukĂŒnftig der EON-Platz den westlichen Stadteingang ins Zentrum Baunatal. Die derzeitigen ParkplatzflĂ€chen der Firma EON könnten in einen kleinen, grĂŒnen BĂŒrgerpark verwandelt werden. Ein umlaufender Baumrahmen aus schattenspendenden Trauerweiden und eine offene WiesenflĂ€che bieten vielfĂ€ltige Nutzungsmöglichkeiten wie z B. Flanieren oder Sonnenbaden sowie FreizeitaktivitĂ€ten wie z. B. Federball oder FuĂball. Im Bezug auf den Namensgeber des Platzes, könnten Pflanzungen von Energiepflanzen, wie z. B. Chinaschilf kleinteilige Raumsituationen erzeugen und auf das aktuelle Nachhaltigkeitsthema eingehen.
Europaplatz
Der Europaplatz bildet den nördlichen Stadteingang und den Ăbergang zum Stadtpark. Die Gestaltung des Europaplatzes orientiert sich im Wesentlichen am Bestand. Das Raster aus Linden wird zu einem Baumhain erweitert in dessen Lichtung das bestehende Kunstwerk integriert wird. Die Wassergebundene Decke unter den BĂ€umen wird erneuert und ausgeweitet. Mehrere BĂ€nke, Schachbretter, eine Boulebahn und einige Kinderspielobjekte laden sowohl Erwachsene als auch Kinder zum spielen unter BĂ€umen ein.
Postplatz
Ein charaktervoller Kiefernhain bildet den neuen östlichen Eingang in die Innenstadt. Ăber den âPostplatzâ entsteht eine direkte, klare Verbindung ĂŒber die Postgasse zum Marktplatz. Zudem erhĂ€lt das neue BaunaCenter ein adĂ€quates Entree. Die Kiefern stehen in Rasenstreifen, die sich partiell zu RasenbĂ€nken verwandeln. Analog zu den anderen PlĂ€tzen des Baunataler Zentrums befindet sich in einer Lichtung ein Spielplatz mit mehreren SpielgerĂ€ten. SĂŒdlich des Postplatzes könnte ein weiteres Parkhaus die Parkplatzproblematik entschĂ€rfen.
BAUNATALER BOULEVARD
Der Baunataler Boulevard bildet den letzten Baustein der stĂ€dtebaulichen Innenstadtentwicklung. Durch den RĂŒckbau der angrenzenden StraĂen auf zwei Spuren entsteht ein groĂzĂŒgiger, ca. 10 m breiter Boulevard als Rundweg und GrĂŒngĂŒrtel um die Innenstadt. Der Alleenring öffnet sich an partiell prĂ€gnanten StadteingĂ€ngen und besteht aus einer transparenten Baumart wie z. B. Gleditschien, die den Blick auf das Zentrum immer wieder frei geben. Der GrĂŒne AlleengĂŒrtel lĂ€dt zu SpaziergĂ€ngen ein und ermöglicht eine optimale Orientierung im Stadtgebiet. Zudem setzt er eine klare Grenze zum Individualverkehr und schafft ein Innen und ein AuĂen.
ENTWICKLUNGSKONZEPT / BAUABSCHNITTE
Die stĂ€dtebaulich-freirĂ€umliche Entwicklung des Baunataler Zentrums ist voraussichtlich eine âHerkulesaufgabeâ fĂŒr die nĂ€chsten 10-30 Jahre. Das vorliegende Konzept zeigt eine Vision fĂŒr einen Rahmenplan, der sich in den nĂ€chsten Jahren weiter entwickeln muss. Innenentwicklung vor AuĂenentwicklung â ĂŒbertragen auf das Baunataler Zentrum entwickelt sich die Innenstadt ausgehend vom Marktplatz als ersten Baustein ĂŒber die FuĂgĂ€ngerzone und die vier sternförmig angeordneten PlĂ€tze bis zum Baunataler Boulevard als finalem Baustein der Zentrumsentwicklung. Der freirĂ€umlichen Entwicklung muss allerdings eine stĂ€dtebauliche Entwicklung vorausgehen. Eine stĂ€dtebauliche Neuordnung sowie eine umfangreiche stĂ€dtebauliche Nachverdichtung des Zentrums bilden die Grundlage fĂŒr wohlproportionierte FreirĂ€ume. Weitere stĂ€dtebauliche und architektonische Wettbewerbe (z. B. fĂŒr die Einkaufzentren, das EON Areal sowie das Wohnquartier) könnten die QualitĂ€t einzelner MaĂnahmen sichern. Zudem ist die StĂ€rkung des Nutzungsmixes aus Einzelhandel, Wohnen, Verwaltungs- und BĂŒrogebĂ€uden entscheidend fĂŒr eine funktionierende, lebendige Innenstadt
Die Stadt Baunatal entstand erst in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts unter den derzeitigen Idealvorstellung einer modernen Stadtgestaltung. Sie kann daher nicht auf eine gewachsene identitĂ€tsstiftende Stadtgeschichte zurĂŒckblicken. Lediglich die industrielle Entstehungsgeschichte als VW-Vorstadt von Kassel gab der Stadt eine regionale Bedeutung. In diesem Zusammenhang ist die Stadt als autogerechte Stadt entwickelt worden. Dennoch gibt es ein reizvolles Spiel aus engen und weiten Raumfolgen innerhalb der bestehenden Stadtstruktur. Die Abfolge von engen, gassenartigen Fugen, der groĂzĂŒgigen FuĂgĂ€ngerzone und mehreren PlatzrĂ€umen erinnern an eine klassische Altstadtstruktur und sollte die Grundlage fĂŒr eine Weiterentwicklung des Baunataler Zentrums bilden.
STĂDTEBAULICHES KONZEPT
Das stĂ€dtebauliche Bild der europĂ€ischen Stadt dient als Motiv fĂŒr die Weiterentwicklung und Umgestaltung des Baunataler Zentrums. Das Zentrum wird stĂ€dtebaulich neu geordnet, bestehende Strukturen weitergebaut, neue Nutzungen ergĂ€nzt und klare FreirĂ€ume ausgebildet. Ferner wird die Ausdehnung des Zentrums zwischen der Friedrich Ebert Allee, der Kirchbaunaer StraĂe, der ParallelstraĂe zur Bahn sowie der Rudolf Diesel StraĂe definiert. Der bestehende Nutzungsmix aus Einzelhandel und Wohnen wird durch zwei weitere Einkaufszentren, mehrere WohngebĂ€ude und langfristig durch ein neues BĂŒro- und Verwaltungsquartier auf dem EON-GelĂ€nde ergĂ€nzt. Durch diesen zeitgemĂ€Ăen Nutzungsmix entsteht ein ganztĂ€gig lebendiges und vielseitiges Innenstadtleben. Die Körnung der neuen GebĂ€udestrukturen ordnet sich dabei dem Herkulesmarkt unter, dessen rĂ€umliche Ausdehnung durch Neubauten nicht ĂŒberschritten werden sollte.
FREIRĂUMLICHES KONZEPT
Langfristig sollen die angrenzenden StraĂenrĂ€ume der Baunataler Innenstadt zurĂŒckgebaut und auf zwei Fahrspuren reduziert werden. Auf dieser Grundlage wird ein Motiv fĂŒr die âIn-Wert-Setzungâ des Zentrums entwickelt. Die geschliffenen Befestigungsanlagen vieler europĂ€ischer AltstĂ€dte sind Vorbild fĂŒr den neuen Baunataler Boulevard, der sich als ringförmige Allee um das Stadtzentrum legt. Desweiteren werden analog zum bestehenden Europaplatz drei weitere, grĂŒne StadtplĂ€tze als InnenstadteingĂ€nge an allen Himmelsrichtungen des Baunataler Zentrums angelegt. Ein einheitlicher Belag und ein durchgĂ€ngiges Ausstattungskonzept dient als Konstante der Zentrumsgestaltung. Der neue Marktplatz mit seiner MarktbĂŒhne und der Marktlounge bildet das lebendige Herz des Baunataler Zentrums.
ENTWURF
Stadtboden und Ausstattungskonzept
Das gesamte Zentrum der Stadt erhĂ€lt einen einheitlichen Stadtboden aus hochwertigen Betonplatten. Ein wechselndes Plattenformat (z. B. 60x20, 60x40 und 60x60) und leicht differenzierte Grau- oder Beigetöne bilden ein abwechslungsreiches Bild. Die PlattenstĂ€rke betrĂ€gt durchgĂ€ngig mind. 12 cm, sodass eine durchgĂ€ngige Befahrbarkeit fĂŒr Anlieferung und Feuerwehr gewĂ€hrleistet wird. Das gesamte Stadtzentrum wird mit dem neuen Stadtboden als FuĂgĂ€ngerbereich ausgebildet. Lediglich die Anlieferung und die Feuerwehr sowie der Individualverkehr in die Tiefgaragen und die ParkhĂ€user erhalten Zufahrt ins Zentrum. Neben dem einheitliche Stadtboden erhĂ€lt das Baunataler Zentrum ein einheitliches Ausstattungskonzept. Dies orientiert sich in seiner primĂ€ren MaterialitĂ€t Stahl an der industriellen Entstehungsgeschichte der Autostadt Baunatal. BĂ€nke (mit Holzauflage), Abfalleimer, Poller, FahrradstĂ€nder und Poller erscheinen als Ausstattungsfamilie in einem einheitlichen Design.
FuĂgĂ€ngerzone
Die eigentliche FuĂgĂ€ngerzone der Stadt zwischen dem Platz des Friedens und dem Marktplatz wird neben dem einheitlichen Stadtboden durch ein individuelles Beleuchtungskonzept definiert. Eine abgehĂ€ngte Beleuchtung bildet ein diffuses Dach ĂŒber der FuĂgĂ€ngerzone, das sich nachts in einen kĂŒnstlichen Sternenhimmel verwandelt. Zu besonderen AnlĂ€ssen wie Stadtfesten oder dem Weihnachtsmarkt könnten zudem unterschiedliche Beleuchtungsfarben die FuĂgĂ€ngerzone in ein buntes farbenfrohes Bild tauchen. Die abgehĂ€ngte Beleuchtung definiert alle Verbindungen zwischen den grĂŒnen PlĂ€tzen am Zentrumsrand und dem Marktplatz (z. B. Postgasse) und dient damit der Orientierung in der Innenstadt.
Marktplatz
Der Baunataler Marktlatz hat derzeit stark unterschiedliche Raumkanten. Die westliche (Rathaus), die nördliche und die sĂŒdliche Platzkante sind mit relativ einheitlichen GebĂ€udehöhen geschlossen und bilden einen Platzraum aus. Die nördliche Raumkante sollte analog zur Rathausfassade in den nĂ€chsten Jahren saniert werden. Lediglich die östliche Raumkannte ist mit ihrer Eingeschossigkeit schwach ausgeprĂ€gt. Dem entsprechend wird der Ostfassade des Platzes eine âMarktloungeâ vis a vis vom Rathaus zugeordnet. Sie besteht aus einem Baumvolumen aus geschnittenen Linden oder Platanen, die eine grĂŒne, architektonische Raumkannte bilden, ohne wie ein GebĂ€ude als Barriere zu wirken. Unter den BĂ€umen befindet sich ein horizontal mĂ€andrierendes Holzdeck als groĂes Stadtmöbel. Zur Steigerung der AufenthaltsqualitĂ€t werden mehrere Pflanzbeete und zwei kleinere Spielbereiche in die HolzflĂ€chen integriert. Mit der Marktlounge entsteht ein schattiger Ort mit hoher AufenthaltsqualitĂ€t auf der das vielseitige Stadtleben auf dem Marktplatz beobachtet werden kann.
Die besondere Stellung des Marktplatzes wird durch eine bodenbĂŒndige âMarktbĂŒhneâ aus Natursteinplatten unterstrichen. Die parkettartig verlegten Natursteinplatten verwandeln den Marktplatz in die âgute Stubeâ der Stadt. Die Natursteinplatten werden den nötigen Belastungsklassen fĂŒr LKW entsprechend ausgebildet. GroĂe Mastleuchten gegenĂŒber der Marktlounge sorgen fĂŒr eine bĂŒhnenartige Beleuchtung des Platzes, sodass er zu jeder Zeit frei von AngstrĂ€umen ist.
Die RĂ€der des Platzes werden auf die unterschiedlichen Niveaus der GebĂ€udeanschlĂŒsse angepasst. Der gesamte Platz erhĂ€lt ein einheitliches Niveau und orientiert sich an den gemeinsamen Höhen der Ost- und SĂŒdseite. Dadurch werden in diesen Bereichen barrierefreie ZugĂ€nge erreicht. Analog zur bestehenden Situation werden der West- und Nordseite ca. 50 cm hohe Stadtbalkone zugeordnet. Diese bestehen aus einer umlaufenden Treppenanlage, die von einer Rampe durchschnitten werden, sodass auch hier die barrierefreie ErschlieĂung gewĂ€hrleistet wird. Auf den podestartigen Stadtbalkonen werden FlĂ€chen fĂŒr AuĂengastronomie mit einem schönen Blick auf dem neuen Markplatz eingerichtet.
Ein FontĂ€nenfeld aus bodenbĂŒndigen WasserfontĂ€nen im SĂŒdwesten des Platzes verweist auf den Eingang in die FuĂgĂ€ngerzone. Es bildet vor allem in den Sommermonaten eine Attraktion fĂŒr Erwachsene und Kinder. An Markttagen kann das Wasserspiel einfach abgeschaltet werden.
VIER KREISE-VIER PLĂTZE
Analog zu den vier Kreisen aus denen sich die Stadt Baunatal zusammengeschlossen hat, entstehen vier PlÀtze als neue StadteingÀnge in das Baunataler Zentrum. Die Baumarten beziehen sich dabei auf die vier Themen des Stadtlogos im Bezug auf die geographische Situation Baunatals: Die Landwirtschaft / Platz des Friedens (z. B. Kirschen), die Stadt / Europaplatz (z. B. Linden), das Wasser / Eon-Platz (z. B. Trauerweiden) und der Forst / Postplatz (z. B. Kiefern).
Platz des Friedens
Der Platz des Friedens ist durch die angrenzende Kirche geprĂ€gt. Er bildet den sĂŒdlichen Eingang ins Stadtzentrum und den Auftakt in die FuĂgĂ€ngerzone. Ein Hain aus ApfelbĂ€umen (alt. KirschbĂ€umen) umschlieĂt die Kirche in Anlehnung an das biblische Motiv des Paradieses. Das Umfeld der Kirche besteht aus ruhigen Rasen- und GrandflĂ€chen.
EON Platz
Als langfristige Perspektive definiert zukĂŒnftig der EON-Platz den westlichen Stadteingang ins Zentrum Baunatal. Die derzeitigen ParkplatzflĂ€chen der Firma EON könnten in einen kleinen, grĂŒnen BĂŒrgerpark verwandelt werden. Ein umlaufender Baumrahmen aus schattenspendenden Trauerweiden und eine offene WiesenflĂ€che bieten vielfĂ€ltige Nutzungsmöglichkeiten wie z B. Flanieren oder Sonnenbaden sowie FreizeitaktivitĂ€ten wie z. B. Federball oder FuĂball. Im Bezug auf den Namensgeber des Platzes, könnten Pflanzungen von Energiepflanzen, wie z. B. Chinaschilf kleinteilige Raumsituationen erzeugen und auf das aktuelle Nachhaltigkeitsthema eingehen.
Europaplatz
Der Europaplatz bildet den nördlichen Stadteingang und den Ăbergang zum Stadtpark. Die Gestaltung des Europaplatzes orientiert sich im Wesentlichen am Bestand. Das Raster aus Linden wird zu einem Baumhain erweitert in dessen Lichtung das bestehende Kunstwerk integriert wird. Die Wassergebundene Decke unter den BĂ€umen wird erneuert und ausgeweitet. Mehrere BĂ€nke, Schachbretter, eine Boulebahn und einige Kinderspielobjekte laden sowohl Erwachsene als auch Kinder zum spielen unter BĂ€umen ein.
Postplatz
Ein charaktervoller Kiefernhain bildet den neuen östlichen Eingang in die Innenstadt. Ăber den âPostplatzâ entsteht eine direkte, klare Verbindung ĂŒber die Postgasse zum Marktplatz. Zudem erhĂ€lt das neue BaunaCenter ein adĂ€quates Entree. Die Kiefern stehen in Rasenstreifen, die sich partiell zu RasenbĂ€nken verwandeln. Analog zu den anderen PlĂ€tzen des Baunataler Zentrums befindet sich in einer Lichtung ein Spielplatz mit mehreren SpielgerĂ€ten. SĂŒdlich des Postplatzes könnte ein weiteres Parkhaus die Parkplatzproblematik entschĂ€rfen.
BAUNATALER BOULEVARD
Der Baunataler Boulevard bildet den letzten Baustein der stĂ€dtebaulichen Innenstadtentwicklung. Durch den RĂŒckbau der angrenzenden StraĂen auf zwei Spuren entsteht ein groĂzĂŒgiger, ca. 10 m breiter Boulevard als Rundweg und GrĂŒngĂŒrtel um die Innenstadt. Der Alleenring öffnet sich an partiell prĂ€gnanten StadteingĂ€ngen und besteht aus einer transparenten Baumart wie z. B. Gleditschien, die den Blick auf das Zentrum immer wieder frei geben. Der GrĂŒne AlleengĂŒrtel lĂ€dt zu SpaziergĂ€ngen ein und ermöglicht eine optimale Orientierung im Stadtgebiet. Zudem setzt er eine klare Grenze zum Individualverkehr und schafft ein Innen und ein AuĂen.
ENTWICKLUNGSKONZEPT / BAUABSCHNITTE
Die stĂ€dtebaulich-freirĂ€umliche Entwicklung des Baunataler Zentrums ist voraussichtlich eine âHerkulesaufgabeâ fĂŒr die nĂ€chsten 10-30 Jahre. Das vorliegende Konzept zeigt eine Vision fĂŒr einen Rahmenplan, der sich in den nĂ€chsten Jahren weiter entwickeln muss. Innenentwicklung vor AuĂenentwicklung â ĂŒbertragen auf das Baunataler Zentrum entwickelt sich die Innenstadt ausgehend vom Marktplatz als ersten Baustein ĂŒber die FuĂgĂ€ngerzone und die vier sternförmig angeordneten PlĂ€tze bis zum Baunataler Boulevard als finalem Baustein der Zentrumsentwicklung. Der freirĂ€umlichen Entwicklung muss allerdings eine stĂ€dtebauliche Entwicklung vorausgehen. Eine stĂ€dtebauliche Neuordnung sowie eine umfangreiche stĂ€dtebauliche Nachverdichtung des Zentrums bilden die Grundlage fĂŒr wohlproportionierte FreirĂ€ume. Weitere stĂ€dtebauliche und architektonische Wettbewerbe (z. B. fĂŒr die Einkaufzentren, das EON Areal sowie das Wohnquartier) könnten die QualitĂ€t einzelner MaĂnahmen sichern. Zudem ist die StĂ€rkung des Nutzungsmixes aus Einzelhandel, Wohnen, Verwaltungs- und BĂŒrogebĂ€uden entscheidend fĂŒr eine funktionierende, lebendige Innenstadt