Der Arbeit gelingt eine solide, klar ablesbare Dreiteilung von ehemaliger Stadtkämmerei / neues Haus der Demokratie, Paulskirche und Platanenhain als Stadtgarten. Vom Bestehenden ausgehend wird das stadträumliche Ensemble gewinnbringend qualifiziert und gestärkt. Mittels eines einheitlichen Belags wird die Fläche zum einen zusammengeführt und zum anderen im Süden bis an die Fassade des Rathauses am Römerberg sowie über die Neue Kräme hinweg bis an die Ostfassaden herangezogen.
Das Raumprogramm des Hauses der Demokratie wird vollends durch Umbau der Stadtkämmerei umgesetzt. Unterirdische Eingriffe werden wohltuend nicht vorgenommen. Besonders überraschend und hervorzuheben sind dabei die Öffnung und Orientierung gen Norden. Als sehr wertvollen Beitrag wird ein Entréeplatz an der Nordwestseite des Ensembles formuliert und bildet einen neuen Platz der Demokratie aus. Mit einem großzügigen Foyer, einem Café und Shop im EG wird die Umnutzung der Stadtkämmerei mit Öffnung gen Norden treffend unterstützt. Workshop- und Laborräume werden zum Foyer hin orientiert. Ergänzt wird das Angebot ebenfalls auf der Dachebene mit einer Skybar nebst Aussichtskanzel auf die Paulskirche. Die BGF erscheint sehr groß, was u.a. dem sehr üppig ausgelegtem Foyer geschuldet ist.
Vom neuen Platz der Demokratie als Ort des Ankommens erfolgt die Besucher:innenlenkung durch das Haus der Demokratie zur Paulskirche, in deren Bestand bis auf die barrierefreie Ergänzung eines Fahrstuhls nicht eingegriffen wird.
Der Platanenhain wird lückenhaft ergänzt und zu einem schattigen und erholsamen Stadtgarten mit wassergebundener Wegedecke und Freischankfläche verdichtet. Die wassergebundene Wegedecke verbessert zwar nicht die Wasserdurchlässigkeit der Oberfläche, bildet aber ein spannungsvolles Pendant zu den steinern angrenzenden Plätzen.
Die Walter Kolb Eiche wird als punktueller Schwerpunkt auf dem neu entstandenen Platz gebührend inszeniert. Ein neuer Ort für Demonstrationen und öffentliche Kundgebungen entsteht sehr passend vis à vis zum HDD. Kritisch und dem aktuellen Klimaanpassungsgebot nicht gerecht werdend wird hingegen die sehr steinerne Ausführung des Entréeplatzes diskutiert.
Der Eingriff an der Nordfassade wird weitgehend minimiert. Grundsätzlich erscheint die Erschließung der Stadtkämmerei denkmalverträglich. Die Sichtachse des 1950er Jahre wird respektiert. Die substanziellen Eingriffe in die Stadtkämmerei sind im Grundsatz denkbar, müssen jedoch kritisch überprüft werden.
Sehr gut gelingt es mit wenigen realisierbaren Eingriffen ein stadträumlich schlüssiges Gesamtkonzept mit klarer Adressbildung anzubieten. Kontrovers wird diskutiert, ob die gegenläufigen Adressbildungen die Orientierung erschweren. Die Beziehung der drei herausgearbeiteten Teilbereiche entsteht allerdings durch Nachbarschaft und Nähe. Die Anmutung eines eingeschossigen, kräftigen Vordaches an der Stadtkämmerei als vermeintlich einladende Geste in das neue Haus der Demokratie widerspricht allerdings vollends der im EG ablesbaren Öffnung des Hauses, wirkt eher erdrückend als einladend und wird der gewünschten Wirkung eines solchen Ortes nicht hinreichend gerecht.