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Offener Wettbewerb | 06/2025

Gesamtkonzept Paulskirche und Haus der Demokratie in Frankfurt am Main

Perspektive Platz der Demokratie

Perspektive Platz der Demokratie

Preis

Preisgeld: 22.000 EUR

SCHULZE BERGER Architekten Stadtplaner

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Haus und Platz der Demokratie in Frankfurt am Main

Architektur und Städtebau

Das städtebauliche Ensemble rund um die Paulskirche soll in seinen wesentlichen baulichen Elementen und Freianlagen erhalten bleiben und qualitätsvoll weiterentwickelt werden. Dies gilt in erster Linie für die Umnutzung Stadtkämmerei, die zum Haus der Demokratie umgebaut wird. In Richtung Norden lagert sich dort der zukünftige Haupteingang des Komplexes an, der über eine großzügige neue Platzanlage erschlossen wird. Hier finden die geplanten Nutzungen des Hauses der Demokratie ihren besonderen und niederschwelligen Ort: Vielseitige Ausstellungen, Bibliothek, Labore usw. Insgesamt entwickelt sich dieses neue Ensemble rund um die Paulskirche zu einem Ort der Versammlung mit den Möglichkeiten der Information, Reflektion und der Argumentation.

Die beiden mehrgeschossigen und glasgedeckten Innenhöfe des Hauses der Demokratie öffnen sich über eine durchlässige Erdgeschossebene zu der nördlich vorgelagerten neuen Platzanlage. Sie umreißen den notwendigen öffentlichen Raum für die verschiedenartigen Versammlungen innen und außen. Auf der Dachfläche Richtung Süden entsteht eine offen zugängliche Terrasse mit Ausblicken auf die Frankfurter City.

Als Pendent zu dieser offenen Platzanlage vor dem neuen Haus der Demokratie wird der dichte Platanenhain östlich der Paulskirche zu einem klimagerechten, schattigen Stadtgarten weiterentwickelt und ausgebaut. Die im Raster gepflanzten Platanen werden an ihren Fehlstellen ergänzt. Dieser Stadtgarten wird barrierefrei und ohne Stufen zugänglich sein. Die Oberflächen können teilweise in wassergebundenen Decken ausgeführt werden. Die Einrichtung der Freischankflächen der gegenüberliegenden Gaststätten im östlichen Bereich unter den Platanen werten das dortige gastronomische Angebot auf.

Die Gestaltung aller Oberflächen der gesamten Platzanlagen um die Paulskirche sollte weitgehend einheitlichen Gestaltprinzipien folgen. Ein „steinerner Teppich“ verbindet lesbar die verschiedenartigen Stadtbausteine und Freiflächen zu einem gemeinsamen Ensemble. Es umfasst im Osten Teile des Platanenhains in der Mitte die Paulskirche und im Westen das Haus der Demokratie mit seiner vorgelagerten Platzanlage.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Arbeit gelingt eine solide, klar ablesbare Dreiteilung von ehemaliger Stadtkämmerei / neues Haus der Demokratie, Paulskirche und Platanenhain als Stadtgarten. Vom Bestehenden ausgehend wird das stadträumliche Ensemble gewinnbringend qualifiziert und gestärkt. Mittels eines einheitlichen Belags wird die Fläche zum einen zusammengeführt und zum anderen im Süden bis an die Fassade des Rathauses am Römerberg sowie über die Neue Kräme hinweg bis an die Ostfassaden herangezogen.

Das Raumprogramm des Hauses der Demokratie wird vollends durch Umbau der Stadtkämmerei umgesetzt. Unterirdische Eingriffe werden wohltuend nicht vorgenommen. Besonders überraschend und hervorzuheben sind dabei die Öffnung und Orientierung gen Norden. Als sehr wertvollen Beitrag wird ein Entréeplatz an der Nordwestseite des Ensembles formuliert und bildet einen neuen Platz der Demokratie aus. Mit einem großzügigen Foyer, einem Café und Shop im EG wird die Umnutzung der Stadtkämmerei mit Öffnung gen Norden treffend unterstützt. Workshop- und Laborräume werden zum Foyer hin orientiert. Ergänzt wird das Angebot ebenfalls auf der Dachebene mit einer Skybar nebst Aussichtskanzel auf die Paulskirche. Die BGF erscheint sehr groß, was u.a. dem sehr üppig ausgelegtem Foyer geschuldet ist.

Vom neuen Platz der Demokratie als Ort des Ankommens erfolgt die Besucher:innenlenkung durch das Haus der Demokratie zur Paulskirche, in deren Bestand bis auf die barrierefreie Ergänzung eines Fahrstuhls nicht eingegriffen wird.

Der Platanenhain wird lückenhaft ergänzt und zu einem schattigen und erholsamen Stadtgarten mit wassergebundener Wegedecke und Freischankfläche verdichtet. Die wassergebundene Wegedecke verbessert zwar nicht die Wasserdurchlässigkeit der Oberfläche, bildet aber ein spannungsvolles Pendant zu den steinern angrenzenden Plätzen.

Die Walter Kolb Eiche wird als punktueller Schwerpunkt auf dem neu entstandenen Platz gebührend inszeniert. Ein neuer Ort für Demonstrationen und öffentliche Kundgebungen entsteht sehr passend vis à vis zum HDD. Kritisch und dem aktuellen Klimaanpassungsgebot nicht gerecht werdend wird hingegen die sehr steinerne Ausführung des Entréeplatzes diskutiert.

Der Eingriff an der Nordfassade wird weitgehend minimiert. Grundsätzlich erscheint die Erschließung der Stadtkämmerei denkmalverträglich. Die Sichtachse des 1950er Jahre wird respektiert. Die substanziellen Eingriffe in die Stadtkämmerei sind im Grundsatz denkbar, müssen jedoch kritisch überprüft werden.

Sehr gut gelingt es mit wenigen realisierbaren Eingriffen ein stadträumlich schlüssiges Gesamtkonzept mit klarer Adressbildung anzubieten. Kontrovers wird diskutiert, ob die gegenläufigen Adressbildungen die Orientierung erschweren. Die Beziehung der drei herausgearbeiteten Teilbereiche entsteht allerdings durch Nachbarschaft und Nähe. Die Anmutung eines eingeschossigen, kräftigen Vordaches an der Stadtkämmerei als vermeintlich einladende Geste in das neue Haus der Demokratie widerspricht allerdings vollends der im EG ablesbaren Öffnung des Hauses, wirkt eher erdrückend als einladend und wird der gewünschten Wirkung eines solchen Ortes nicht hinreichend gerecht.
Lageplan

Lageplan

Axonometrie

Axonometrie

Erdgeschoss mit Umgriff

Erdgeschoss mit Umgriff

1. Obergeschoss

1. Obergeschoss

2. Obergeschoss

2. Obergeschoss

3. Obergeschoss

3. Obergeschoss

4. Obergeschoss

4. Obergeschoss

Querschnitt

Querschnitt

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Planlayout

Planlayout