Entwurfskonzept
Leitidee & freiraumplanerisches Entwurfskonzeptes
Die Stadt Hagen hat im Rahmen ihres Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (InSEK) für den Stadtteil Hohenlimburg das Projekt „Hohenlimburg an die Lenne“ ins Leben gerufen. Ziel dieses Vorhabens ist es, die Innenstadt Hohenlimburgs durch eine Neugestaltung der öffentlichen Räume zu revitalisieren und eine stärkere Verbindung zum Fluss Lenne herzustellen. Der Entwurf greift die organisch geprägten Formen vom natürlichen Flussraum auf, Inseln und Kieselbänke, die als Leitmotiv in die Gestaltung der Platzabfolge mit einfließen. Die weichen, fließenden Konturen spiegeln die Nähe zur Lenne wider und schaffen eine natürliche Verbindung zwischen den unterschiedlichen Bereichen. Der multifunktionale Rathausplatz, die Limburger Freiheit und der Brucker Platz bilden eine zusammenhängende Sequenz urbaner Freiräume, die durch den neuen Grünen Markt autofrei miteinander verbunden werden. Diese ermöglicht nicht nur eine barrierefreie und nahtlose Erreichbarkeit der einzelnen Bereiche, sondern stärkt auch die Aufenthaltsqualität und das Erlebnis des städtischen Raumes. Dabei ist das Thema Wasser in zahlreichen Facetten vertreten: als Wasserspiel, die sichtbare Regenwassernutzung, ein Trinkwasserbrunnen sowie der neue direkte Zugang zum Ufer am Brucker Platz. Die Gestaltung schafft Bezüge zur Identität des Ortes mit der gezielten Wiederverwendung vorhandener Materialien und betont die Nähe zur Lenne, indem sie den städtischen Raum aufwertet und gleichzeitig moderne Anforderungen an Aufenthaltsqualität, Mobilität und Nachhaltigkeit erfüllt.
Rathausvorplatz
Der Rathausvorplatz wird als multifunktionaler Stadtplatz neu gestaltet, um sowohl als Veranstaltungsort als auch als Treffpunkt zu dienen. Eine klare Zonierung trennt den Bereich vor dem Rathauseingang vom angrenzenden Zugang der Polizeistation, wodurch eine übersichtliche Struktur entsteht, die die Funktionalität und den Charakter des Platzes unterstreicht. Die zentrale Fläche bleibt flexibel nutzbar und bietet ausreichend Platz für verschiedenste Veranstaltungen wie Wochenmärkte, Stadtfeste oder kulturelle Aktivitäten. Ergänzend dazu schaffen Sitzgelegenheiten und Grünflächen eine angenehme Aufenthaltsqualität für Bürger*innen im Alltag. Der parkende Verkehr wird in das Konzept integriert, jedoch klar untergeordnet, um den Fokus auf die Fußgänger*innen und Besucher*innen des Platzes zu legen. Die Anordnung der Parkplätze und Wege ist so gestaltet, dass sie den Zugang zum Rathaus nicht beeinträchtigt, gleichzeitig aber die offene, einladende Atmosphäre des Platzes unterstützt. Durch diese Gestaltung wird der Rathausvorplatz zu einem attraktiven, lebendigen Mittelpunkt, der städtische Funktionen und Freiraumnutzung miteinander verbindet.
Pavillon und Freiheitsstraße
Der Bereich um den denkmalgeschützten Pavillon und die westliche Freiheitsstraße wird als Verlängerung der Fußgängerzone und als grünes Entree zur Limburger Freiheit neugestaltet. Die Straße wird als Shared-Space konzipiert, ohne Bordsteine, um ein gleichberechtigtes Miteinander von Fußgängern, Radfahrern und dem öffentlichen Nahverkehr zu ermöglichen. Diese barrierefreie Lösung sorgt für einen fließenden Übergang zwischen den unterschiedlichen Verkehrsarten und erhöht die Sicherheit und Attraktivität des Bereichs. Neue Grüninseln zwischen Gehwegen und Fahrspur dienen als Pufferzonen und bieten eine optische und funktionale Trennung, die den Straßenraum aufwertet und gleichzeitig das Mikroklima verbessert. Der denkmalgeschützte Pavillon bleibt dabei ein zentrales Gestaltungselement, das durch die Freiraumplanung in seiner historischen Bedeutung gestärkt und in den städtischen Raum integriert wird.
Stadtentree - „Limburger Freiheit“
Das Stadtentree wird als grün-blaue Insel gestaltet, die den Übergang in die Limburger Freiheit atmosphärisch aufwertet. Ein Fontänenfeld bildet das zentrale Element dieses Bereichs und lädt sowohl zum Verweilen als auch zur spielerischen Interaktion ein. Der bestehende Brunnen wird in das Konzept integriert und fügt sich harmonisch in die Gestaltung ein, wodurch eine Verbindung von Alt und Neu entsteht. Die höher gelegenen Kugelahorne werden durch eine geschwungene Sitzkante eingefasst, die sowohl als
Aufenthaltsbereich als auch als gestalterisches Element dient. Diese Kante verschleift die Höhenunterschiede des Platzes und schafft durch ihre Form eine natürliche Sitzgelegenheit im Schatten der
Bäume. Der Platz bietet damit eine attraktive Kombination aus Wasser, Grünflächen und Sitzgelegenheiten und schafft ein einladendes Entree zur Limburger Freiheit.
Grüner Markt
Der Grüne Markt wird als intimer, grüner Ort gestaltet, der die Rückseite des Rathauses in Szene setzt und gleichzeitig als Verbindungsraum zwischen der Innenstadt und der Lenne fungiert. Dieser Bereich zeichnet sich durch eine ruhige, einladende Atmosphäre aus, die zum Verweilen und Entspannen einlädt. Begrünung und Sitzmöglichkeiten sorgen für eine hohe Aufenthaltsqualität, während der Raum flexibel für kleinere Veranstaltungen wie Floh- oder Weihnachtsmärkte genutzt werden kann. Die Gestaltung zielt darauf ab, einen harmonischen Übergang zwischen dem urbanen Raum und der natürlichen Umgebung der Lenne zu schaffen. Der Grüne Markt wird so zu einem wichtigen Knotenpunkt, der die Aufenthaltsqualität steigert und die städtische Struktur sinnvoll ergänzt.
Der neue Brucker Platz
Der Brucker Platz wird als terrassierte Geste zum Ufer der Lenne gestaltet und schafft so eine direkte Verbindung zwischen der Stadt und dem Fluss. Die Terrassen bieten zahlreiche Sitzgelegenheiten, die einen freien Blick auf den Fluss ermöglichen und den Aufenthalt am Wasser fördern. Ortstypische Bäume wie Ulmen und Eschen spenden in den Sommermonaten Schatten und tragen zur natürlichen Kühlung bei, wodurch die Aufenthaltsqualität weiter verbessert wird. Eine barrierefreie Rampe verbindet den Radweg mit der Innenstadt und fördert durch ihre Gestaltung ein langsames Fahren, sodass Konflikte zwischen Radfahrern und Fußgängern vermieden werden. Ergänzt wird der Platz durch einen konsumfreien Sitz- und Spielbereich, der sowohl Erholung als auch Aktivität bietet. Eine mögliche spätere Gastronomienutzung in der angrenzenden städtebaulichen Bebauung würde den Platz zusätzlich beleben und zu einem beliebten Treffpunkt im Stadtraum machen.
Am Lenne Ufer
Am vorhanden Zugang zum Lenneufer in Höhe der Überdachung des Kanuclubs Hohenlimburg eV wird ein kleiner Vorplatz ausgebildet wo temporär Räder abgestellt werden können. Zwei neue Einlassstellen für Kanus werden in Richtung der neuen Öffnung zum Bruckerplatz durch ebene Betonelemente mit Stufen ins Wasser gebildet.
Erschließung und ruhender Verkehr
Alle Teilbereiche sind durch klare Sichtachsen und eine durchdachte Verkehrsführung miteinander verbun-den. Der Fokus liegt dabei auf Barrierefreiheit, attraktiven Aufenthaltsmöglichkeiten und der Verknüpfung von städtischen und naturnahen Räumen. Am Grünen Markt sind wie in der Fußgängerzone Anlieferzeiten möglich sowie Kurzzeitstellplätze zur Andienung des Kanu-Vereins vorhanden. Die geforderten Stellplätze sowie Garagen der Polizei werden entlang der Fassade des Westflügels am Rathausplatz ausgebildet und lassen auch bei einer intensiven Platznutzung die verkehrlichen Belange störungsfrei zu. Alle geforderten Radstellplätze werden erfüllt und um E-Ladestationen erweitert.
Grün- und Freiraum
Begrünung / Bepflanzung / Vegetation
Die Baumstandorte im Bestand werden verbessert sowie leisten Artenreiche Wildstaudenmischungen dabei ein hohes Maß an grüner Unterpflanzung und tragen zu einem positiven Mikroklima bei. Pflegeleichte Wildstauden und Gräser bieten am Grünen Markt und Bruckerplatz eine farbenfrohe Blütenpracht mit
Nährmöglichkeiten für Insekten. Ca. 50 Neupflanzungen ergänzen den weitesgehend erhaltenen, wertvollen Baumbestand. Feuchtigkeitsresistente Arten wie Sibirische Ulme Ulmus pumila und Schwarz-Esche Fraxinus nigra stellen dabei am Bruckerplatz bezüge zur Ufervegetaion her.
Ausstattungselemente / Einbauten
Die Sitzinseln und sowie die Treppenanlage werden aus Recycling-Beton gefertigt mit einer robusten, FSC-zertifizierten Holzauflage (z.B. Robinie), was eine lange Funktionstüchtigkeit und einen geringen Wartungsaufwand erwarten lässt, Sie werden in Teilbereichen mit Rückenlehnen für ein bequemes Sitzen aller Altersgruppen ausgestattet. Durch die umlaufende Nutzbarkeit richten sie sich sowohl zur Platzmitte als auch zu den umliegenden Geschäften und gastronomischen Angeboten aus. Allgemeine Ausstattungselemente (z.B. Radbügel, Abfallbehälter) werden aus Stahl gefertigt und fügen sich durch ihre dezente und einheitliche Gestaltung nahtlos in den Raum ein. Der neue Trinkbrunnen am Grünen Markt integriert sich durch seine Materialwahl aus recycelten Beton in die Gestaltung mit ein und bietet für Mensch und Tier den Zugriff auf Wasser an sommerlichen Hitzetagen.
Materialien und Bodenbeläge
Ein neuer Stadtteppich aus hellem Betonstein mit Natursteinvorsatz bildet den richtungslosen Grundbelag. Changierende rot/orange/braun-Töne werden auf dem Rathausplatz in einem größeren Format verlegt, um sich zusätzlich zur Einfassung aus Beton vom Bewegungsraum abzuheben. Der vorhandene Naturstein der Freiheitsstraße wird in einem richtungslosen Verband, gesägt vor den Gebäudezugängen wieder einge-bracht. Das vorhandene rötliche Betonsteinpflaster wird als Tragschicht und in die Vegetationssubstrate zu-gegeben. Alle Betonelemente werden aus Recycling-Beton, in Anlehnung an den Bestand, mit einem röt-lich/orangen Zuschlag in Terrazzo-Optik ausgebildet. Ein rötlich/orange eingefärbter Possehl-Asphalt bildet die Aufenthaltsfläche der Terrassenstufen und des Lenne-Radweges.
Barrierefreiheit und Beleuchtung
Die Zugänge zum Rathaus und der Polizeistation werden durch eine gezielte Höhenausbildung, sowie einer Rampe am Bürgeramt, erreicht. Der Bruckerplatz erhält eine Barrierefreie Rampe die an den zukünftigen Lenne-Radweg anschließt. Hier wird auf ausreichende Breiten von mindestens drei Metern geachtet. An der Limburger Freiheit entsteht eine sich verschleifende Sitz- und Treppenkante die eine Barrierefreite Anbindung aus Richtung Innenstadt zulässt. Alle Borde werden entfernt sodass eine zusammenhängende Belagsfläche erzeugt wird. Das Beleuchtungskonzept sieht verschiedene Typologien vor. Ein Stele mit Effektleuchten illuminiert die großen Platzbereiche. Sie lassen sich Veranstaltungsangepasst steuern. Pendelleuchten unterstützen die Atmosphäre am Grünen Markt und bauen auf der vorhandenen Beleuchtung auf. Pollerleuchten lassen die rückwertigen Wohnzugänge der Freiheitsstraße und die Verbindungsgasse zwischen Bruckerplatz und Markt erleuchten. Überflutbare Bodenleuchten werden in den Lenneradweg integriert, sie dienen gleichzeitig als Element der Trennung zwischen Fuß und Radweg.
Hochwasserschutz und Regenwassermanagement
Hochwasserschutz
Aufbauend auf den bestehenden Öffnungen der Hochwassermauer an der Polizei, sowie am Kanu-Club eV wo mobile Hochwasserwände zum Einsatz kommen ist die neue Öffnung und Terrassierung am neuen Bruckerplatz teilweise Überflutbar. Die Ausstattung sowie Pflanzenwahl kann mäßige Hochwasserstände schadensfrei aushalten. Im Falle eines extremen Hochwassereregnisses ist dabei gewährtleistet das eine mobile Hochwassermauer am Ende der Treppen und Rampenanlage installiert werden kann.
Regenwassermanagement
Dem Prinzip der “Schwammstadt” folgend soll ein Anteil der Flächen entsiegelt und als bepflanzte Tiefbeete ausgebildet werden, ohne mit der Funktion als Stadtplatz oder Bewegungsraum in Konflikt zu geraten. Niederschläge können somit zurückgehalten, verdunsten oder zeitlich verzögert versickern und dem Baumbestand zur Verfügung gestellt werden. Die befestigten Oberflächen werden überwiegend in die Grünflächen entwässert, was sich zusätzlich positiv auf die Belastung des Kanalnetzes auswirkt. Die Rahmungen des Rathausplatzes werden so konzipiert, dass sie anfallendes Regenwasser in eine Zisterne leiten und für Dürreperioden zur Verfügung stellen. Am Grünen Markt werden die Pflanzgruben der Gehölze dabei nach dem “Stockholmer Modell” ausgebildet, sodass die Standortbedingungen optimiert, der Pflegeaufwand reduziert und die Aufnahmekapazität von Niederschlägen maximiert werden.
Wirtschaftlichkeit
Robuste und nachhaltige Baustoffe tragen dazu bei, dass in allen Teilbereichen eine langlebige und wirtschaftliche Lösung entsteht. Durch die Wiederverwendung von Bestandspflaster aus Naturstein und der Verarbeitung und wieder Einbringung in Tragschichten und Substrate der bestehenden gebundenen Pflasterbereiche, wird angestrebt die Auswirkungen auf Umwelt und Kosten zu reduzieren. Ein Mix aus pflegeextensiven- und intensiven Vegetationsstrukturen lässt ein diverses Grünbild zu und entlastet die städtischen Pflegeorganisationen. Dabei wird gezielt auf ein flexibles Grundgerüst zurückgegriffen was nach Bedarf weiterentwickelt werden kann.