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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2022

Gestaltung Rheinufer Unteres Werft in Uerdingen

Anerkennung

Preisgeld: 10.000 EUR

scape Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Fischer Teamplan Ingenieurbüro GmbH

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Mix+Match Promenadendeck Uerdingen

Die untere Rheinwerft in Uerdingen wird zum Promenadendeck der Stadt. Durch mobile Decks unterschiedlicher Funktionen  entstehen differenzierte Microparks entlang des Rheinufers.

Nach Aufgabe der industriellen Hafennutzung kann das untere Rheinwert als hochattraktiver Freiraum für die Öffentlichkeit zurückgewonnen werden und zu einem multifunktionalen Freiraum der Stadt am Rhein entwickelt werden.

Das historische Erbe der Hafennutzung wird durch den umfänglichen Erhalt der vorhandenen Infrastruktur wie der Kaimauer mit Steinböschung, der beiden Hafenkräne, der Bahngleise und der nachhaltigen Wiederverwendung des Kopfsteinplasters unter der heutigen Asphaltdecke sichtbar in die Zukunft transportiert. Das vorhandene Kopfsteinpflaster wird vollfächig ausgebaut, gereinigt und die Oberfläche der Steine gesägt, so dass die historischen Steine als barrierefreie Pflasterung im Bereich der Bahngleise eingebaut werden können. Die verbleibenden Oberflächen des Promenadendecks werden mit einem Asphalt dessen Zuschläge aus gebrochenem Rheinkies bestehen asphaltiert. Auf dieses absolut hochwasserbeständige Promenadendeck werden aus modularen Containerdecks unterschiedliche Funktionsbereiche als Microparks platziert.

Die Containerdecks werden auf der stählernen Bodenplatte von 20-Fuß-ISO-Containern mit einer Länge von 6,058 m und einer Breite von 2,438 m aufgebaut. Durch die vom ISO-Container-Standard übernommen Befestigungsecken sind die Containerdecks durch standardisierte Kräne, Stabler und LKWs leicht zu verladen und zu transportieren. Diese Mobilität ist unbedingt notwendig, damit die Promenade vor einem Hochwasserereignis schnell geräumt werden kann. Die geräumten Containerdecks können auf Brachflächen wie z.B. im Bereich der Niederstraße parallel zur Bahntrasse im direkten Umfeld gelagert werden.

Die vorgeschlagenen Containerdecks sind in vier Typen kategorisierbar: Vegetation, Aufenthalt, Gastronomie, Strand. Je Kategorie werden verschiedenen Gestaltungen angeboten. Durch die Mischung der Kategorien können differenzierte Microparks auf dem Promenadendeck gestaltet werden. Die Lage der Microparks orientiert sich an den historischen Spuren der Bahntrassen und am Bedarf im jeweiligen Teilabschnitt. Der nördliche und südliche Teilabschnitt dient eher dem ruhigen Flanieren mit Aufenthalts- und Gastronomieangeboten; der mittlere Teilabschnitt ist der deutlich trubeligere Bereich mit ausreichend befestigten Freiflächen zur Durchführung der unterschiedlichsten Veranstaltungen (Beachvolleyball-Turnier, Stadtfeste, Konzerte). Je nach Bedarf kann zu diesen Großveranstaltungen auch die Anordung und Platzierung der Microparks angepasst werden.

Die Material- und Gestaltungssprache der Containerdecks orientiert sich an der Schifffahrt; so sind alle tragenden Elemente und Wände aus Stahl und alle nutzbaren Oberflächen der Decks aus Holz. Die Vegetationselemente haben Substrathöhen von 40 bis 85 cm. Sie werden mit Dachbegrünungssubstrat inkl. Wasserspeicherelemente aufgebaut, so dass nur ein geringer Unterhaltungsaufwand entsteht.

Die Vegetationsverwendung orientiert sich am industriellen Umfeld und den klimatischen Standortbedingungen. Für die Gehölzpflanzungen in den Containerboxen eignen sich insbesondere Gleditschien (Gleditsia tricanthos), Robinien (Robinia pseudoaccacia), Eschen-Ahorn (Acer negundo), Zürgelbaum (Celtis occidentalis), Amberbaum (Liquidambar styraciflua), Eberesche (Sorbus aucuparia) u.ä. Die Unterplanzungen erfolgen mit standortangepassten Stauden-Gräser-Mischungen; im Bereich der südlichen Bahntrassen werden die offenen Bereiche im Gleisbett mit ruderalen Staudenmischen bepflanzt.

Entlang der Ufermauer wird die Rheinböschung durch ein umlegbares Geländer aus Stahl gesichert. Ein arretierbares Gelenk auf der Bodenplatte der Geländerpfosten ermöglicht das Umlegen der ca. 3 m langen Geländerabschnitte auf den Boden des Promenadendecks, so dass im Hochwasserfall kein Strömungshindernis vorhanden ist. Die Beleuchtung wird aus dem Bereich der Ufermauer an den westlichen Rand der Promenade verlegt, so dass ein deutlicher freierer Blick entlang der Promenade auf den Rhein ermöglicht wird. Darüber hinaus ist die Lage auch im Hochwasserfall strömungsgünstiger. Die Ausstattung mit Abfalleimern wird ebenfalls entlang der westlichen Kante platziert.

Der Radverkehr wird konsequent um das Promenadendeck herumgeführt. Dazu wird eine neue Radwegeverbindung durch den südlichen Deichpark zwischen den Straßen „Am Rheinhorst“ und „Casionogasse“ geführt. Drei zentrale Fahrradabstellplätze werden entlang des Radweges jeweils an den Knotenpunkten in der Dammstraße am Rheinhorst, in der Casinogasse am Rheintor und in der Dujardinstraße am Zollhof eingerichtet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Unter Bezugnahme auf den angrenzenden Stadtraum gliedern die Verfasser:innen das Uerdinger Rheinufer als neues „Promenadendeck“ schlüssig in drei Teilbereiche, die sich in Gestaltung, Nutzungsangeboten und Materialität unterscheiden. Dabei entsprechen die angedachten Materialien – Natursteinpflaster für den südlichen und nördlichen Bereich und Asphalt mit Rheinkieseln für die zentrale Zone – dem robusten Ort und stärken zusammen mit den erhaltenen Infrastrukturen des Hafens dessen besondere Atmosphäre.

Die vorhandenen Bahngleise werden als verbindendes, lineares Element herausgearbeitet und bestimmen in Kombination mit einem modularen Ausstattungskatalog und Vegetationsbändern ruderaler Strukturen das identitätsstiftende Motiv des Entwurfs.
Die Ableitung der gesamten Möblierung als Microparks aus Containerelementen der Hafennutzung ist nachvollziehbar, wirkt aber in der Detaillierung überinstrumentalisiert. Deren Eignung in der alltäglichen Nutzung, vor allem aber deren Abbau im Hochwasserfall, lässt für die Jury viele Fragen offen.
Gemessen an der Konzentration auf die künftige Ausstattung des Unteren Werft entwickelt der Entwurf trotz der einleitenden Würdigung in seiner Haltung zu den wichtigen stadträumlichen Verknüpfungen zu wenig Akzente. Südlicher Auftakt und nördlicher Abschluss der Rheinachse gestaltet sich zu wenig inspiriert, eine Korrespondenz mit der künftigen Bebauung wird nicht gesucht.
Insgesamt bietet die Arbeit ein solides Gerüst für die gestellte Aufgabe, kann aber mit der Konzentration auf die Ausstattung in der vorgelegten Form nicht vollends überzeugen.
Herleitung

Herleitung

Mix and Match

Mix and Match

Möbelkonzept

Möbelkonzept

Materialitäts- und Ausstattungskonzept

Materialitäts- und Ausstattungskonzept