Der Arbeit gelingt es, durch eine intelligente Volumen-Komposition sowohl Bezüge zum Bestand herzustellen
als auch die Höhenstaffelung vom Deutschen Platz zur Philipp-Rosenthal-Straße gekonnt zu meistern. Ein relativ hoher Baukörper mit neun Geschossen erhebt sich am Deutschen Platz und staffelt sich entlang der Curiestraße sowohl im Grundriss als auch in der Höhe stufenweise zurück. So fügt sich der Neubau ganz selbstverständlich in die Straßenflucht ein. Ebenso gelingt dadurch eine angemessene Vermittlung der Höhenunterschiede zwischen dem Gründungsbau und dem niedrigen Lesesaaltrakt.
Besonders überraschend aber gleichermaßen überzeugend ist die Fortführung des Fußabdrucks im Unterbau. Dies ermöglicht es der Arbeit, im Vergleich zu anderen Arbeiten mit Abstand die meisten Bäume zu erhalten und so die Flächenversiegelung auf ein Minimum zu reduzieren.
Der Bezug zum Bestandsbau wird zum gestalterischen Element. Die Trauflinie des Bestandes wird aufgegriffen, wodurch die Fassade in einen sechsgeschossigen Hauptbaukörper und einen weiteren, um drei Geschosse erhöhten, kronenartigen Abschluss gegliedert wird. Die dadurch erzeugte Höhen-Betonung an der Ecke Deutscher Platz/Curiestraße wird von Teilen des Preisgerichts als sehr gelungen bewertet, während sie aus Sicht der Denkmalpflege als zu breit und monumental eingeschätzt wird. Das ruhige, an Bücherregale erinnernde Fassadenthema wird sehr begrüßt. Die Fassade wird als robust, ohne auffällige Sonderlösungen, beurteilt.
Das Gebäudeinnere ist klar strukturiert, die Grundrissaufteilung folgt weitgehend dem Raumprogramm. Die Magazinflächen sind in plausible Sektionen unterteilt und zeichnen sich durch eine hohe Flächeneffizienz in ihrer Anordnung aus. Die Anbindung an den Bestand über drei Ebenen ist gut gelungen. Lediglich die Rollregalanlagen im Bereich der Krone erweisen sich teilweise als ungeeignet und nicht effizient. Zudem müssten die FTS-Anlagen im 2. und 3. Geschoss gegen die Rollregalanlagen im vierten Geschoss ausgetauscht werden. Die Flure, die teilweise nur eine Breite von 1,20 m aufweisen, entsprechen nicht den Anforderungen der Auslobung. Die zentralen Lüftungseinrichtungen in den obersten Obergeschossen werden kritisiert.
Die Durchfahrt zum Deutschen Platz ist mit 3,20 m etwas zu schmal und wäre zu überarbeiten. Auch ist die Ladefläche für die kulturhistorische Sammlung an der Durchfahrt ungünstig platziert.
Aus typologischer und funktionaler Sicht sowie insbesondere hinsichtlich der Flächeneffizienz bietet die Arbeit einen interessanten und gelungenen Lösungsansatz für die Planungsaufgabe.
