Nichtoffener Wettbewerb | 09/2024
Gestaltung Wohn- und KreativQuartier Großer Hof in Braunschweig
©coido architects/rabe landschaften
Visualisierung
2. Preis
Preisgeld: 15.360 EUR
RABE LANDSCHAFTEN | ARGE STUDIO URBANE LANDSCHAFTEN
Landschaftsarchitektur
Erläuterungstext
Die Kreative Mitte ist ein lebendiger Ort, an dem das historische Braunschweig - mit seinen Strukturen, seinem Charme sowie seinen prägenden Bauwerken - und moderne Ideen aufeinandertreffen. Inmitten der mittelalterlichen Stadtstruktur schaffen wir einen Raum für Innovation, Kunst und Handwerk, in dem Tradition und Zukunft im Einklang stehen.
Zwischen den bestehenden Kirchen, dem neu gesetzten Stadtbaustein mit dem Haus der Familie und der Kunstgalerie, sowie geplanten Baukörpern in der Fortführung der umliegenden Blockstrukturen, eröffnen sich diverse, grüngeprägte Räume. Klare Raumfassungen mit sinnfälligen Versprüngen und Versätzen, in Kombination mit der Parzellenorientierung der Baukörper, lassen spannende Raumabfolgen entstehen, die zum Entdecken einladen und das Netz der Braunschweiger Innenstadt eigen und doch selbstverständlich ergänzen.
Die enge Verzahnung von Räumen und Bebauung, von Erdgeschossen und Außenraum fördert eine Kultur der Offenheit, in der neue Ideen und Projekte wachsen können. Im Geiste eines Kreativquartiers der Sinne lädt die Kreative Mitte dazu ein, das lebendige Treiben des Ortes mit allen Sinnen zu erleben. Wir bieten Künstlern, Handwerkern, Musikern, Gastronomen und Innovatoren eine Bühne, auf der sie ihre Werke und Ideen entfalten können. Historische Sichtbezüge, die alten Mauern der Markthalle und kleinteilige, atmosphärische Räume und Raumabfolgen dienen als Katalysator für ein kreatives Miteinander. Hier trifft kreative Schaffenskraft auf kreatives Erleben und Erfahren – Tradition und Moderne, die Menschen inspiriert und verbindet.
Beurteilung durch das Preisgericht
Die städtebauliche Setzung des Entwurfes ist klar ausformuliert. Es wird ein tragfähiges Grundgerüst ausgebildet, welches sich über die Zeit entwickeln kann. Wohnen und Kreativwirtschaft werden in dem Entwurf selbstverständlich miteinander verbunden.
Zwei große, hofumschließende Baukörper sowie ein Großbaustein auf den ehemaligen Grundrissen der Markthalle und ein Sonderbaustein am westlichen Eingang des Quartiers vervollständigen die städtebauliche Situation in der Braunschweiger Innenstadt auf angemessene Weise. Bestehende Wegeverbindungen werden gestärkt, sowohl in Ost-West-Richtung mit der Werdertwete und der Kirchenarkade, als auch in Nord-Süd-Richtung durch die Klimagasse und die Kreativpassage.
Es entstehen kleinteilige Atmosphären und Raumabfolgen sowie eine klare Ausbildung von Privatheit und Öffentlichkeit. Die bauliche Ausformulierung entlang der Ost-West-Verbindung wird positiv betrachtet. Durch ein Abknicken des nordwestlichen Baukörpers wird die Verbindung zwischen Großem Hof und St. Andreaskirche gestärkt. Die südliche Eingangssituation wurde durch Wohnbebauung ergänzt, die sich jedoch außerhalb des Entwurfsgebietes befindet.
Die architektonische Ausgestaltung der Satteldächer, welche sich auf historische Beispiele in Braunschweig bezieht, wirkt teilweise etwas formalistisch. Die Freiräume gliedern die Kreative Mitte und verweben sie mit dem Bestand. Der Grüne Hof mit den bestehenden Bäumen dient als zentrales Herzstück des Quartiers. Weitere grüne (Innen-) Höfe dienen als ruhige, private Gartenräume für die Nachbarschaft. Gelobt wird die klare Ausformulierung von öffentlichen Freiräumen sowie privateren Innenbereichen. Ganz im Osten des neuen Quartiers soll der neugestaltete Werderpark als grüne Lunge in der Stadt dienen. Dieser Park wird jedoch bezüglich seiner vorgeschlagenen Dimensionierung hinterfragt.
Der Kreativhub mit einer Mischung aus dem Haus der Familie, der Kunstgalerie und dem Mobility Hub wird positiv bewertet. Er soll als Akzent und Orientierungspunkt des neuen Kreativquartiers dienen. Die historischen Markthallenmauern wurden mit in den Entwurf integriert. Die Erdgeschosszonen sind zusammen mit den öffentlichen Räumen gedacht. Die Mischung von Wohnen und Kreativwirtschaft wird in einem angemessenen und glaubwürdigen Rahmen vorgeschlagen. Besonders hervorzuheben ist hierbei auch die Ausbildung der Kreativpassage in Nord-Süd-Richtung mit aktivierenden Erdgeschossnutzungen. Besondere Wohnformen wie Baugruppen, Studierendenwohnen oder Clusterwohnen wurden mit in das Projekt integriert.
Die Positionierung der Kita an der Wendenstraße wird sehr kritisch diskutiert. Grundsätzlich ist die Positionierung eines Gebäudevolumens an dieser Stelle vorstellbar, jedoch wird hier die Verortung der Kita aufgrund von Lärm und Verkehr hinterfragt.
In einem zentralen Mobility-HUB im Zentrum des Quartiers mit Erschließung aus Westen werden die Stellplätze für PKWs, Fahrräder und Car-Sharing zentral gebündelt. In den Erdgeschossen werden außerdem dezentrale Fahrradabstellanlagen vorgeschlagen. Klima- und Retentionsthemen wurden mitbedacht. So wurde der Burgmühlengraben als gestalterisches Element entlang des Klimaboulevards zur Sichtbarkeit des Regenwassermanagements genutzt. Das Regenwassermanagement soll kaskadenartig erfolgen. Fassadenbegrünungen sind für den Kreativhub und die Quartiersgarage vorgeschlagen.
©coido architects/rabe landschaften
Lageplan
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Vogelflug
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Räume